Der Automobilbauer Opel hat sein Markenzeichen modifiziert, ein weiteres Mal. Bei keiner anderen Automobilmarke* wurde das Markenzeichen in den letzten Jahren und Jahrzehnten so oft verändert, umgestaltet und immer wieder neu interpretiert wie bei Opel. Mit dem nun präsentierten neujustieren Opel-Blitz solle „der Ära der fortschreitenden Elektromobilität bei Opel Ausdruck verliehen werden“, so das Unternehmen.
Opel, 1862 gegründet, wurde 2017 von General Motors an die französische PSA-Gruppe verkauft. 2021 fusionierte die PSA mit der FCA-Gruppe zum Stellantis-Konzern. Mit der Eingliederung in den Stellantis-Konzern bekam Opel einen strammen Sparkurs auferlegt. Bereits ein Jahr später wurde Opel wieder profitabel. Die Absatzzahlen waren zuletzt rückläufig, teils stark (KBA). Wie für die Branche üblich setzt auch Stellantis bei seinen Marken (u.a. Citroen, Fiat, Jeep, Peugeot) auf die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte. Bis Ende dieses Jahres wird Opel 15 elektrifizierte Modelle im Angebot haben. Ab 2028 werde Opel in Europa ausschließlich elektrische Fahrzeuge anbieten.
Im Rahmen einer Pressemeldung hat Opel eine neugestaltete Fassung seines Markenzeichens enthüllt. Während das Logo im Umfeld der digitalen Präsenz bereits zur Anwendung kommt, sollen Fahrzeuge erst ab 2024 damit ausgestattet werden. Im Rahmen der diesjährigen IAA Mobility (München) wird der neue Opel-Blitz erstmals am Messeauftritt von Opel zu sehen sein.
„Unser Blitz ist wichtiger als jemals zuvor. Denn er symbolisiert nicht nur unser Versprechen, Innovationen und Mobilität für alle erschwinglich zu machen, sondern er steht auch für unser Bekenntnis, bis 2028 in Europa zur komplett elektrischen Marke zu werden. Noch im laufenden Jahr werden wir bereits 15 elektrifizierte Modelle anbieten und so mit Stolz sagen können: Opel ist elektrisch“, sagt Opel CEO Florian Huettl.
Filigraner, eckiger und offen – das ist das neue Opel-Logo. Im Vergleich zum Vorgängerlogo verfügt das neue Blitz-Signet über eine größere horizontale Ausdehnung. Der Blitz, der erstmals den ihn umgebenden Ring durchschneidet, ist nun nahezu gleichbreit wie die darunter befindliche Wortmarke. Die Wortmarke selbst bleibt unverändert. Das neuinterpretierte Blitz-Signet stehe im Einklang mit der zuletzt von Opel propagierten „mutigen und klaren“ Design-Philosophie, so Opel-Designchef Mark Adams. Die geschärfte Form verleihe dem Logo einen noch progressiveren, moderneren Look.
Bemerkenswert: Erst vor drei Jahren hatte Opel im Zuge der Umstellung auf einen neuen Markenauftritt das Logo modifiziert, zunächst das Emblem am Fahrzeug, wenig später folgte das Markenlogo. Mit dem nun vorgestellten Opel-Blitz vollzieht die Rüsselsheimer Automarke bereits das siebte Redesign / Facelift in knapp zwanzig Jahren, siehe Opel-Logo-Historie. Keine andere automobile Marke, und wohl auch kaum ein anderes Unternehmen, hat in so kurzer Zeit derart oft ein Redesign/Relaunch verpasst bekommen.
Kommentar
Nichts ist so beständig, wie der Wandel (Heraklit). Insbesondere im Kommunikationsdesign lässt sich Wandel und Veränderung sehr eindrücklich ablesen. Gleichzeitig ist die im Rahmen von Redesigns, Relaunchs und Facelifts vollzogene Veränderung Ausdruck und Spiegel von gesellschaftlichem Wandel (technologischer Fortschritt, verändertes Klimabewusstsein, u.a.).
