Skip to content

Atlético Madrid bekommt nach Mitglieder-Votum altes Logo zurück

Atlético Madrid Logo
Atlético Madrid Logo, Quelle: Atlético Madrid

Dem spanischen Fußball-Erstligist Atlético Madrid steht ein Logowechsel bevor. Das erst 2017 eingeführte Logo soll im kommenden Jahr wieder verschwinden. Dafür hat sich eine Mehrheit der Mitglieder ausgesprochen.

So richtig anfreunden konnten sich die Los Rojiblancos (deutsch: Rotweißen) mit ihrem zur Spielzeit 2017/2018 eingeführten Vereinslogo offenkundig nicht. Im Rahmen einer online durchgeführten Mitgliederabstimmung haben sich letzte Woche 77.690 von ihnen für die Wiedereinführung des bis 2017 verwendeten Wappens ausgesprochen. Bei 138.881 Mitgliedern entspricht dies einem Anteil von 56 %. Die Mitglieder hatten die Wahl zwischen dem aktuellen und dem alten Logo (mit blauer statt gelber Umrandung). Die Mitgliederabstimmung ist verbindlich.

Atlético Madrid Logo – vorher und nachher
Atlético Madrid Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Atlético Madrid, Bildmontage: dt

Initiiert wurde die Mitgliederabstimmung von der vereinsinternen Sozialkommission (Comisión Social). Die Sozialkommission, der auch Vertreter von Fanclubs angehören, wurde im Sommer 2022 ins Leben gerufen. Eine der Aufgaben der Kommission ist es, sich mit der Identität, der Geschichte und den Symbolen des Vereins auseinanderzusetzen.

Wie es in einer Pressemeldung heißt, werde der Verein nun die notwendigen Schritte unternehmen, damit das gewählte Vereinswappen ab dem 1. Juli 2024 auf allen physischen Medien (Stadion, Veranstaltungsorte, Akademie, Beschilderungen) und digitalen Anwendungen (Social Media, Websites, Videospiele, Merchandising, etc.) zum Einsatz kommen kann.

Kommentar

Ob Queens Park Rangers, Arminia Bielefeld, Aston Villa oder der Everton FC –  schon viele Vereine haben ihre Fans/Mitglieder im Rahmen eines Online-Votings zum Club-Logo befragt. Um die bestmögliche Form, um das „beste Design“ geht es bei derlei basisdemokratischen Abstimmungen nur bedingt. Wenn die Basis abstimmt, treten zahlreiche wichtige Fragen in der Regel in den Hintergrund: Lässt sich die Form in den unterschiedlichsten Medien/Produkten gut reproduzieren? Als farbiges Badge gestickt auf Trikots, ebenso gut wie als farblose Prägung auf Smartphone-Hüllen? Lässt sich das Logo in den unterschiedlichsten Größen abbilden, ohne dass die Darstellungsqualität leidet? Repräsentiert das Logo auch heute noch, wofür der Verein steht? Das Votum ist verständlich, für den Verein jedoch nur bedingt hilfreich. Weil es Fort- und Weiterentwicklung erschwert bzw. verhindert, als Verein wie als Marke.

Fans ist etwas anderes entscheidender, nämlich die Bewahrung traditioneller Werte. In einem derart von konservativen Vorstellungen/Haltungen geprägten Umfeld hat es das Neue bekanntlich schwer. So halten viele Vereine am Alten fest. Ein Garant für sportlichen Erfolg ist dies keinesfalls. Zu den Fußballvereinen, die in den letzten Jahren zu ihrem traditionellen Logo zurückgekehrt und anschließend abgestiegen sind, teils mehrfach, zählen etwa Eintracht Braunschweig, Alemannia Aachen, der 1. FC Kaiserslautern und der VfB Stuttgart. Womit kein Kausalzusammenhang unterstellt werden soll, zumindest kein unmittelbarer.

Auch Pepsi, Burger King, Reebok u.v.a. wechseln im Zuge einer regelrechten „Rückbesinnungswelle“ auf ihre früheren Markenlogos, und sind dabei durchaus erfolgreich. Wichtig ist, neben der Pflege traditioneller Werte auch die Zukunftsfähigkeit als Marke im Blick zu haben, egal ob Soft-Drink oder Fußballverein.

Dass es für Vereine auch andere Wege gibt, als die eigenen Fans/Mitglieder lediglich über das Logo abstimmen zu lassen, dokumentiert etwa das Beispiel der US-Franchise Chicago Fire. Hier ist unter Mitwirkung von Fans ein überzeugendes visuelles Konzept entstanden – ein „Open-Design“-Projekt, das Traditionelles/Bewährtes mit Neuem vereint.

Mediengalerie

Weiterführende Links

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Fußballfans ist Tradition halt wichtiger als alles andere. Und wenn das Logo 1917 vom Praktikanten erstellt wurde oder so und das überarbeitete Logo um Welten besser ist. Das ist dann halt das Original und darf nicht angefasst werden.

    1. In einem Fußballverein schon. Bzw. geht es hier nicht um Design, genausowenig wie beispielsweise im Familienwappen der Habsburger. Eines der dümmsten Dinge die ein Vorstand tun könnte, wäre das Wappen eines Fußballclubs als bloßes Logo und Teil einer CI zu betrachten. Das Logo eines Vereins ist vielmehr ein Symbol der Geschichte und Tradition und der Verbundenheit und vereint also all das in sich, was der Verein verkauft. Ein Logo das zu sehr davon Abweicht oder zu sehr modernisiert erscheint, löst schlicht keine Emotionen aus und verfehlt das Thema.

