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Das Markenzeichen von Opel wird modifiziert, schon wieder

Opel Logo (2023)
Opel Logo (2023), Quelle: Opel/Stellantis

Der Automobilbauer Opel hat sein Markenzeichen modifiziert, ein weiteres Mal. Bei keiner anderen Automobilmarke* wurde das Markenzeichen in den letzten Jahren und Jahrzehnten so oft verändert, umgestaltet und immer wieder neu interpretiert wie bei Opel. Mit dem nun präsentierten neujustieren Opel-Blitz solle „der Ära der fortschreitenden Elektromobilität bei Opel Ausdruck verliehen werden“, so das Unternehmen.

Opel, 1862 gegründet, wurde 2017 von General Motors an die französische PSA-Gruppe verkauft. 2021 fusionierte die PSA mit der FCA-Gruppe zum Stellantis-Konzern. Mit der Eingliederung in den Stellantis-Konzern bekam Opel einen strammen Sparkurs auferlegt. Bereits ein Jahr später wurde Opel wieder profitabel. Die Absatzzahlen waren zuletzt rückläufig, teils stark (KBA). Wie für die Branche üblich setzt auch Stellantis bei seinen Marken (u.a. Citroen, Fiat, Jeep, Peugeot) auf die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte. Bis Ende dieses Jahres wird Opel 15 elektrifizierte Modelle im Angebot haben. Ab 2028 werde Opel in Europa ausschließlich elektrische Fahrzeuge anbieten.

Im Rahmen einer Pressemeldung hat Opel eine neugestaltete Fassung seines Markenzeichens enthüllt. Während das Logo im Umfeld der digitalen Präsenz bereits zur Anwendung kommt, sollen Fahrzeuge erst ab 2024 damit ausgestattet werden. Im Rahmen der diesjährigen IAA Mobility (München) wird der neue Opel-Blitz erstmals am Messeauftritt von Opel zu sehen sein.

„Unser Blitz ist wichtiger als jemals zuvor. Denn er symbolisiert nicht nur unser Versprechen, Innovationen und Mobilität für alle erschwinglich zu machen, sondern er steht auch für unser Bekenntnis, bis 2028 in Europa zur komplett elektrischen Marke zu werden. Noch im laufenden Jahr werden wir bereits 15 elektrifizierte Modelle anbieten und so mit Stolz sagen können: Opel ist elektrisch“, sagt Opel CEO Florian Huettl.

Opel Logo – vorher und nachher
Opel Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Opel, Bildmontage: dt

Filigraner, eckiger und offen – das ist das neue Opel-Logo. Im Vergleich zum Vorgängerlogo verfügt das neue Blitz-Signet über eine größere horizontale Ausdehnung. Der Blitz, der erstmals den ihn umgebenden Ring durchschneidet, ist nun nahezu gleichbreit wie die darunter befindliche Wortmarke. Die Wortmarke selbst bleibt unverändert. Das neuinterpretierte Blitz-Signet stehe im Einklang mit der zuletzt von Opel propagierten „mutigen und klaren“ Design-Philosophie, so Opel-Designchef Mark Adams. Die geschärfte Form verleihe dem Logo einen noch progressiveren, moderneren Look.

Bemerkenswert: Erst vor drei Jahren hatte Opel im Zuge der Umstellung auf einen neuen Markenauftritt das Logo modifiziert, zunächst das Emblem am Fahrzeug, wenig später folgte das Markenlogo. Mit dem nun vorgestellten Opel-Blitz vollzieht die Rüsselsheimer Automarke bereits das siebte Redesign / Facelift in knapp zwanzig Jahren, siehe Opel-Logo-Historie. Keine andere automobile Marke, und wohl auch kaum ein anderes Unternehmen, hat in so kurzer Zeit derart oft ein Redesign/Relaunch verpasst bekommen.

Kommentar

Nichts ist so beständig, wie der Wandel (Heraklit). Insbesondere im Kommunikationsdesign lässt sich Wandel und Veränderung sehr eindrücklich ablesen. Gleichzeitig ist die im Rahmen von Redesigns, Relaunchs und Facelifts vollzogene Veränderung Ausdruck und Spiegel von gesellschaftlichem Wandel (technologischer Fortschritt, verändertes Klimabewusstsein, u.a.).