Wenn Unternehmen/Marken Redesigns vornehmen, spiegelt dies in aller Regel auch die in einem Unternehmen stattfindenden Veränderungen wider (strategisch, personell, strukturell). Wenn darüber hinaus viele Redesigns in kurzer Zeit vollzogen werden, ist dies nicht selten ein Indikator für verfehlte Unternehmenspolitik / Missmanagement, siehe Schlecker, Beate Uhse, Globetrotter u.a.. Unabhängig davon sind rasch auf einander folgende Redesigns, so wie bei Opel, Ausdruck von Konzeptlosigkeit.
Zehn unterschiedliche Geschäftsführer waren seit April 2001 bei der Adam Opel AG im Amt. Permanenter Wechsel ist das Opel-Prinzip, so scheints. Und auch im Visuellen zeigt sich bei Opel das Fehlen von Kontinuität und Konsistenz. Eindrücklich wird die bewegte jüngere Geschichte der Traditionsmarke anhand der Logo-Evolution dokumentiert.
Marken müssen wandelfähig sein, das ist klar. Alle fünf/sechs Jahre sollte das visuelle Erscheinungsbild / die Markenidentität, auch da Mediennutzung und Konsumverhalten Veränderungen unterliegen, auf den Prüfstand und in Frage gestellt werden. Ebenso aber ist klar: Eine starke Marke wechselt nicht alle drei Jahre ihr Aussehen und ihr Logo. Denn häufige Wechsel bringen viele Probleme mit sich, von den Kosten für das Unternehmen einmal ganz abgesehen.
Zunächst einmal lässt sich auf solch einem Weg des sich ständig Neuerfindes unmöglich Konsistenz erreichen. Kaum haben Opel-Händler ein neues Gestaltungskonzept für ihre Filiale adaptiert und implementiert, rollt bereits das nächste Redesign an. Kein Wunder also, wenn viele Händler derlei Anpassungs-Iterationen, die für die Händler Investitionen bedeuten, nicht mitmachen und es stattdessen beim alten Design mit sonnengelber Stehle und chromfarbenen Emblem belassen. An nicht wenigen Händler-Fassaden sieht man heute noch die Version mit weißem, zuweilen auch mit schwarzem Opel-Blitz aus den 1970er-Jahren, wie er, bezogen auf die Farbe, seit 2017 wieder von Opel präferiert wird, einem Branchen-übergreifenden Trend zur schlichten Formgebung folgend, Stichwort Flat Design.
Auch in Bezug auf die Rezeption der Marke ist die große Anzahl der in Umlauf befindlichen Opel-Logoversionen natürlich problematisch. Denn wenn das Markendesign oft angepasst wird und/oder vielfach variiert, bleibt die Marke die Antwort auf die Frage schuldig, wofür sie eigentlich steht. Wofür also steht die Marke Opel, mit ihren vielen Gesichtern? Fortan also für Elektromobilität. So ziemlich alle Autobauer setzen bei PKW-Modellen auf E-Antrieb. Ein Differenzierungsmerkmal ist dies also nicht. Warum also diesen Aspekt im Logo betonen?
Zur Gestaltung: Die schärferen Ecken lassen den Blitz aggressiver erscheinen, nicht ganz so auf Potenz/Kraft ausgelegt wie etwa das Cupra-Signet, aber doch, um die Wortwahl Adams aufzugreifen, progressiver, technischer, geschliffener. Im Zusammenspiel mit dem satt leuchtenden Gelb, welches von Opel seit 2020 als Primärfarbe verwendet wird, kann man das Auftreten schon als offensiv bezeichnen. Wohl nie war die Marke Opel in ihrer Kommunikation expressiver, stand der Opel-Blitz mehr unter Strom. Ob diese Kommunikation als zur Marke Opel passend angesehen wird, ist die eine Frage – ob man den damit verbundenen Look mag und ansprechend findet, eine andere. In meinem Fall ist es weniger das Design, das mich stört, als vielmehr dessen erwartbar geringe Halbwertszeit.
