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Zwei Türme, ein christliches Symbol, ein Shitstorm – das neue Köln-Logo erzählt, wie wir heutzutage miteinander kommunizieren

Logo Stadt Köln
Logo Stadt Köln, Quelle: Stadtverwaltung Köln

Köln bekommt ein neues Logo. Mehr noch. Die Stadtverwaltung ist derzeit dabei das gesamte visuelle Erscheinungsbild der Stadt zu aktualisieren. Dass sich im Umfeld von Social Media die Kritik an der Maßnahme mittlerweile zum Sturm der Entrüstung aufgetürmt hat, hat einen einfachen Grund. Ein Kommentar.

Normalerweise beginne ich einen Artikel nicht mit einer Zusammenfassung. Aus gegebenen Anlass zunächst das Wichtigste in aller Kürze.

  • Köln bekommt nicht nur ein neues Logo, sondern ein neues visuelles Erscheinungsbild
  • Die bisher im Kölner Logo enthaltenen Domspitzen bleiben im Rahmen des Corporate Designs als ergänzendes Schmuckelement erhalten
  • Vorschnelle Urteile fördern nicht, sie schädigen jegliche Debattenkultur

Schauen wir uns an was passiert ist. In der vergangenen Woche berichteten mehrere Medien, unter anderem Kölner Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger, über die von der Stadtverwaltung Köln geplante Maßnahme, das visuelle Erscheinungsbild / den Markenauftritt der Stadt in diesem Jahr anzupassen. Als bildlicher Aufhänger diente im Rahmen der Berichterstattung jeweils lediglich eine Gegenüberstellung des bisherigen und des zukünftigen Stadtlogos. Das bisherige Logo, eine Kombination aus simplifiziertem Stadtwappen plus rotem Balken, welcher neben einem weißen Schriftzug in Anlehnung an den Kölner Dom zudem zwei weiße Dreiecke enthält, soll durch eine schlichtere Wortbildmarke ersetzt werden. Auf die Domspitzen, und dies ist für viele Beobachter offensichtlich Stein des Anstoßes, wird im neuen Logo verzichtet.

Aus dem Erscheinungsbild verschwinden werden die Domspitzen damit allerdings nicht. Denn im Stile eines zusätzlichen Schmuckelementes bleiben diese als wiederkehrendes Erkennungszeichen der Stadt erhalten (siehe Beispiel). In den genannten Lokalmedien wird auf diesem Umstand auch ausdrücklich hingewiesen. Anscheinend haben den entsprechenden Hinweis jedoch nur sehr wenige Leser zur Kenntnis genommen. Denn auf Facebook, Instagram & Co. wird fast ausschließlich das mutmaßliche Fehlen der Domspitzen thematisiert und kritisiert. „Ohne Dom geht gar nicht!“, „Armutszeugnis. Was ist Köln ohne Dom? Wer das zu verantworten hat, gehört aus der Stadt gejagt.“, „Unfassbar! Das einzige Alleinstellungsmerkmal, das Köln zu bieten hat, wird zum lästigen Übel degradiert.“, so einige der Kommentare.

Die politische Dimension von Design

Die Aufregung um das Köln-Logo hat eine politische Dimension. Denn nachdem 2017 öffentlich wurde, dass der spanische Fußballverein Real Madrid die Kreuzdarstellung aus seinem Vereinsemblem entfernt hat, sind Medien wie auch Nachrichtenkonsumenten diesbezüglich sensibilisiert. In der Berichterstattung seinerzeit meist unberücksichtigt blieb allerdings der Umstand, dass Real Madrid seitdem zwei Logos verwendet, und jenes Emblem ohne Kreuz ausschließlich im Rahmen der Vermarktung im Nahen Osten zum Einsatz kommt (Beispiel).

Wie das Kreuz sind auch die Domspitzen ein christliches Symbol. Eine vollständige Entfernung der Domspitzen könnte also dahingehend gedeutet werden, und viele Reaktionen auf Twitter, Facebook und an anderen Orten lassen genau diese Rezeption erkennen, als gehe damit gleichsam eine Abkehr von christlichen Werten und Haltungen einher. Entsprechend emotional wird allenthalben diskutiert, und eben zum Teil auch sehr einseitig. Politiker reagieren vorschnell und äußern sich wütend. Das Domradio argumentiert pauschal, katholische Religiosität verschwinde immer mehr, ohne diese Aussage näher zu belegen. All dies geschieht auf Grundlage unzureichender Informationen. Denn wie anhand der von der Stadt wenige Tage später veröffentlichen Anwendungsbeispiele ersichtlich ist, bleibt das Wahrzeichen Kölns auch im zukünftigen Erscheinungsbild der Stadt als zentrales und prominentes Gestaltungselement erhalten.

