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Puig präsentiert sich zum Börsengang mit neuem Logo

Puig Logo (Visual), Quelle: Puig
Puig Logo (Visual), Quelle: Puig

Puig, der spanische Mutterkonzern hinter Duft- und Kosmetikmarken wie Paco Rabanne, Nina Ricci und Jean Paul Gaultier, aktualisiert derzeit seine visuelle Identität. Für das nach wie vor in Familienbesitz befindliche Unternehmen ist es das erste Redesign des Firmenlogos seit 40 Jahren.

Das Unternehmen Puig wurde im Jahr 1914 von Antoni Puig i Castelló in Barcelona gegründet. In 2023 erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen derzeit 17 globalen Marken im Bereich Kosmetika und Duftstoffe 4,3 Milliarden Euro – ein Rekord in der 100-jährigen Firmengeschichte. Seit Anfang Mai ist Puig ein Börsen-notiertes Unternehmen – es war der größte spanische Börsengang seit 2015. Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen hat das Unternehmen nun sein visuelle Identität aktualisiert.

Auszug der Pressemeldung

“At this transformational moment for Puig, we wanted to reinforce who we are, what we do and what we stand for: a Home of Creativity. We are connecting our long history with our commitment to innovation, our discretion with our sensitivity as a nurturing place where brands can shine, people can grow and daring ideas are celebrated”, says Marc Puig, Chairman and CEO of the company.

Puig Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Puig, Bildmontage: dt
Puig Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Puig, Bildmontage: dt

Erstmals seit 40 Jahren ändert sich die Form des Puig-Firmenlogos grundlegend. Die ursprünglich vom Schweizer Designer Yves Zimmerman entworfene und in den 1990er-Jahren angepasste/geglättete Bildmarke („four moons/smiles“) macht Platz für ein neues Signet: ein Ornament-haftes Zeichen, das aus einer durchgehenden und zudem Labyrinth-artig angeordneten Linie besteht. Das auf diese Weise gebildete Zeichen mit floraler Anmutung spiegele die Kultur und die Werte von Puig wider, so das Unternehmen. „We are placing creativity at the very center“. Das bislang verwendete Logo lasse Sinnlichkeit und die „menschliche Stimme“ vermissen, wie die für die Kreation verantwortlichen Künstler/Designer von M/M (Paris) in einem Interview erklären.

In Sachen Hausschrift wechselt Puig von der bislang verwendeten Méridien (Adrian Frutiger) auf die eigens entwickelte Paralelo.

Premiere feierte das neue Firmenlogo im Rahmen des Börsengangs Anfang Mai. Schrittweise werde das neue Corporate Design in den kommenden Monaten eingeführt.

Kommentar

Von moderner Logogestaltung ist die neue Bildmarke doch recht weit entfernt. Vor allem Klarheit lässt das esoterisch angehauchte Zeichen vermissen. Die Umstellung von dem schlichten zugleich merkfähigen und prägnanten Vier-Lächeln-Signet hin zu einem anthroposophisch aufgeladenen Gebilde erschließt sich mir als Außenstehender nicht wirklich. Kreativität sehe ich in dem neuen Zeichen weniger versinnbildlicht, eher Spiritualität.

Ein umständliches, indifferentes, verworrenes Zeichen. Mehr Schmuckwerk, denn Markenemblem. Passender eher für ein Spa/Wellness-Resort, denn für einen börsennotierten, multinationalen Multi-Marken-Konzern. Bildmarke und Wortmarke wollen zudem farblich wie von der Formensprache her nicht so recht zusammen passen. Die in Versalserifen gesetzte Wortmarke ist so eigenständig und stark, dass sie eigentlich auch solitär als Absender der Konzernmarke fungieren könnte. Rein formal-ästhetisch ist das Redesign kein Gewinn.

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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Für mich ist die die Bildmarke auch viel zu „fitzelig” , kleinteilig und schwer erkennbar. Für ein börsennotiertes Unternehmen aus meiner Sicht nicht optimal. Für ein Yogastudio würde es eher passen. Hier ein klarer Rückschritt, das alte Logo war schon gut.
    Die Typo ist nicht massgeblich verändert, hier sehe ich aber eine Verbesserung, obwohl es ein bischen eng gesetzt ist. Weiterer Vorteil einer eigenen Schrift: Man muss sich nicht mit irgendwelchen Lizenzen herumschlagen.