Was negativ auffällt: Das im Rahmen der Pressemeldung veröffentlichte Bildmaterial ist von erschreckend schlechter Qualität. In den Farbverläufen der Visuals haben sich deutliche Artefakte und Farbstufen herausgebildet. Nein, es ist dies nicht etwa eine Art Noise-/Distortion-Stilelement – es ist schlichtweg mangelhafte Bildqualität. Derlei Visuals „elektrisieren“ nicht, sie lassen einem regelrecht das Blut in den Adern gefrieren. Woran womöglich auch der „Frozen-Glossy-Look“ des im Video gezeigten animierten Blitz-Emblems mit gläserner Textur seinen Anteil hat. Brrrr…
Mediengalerie
Weiterführende Links
* Persönliche Einschätzung auf Grundlage der seit 2006 für das dt durchgeführten Recherchetätigkeit
Ich bin auf jeden Fall bei der “vorher” Version, da Signet und Wortmarke besser zueinander passen. Ein tolles Logo. Im direkten Vergleich einfach den Blitz noch etwas verlängert und es wäre für mich perfekt und ist doch zeitgemäß und zeitlos. Warum nur? Die neue Version wirkt echt retro und hat zu viele Strichstärken. Auch die Lücken hätte es nicht wirklich gebraucht. Zwar schon immer leicht artverwandt zu nem Airline-Logo, aber jetzt noch mehr und aktuelles Lufthansa-Logo als Strichstärken-Inspiration? Wie es das Budget will, sehen wir ja aber in drei Jahren wieder ein Update … Unnötig.
Zur Verteidigung von Opel muss ich aber hinzufügen (obwohl nie Opel-Fan), dass es bei keiner Automarke in der Vergangenheit so turbulent zuging wie bei Opel. Ehemals zum GM-Konzern gehörend und seit den 80er/90er Jahren mit den Folgen der Konzern-Sparpolitik kämpfend, wie Saab, dessen Schicksal ja leider bekannt ist. Dann der fehlgeschlagene Verkauf und Umwandlung in eine AG, dann Übernahme durch PSA. PSA schloss sich dann auch noch mit Fiat/Chrysler/Jeep zu Stellantis zusammen. Und jetzt den verschlafenen Start in die Elektromobilität nachholend. Ich kann verstehen, dass da durch Konzernveränderungen Strategien geändert und auch über den Haufen geschmissen werden.
Citroen/DS und Peugeot arbeiten auch an Ihren Strategien, stellen sich permanent neu auf. Das ist vielleicht auch gerade so, weil dort viel passiert – wie im Automobilbereich gerade allgemein. Alle Hersteller versuchen gerade, sich neu aufzustellen und das Thema Auto bzw. Mobilität neu zu erfinden und ihr „Revier“ abzustecken. Das wird nicht allen gelingen.
Ich sehe gerade beim Schreiben, dass unter dem Kommentarfeld der Teaser zum letzten Logorelaunch von Opel steht: Ein geschärfter Blitz als Wegbereiter der neuen Designsprache bei Opel. Jetzt fällt mir auf, dass diese Überarbeitung auf dem Mokka-Grill nicht reichte. Es wirkt wie ein altes Autologo auf einem modernen Auto. Daneben das Logo von Renault – das passt. Vielleicht ist sogar das neue Logo von Opel noch zu alt, um auf modernen Autos zu passen.
Auf welche Aussage bezieht sich das Sternchen “Persönliche Einschätzung auf Grundlage der seit 2006 für das dt durchgeführten Recherchetätigkeit”?
Danke. Ich hatte vergessen das Sternchen im Teaser zu setzen. Die Fußnote bezieht sich auf die Aussage “Bei keiner anderen Automobilmarke”.
Anscheinend hat Opel kein Vertrauen in die eigene Marke und ihr Signet.