Stadt Köln – neuer Markenauftritt – Anwendungsbeispiel
Stadt Köln – neuer Markenauftritt – Anwendungsbeispiel, Quelle: Stadtverwaltung Köln

Ein visuelles Erscheinungsbild auf Grundlage allein des Logos zu bewerten, ist, als würde man ein Buch anhand des Covers beurteilen. Eine faire und substanzielle Bewertung erfordert jedoch Aufwand. Aufwand, den gesamten Text zu lesen. Aufwand, genau hinzusehen und zuzuhören. Aufwand, ausreichend Informationsmaterial zu recherchieren. Aufwand, den viele Menschen offenbar nicht (mehr) bereit sind zu leisten. Unter anderem deshalb entstehen im Netz Shitstorms. Weil Menschen vorschnell urteilen. Jon Ronson beschreibt in der NYTimes, wie ein einziger Tweet das Leben eines Menschen zerstören kann. Kommunikation im Zeitalter von Social Media: wo Fakten gerne durch Meinungen ersetzen werden. Ich warte aus gutem Grund so lange auf eine Veröffentlichung eines Beitrags hier im Design Tagebuch, bis mir auf Anfrage von den jeweiligen Pressestellen und Agenturen entsprechendes Bildmaterial zugespielt wurde oder ich dieses recherchiert habe. Denn aus meiner Sicht braucht es eine solide Grundlage für eine faire Bewertung und Einordnung eines Designs, auch im Hinblick auf eine darauf folgende sachlich-fachliche Diskussion.

VOR die Welle kommen

Erst an diesem Montag, vier Tage nachdem sich die Empörung in Social Media längst zu hohen Wellen ausgebreitet hat, veröffentlichte die Stadtverwaltung Köln eine entsprechende Meldung zum neuen Markenauftritt. Zu spät. Denn die Diskussion um ein neues Logo, das lässt sich anhand ähnlicher Fälle beobachten, ist eine andere, hätte man proaktiv agiert. Zumindest die vielfach geäußerte Kritik, die Domspitzen würden nun gänzlich verschwinden, hätte es in dieser Form und in dieser Anzahl nicht gegeben. Im Nachhinein, so teilt mir die Pressestelle der Stadt auf Anfrage mit, wäre es besser gewesen die Veröffentlichung der Pressemeldung vorzuziehen. Auch eine Vorabpräsentation der Ergebnisse im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung hätte meiner Ansicht nach dafür sorgen können, dass sich die Wellen nicht ganz so hoch schaukeln.

Negativkritik hätte es freilich dennoch gegeben. Denn Neues hat es immer schwer. Selbst hier, in einem Fachblog zum Thema Kommunikationsdesign, werden Redesigns in aller Regel mehrheitlich negativ kritisiert. Es gibt auch Lob. Aber ein Tadel geht uns (als Mensch) immer leichter von den Lippen als ein Lob. Umso wichtiger ist es für Auftraggeber, das Neue zu erklären, um Kunden, Mitarbeiter, Bürger und auch Lokalredakteure auf dem Weg der Transformation und der Veränderung mitzunehmen. Offenheit und Transparenz ist in der Marken- und Unternehmenskommunikation wichtiger denn je. Und das bezieht sich nicht nur auf Themen wie Nachhaltigkeit/Ökologie, Herstellung, Produktionsbedingungen, Gleichberechtigung und soziale Verantwortung. Auch wenn Städte, Unternehmen, Vereine, etc. sich ein neues Logo zulegen, erwarten die Menschen, dass diese sich hierzu positionieren. Dementsprechend vorbereitet sollte man als durchführendes Organ sein.

Soweit mein Versuch, die derzeitige, teilweise hitzig geführte Debatte einzuordnen. Weitere allgemein gefasste erklärende Worte finden sich am Ende des Artikels*. Nun möchte ich konkret auf die Gestaltung als solche eingehen.

