Kaba, 1929 vom Bremer Unternehmen Kaffee HAG auf den Markt gebracht, hat ein neues Verpackungsdesign erhalten. Auch das Markenlogo wurde in diesem Zuge modifiziert.
Die Kakaogetränke-Marke Kaba ist seit 2016 Teil des französischen Unternehmens Carambar & Co. Zuvor gehörte Kaba zu Kraft Foods (heute Mondelez International). Mit Suchard Express führt Carambar & Co. noch eine weitere Kakaogetränk-Marke im Portfolio. Im Zuge des Redesigns erfährt der Kaba-Markenschriftzug das erste Mal seit Jahrzehnten eine signifikante Modifizierung. Bei den Sorten Erdbeer, Vanille, Banane und Himbeer setzt der Hersteller, wie bereits bei der Sorte Schoko, Tüten statt Dosen als Verpackungsmaterial ein.
Die für das Markendesign von Kaba seit je her typische Darstellung von Palmen findet sich auch auf den neuen Verpackungen, und zwar sowohl als Teil des Logos wie auch als dekoratives Schmuckelement. Der Illustrationsstil wurde insgesamt angeglichen und auf einen zeitgemäßeren Look hin angepasst. Auf der neuen Verpackung ist die Form des als Maskottchen verwendeten Bären („Berry“) weniger vermenschlicht.
Die Kleinschreibweise innerhalb des Markenschriftzugs wurde zugunsten einer Großschreibweise mit Versal-K und nunmehr zweigeschossigem „a“ umgestellt. Der Farbverlauf innerhalb der Sonne ist nunmehr radial statt linear.
Kommentar
Dank Redesign besteht nun erst einmal nicht mehr die Gefahr, dass Kaba als reine Nostalgiemarke wahrgenommen wird. Der neue Illustrationsstil macht Schluss mit dem Retro-Look und sorgt dafür, dass die Marke weiterhin für unterschiedliche Käufergruppen attraktiv ist/bleibt.
Ob ein Getränk mit einem derart hohen Zuckergehalt heutzutage noch zeitgemäß ist, ist freilich eine andere Frage. Mit fast 90 % Zuckeranteil stünde die Nährwertampel bei jeder Kaba-Sorte auf rot. Dementsprechend fehlt auf der Verpackung der mittlerweile auch in Deutschland von vielen Lebensmittelherstellern freiwillig verwendete Nutri-Score. Von anderen Kakaogetränke-Marken gibt es mittlerweile Zucker-reduzierte Varianten. Beim Verpackungsmaterial findet hingegen lobenswerterweise eine Gewichtsreduzierung statt.
Ich finde interessant, dass sowohl die Typo als auch Berry, der ehemals sportlich-dynamische Plantagenbär, jetzt ganz schön adipös und behäbig daherkommen.
Insgesamt ein sattes Naja. (und je länger ich auf den Radialverlauf in der Sonne starre, desto weniger gefällts mir). Aber so lange das Zeug in kalter Milch nicht klumpt, wird es immernoch geliebt und gekauft.
immerhin erübrigt sich jetzt auch die Überlegung, was um alles in der Welt eigentlich ein „Plantagentrank“ ist.
Soweit ganz Ok. Was mich aber echt dabei stört ist der enorm verlängerte Milchschwall, das wirkt nicht wirklich wie ein genüsslich “Beim Sonntags-Frühstück mit Milchkanne eingegossen…” sondern eher wie weißer Mittelstrahl.
Dito. Dabei wäre gerade dies eine Chance gewesen, das ganze Bild leckerer – auch für Kinderaugen – zu machen. Und auch wahrhaftiger, denn wie dick muss denn der Kakao sein, dass die weisse Milch da noch irgendwelche Spritzer beim auftreffen wirft?
Andererseits bleiben uns dadurch vielleicht ein paar Übergewichtige erspart.
Die Proportionen sind halt sehr komisch. Das sieht aus als wäre die Tasse 1m breit, wenn man annimmt, dass der Milchstrahl richtig ist.
Traumaufgabe für jeden Mediengestalter: „Wir brauchen dan Kaba-Milchstrahl verlängert. Den leckeren Spritzer wo die Milch auf das Plantagengetränk trifft, kannst du so lassen“.
Aufgrund des hohen Zuckergehaltes ist es nur verständlich, dass der sportliche Bär durch einen deutlich mehr behäbigeren Bär auszutauschen.