Das geht so weit dass sie jahrelang in das eigentlich markante Zeichen fummelig in den Ring noch O P E L reingeschrieben haben. Man weiß ja nie…
Mit dem geteilten Blitz haben sie ihrem Ding ziemlich viel Kraft genommen.
Schade….
Ich sehe das Neue logo Kurz und Knapp unter dem Motto:Wer Seine Seele Verkauft Hat(Oder Verkaufen Musste)der Ändert auch Sein Gesicht.
Das ist sicher ein Aspekt, den viele so sehen. Allerdings glaube ich nicht, dass ein kleinerer Autohersteller in Zukunft überleben kann. Technische Anforderungen bzw. Antriebe ändern sich und bringen neue Herausforderungen (nachdem sie jahrzehntelang verpennt und verdrängt wurden). Umweltpolitisch muss sich dringend etwas ändern, das wird immer noch zu wenig kommuniziert und besonders wird zu wenig danach gehandelt. Wir brauchen neue Batteriekonzepte, vielleicht auch weitere Alternativen, um Autos anzutreiben – Elektro, Wasserstoff, grünes Methan, synthetische Kraftstoffe… Märke brechen weg, Märkte verändern sich und reagieren, der technologische Fortschritt hat das positive Image deutscher Autos aufgezehrt, zumal der Elektroantrieb erst einmal verpennt wurde. Regierungen (vor allem unsere, parteiübergreifend) reagieren zu spät mit Gesetzen und Regelungen (Zulassungen, Entwicklung und Forschung, Verbote, Regelungen) um Standortvorteile zu generieren. Das kostet Zeit, das kostet Geld, das braucht Forschung und Entwicklung.
Braucht man in Zukunft eigentlich noch ein eigenes Auto? Welche Form von Mobilität wird es geben in einer Welt, die mehr und mehr dem veränderten Klima ausgesetzt ist? Welche Geschäftsmodelle haben die Autohersteller noch? Zusammenschlüsse sind logisch, sie kosten Identität. Aber welche Identität hat ein Elektroauto? Motor und Batterien sind austauschbar. Alles nach Firmenidentität leistungsstark oder vernünftig, komfortabel oder sportlich ausgelegt. Ausstattung nach Image und Zielgruppe, genauso wie das (immer wichtigere, aber leider oft auch einheitlich) Design der Autos. Im Zusammenschluss haben mehrere Autohersteller dieselbe Plattform, legen sie nach ihren Anforderungen aus und schaffen ein Modell zur Marke. Immerhin gibt es Opel noch, wenn auch im Stellantis-Konzern.
Das Thema Auto muss komplett neu gedacht werden, ergebnisoffen. Da hilft es nicht, zu sehr in die Vergangenheit zu sehen. Das Auto von früher gibt es nicht mehr, es ist Vergangenheit. Trotzdem denke ich gerne an früher zurück, die Autos, mit denen ich aufgewachsen bin, die mir gehörten. Aber die haben nichts mehr mit heute zu tun. Ein VW ID 3 wird niemals ein Golf 1 Klassiker werden. Ein Mustang Mach E niemals ein Capri. Autos sind emotionsloser geworden, mehr Fortbewegungsmittel als Statussymbol. Vermutlich ist das auch richtig und sinnvoll so.
Den Gedanken den Blitz zu „verschärfen“ finde ich nicht verkehrt. Mir würde jedoch diese Variante hier besser gefallen. Hier ist die Diagonale Linie des Blitzes nicht so fett. Darüberhinaus finde ich die Form des Blitzes als eine durchgehende Einheit optisch ansprechender:
Ach ja, und wo das Markenzeichen schon einmal verschärft wird, hätte man dann gleich auch die Schriftart passend zum Emblem dynamischer gestalten können. In der Art hier (nur als Beispiel auf dem Handy gemalt):
Beim Blitz wäre ich ja dabei – aber was ist an der Typo jetzt dynamisch?
Die variable Schriftstärke und die Abschrägungen, welche die Form des Blitzes mit seinen Diagonalen aufgreifen.