Stadt Köln Logo – vorher und nachher
Stadt Köln Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Stadtverwaltung Köln, Bildmontage: dt

Zum neuen Logo: An die Stelle einer vergleichsweise komplexen Logoarchitektur, in der ein roter Balken gewissermaßen das Fundament bildet, rückt eine schlichte Wortbildmarke. Deren Aufbau, links die Bildmarke, rechts die Wortmarke, kann man als konventionell, üblich und zeitgemäß bezeichnen. In beiden Logos ist als Bildelement das Stadtwappen Kölns enthalten, der doppelköpfige Reichsadler. Im neuen Logo wurde die Darstellung des Adlers nochmals vereinfacht, und zwar, wie ich meine, in sinnvoller Weise. Der Grundcharakter bleibt erhalten, gleichzeitig wurde die Darstellungsqualität verbessert. Zukünftig wird der Adler primär in rot, statt in schwarz abgebildet. Die Wortmarke „Stadt Köln“ wurde in einer anderen, Helvetica-ähnlichen Schriftart neu gesetzt und ebenfalls rot eingefärbt. Der neue Schriftzug ist nicht sonderlich eigenständig. Innerhalb der Wahrnehmungshierarchie steht die Bildmarke dadurch allerdings eindeutig oberhalb der Wortmarke. In Bezug auf die Hierarchien ist das neue Logo also eindeutig klarer.

Weniger ist mehr

Der rote Balken mit eingebetteten Domspitzen entfällt zukünftig ebenso im Logo, wie die bisher dem Wappen vorgestellt Vertikale. Ein Blick beispielsweise hinüber nach Mailand oder nach Düsseldorf (!) zeigt: ein roter Balken ist kein Alleinstellungsmerkmal. Auch deshalb ist es nachvollziehbar, dass die Stadtverwaltung auf den Balken im Logo verzichtet. Die Anzahl der Gestaltungselemente verringert sich so nämlich von fünf auf zwei. Eine sehr sinnvolle Maßnahme also! Denn die auf diese Weise erzielte Vereinfachung sorgt nicht nur für mehr Klarheit (Rezeption), die damit verbundene Verringerung verbessert und erleichtert auch die Handhabe (Anwendung). Handhabe bezieht sich in diesem Zusammenhang auf all jene Personen, die das Logo in ihrer Arbeit verwenden und dieses platzieren und positionieren müssen, in erster Linie also Kreativschaffende und städtische Mitarbeiter. Das bisherige Logo ist diesbezüglich aufgrund des starren und festen Aufbaus ein echter Klotz am Bein. Unter heutigen Gesichtspunkten und Kriterien, hierzu zählen Variabilität, Responsivität/Skalierbarkeit, Prägnanz, Memorierbarkeit und Reproduktionsfähigkeit, ist das bisherige Logo alles andere als optimal.

Die im bisherigen Logo enthaltenen Domspitzen sind nicht etwa ein ergänzendes (Schmuck)Element, sondern ein konkurrierendes! Denn es ist nicht eindeutig, ob nun der Adler oder etwa die weißen Spitzen das „führende“ und dominierende Bildelement darstellt. Mit „führend“ ist die Reihenfolge innerhalb der Wahrnehmungshierachie gemeint. In Folge der unklaren Rangordnung büßt der Markenauftritt der Stadt an Stringenz ein. Denn während die Stadtverwaltung auf Facebook und anderen Social-Media-Kanälen bislang den Adler als Logoabsender verwendet, kommen beim Webauftritt im Favicon die Domspitzen zum Einsatz. In Apps wiederum ist als Absender ein von zwei roten Linien flankierter Adler zu sehen. Dieser Wildwuchs ist es, den es im Rahmen von Rebrandings aufzulösen gilt. Folgt man der Presseerklärung der Stadt, ist genau dies das Ziel: es soll „die Wiedererkennbarkeit verbessert werden“. Wenn zukünftig durchgängig der rote Adler als Absender verwendet werden würde, käme man diesem Ziel einen deutlichen Schritt näher.