Wenn Unternehmen/Marken Redesigns vornehmen, spiegelt dies in aller Regel auch die in einem Unternehmen stattfindenden Veränderungen wider (strategisch, personell, strukturell). Wenn darüber hinaus viele Redesigns in kurzer Zeit vollzogen werden, ist dies nicht selten ein Indikator für verfehlte Unternehmenspolitik / Missmanagement, siehe Schlecker, Beate Uhse, Globetrotter u.a.. Unabhängig davon sind rasch auf einander folgende Redesigns, so wie bei Opel, Ausdruck von Konzeptlosigkeit.

Zehn unterschiedliche Geschäftsführer waren seit April 2001 bei der Adam Opel AG im Amt. Permanenter Wechsel ist das Opel-Prinzip, so scheints. Und auch im Visuellen zeigt sich bei Opel das Fehlen von Kontinuität und Konsistenz. Eindrücklich wird die bewegte jüngere Geschichte der Traditionsmarke anhand der Logo-Evolution dokumentiert.

Marken müssen wandelfähig sein, das ist klar. Alle fünf/sechs Jahre sollte das visuelle Erscheinungsbild / die Markenidentität, auch da Mediennutzung und Konsumverhalten Veränderungen unterliegen, auf den Prüfstand und in Frage gestellt werden. Ebenso aber ist klar: Eine starke Marke wechselt nicht alle drei Jahre ihr Aussehen und ihr Logo. Denn häufige Wechsel bringen viele Probleme mit sich, von den Kosten für das Unternehmen einmal ganz abgesehen.

Zunächst einmal lässt sich auf solch einem Weg des sich ständig Neuerfindes unmöglich Konsistenz erreichen. Kaum haben Opel-Händler ein neues Gestaltungskonzept für ihre Filiale adaptiert und implementiert, rollt bereits das nächste Redesign an. Kein Wunder also, wenn viele Händler derlei Anpassungs-Iterationen, die für die Händler Investitionen bedeuten, nicht mitmachen und es stattdessen beim alten Design mit sonnengelber Stehle und chromfarbenen Emblem belassen. An nicht wenigen Händler-Fassaden sieht man heute noch die Version mit weißem, zuweilen auch mit schwarzem Opel-Blitz aus den 1970er-Jahren, wie er, bezogen auf die Farbe, seit 2017 wieder von Opel präferiert wird, einem Branchen-übergreifenden Trend zur schlichten Formgebung folgend, Stichwort Flat Design.

Auch in Bezug auf die Rezeption der Marke ist die große Anzahl der in Umlauf befindlichen Opel-Logoversionen natürlich problematisch. Denn wenn das Markendesign oft angepasst wird und/oder vielfach variiert, bleibt die Marke die Antwort auf die Frage schuldig, wofür sie eigentlich steht. Wofür also steht die Marke Opel, mit ihren vielen Gesichtern? Fortan also für Elektromobilität. So ziemlich alle Autobauer setzen bei PKW-Modellen auf E-Antrieb. Ein Differenzierungsmerkmal ist dies also nicht. Warum also diesen Aspekt im Logo betonen?

Zur Gestaltung: Die schärferen Ecken lassen den Blitz aggressiver erscheinen, nicht ganz so auf Potenz/Kraft ausgelegt wie etwa das Cupra-Signet, aber doch, um die Wortwahl Adams aufzugreifen, progressiver, technischer, geschliffener. Im Zusammenspiel mit dem satt leuchtenden Gelb, welches von Opel seit 2020 als Primärfarbe verwendet wird, kann man das Auftreten schon als offensiv bezeichnen. Wohl nie war die Marke Opel in ihrer Kommunikation expressiver, stand der Opel-Blitz mehr unter Strom. Ob diese Kommunikation als zur Marke Opel passend angesehen wird, ist die eine Frage – ob man den damit verbundenen Look mag und ansprechend findet, eine andere. In meinem Fall ist es weniger das Design, das mich stört, als vielmehr dessen erwartbar geringe Halbwertszeit.