Inkonsistenterweise müssen Opel-Vertragshändler nicht jeden CI-Wechsel mitmachen. So ist daher für Opel-Vertragshändler das Chrome-Logo immer noch aktuell, ebenso das dunklere Gelb. Da Signalisationen für Autohäuser so richtig viel Schotter kosten und Opel-Vertragshändler sogar eine Lobby haben, ist das vermutlich ein Entgegenkommen von Opel gegenüber seinen Vertragsnehmern, um nicht ständig die Signalisation wechseln zu müssen.
Konsequent ist es so oder so nicht. Es ist schlicht eine unprofessionelle Markenführung.
Besten Dank Besim, für die Infos und Präzisierung in Sachen Store-Design/Signalisation!
Ich habe an Trabant bzw. Sachsenring gedacht. Dann habe ich nachgeschaut und deren Logo sah anders aus. Vom Stil könnte es schon passen…
Was man am Design nicht alles ablesen kann. Den Satz “wenn … viele Redesigns in kurzer Zeit vollzogen werden, ist dies nicht selten ein Indikator für verfehlte Unternehmenspolitik / Missmanagement”, sollten sich Soziologen merken, denn da ist was dran. Ein guter Indikator.
– https://www.scimitarsports.com/
so verärgert man wohl nur langjährige treue kunden…
Egal wie oft Opel das Signet anpassen oder verändern wird…am Ende steht halt immer noch OPEL darunter. Der Name wird nie für Professionalität, Zukunft, Qualität oder Innovation stehen. Dafür klingt er zu plump. Da kann das Signet noch so schön sein…das alte war dann doch schicker.
Eventuell sollten sie über eine Namensänderung nachdenken, anstatt dauernd das Signet anzupassen.
AUDI klingt ja auch wie ein Schmerzschrei. Die haben es aber durch langjährige und konstante Markepflege es vom Hersteller von Rentnergurken zum Premiumhersteller geschafft.
Möglicherweise hat hier der Angriffskrieg von Russland und dessen Symbolik “Z” etwas mit dem Redesign zu tun. Solche Prozesse brauchen in solchen Unternehmen relativ viel Zeit und das Symbol hatte ja schon eine Recht hohe mediale Aufmerksamkeit. Würde mich nicht wundern wenn sich da jemand von abgrenzen wollte. Das würde für mich jedenfalls erklären wieso überhaupt der Blitz zweigeteilt wurde.
also darauf wäre ich tatsächlich im Leben nie gekommen und halte dies für inrealistisch und viel zu weit hergeholt. Dafür hat das Z außer in Russland und denangrzenden Staaten überhaupt nicht diese Symbolkraft und das Logo wird den Krieg hoffentlich um Jahre überstehen…
Ich weiß, dass es subjektiv ist. Aber irgendwie wirkt das neue Signet auf mich älter bzw. mehr Retro, als das neue. Kann mir ein Designer das vielleicht erklären? Oder hab ich einen Knick in der Wahrnehmung. Kann auch gut sein… :D
Das sehe ich ähnlich. Die Formsprache des Blitz geht schon leicht in eine Art déco Richtung und auch die Kontraste und Lininenstärken betonen eine vergangene Stil-Richtung.
Wahrnehmung ist immer individuell. Es gibt bezogen auf die Rezeption kein richtig oder falsch, unabhängig davon ob man etwas sieht, hört, riecht, schmeckt, fühlt oder spürt.
Aber ich will gerne versuchen einen Grund zu benennen, weshalb das neue Signet, in Deiner Wahrnehmung, lieber Christian, älter wirkt bzw. wie ein Retro-Design. Eventuell ergeht es anderen ja ganz ähnlich.