Eine Stadt(marke) ist mehr als ihre Verwaltung

Die bisherige Logokonstruktion wirkt aufgrund der Betonung der Horizontalen schwerfällig. Als Hoheitszeichen, also als offizielles visuelles Erkennungszeichen einer Behörde, eines kommunalen Organs, wäre ein solches Macht-vermittelndes Signet durchaus nach wie vor geeignet. Handwerklich schlecht gemacht ist es keinesfalls. Aber eine Stadt respektive Stadtverwaltung ist heutzutage eben weit mehr als nur ein kommunales Organ. Eine Stadt ist auch Dienstleisterin, von der wir erwarten, dass sie schnell und handlungsfähig ist. Sie ist Veranstalterin und Organisatorin, ein Raum für Feste, Märkte und Messen, eine Destinationsmarke, eine Kultur- und Begegnungsstätte, ein Finanz- und Investitionsplatz und ein Ort zum Arbeiten und Leben. Um all diese Ausprägungen einer Identität adäquat vermitteln zu können, bedarf es einer weniger staatstragend wirkenden Kommunikation. Mit einer schlichteren, offeneren und zeitgemäßen Wortbildmarke, wie sie Köln nun bekommt, kann dies schon viel eher gelingen.

Dass auf Seiten von Kommunen und Gemeinden großer Nachholbedarf in Bezug auf die Modernisierung des Verwaltungsapparates besteht, hat die Corona-Pandemie in aller Deutlichkeit offengelegt. Und zur Modernisierung gehört eben auch die Art und Weise, wie Verwaltungen mit uns Bürgern kommunizieren. Einfache(re) Strukturen und Oberflächen (User Centered Design), eine auf das Wesentliche konzentrierte Gestaltung und eine auf digitale Medien ausgerichtete (visuelle) Sprache sind die Voraussetzungen für eine angemessene Kommunikation im 21. Jahrhundert. Diese muss schnell, agil, zugänglich, inklusiv und wirkungsvoll sein. Obendrein möglichst kostenneutral und klimafreundlich, versteht sich.

Was in der Kölner Yellow-Press als Kehrtwende postuliert wird, ist in Wirklichkeit das Ergebnis eines ganzheitlichen Gestaltungskonzeptes. Die Domspitzen bleiben erhalten. Und das war offenkundig auch so geplant. Die bisher gezeigten Anwendungsbeispiele sind in meiner Wahrnehmung nicht nur ansprechend, sie sind auch handwerklich gut umgesetzt. Da die Stadt derzeit noch ganz am Anfang der Umstellungsphase steht und mir, wie mir die Pressestelle der Stadt mitteilt, seitens der beteiligten Agentur Boros (Berlin/Wuppertal) keine weiteren Visuals und Anwendungsbeispiele zur Verfügung gestellt werden können, halte ich mich mit einer abschließenden Bewertung zurück. Öffentlich sichtbar werden soll das neue Erscheinungsbild laut Stadtverwaltung ab Sommer 2022, und zwar nach und nach. Zum bisher präsentierten Ergebnis kann man der Stadt Köln jedenfalls nur gratulieren.

Bleibt den Kölnern zu wünschen, dass die optische Verschlankung und das zugänglichere Design des Logos gleichsam eine Vereinfachung auch von Verwaltungsabläufen sowie eine Verbesserung im Bereich digitaler Angebote (eGovernment) nach sich zieht. Denn der Bedarf diesbezüglich ist groß, nicht nur in Köln. Erst kürzlich hatte ich an anderer Stelle geschrieben: Corporate Design ist ein Transformationsbeschleuniger. Nur mit der Bereitschaft zur ganzheitlichen und fortwährenden Weiterentwicklung, lässt sich das Image der städtischen Marke nachhaltig zum Positiven bewegen. Mit einem frischen neuen Look ist es nicht getan.

Den Designprozess bis hierhin könnte man als eine Art Lehrstück bezeichnen: es reicht nicht, nur gutes Design zu schaffen und zu implementieren. Gerade im Kommunalen, aber auch in großen Unternehmen, Vereinen oder Institutionen, ist es ebenso wichtig ist, das Design auch überzeugend einzuführen und zu präsentieren. #Transparenz


*

Weitere allgemeine und erklärende Sätze rund um das Themenfeld Marke, Corporate Design und Logo:

Eine Marke ist mehr als ein Logo. Mit dieser Aussage wird ein Selbstverständnis beschrieben, wonach eine Markenidentität nicht allein aus einem Logo besteht, sondern diese sich aus unzähligen Gestaltungselementen speist und darüber hinaus auch nicht-visuelle Aspekte beinhaltet. Die Gesamtheit des visuellen Erscheinungsbildes, eines Unternehmens, einer Marke oder auch, wie im vorliegenden Fall, einer Stadt, wird im Corporate Design definiert. Und das Corporate Design umfasst neben einem Logo auch Farben, Typographie, Bildsprache/Fotografie, Layout, Gestaltungsraster, Illustrationen, Symbole und Piktogramme, die wiederum eng verzahnt mit Sound Branding und Motion Design sind. Gleich einem Puzzle erzeugen diese Elemente ein Gesamtbild, eben ein visuelles Erscheinungsbild.