Was negativ auffällt: Das im Rahmen der Pressemeldung veröffentlichte Bildmaterial ist von erschreckend schlechter Qualität. In den Farbverläufen der Visuals haben sich deutliche Artefakte und Farbstufen herausgebildet. Nein, es ist dies nicht etwa eine Art Noise-/Distortion-Stilelement – es ist schlichtweg mangelhafte Bildqualität. Derlei Visuals „elektrisieren“ nicht, sie lassen einem regelrecht das Blut in den Adern gefrieren. Woran womöglich auch der „Frozen-Glossy-Look“ des im Video gezeigten animierten Blitz-Emblems mit gläserner Textur seinen Anteil hat. Brrrr…

Mediengalerie

Weiterführende Links

* Persönliche Einschätzung auf Grundlage der seit 2006 für das dt durchgeführten Recherchetätigkeit

Dieser Beitrag hat 37 Kommentare

  1. Ich bin auf jeden Fall bei der “vorher” Version, da Signet und Wortmarke besser zueinander passen. Ein tolles Logo. Im direkten Vergleich einfach den Blitz noch etwas verlängert und es wäre für mich perfekt und ist doch zeitgemäß und zeitlos. Warum nur? Die neue Version wirkt echt retro und hat zu viele Strichstärken. Auch die Lücken hätte es nicht wirklich gebraucht. Zwar schon immer leicht artverwandt zu nem Airline-Logo, aber jetzt noch mehr und aktuelles Lufthansa-Logo als Strichstärken-Inspiration? Wie es das Budget will, sehen wir ja aber in drei Jahren wieder ein Update … Unnötig.

  2. Zur Verteidigung von Opel muss ich aber hinzufügen (obwohl nie Opel-Fan), dass es bei keiner Automarke in der Vergangenheit so turbulent zuging wie bei Opel. Ehemals zum GM-Konzern gehörend und seit den 80er/90er Jahren mit den Folgen der Konzern-Sparpolitik kämpfend, wie Saab, dessen Schicksal ja leider bekannt ist. Dann der fehlgeschlagene Verkauf und Umwandlung in eine AG, dann Übernahme durch PSA. PSA schloss sich dann auch noch mit Fiat/Chrysler/Jeep zu Stellantis zusammen. Und jetzt den verschlafenen Start in die Elektromobilität nachholend. Ich kann verstehen, dass da durch Konzernveränderungen Strategien geändert und auch über den Haufen geschmissen werden.
    Citroen/DS und Peugeot arbeiten auch an Ihren Strategien, stellen sich permanent neu auf. Das ist vielleicht auch gerade so, weil dort viel passiert – wie im Automobilbereich gerade allgemein. Alle Hersteller versuchen gerade, sich neu aufzustellen und das Thema Auto bzw. Mobilität neu zu erfinden und ihr „Revier“ abzustecken. Das wird nicht allen gelingen.
    Ich sehe gerade beim Schreiben, dass unter dem Kommentarfeld der Teaser zum letzten Logorelaunch von Opel steht: Ein geschärfter Blitz als Wegbereiter der neuen Designsprache bei Opel. Jetzt fällt mir auf, dass diese Überarbeitung auf dem Mokka-Grill nicht reichte. Es wirkt wie ein altes Autologo auf einem modernen Auto. Daneben das Logo von Renault – das passt. Vielleicht ist sogar das neue Logo von Opel noch zu alt, um auf modernen Autos zu passen.

  3. Auf welche Aussage bezieht sich das Sternchen “Persönliche Einschätzung auf Grundlage der seit 2006 für das dt durchgeführten Recherchetätigkeit”?

  4. Anscheinend hat Opel kein Vertrauen in die eigene Marke und ihr Signet.

    Das geht so weit dass sie jahrelang in das eigentlich markante Zeichen fummelig in den Ring noch O P E L reingeschrieben haben. Man weiß ja nie…

    Mit dem geteilten Blitz haben sie ihrem Ding ziemlich viel Kraft genommen.
    Schade….

  5. Ich sehe das Neue logo Kurz und Knapp unter dem Motto:Wer Seine Seele Verkauft Hat(Oder Verkaufen Musste)der Ändert auch Sein Gesicht.