Alle Kanten im bisherigen Blitz sind abgerundet. Im neuen Blitz-Signet sind hingegen alle Kanten spitz. Im Grunde alle digitalen Geräte, die wir heutzutage nutzen (Smartphones, Tablets, Notebooks, etc) verfügen über abgerundete Ecken. Über die Jahre/Jahrzehnte hat sich so eine Art Konvention/Gewöhnung entwickelt: abgerundete Ecken wirken auf viele Menschen ansprechend und modern. Von Steve Jobs ist bekannt, dass er in Bezug auf diese Formgebung geradezu eine Obzession besaß. Jeder Bildschirm, jede Taste, jeder Button sollte und musste abgerundet sein! Dieser Philosophie folgen nicht nur heute noch alle Apple-Produkte, sie wurde im Prinzip auch von sehr vielen Konkurrenten adaptiert und kopiert. Das ist ein Grund, weshalb Abrundungen optisch ansprechend und zeitgemäß wirken.
Viele Marken, die eine große Reichweite haben und die als angesagt angesehen werden, verfügen über abgerundete Logos: Instagram, YouTube, Spotify, Snapshat, Zalando, u.v.a.. Auch beim aktuellen Volkswagen-Logo, zuletzt 2019 modifiziert, sind die Kanten abgerundet. Man kann durchaus sagen, dass diese Art Logoform von Apples Produktdesign inspiriert und beeinflusst worden ist. Und natürlich verstärken diese Logos die oben genannte Wirkung. Abgerundete Zeichen wirken (oftmals) modern(er). Es gibt auch Ausnahmen, daher die vielen Klammern, aber dieses Grundprinzip ist schon zu erkennen.
Nicht, dass nicht auch scharfkantiges Design attraktiv sein könnte, wie etwa Renault beweist, doch vor allem im Produktdesign empfinden wir die damit verbundene Haptik eher als unangenehm und als zu technisch. Eine Glasflasche mit harten Kanten wäre gar gefährlich. Wir sind von Dingen umgeben, die über abgerundete Kanten verfügen: Fernbedienung, Fön, Tisch, Türklinke, Essbesteck, nahezu alle Gegenstände des täglichen Gebrauchs, die wir in die Hand nehmen, sind abgerundet. Auch deshalb empfinden wir eine abgerundete Form als die natürlichere, besser geeignete.
Soweit ein Erklärungsansatz.
Hallo Achim. Oh, DANKE für die Erklärung und Deine Zeit! Voll gut.
Laut “Auto Motor Sport” könnte das der Grund sein:
“…Die deutlich veränderte Form mit den kräftigeren, jetzt getrennten Blitz-“Balken” könnte eine ganz pragmatisch technische Ursache haben: Dickere Linien lassen sich nämlich einfacher und heller beleuchten. Schließlich erlaubt seit dem 4. Januar 2023 ein geändertes ECE-Gesetz beleuchtete Logos auch während der Fahrt…”
Na ja …..
Danke Oliver. Da die Linien im neuen Logo de facto dünner sind und nicht etwa dicker, ergibt es gar keinen Sinn, was der Redakteur von Auto Motor Sport schreibt.
Aber natürlich ist es so, dass bei jüngst vollzogenen Redesigns von Automarkenzeichen insbesondere der Anwendungskontext Iluminierung eine Rolle spielt.
…es wird dich von den Socken hauen, diese gibt es für Illuminationen im Allgemeinen. Und zwar seit Jahrzehnten ;)
Da ist genau definiert, was und wie außen und innen bei einem Fahrzeug während der Fahrt auf öffentlichen Straßen blinken darf oder eben nicht. Ich verstehe die Aufregung daher nicht, finde es im Sinne der Verkehrssicherheit gut, dass es Regeln gibt, die sich auch immer den technischen Neuerungen und Möglichkeiten anpassen. Vor allem im Lichtbereich hat sich ja dank LED einiges getan.
PS: in den 80iger war es Vorschrift, dass – wenn es zusätzliche Bremsleuchten gibt – diese paarweise anzubringen sind. Und seid den 90igern gibt wie wie selbstverständlich das dritte Bremslicht, mittig platziert.
Oder wenn ein baustellenfahrzeug auf Schienen fährt (gibt es in Großstädten mit Straßenbahnen häufig), hat es an der Front ein sog. Dreilicht-Spitzensignal zu nutzen.