Das Gesamtgebilde einer Marke wiederum wird nicht alleine durch visuelle Gestaltungselemente geprägt und definiert, sondern auch durch viele andere Faktoren. Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit etwa des Kundenservices/Bürgeramtes prägen ebenso das Gesamtprofil einer Marke (Corporate Communication), wie der direkte persönliche Austausch mit Mitarbeitern (Corporate Behaviour). Großen Einfluss auf das „Image“ einer Marke haben nicht zuletzt auch die zur Marke gehörenden Produkte oder Dienstleistungen. Mangelhafte Qualität/Haltbarkeit (geplante Obsoleszenz), schlechte Produktionsbedingungen (wie vielfach z.B. in der Modeindustrie) oder Manipulationen bei Testverfahren (VW-Abgasskandal), wirken sich unmittelbar negativ auf das Image der betroffenen Marke aus. Auch das beste Corporate Design kann derlei Defizite nicht kompensieren bzw. „reparieren“. Aber Corporate Design ist immer eine Chance, um dringend notwendige Modernisierungsmaßnahmen auch an anderer Stelle anzugehen.

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Dieser Beitrag hat 49 Kommentare

  1. Warum man noch Stadt Köln schreibt und nicht einfach Köln leuchtet mir nicht ein. Gibt es ein Land Köln? Ansonsten gefällt mir die neue Gestaltung gut, macht Sinn, weniger ist mehr. Kirchentürme als Alleinstellungsmerkmal gibt es nicht. Das passt in die touristische Werbung so wie der Eiffelturm oder der Petersdom. Ein Ort ist mehr als ein Gebäude.

    1. Warum man noch Stadt Köln schreibt und nicht einfach Köln leuchtet mir nicht ein. Gibt es ein Land Köln?

      Die Verwendung des Zusatzes „Stadt“ hat wohl damit zu tun, dass seit vielen Jahren auch eine von NetCologne privatwirtschaftlich betriebene Köln-Marke existiert. Für diese wird die Domain koeln.de genutzt, was ja schon ungewöhnlich ist, da es vermuten lässt, es handele sich hierbei um die Internetpräsenz der Stadt, was jedoch nicht der Fall ist. Zur besseren Unterscheidung setzt die Verwaltung also auf diesen Zusatz, korrespondierend zur Domain stadt-koeln.de.

      Wenn auf die Verwendung der Domspitzen explizit im neuen Logo verzichtet wird, dient dies auch dazu, Verwechslungen mit der genannten wirtschaftlichen Köln-Marke zu vermeiden, siehe


      Köln Marke (NetCologne)

      Ein Ort ist mehr als ein Gebäude.

      So ist es. Deshalb setzt Paris auch nicht auf den Eiffelturm, sondern knüpft ebenfalls auf die im Stadtwappen enthaltene Symbolik an. Als Absender der Stadtverwaltung fungiert eine vereinfachte Darstellung des Segelschiffes, welches bereits seit dem frühen Mittelalter die Stadt an der Seine repräsentiert.

      1. was es noch absurder macht: ist ja, dass
        auch hinter NetCologne und koeln.de
        eine holding gesellschaft der stadt steht
        und zudem auch koelntourismus.de/
        noch einmal ein eigenes logo führt –
        zum. zum aktuellen stand…

        vll. boros beste arbeit seit viva zwei,
        wenn auch schade das köln design
        nicht aus köln kommt, um so trauriger:
        die polemische lokale presse ohne
        jeden sachverstand:

        https://www.24rhein.de/koeln/koeln-logo-domspitzen-dom-neu-alt-vergleich-verwaltung-design-boros-nrw-91441632.html

    1. ja, die Originalität eines (Reichs)adlers ist übersichtlicher Natur. Der Gockel taucht in hunderten Stadt- und Landeswappen in ganz Europa auf; also auch in den Wappen der freien Reichsstädte Frankfurt und Köln. Ob dieser Beliebigkeit könnte man dem Tier auch grundsätzlich seine Logofähigkeit absprechen…