      1. Zunächst einmal glaub ich auch, dass Mitsprache und Partizipation, die Einbindung der eigenen Fans, in Unternehmen die Einbindung der eigenen Mitarbeiter, ein wesentliches Element des Designprozesses sind. Je mehr ein Design von Innen heraus getragen wird und Rückhalt genießt, umso mehr wird die eigene „Community“ als Markenbotschafter auftreten, und so dazu beitragen, die Marke erfolgreich zu machen. Eine Win-Win-Win-Situation. Die Aufgabe von uns Designern besteht oftmals gar nicht in der Kreation, sondern darin, alle Mitwirkenden an einen Tisch zu bringen und den Prozess zu begleiten und zu moderieren.

        Als Unternehmenschef im Alleingang ein Logo zu bestimmen, wie seinerzeit Marissa Mayer bei Yahoo!, halte ich für ebenso falsch, wie die Entscheidung über das zukünftige Logo einzig in die Hände der Fans zu geben. Eine solche weitreichende Entscheidung darf und sollte nicht nur auf persönlichen Beweggründen fußen, in ihr müssen sich ferner auch übergeordnete Aspekte widerspiegeln, etwa Markenführung, Darstellungsqualität, produktionstechnische Aspekte, Kosten. Um diese Aspekte ausgewogen bewerten zu können, braucht es ein mit jeweiligen Fachleuten und Interessenvertretern entsprechend besetztes Gremium. Noch einmal sei an dieser Stelle der Designprozess bei Chicago Fire als vorbildhaft genannt.

        Heraldik und moderne Logogestaltung sind zwei völlig unterschiedliche Disziplinen. Der Vergleich Habsburger versus Atletico hinkt auch deshalb, da er suggeriert, ein Wappen-ähnliches Zeichen könne und dürfe man nicht modifizieren. Selbstverständlich kann und darf man! Tausende Stadtverwaltungen, Universitäten und Vereine, die bisher mit einem heraldisch anmutenden Emblem aufgetreten sind, haben ihre Logoabsender auf eine vereinfachte Formensprache umgestellt. Um sich so als zeitgemäß, als auf der Höhe der Zeit, als modern zu präsentieren.

        Mit ist kein Fußballverein bekannt, der im Laufe seiner Geschichte NICHT sein Logo angepasst hätte. In der Regel haben Fußballvereine ihr Logo in ihrer Geschichte mehrere bzw. viele Male verändert. Man kann also mit Fug und Recht behaupten: Logoanpassungen sind Teil der Geschichte eines jeden Vereins. Mehr noch. Der Wandel liegt in der Natur der Dinge. Zu glauben, dieser Wandel ließe sich aufhalten, man könne das Rad anhalten, indem man zu einem alten Logo zurückkehrt, um daran fortan für immer festzuhalten, erscheint sehr naiv. Ein Stück weit ist dies wohl auch Ausdruck einer Einstellung, die, in diesem Bezug (!), eine gewisse Realitätsleugnung durchblicken lässt. In einer Gesellschaft, die immer lauter, schneller, digitaler, unsicherer, hektischer und aggressiver zu werden scheint, dient die Zuwendung zu traditionellen Werten, auch zum Fußballsport, als eine Art Auszeit und Rückzugsort. Für 90 Minuten dreht sich die ganz Welt nur um den Fußball, bleibt die Zeit für einen kurzen Moment stehen. Jedoch: in 10, 15 oder 20 Jahren wird Atletico, wie viele andere Vereine, Unternehmen und Marken auch, mit großer Wahrscheinlichkeit ein neues Logo haben. Nicht zwangsläufig ein komplett anderes, so wie bei Juventus 2017, aber doch ein verändertes Logo. Man muss diese Realität gewiss nicht mögen, und doch gilt es sie anzuerkennen, denke ich.

        Vereine, Unternehmen und Marken, die erfolgreich sein wollen, brauchen deutlich mehr als Tradition. Es braucht überdies den Blick für die in der Gegenwart bestehenden und die in der Zukunft zu erwartenden Herausforderungen. Das Leistungsprinzip, dem der Fußballsport unterliegt, erfordert Professionalisierung auf allen Ebenen, demzufolge auch im Bereich Kommunikationsdesign, Corporate Design, Markenführung und Marketing. Für viele Fans ist Marketing gleichbedeutend mit Kommerz und Ausverkauf. Ein verengte Sichtweise, wie mir scheint. Denn klar sollte sein: ohne Kommerzialisierung, kein Weiterentwicklung. Fragen wie a) Ob der eigene Verein von einem russischen, katarischen Unternehmen finanziert werden soll oder b) ob der Verein in eine professionelle Markenführung investiert, gehören nicht miteinander vermengt. Hier gilt es zu differenzieren: Was ist gut und sinnvoll für den Verein? Was ist möglicherweise Image-schädigend? Wie bringt man den Verein weiter voran? Darum geht es doch. Stillstand gar Rückschritt gilt es zu vermeiden.

        Auch aus sportlicher Sicht ist ein zu starker Fokus einzig auf Vergangenes nicht hilfreich. Denn, wie es in einem Bundesliga-Kommentar heißt: Tradition schießt keine Tore.

  2. Deshalb würd ich Fans bei der Logogestalting genauso wenig mitreden lassen wie bei der Zusammenstellung der Mannchaft.

  3. Mich stören am 2024er Logo die unterschiedlich breiten blauen Balken (die senk-/waagerechten verbreitern sich durch Mitnutzung des Rahmens). Das war in beiden vorherigen eindeutig besser gelöst …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

An den Anfang scrollen