Handwerklich endlich eine klare und stimmige Lösung, aber inhaltlich knapp der aktuellen Kolonialismus-Debatte entronnen (“Plantagentrank”???)…
Jetzt ist es nur noch praktische aber ungesunde Zuckerplörre.
Ein solides und, viel mehr noch, dringend nötiges Redesign, denn der bisherige Look war sehr überholt. Dass man nun ein bisschen auf Vintage macht, ist dem Zeitgeist (von gestern?) geschuldet, macht es aber auch ganz nett. Den neuen Bären finde ich wesentlich besser und sympathischer – das mit dem „Übergewicht“ ist eine netter, vermutlich nicht gewollter Bezug zum vielen Zucker. Oder ein Bezug auf dickes Fell – das wird Kaba brauchen, denn eine bloße Packaging-Veränderung wird den Verkauf kaum ankurbeln. Immerhin lässt es das neue Design zu, dass man neue Sorten einführen könnte, also sowas wie Bio, zuckerreduziert oder rein natürliche Fairtrade-Zutaten … Vermutlich bleibt das eher ein Wunschdenken, aber ich denke wer Kaba kauft, der ist sich dessen Inhalt bewusst und verzichtet mit voller Absicht auf eine gesunde Ernährung.
ich find ja gerade dieses neue design sieht aus wie vorbild-retro..
Der neue Bär sieht Scheiße (Sorry) aus.
Danke für deinen wertvollen Beitrag.
Bitte. Keine Ursache.
Mir hat es irgendwie zu viel Retro-Charme. Aber das finde ich irgendwo auch verständlich, spricht man so doch vielleicht auch wieder mehr junge Erwachsene an, die Kaba in ihrer Kindheit getrunken haben.
Mir war gar nicht bewusst, dass Kaba und Suchard Express zusammen gehören. Suchard Express wurde auch kürzlich renoviert und sieht jetzt, in dunkleren Blau, ebenfalls weniger verspielt und aufgeräumter aus. Offenbar überholt man alle Marken gerade gründlich.
Soso, das ist also aus dem Berry, dem coolen Plantagenbär von früher geworden, nach etwas zu viel Kaba über all die Jahre.
Dazu dann auch noch diese “Unrasiert”-Andeutung auf dem Oberkörper. Sehr merkwürdig.
Warum hat man dem Kaba den “Plantagentrank” genommen? Ist das vorauseilend, um nicht ins “Rassismus-Visier” zu geraten?
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Ich seh es schon vor mir in den Supermärkten “Mama, Mama, ich will Kaba!” – “Nein, Paul-Noah, sonst siehst du irgendwann noch so aus wie der Bär auf der Packung!”
Die Produktzeite vom Konzern ist unterhaltsam: https://www.carambarco.com/marques/kaba/
“Das Lieblingsgetränk der Deutschen” – soso ;-)
Das Logo finde ich ganz schick. Der Bär passt aber irgendwie stilistisch nicht zum Rest finde ich. Dafür hätte der Stil viel reduzierter sein müssen. Und kann es sein, dass das »Kakao« nicht richtig zentriert in dem braunen Balken steht?
Ich lese da “Das Original Kakao”.
Abgesehen davon wirkt es auf mich nicht stimmig. Der Bär sieht nicht ansprechend aus und passt vom Illustrationsstil nicht zu den Palmen. Bei den Palmen finde ich die Darstellung des Schattens gut gelungen, beim Bär ist das ganz anders umgesetzt – bzw. gar nicht.
Wieso über dem neuen Logo Grain/Textur liegt ist mir auch nicht klar.
Schon lustig, dass man alles verändert bis auf den Kakao in der Tasse samt Milchstrahl und die zum zweiten die Palmenillustration! Stilistisch passen Bär und Palme jetzt überhaupt nicht mehr zusammen. Da hätte man den Bären auch einen Schatten geben müssen. Etwas störend finde ich auch, dass die Palme jetzt dreimal auf der Verpackung abgebildet ist. Büschen viel, find ich. Vielleicht soll das ja den Entfall des Wortes “Plantagengetränk” kompensieren. ;-) Den deutlich wärmeren gelborange-Ton des Hintergrunds finde ich aber sehr angenehm und stimmig. Und, ja: das Wort Kakao steht im braunen Kasten zu weit links. Wenn das tatsächlich so ist, wäre das peinlich.