  2. Ich bin ja der Meinung, dass generell alle religiösen Symbole aus der Öffentlichkeit verbannt werden sollten.

    1. Christian
      Esist bedauerlich die christlichen werte zu eliminieren. Wohin das führt siehen sie in ihrem land, dem Krieg zwischen Ukraine und russland angestiftet durch NATO mit hilfe von biden usa, Wef leiter Schwab auch ein Deutscher, EU, WHO, usw usfortSie würden besser den Rosenkranz zur Muttergottes beten und sich zu informieren, wer hinter diesem Krieg steht und wieviel Geld hinten durch fliesst

      1. @Manser
        Die arigentativen Fehlgriffe ihres Textes, durchseucht und geprägt von/mit einseitigem Geschwall zeigt, dass man ihren Kommentar weder ernst nehmen kann noch es vermag.

        Küsschen

      2. @ Daniel S
        Ich bitte darum, zunächst die DT-Community aufzuklären, was genau “arigentative Fehlgriffe” sind, bevor der – augenscheinlich fremdsprachliche – Kommentator Manser belehrt wird. Das ist ja nicht der erste Beitrag mit dieser Antwortphrase.

      3. Ich stehe ja definitiv hinter christlichen Werten und bin auch gegen die Verbannung von christlichen Symbolen aus “zeitgenössischen Gründen”, aber was hat diese Propaganda von Manser hier verloren?

        Ich stimme im übrigen der Aussage oben im Eingangstext nicht zu, dass die Türme des Kölner Doms als “christliches Symbol” zu sehen sind. Christlichkeit ist weder an Bauwerken, noch an Titeln abzusehen. >An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!< (1. Johannes 2,1-6)

        Vielmehr begrüße ich den Mut, die Stadt endlich nicht auf dieses eine Gebäude zu reduzieren. Mir gefällt das neue Logo deutlich besser als der Klotz zuvor.

      4. @Henrik
        Wow – großes Kino Vertipper als Angriffspunkt zu nutzen. Ich verbeuge mich vor diesem Geiste…
        Gemeint waren natürlich “arUgentativen Fehlgriffe”.
        Ich weiß, dass das Hirn dazu in der Lage ist ein Wort zu erfassen, wenn einzelne Buchstaben falsch sind oder fehlen. Zumindest wenn man Dinge bewusst liest oder ein Hirn ha… hach nee… das wär unhöflich.

        Disclaimer: Falsche Fälle (sehr wahrscheinlich), Rechtschreibung und sonstige Grammatik bitte ich als künstlerische Freiheit zu verstehen.

      5. @ Daniel S
        Ich greife niemanden an. Mein Beitrag war in anderem Sinne (Glashaus>Steine) gemeint, ist aber egal. “Vertipper” sind halt so ne Sache, wenn man drinsitzt. Vielleicht klappt’s ja mit dem dritten Versuch.

    2. Verbannen ist ein hartes Wort aber ich denke in unseren heutigen, aufgeklärten Zeit ist es durchaus richtig, kritisch zu hinterfragen, wo und ob wir religiöse Symbole in der visuellen Gestaltung von legislativen, exekutiven oder judikativen und sonstigen in der öffentlichen Hand befindlichen Organen noch verwenden sollten.
      Und ja – der Grad zur wichtigen Historie hin ist hauchdünn, ist doch unsere Geschichte eng mit mit dem christlichen Glauben verwoben.

      Ich persönlich denke, dass man die Religionsfreiheit in DE (Art. 4 des Grundgesetzes) nur dann wahrlich zeigt und lebt, wenn man jegliche Assoziation von öffentlicher Seite kappt (ob in Recht, Feiertagen, schulischer Bildung, Bevorteilung etc. oder eben Darstellung). Aber auch denke ich, dass die (unterbewusste) Schädigung und Beeinflussung durch die Darstellung bei der Stadt Köln als recht gering einzustufen sind.

      Letztendlich finde ich die Fortsetzung der Doppelspitze als gestalterisches Element als weiterhin gelungen an und es gefällt. Köln ist nunmal aktuell weiterhin unmittelbar mit dem Dom als beeindruckendes Landmark verbunden. Die Reduktion der anderen Elemente waren überfällig.