    1. Ja, das Thema mit den Lizenzen ist wirklich ein leidiges. Zumal Monotype als mittlerweile Quasi-Monopolist den Kostendruck in die Höhe schnellen lässt. War bisher 1 Lizenz immer mind. für 5 Arbeitsplätze ausgelegt, muss man nun pro Arbeitsplatz bezahlen. Von Webfonts fange ich erst garnicht an.

      Die neue Hausschrift schaut wie ein Klon der Méridien aus. Hier und da eine Kehle etwas anders, aber die Grundanmutung ist identisch.

      Ich gebe Achim Recht – es hätte gereicht zukünftig ausschließlich auf die Wortmarke zu setzen. Die neue illustrative Bildmarke und der Leinenhintergrund passen leider nicht so rechts ins Gefüge. Man müsste es mal in der Anwendung sehen. Bei einem Geschäftsbericht. Vlt. kommt ja ein Yoga-Gutschein mit dazu? :)

      1. Frage mich tatsächlich wie das rechtlich aussieht, wenn extra eine Schrift neu entwickelt wird, deren Briefing wahrscheinlich lautete »Bitte kopieren Sie unsere alte Schrift«.

    2. Ich stimme der Kritik am neuen Logo zu, aber das alte Logo war eine Katastrophe. Ich würde es nicht als gut bezeichnen. Eine Neugestaltung war notwendig, aber ich weiß nicht, ob das die richtige Richtung war.

  2. Ich finde das Logo ehrlich gesagt ziemlich cool. Jedenfalls, wenn man sich den zu niedrigen Farbkontrast wegdenkt.

    Ja, es ist etwas kleinteiliger als üblich und ja, das wird mit Sicherheit zu Problemen in der Dechiffirierung, gerade bei kleineren Darstellungsgrößen, führen.

    Warum ich es trotzdem gut finde: Im Gegensatz zu vielen anderen Logos großer Unternehmen, spricht dieses Signet zu mir. Es ist kompromisslos, lebendig. Es entstehen beim Betrachten positive Assoziationen in meinem Kopf, die zum Unternehmen passen. Es ist ätherisch, sinnlich, – menschlich. Diese Qualität geht (für mich) auch nicht verloren, wenn man das Logo durch zusammengekniffene Augenlieder hindurch betrachtet. Zudem sehe ich die Konnotationen der Esoterik und Spiritualität in diesem Kontext nicht als etwas negatives an. Das sind Begriffe, die sich peripher durchaus bei Düften und Kosmetika ansiedeln lassen. Parfüms und Make-up dienen der zwischenmenschlichen Kommunikation, gar der Verführung. Dass sich Unternehmen in dieser Hinsicht einer gewissen Mystik bedienen und die Marke romantisch, magisch aufladen wollen, empfinde ich als eine schlüssige Positionierung.

    Genau so etwas wünsche ich mir. Einen mutigen Schritt gegen den Strom des kalten Corporatisms. Das alte Logo funktioniert, ohne Frage. Doch wirkt es auf mich eher lieb- und emotionslos.

    PS: Im Marketing-Video von Puig, zum Schaffungsprozess des neuen Logos, waren einige Scribbles zu sehen, die eine ähnliche Gefühlswelt aufmachten, jedoch um einiges simpler und damit wohl tatsächlich besser geeignet gewesen wären.

    1. Gute Sichtweise. Kann ich auch zum Teil zustimmen. Danke für den Ausdruck „kalter Corporatismus”. Da könnte man das Fass „Design vs Kunst” aufmachen.

    2. Vielen Dank Francis, für Deinen Kommentar und Deine Kritik. Eine klasse Gegenrede respektive Erwiderung, die sich womöglich in Teilen gar mit der internen Sicht im Unternehmen deckt. Zumindest wird anhand Deiner Ausführungen nachvollziehbarer, was womöglich die Verantwortlichen im neuen Logo sehen.

      Zwei Gedanken.
      Kalter Corporatismus – den gibt es in der Tat (obschon der Trend auch und gerade im Corporate-Segment stark in Richtung kräftige Farbwelten, prägnantere Typo geht). Der Markenauftritt von Puig war in der Vergangenheit alles andere als kalt und nüchtern. Wohl nur wenige Unternehmen präsentieren ihre Wirtschaftszahlen derart energiegeladen und emotional: https://youtu.be/U2eO8CCJGPk?si=1J5Be3242Lrsgx5E

      Da schon das bisherige Zeichen Spiritualität visualisiert, freilich subtiler als das neue Zeichen, gab es aus meiner Sicht keinen Handlungsbedarf dieses Thema noch stärker zu kommunizieren. Ich assoziiere mit dem von Yves Zimmermann gezeichneten Vier-Lächeln-Signet die aufgefächerten, nach oben geöffneten Blätter einer Lotusblume, auch ein Steintürmchen (zum Himmel aufsteigend). Ebenso erkenne ich in dem Zeichen eine Handgeste, wie sie Meditierende (beim Yoga) in sitzender Haltung einnehmen (bhairava mudra), siehe nachfolgende Abbildungen.