Ernst gemeinte Frage: Wird ein solches Design von Fachleuten gemacht, oder entsteht so etwas eher in Inhouse Bastelkursen?
Was ein Zufall! Am Samstag stand ich zufällig noch vor dem Kakaoregal und habe das neue Design in der Hand gehabt.
Ich hatte irgendwie das Gefühl, es ist nicht ganz rund. Ja, neu ist es, aber doch wie schon oft erwähnt, sieht er jetzt mehr retro aus. Der Bär wollte mir auch nicht recht gefallen, weil er nicht mehr wie der bekannte Berry aussieht. Schon schade wie ich finde.
Was man aber noch zur Packung sagen kann:
Auf den Bildern sieht man das nicht, aber wenn man sie in der Hand hat, sieht man eine leichte Musterung. Es hat so eine leichte Ähnlichkeit mit einem Jutesack. (in dem Kakaobohnen transportiert werden)
Die naive Formensprache der bisherigen Illustration mit einem Fußball im 70er-Jahre-Tango-Muster, dem Maskottchennamen auf dem Shirt, wie von Kinderhand gezeichneten Pflanzen und einem Schriftzug im Glossy-Look ist im Vergleich zur eckigen und nunmehr abstrahierten neuen Bärendarstelllung, dem nunmehr farbverlaufsfreien Schriftzug und dem auch um einen handschriftlichen Font (Trend!) erweiterten Used-Look-Typokonzept (Trend!) so deutlich altmodisch(er), dass ich mich offen gesagt wundere, wenn einige dt-Leser stattdessen dem neuen Design einen Retro-Look attestieren. Vielleicht mag ja von den betreffenden dt-Lesern jemand einmal gut begründen, was im neuen Design im Vergleich zur alten Aufmachung altmodischer ist? Das wäre mir fast eine heiße Schokolade wert.
Das ist nun reine Mutmaßung, aber ich glaube viele verstehen unter Retro einen Bezug auf eine Zeit vor den 70ern/80ern, z. B. war der VW New Beetle retro, weil er sich auf den VW Käfer bezogen hat (und der ja bekanntlich in der Nachkriegszeit groß wurde). Ich vermute also, dass für viele der Begriff Retro im Bereich des Grafik-/Packungsdesigns das Design aus den 50er/60er und ein evlt. noch 70er beschreibt. So erinnert vielleicht manchem*r Leser*in der neue Kaba-Bär an Buchillustrationen aus seiner*ihrer Kindheit …!?! Das alte Kaba ist halt eher 90er/00er-retro. Oder so …
Das ist natürlich alles nur eine Mutmaßung und der Begriff Retro wird einfach unterschiedlich verstanden, ausgelegt oder interpretiert.
Lieber Achim,
ich bin zwar keiner der “betreffenden Leser”, waage aber mal eine These warum manche das neue Packaging eher als “retro” empfinden.
Ich glaube die Frage “Was ist retro?” hängt wahrscheinlich immer ein bisschen vom Alter und Standpunkt ab ;-)
Der bisherige Berry und seine Packung, sind mit all dem glossy Bling Bling und dem Illustrationsstil sehr “Ende 90er / Anfang 200er” – Von daher kann man 2020 sicher sagen dass das altbacken oder altmodisch ist. Aber ist es deswegen (schon) retro?
Wenn ich als Mitt-30er den Berry aus meiner Kindheit sehe wirkt der auf mich eher retro :-P
Vor ein paar Jahren war alles Retro was nach 50er oder 60er aussah…
Und immer wenn Verpackungen von glossy auf flat wechseln kann schnell dieser “reflexhafte” Retro-Eindruck entstehen. Und je größer der Schritt von “glossy” zu “flat” ist umso stärker kann dieser Reflex/Eindruck werden. (Mir persönlich ging das das zuletzt so beim neuen Kelloggs Packaging so).
Und die neue Kaba Packung haut an verschiedenen Punkten in diese Kerbe:
– Typo flacher
– Der neue Berry der irgendwie in so einem gewollt illustrativen Hipster Stil daherkommt
(der trotzdem auch aus den 60ern kommen könnte)
– und die minimal aufgeräumtere Gesamtoptik mit weniger Pflanzen und ohne Störer
Das alles kann glaube ich unter Umständen ein “Retro-Feeling” erzeugen.