  3. … als Exil-Kölner und jahrelanger Markengestalter/-entwickler tut das weh!
    In den 90er Jahren hatte ich das FDP Logo gestalten dürfen … welches auch bis heute funktioniert. Jedoch ist der Shitstorm zu diesem “Design” mehr als berechtigt. Einfach dilettantisch! Typo und Logo in Einklang zu bringen sollten auch Spezialisten machen – keine Werbeagenturen oder “Designer” !
    Rebrandings und ganzheitliche Identitäten zu schaffen, muss leider gekonnt und gelebt sein. Da ist der Schöngeist ein kleiner Anteil der Funktionalität.
    Mir ist es auch ein Rätsel, warum es in der Stadt-Verwaltung einer der Kunst- und Kreativ-Städte Deutschlands, wenn nicht sogar global, keinen Beauftragten gibt, der professionell und vollberuflich diese Stadt visuell leitet … ruft an !!!

    Auf ein Neues

    https://www.rebranding.de/branding?pgid=kr4zmmk9-a21ed206-7873-4601-b5ec-3af2fdaa1aa1

    1. Mit Verlaub – dem erwähnte Einklang ist die neue Darstellung um Lichtjahre näher als das vorangegangene.
      (Und als Ersteller zu urteilen, dass das eigene Design funktioniert ist ….interessant… Ich bin auch der Meinung, dass mein Schaffen funktioniert und gut ist (sonst wär es nie ans Tageslicht gekommen)

  4. Die beiden stilisierten Domspitzen im roten Balken waren schon damals, bei ihrer Einführung, genial und richtig. Sie sollten die einzige Bildmarke für Köln sein/bleiben. Zeitlos gut.
    Die jetzige Lösung wirkt wie “Wir konnten uns nicht so richtig entscheiden. Also verwenden wir zwei Logos.”. Ein markentechnisches NoGo.

    1. Wo werden zwei Logos verwendet? Es gibt ein Logo und begleitende Designelemente (was im uberragenden Maße an anderen Stellen genauso gehandhabt wird)

  5. Die Aufsplittung in zwei Logos, eins mit und eins ohne Domspitzen, ist eine Reduzierung des Symbols des Doms. Es würde ein Leichtes sein, im nächsten Schritt einer neuen Überarbeitung des Stadtlogos die Domspitzen ganz wegfallen zu lassen. Gut, dass sich die Kölner dagegen wehren. Gute Gestaltung erklärt sich von selbst. Jede Erklärung ist an dieser Stelle irrelevant. Die seitliche Positionierung und Reduzierung im Erscheinungsbild ist Kommunikation genug.
    Die Kölner haben Lunte gerochen und beschweren sich zurecht.

  6. Zunächst einmal ist es schön zu sehen, dass es tatsächlich ein Logo aus Köln geben kann, in dem nicht auf Teufel komm raus versucht wurde, irgendwie den Dom reinzubasteln. :-) Das gerade die Stadt Köln diesen Beweis erbringt und sozusagen vorausgeht, ist bemerkenswert und verdient ein Lob.

    Ja, der Dom ist Köln und Köln ist der Dom, aber die Stadt Köln ist der Staat und nicht die Kirche. So gesehen finde ich es sehr gut gelöst, dass man den Dom aus dem Logo selbst rausgenommen und ins weitere – bisher sehr ansehnliche – CD überführt hat. Wenn man das konsequent durchzieht und beibehält, beide Daumen hoch. Wobei es natülich auch Anwendungen geben wird, wo eben nur das Logo und nicht der Dom erscheinen sollte, etwa der Briefbogen der Stadtverwaltung.

    Was die Typo betrifft, wäre etwas mehr Eigenständigkeit wünschenswert gewesen.