Das bisherige Markenzeichen war doch endlich mal ausgeglichen und hat sich einfach “rund” angefühlt. Simpel, aber ordentlich. Das passte doch zu Opel. Und jetzt wird diese Ruhe rausgenommen – ich verstehe es einfach nicht. Genau solche Unruhe zeigt doch, dass sich Opel nicht stabilisiert und damit weniger ernstgenommen werden kann.
Hätte das Z vermieden werden sollen, wäre horizontales Spiegeln einfacher gewesen.
Also ich finds klar gelungen. Dynamisch, modern, reduziert, stylish. Aber nicht komplett anders als vorher.
Problematisch finde ich den Abstand zwischen den beiden Querbalken. Man sieht es schon hier bei der kleineren Darstellung. Wenn man das Logo dann auch noch beleuchtet, wird es wohl verschwinden.
Zudem assoziiere ich das neue Logo eher mit einer Raum- oder Luftfahrtsagentur. Aber egal, das neue Logo wird die Probleme bei Opel nicht lösen können.
Umgotteswillen. Ich dachte beim Lesen des letzten Absatzes zunächst “mal sehen, vielleicht ein bisschen Noise oder leichtes Banding” …aber das!
Das sieht ja aus als hätte da der Praktikant beim Export gedacht “6 bit? Das reicht dicke!”
Selbst das Video hat mit verbesserter YouTube 1080p “Premium” Bitrate eine grauenhafte Qualität. Die massive Treppchenbildung an den Schrägen des Blitzes sieht danach aus, als hätte die Renderauflösung eher bei maximal 720p gelegen.
Das PR-Materialien zum visuellen Auftritt der Marke mit einer so minderwertigen Qualität abgesegnet wurden, sagt einiges über den Zustand des Managements aus.
Leider ist mein Bild im Kommentar vom Opel-Logo-Update im Januar 2017 nicht mehr abrufbar. Das hier war mein Entwurf vor über 6 Jahren:
Ein Kreis der von Linien durchzogen ist, war noch nie eine gute Idee. Ein Rechteck oder Quadrat mit Linien das ist von unseren Augen gelernt. Deshalb liegt das Hauptproblem des Opel-Logos in der Kombination von Kreis und dem jetzt besseren Blitz. Durch die Unterbrechung des Kreises treten bei der Betrachtung (so meint man) noch zusätzliche Verformungen auf. Was auch noch durch die dünne Linie begünstigt wird.
Mir scheint es so, als sei der Kreis ein leichtes Oval geworden. Das wäre auch sicher richtig, denn fast ale Schriftschnitte sind mit ovalem O.
Dazu fällt mir ein dummer Spruch ein: Fällt dem Designer garnichts mehr ein, macht er runde Kreise rein.
Wieso das?
Also sind die Logos von AT&T, KonicaMinolta, Continental Airlines (1968) (alle von Saul Bass), New York Philharmonic (2009, Paula Scher) und Xbox per se schlecht?
Ein Kreis ist die prägnanteste Form z.B. die Japanische Flagge. Führt man Striche durch diesen Kreis verbiegen sich diese optisch, weil wir nicht gelernt haben mit Kreisförmigen Formen umzugehen. Ein Volk in Afrika hat kreisrunde Felder und runde Hütten hat, dort werden diese optischen Phänomene nicht gesehen. Wir haben alles in eckig oder abgerundet, paralell und gradlinig. Das Sehen lernt diese Linien und hat dann Schwierigkeiten mit Kreisen. Das soll jetzt kein Ausschlußkritrium für Kreise sein, aber ich glaube das führt hier bei dem Opel-Logo zu dem Glauben, man könnte es noch besser machen, weil irgendwie ist etwas nicht so ganz richtig.
[…] dass ein Logo nach 14 Jahren ausgewechselt wird, ist wenig kritikwürdig. Oldenburg ist nicht Opel, das in zwanzig Jahren sieben Logos verschlissen hat. 14 Jahre sind ein üblicher, angemessener […]