Aber so ganz passt es im aktuellen Fall nicht, den zusätzlich haben wir ja noch die diversen Verläufe und diesen Pattern Overlay (der das ganze Design irgendwie dreckig wirken lässt?)
Soweit mal meine Gedanken zum Thema Retro
Besten Dank Tom.
Was auffällig ist, und das erklärt womöglich auch die unterschiedliche Wahrnehmung, ist die große emotionale Nähe, die offenbar Viele hier mit der Marke zu verbinden scheint. Erfahrungen aus der eigenen Kindheit beeinflussen selbstverständlich wie wir die Dinge heute beurteilen. Erziehung und Sozialisierung wirken sich auf unsere Wahrnehmung aus, Stichwort Prägung. Allein schon den Namen „Kaba“ zu hören (oder Flutschfinger, Yps, Ahoj u.a.), weckt bestimmte Assoziationen und Erwartungen. Diese wiederum haben Einfluss auf unser Urteil – denn wir sehen, was wir erwarten.
Davon abgesehen, so erkläre ich mir die unterschiedliche Bewertung diesbezüglich, wird der Begriff „retro“ unterschiedlich ausgelegt. Nur weil etwas altmodisch aussieht, heißt dies nicht, dass es auch retro ist. Retro meint, an frühere Merkmale gezielt anknüpfend. Ich gestehe ein, dass der von mir in diesem Zusammenhang im Artikelkommentar verwendete Begriff „Retro-Look“ unscharf bis falsch ist. Die Einschätzung, wonach das neue Design, in dem eindeutig zeitgenössische (!) Stilmittel zur Anwendung kommen, stärker als das vorhergehende einen Retro-Look befeuern würde, kann ich allerdings nach wie vor nicht teilen. Nichtsdestotrotz finde ich die Diskussion sehr spannend. Ich muss zugeben, das hätte ich bei diesem Redesign so nicht erwartet.
An dieser Stelle will ich jetzt nochmal einen kleinen Nachtrag zum Thema “wir sehen was wir erwarten” setzen :-)
Ich muss ganz ehrlich zugeben, obwohl ich als Grafikdesigner versuche Design immer fachlich fundiert zu betrachten und zu werten, gelingt mir das gerade im Bereich Packaging meist nicht.
Ich ertappe mich oft dabei, dass ich mit neuen Verpackungen gewohnter Produkte erstmal meine Mühe habe.
Ich kann dann zwar auf Grund von gestalterischen Kriterien urteilen ob ich das neue konzeptionell und/oder handwerklich besser finde, bis sich das Produkt im Regal aber wieder “richtig” anfühlt – und ich mit Abstand sagen kann ob ich jetzt alt oder neu besser fand, dauert (zuminest bei mir) immer etwas.
Ich weiß nicht ob ich damit alleine bin oder ob das auch anderen Kreativen so geht…
In jedem Fall haben Produktverpackungen, so glaube ich, auch immer jede Menge mit Gewohnheit zu tun…
ich mag ja immer wieder eine gewissen Sinnhaftigkeit in einer Gestaltung. Die Kakaofrucht wächst nicht an einer Palme. im alten Design war die Frucht noch dabei, jetzt gibt es nur noch Palmen. Ich hätte mir gewünscht, dass in einem Redesign der Kakaobaum Platz fände, statt die Palme zu wiederholen. Ein bischen Wissen schadete niemanden …
Titel, Untertitel und nochmals einen dicken fetten Titel (?) ist mir zu viel – der Fokus verliert sich.
Ich finde weder das alte noch das neue besonders gelungen. Ich würde super gerne die gesamte Reihe sehen, von den Anfängen bis heute.
Grundsätzlich wünschte mir, dass auch Kinder etwas anspruchsvolleres zugemutet werden könnte.
Wirklich retro wäre es, die alten Comics wieder in die Packung zu legen. Das war für mich als Kind immer ein echtes Highlight! :D
Die Strahlkraft und Freude ist verloren gegangen. Die Sonne geht nicht mehr auf sondern unter. Schade.
Welches Ziel hat das Unternehmen mit diesem Designrelaunch verfolgt? Wenn es nur darum ging das Wort „Plantagentrank“ zu entfernen, wurde das Ziel erreicht. Diese Hintergrundinformationen fehlen leider meistens bei Designbewertungen, da sie von den Unternehmen in der Regel nicht herausgegeben werden. Gestalterisch und handwerklich hat das neue Design allerdings mehr Schwächen als Stärken. Vom Jutelook auf dem Plastikbeutel über den radialen Verlauf in der Sonne, Typoauswahl, Illustrationsstilmix etc.