  7. Im Artikel steht vieles, das man so oder so sehen kann.
    Doch von Anfang an: 2002 gab es in der Kölner Stadtverwaltung eine Vielzahl von Logovarianten. Dies wurde bemängelt und durch eine einheitliche Gestaltungslinie ersetzt. Die mit der Umsetzung beauftragte Agentur hieß im Übrigen Boros. Zwanzig Jahre lang war dieser Gestaltungsrahmen dann in Ordnung, trotz gelegentlichen Spotts über die auf die Domtürme verweisende “Frittengabel” rechts unten im roten Balken. Und genau diese Symbolik, also der Dom als Erkennungszeichen der Stadt, ist jetzt Stein des Anstoßes. Und hier wird es ambivalent. Von einigen Protagonisten wird behauptet, dass die Domtürme vor Allem ein religiöses Symbol sind, vergleichbar mit dem Kreuz. Da sollte man vielleicht mal die Kölner Menschen fragen, wie sie das sehen. Für die meisten ist der Dom – unabhängig von ihrem religiösen Bekenntnis – einfach das Symbol für die Stadt. Seine Turmspitzen sind nicht nur von sehr weit zu sehen, wenn man sich der Stadt nähert, er steht auch allen Besuchern – gleich welcher Religion – offen. Und dies kostenlos. Darüber hinaus ist “die hohe Domkirche zu Köln” eine eigenständige juristische Person und gehört quasi sich selbst, nach Kölner Logik also allen Kölner*innen. Ein Grund, warum im Dom zum Beispiel das Richter-Fenster realisiert wurde – gegen den klaren Willen des damaligen Erzbischofs. Diese Eigenständigkeit gefällt Vielen und stärkt die Identifikation mit diesem Gebäude. Zurück zum neuen/alten Logo: Dass die Domtürme zukünftig doch in bestimmten Anwendungen zum Zuge kommen sollen, führt in Richtung der vormaligen “Gestaltungsvielfalt”, die 2002 bewusst beendet wurde. Dass die “neue” Schrifttype fatal an die alten Kopfbögen der Kölner Stadtverwaltung erinnert, ist dann nur noch das Tüpfelchen auf dem I.
    Natürlich spricht nichts gegen die (behutsame) Weiterentwicklung von Logos. Hier gibt es viele gute Beispiele. Auch die Vereinfachung des Reichsadlers im neuen Kölner Logo geht in diese Richtung. Aber dieses “neue” Logo insgesamt als zeitgemäß oder innovativ zu bezeichnen, dazu fehlt mir die Phantasie.

  8. Die Kritik an einem christlich-kirchlichen Bestandteil des Logos verkennt die Bedeutung des Doms auch für Nichtgläubige. Der Dom wurde von den Preußen vollendet, die nur geringe christliche Ambitionen damit verbanden. Er gilt als Wahrzeichen der Stadt, ist fester Bestandteil der Folklore (“Mer loße der Dom in Kölle” etc.), war selbst im zweiten Weltkrieg nur gerinfügig beschädigt während rundherum alles in Trümmern lag – bietet also eine enorme Identifikationsfläche selbst für agnostisches und atheistisches Leben in Köln. Auch das muss man nicht als hinreichend einstufen, ihn in einem Logo der Stadtverwaltung einzubinden, aber die Reduzierung auf ein religiöses Symbol greift deutlich zu kurz.

    1. Danke Benno. Die identitätsstiftende Funktion des Doms wird im Beitrag in der Tat zu wenig gewürdigt. Insofern herzlichen Dank, dass Du darauf nochmals gesondert eingehst!

      Wenn im Titel von „christliches Symbol“ die Rede ist, dann ist dies einerseits eine Zuspitzung, andererseits wird damit auch Bezug zum generellen Umgang mit christlicher Symbolik genommen, siehe Beispiel Real Madrid / Kreuz. Auch das Kreuz ist nicht nur ein religiöses Zeichen, es ist auch, als Plus, ein mathematisches, oder, diagonal überlagernd, ein Verkehrszeichen (Andreaskreuz).

      Der Dom ist, dies wird im Beitrag erwähnt, nicht nur das Wahrzeichen Kölns, er ist darüber hinaus ein wichtiger kultureller Bezugspunkt für die gesamte Region im Rheinland. Absolut! Deshalb hat man sich offenbar auch dazu entschieden, die Domspitzen im Corporate Design der Stadt fortzuführen.

      Das zentrale Problem und der Hauptgrund für den Shitstorm ist meiner Ansicht nach nicht das Design und nicht das Logo, sondern dessen Einführung respektive Bekanntwerden. Denn der Erstaufschlag erfolgte durch Dritte, durch die Medien. Bislang wurden lediglich wenige Anwendungsbeispiele veröffentlicht. Besser wäre es gewesen, ein solches Vorgehen hat sich bewährt, beispielsweise erste Anwendungen wie Fahnen, Aufkleber, T-Shirts, Taschen und anderen Dinge mit dem neuen Design zu versehen, sodass das Gestaltungskonzept für die Menschen/Bürger wirklich greifbar wird. Große Unternehmen oder auch Vereine lassen eigenes zu diesem Anlass aufwendige Websites entwickeln. Auf diese Weise wäre ersichtlich gewesen, dass der Dom keinesfalls verschwindet.

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