    1. Das ist sicher ein Aspekt, den viele so sehen. Allerdings glaube ich nicht, dass ein kleinerer Autohersteller in Zukunft überleben kann. Technische Anforderungen bzw. Antriebe ändern sich und bringen neue Herausforderungen (nachdem sie jahrzehntelang verpennt und verdrängt wurden). Umweltpolitisch muss sich dringend etwas ändern, das wird immer noch zu wenig kommuniziert und besonders wird zu wenig danach gehandelt. Wir brauchen neue Batteriekonzepte, vielleicht auch weitere Alternativen, um Autos anzutreiben – Elektro, Wasserstoff, grünes Methan, synthetische Kraftstoffe… Märke brechen weg, Märkte verändern sich und reagieren, der technologische Fortschritt hat das positive Image deutscher Autos aufgezehrt, zumal der Elektroantrieb erst einmal verpennt wurde. Regierungen (vor allem unsere, parteiübergreifend) reagieren zu spät mit Gesetzen und Regelungen (Zulassungen, Entwicklung und Forschung, Verbote, Regelungen) um Standortvorteile zu generieren. Das kostet Zeit, das kostet Geld, das braucht Forschung und Entwicklung.
      Braucht man in Zukunft eigentlich noch ein eigenes Auto? Welche Form von Mobilität wird es geben in einer Welt, die mehr und mehr dem veränderten Klima ausgesetzt ist? Welche Geschäftsmodelle haben die Autohersteller noch? Zusammenschlüsse sind logisch, sie kosten Identität. Aber welche Identität hat ein Elektroauto? Motor und Batterien sind austauschbar. Alles nach Firmenidentität leistungsstark oder vernünftig, komfortabel oder sportlich ausgelegt. Ausstattung nach Image und Zielgruppe, genauso wie das (immer wichtigere, aber leider oft auch einheitlich) Design der Autos. Im Zusammenschluss haben mehrere Autohersteller dieselbe Plattform, legen sie nach ihren Anforderungen aus und schaffen ein Modell zur Marke. Immerhin gibt es Opel noch, wenn auch im Stellantis-Konzern.
      Das Thema Auto muss komplett neu gedacht werden, ergebnisoffen. Da hilft es nicht, zu sehr in die Vergangenheit zu sehen. Das Auto von früher gibt es nicht mehr, es ist Vergangenheit. Trotzdem denke ich gerne an früher zurück, die Autos, mit denen ich aufgewachsen bin, die mir gehörten. Aber die haben nichts mehr mit heute zu tun. Ein VW ID 3 wird niemals ein Golf 1 Klassiker werden. Ein Mustang Mach E niemals ein Capri. Autos sind emotionsloser geworden, mehr Fortbewegungsmittel als Statussymbol. Vermutlich ist das auch richtig und sinnvoll so.

  6. Den Gedanken den Blitz zu „verschärfen“ finde ich nicht verkehrt. Mir würde jedoch diese Variante hier besser gefallen. Hier ist die Diagonale Linie des Blitzes nicht so fett. Darüberhinaus finde ich die Form des Blitzes als eine durchgehende Einheit optisch ansprechender:

  7. Ach ja, und wo das Markenzeichen schon einmal verschärft wird, hätte man dann gleich auch die Schriftart passend zum Emblem dynamischer gestalten können. In der Art hier (nur als Beispiel auf dem Handy gemalt):

  8. Inkonsistenterweise müssen Opel-Vertragshändler nicht jeden CI-Wechsel mitmachen. So ist daher für Opel-Vertragshändler das Chrome-Logo immer noch aktuell, ebenso das dunklere Gelb. Da Signalisationen für Autohäuser so richtig viel Schotter kosten und Opel-Vertragshändler sogar eine Lobby haben, ist das vermutlich ein Entgegenkommen von Opel gegenüber seinen Vertragsnehmern, um nicht ständig die Signalisation wechseln zu müssen.

    Konsequent ist es so oder so nicht. Es ist schlicht eine unprofessionelle Markenführung.

  9. Ich habe an Trabant bzw. Sachsenring gedacht. Dann habe ich nachgeschaut und deren Logo sah anders aus. Vom Stil könnte es schon passen…

  10. Was man am Design nicht alles ablesen kann. Den Satz “wenn … viele Redesigns in kurzer Zeit vollzogen werden, ist dies nicht selten ein Indikator für verfehlte Unternehmenspolitik / Missmanagement”, sollten sich Soziologen merken, denn da ist was dran. Ein guter Indikator.

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