      Durchaus also ein Zeichen mit Transzendenz. Die Zuschreibung, das alte Logo sei kalt und/oder emotionslos, teile ich in keiner Weise. Auch da die Serifen-Wortmarke charakterstark ist, und die Typo Persönlichkeit, Exzellenz, Tiefe und Reife transportiert. Noch weniger treffen bzw. trafen die Attribute kalt und emotionslos auf den Unternehmens-/Markenauftritt insgesamt zu.

      Hands, Foto links: Midjourney, Grafik rechts: Shanti Hot YogaHands, Foto links: Midjourney, Grafik rechts: Shanti Hot Yoga

      1. Danke, Achim, für dein Plädoyer zum alten Logo. Deine Argumentation kann ich absolut nachvollziehen und sehe das Logo jetzt in einem (noch) positiveren Licht als bisher.

        Ich denke, diese Diskussion bietet Anlass, um – man kann es meiner Ansicht nach eigentlich nicht oft genug machen – zu betonen, wie sehr ein Logo seine Bedeutung und Lesart in Wahrheit durch alles drum herum erlangt. Es ist eben nicht nur ein für sich allein stehendes Zeichen, sondern ein Absender. Unternehmen prägen mit ihrem Handeln, ihrer Kommunikation die Wahrnehmung eines Zeichens. So sehr, dass die daraus erwachsende öffentliche Wahrnehmung wichtiger ist, als das Zeichen selbst.

        Bei meiner ursprünglichen Bewertung des neuen Logos von Puig habe ich voreilig lediglich die beiden Logos gegenübergestellt, ohne mich ausführlich mit dem Unternehmen beschäftigt zu haben. Da sich das neue Logo von sich aus, ohne zusätzlichen Kontext, eindeutiger positioniert, fiel es mir dadurch vermutlich leichter, es als gutes oder besonderes Logo im Vergleich zum Vorgänger, herauszustellen. Doch die Arena, die ich wählte, war vielleicht nicht ganz fair. :-)

        Ich stehe zu meiner Bewertung und dass mich das neue Logo – an sich! – als solches anspricht. Und das auch mehr als das Alte. Auch halte ich es für einen klugen Schritt, dass ein großer Konzern sich durch ein Logo präsentiert, dass von sich aus klar kommuniziert. Wie bereits erwähnt – das neue Logo bringt für mich da einen gewissen menschlichen Touch rein, den ich mir öfter wünschen würde.

        Ich denke, ob ein Logo – oder ein ganzes Branding – als “kalt” wahrgenommen wird, hat viel damit zu tun, wie man selbst zum Unternehmen steht (und wie viel man über ein Unternehmen weiß). Tatsächlich empfinde ich persönlich regelmäßig moderne Brandings, die, wie Achim herausgestellt hat, äußerst divers und farbenfroh sein können, als “kalt”, “zynisch” oder “heuchlerisch”, weil ich kein Fan von den Absendern bin. (Z.B. Burger King.) Das geschieht über die Bewertung der Funktionalität hinaus. Ich bilde mir dann gerne mal ein, dort nicht den sagenumwobenen “menschlichen Funken” zu sehen. Am Ende des Tages sind wir wahrscheinlich alle ein Stück weit Geiseln unserer Vorurteile. :-)

    3. Genau so sehe ich das auch, Francis hat das wunderbar auf den Punkt gebracht.

      Ich möchte noch ergänzen, dass das neue Logo wohl auf einer älteren Logovariante aufbaut, die kurz vor dem Logo mit den “4 Monden” benutzt wurde. Im Film sieht man kurz eine Art Logo-Geschichte der Firma Puig.

      Abschließend möchte ich noch sagen, dass eine Firma, die aus der Stadt von Gaudi und Miro kommt, nach meinem Geschmack gerne auch etwas schnörkeliger und phantasievoller sein darf. Zumal das Business dieser Firma ja darin besteht, Fantasien in Form von Düften und anderen Dingen zu verkaufen.

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