Zu einem schlechten Design gehören natürlich immer zwei Seiten. Einmal der Designer, der es entweder nicht besser kann oder sich den Wünschen des Kunden fügt und zum anderen der Auftraggeber, der entweder nicht gut gebrieft hat (wobei auch hier eine Teilschuld beim Designer liegt, weil nicht nachgehakt) oder seine persönliche Meinung durchsetzen wollte, obwohl es nicht sein Fachgebiet ist. (alle Personenbezeichnungen sind als geschlechtsneutral zu verstehen)
Warum ist dieser Deiner Meinung nach handwerklich schlecht?
Vorher war dieser, man betrachte den unterschiedlichen Stil der Pflanzen im Logo und rund um das Maskottchen, deutlich ausgeprägter. Mit dem Redesign wurde der Illustrationsstil spürbar angeglichen.
Der Jutelook ist ein weiteres zusammenhangloses Stilelement, das einem ganzheitlich gedachten Erscheinungsbild entgegensteht. Als Referenz zur Herkunft der Kakaobohnen oder zur Unterstreichung des handwerklichen Ansatzes in der Herstellung kann man Skeumorphismus durchaus nutzen, auch wenn ich mich etwas schwer damit tue einen Plastikbeutel wie einen Jutesack aussehen zu lassen. Mir fehlt bei dem neuen Kaba Design (wie übrigens beim alten auch schon) die Idee. Es ist insgesamt platt und lieblos. Ich erwarte von einer Marke und das möchte Kaba ja sein, einfach mehr Tiefe und Auseinandersetzung mit dem Produkt. Deshalb aber ja auch meine anfängliche Frage. Was sollte mit dem Designrelaunch erreicht werden?
Den Hintergrund, in Anlehnung an die für Kakaobohnen typische Transportverpackung, mit einer Jute- oder Sisal-ähnlichen Struktur zu versehen, ist nun wirklich alles andere als zusammenhangslos. Gerade im (Bio)Getränkesegment gibt es mittlerweile unzählige Marken, bei denen ein solches Struktur-Stilelement durchgängig zum Einsatz kommt. Die Einschätzung, dieses Stilelement tauge nicht, um ein ganzheitliches Erscheinungsbild aufzubauen, wird durch Beispiele wie Berief, Oatly, Edeka Bio, u.v.a. widerlegt. Ob man die damit verbunde Ästhetik mag, ist eine andere Frage.
Mehr Tiefe und Auseinandersetzung mit dem Produkt führt in diesem Fall, denke ich, in eine Sackgasse. Vielleicht bin ich da vorschnell, aber ein Produkt, das aus bis zu 90 % Zucker besteht, bringt von sich aus nicht viel mehr her, als dass man darum ein mit Tropen-Artefakten ausgestattete Scheinwelt aufbaut, ähnlich zur Punica-Oase. Was wäre denn Dein Ansatz in diesem Fall?
Erst einmal finde ich es toll, dass man hier auf deiner Seite fachlich diskutieren kann! Das ist gerade Online leider nicht mehr oft zu finden. Ich meinte nicht, dass die Jutestruktur grundsätzlich falsch ist. Ich meinte, dass das was damit verbunden ist, an anderer Stelle im Design nicht mehr aufgenommen wird. Was soll das Design aussagen? Geschmack? Spaß? Natürlichkeit? Handwerk?
Im Kaba Design sind meiner Meinung nach viele unterschiedliche Elemente und Themen zusammengebracht worden, ohne dass es ein harmonisches Gesamtbild ergibt. Das ist bei Marken wie Oatly, Berief, Alpro, True Fruits, ja selbst bei Nesquik anders. Hier zieht sich eine inhaltliche Idee durch das gesamte Erscheinungsbild der Marke. Es gibt einen roten Faden. Mein Ansatz für Kaba wäre zunächst einmal die Festlegung auf ein Thema. Welches Konzept möchte ich verfolgen, wen möchte ich ansprechen? Wenn das geklärt ist, würde ich auf der Basis die Markenstory und das Design entwickeln. Vielleicht ist das ja bei Kaba so geschehen, ich sehe es nur nicht.
Freut mich. So solls sein.
Zwischen Jutesack-Struktur, dem Used-Look der Typo und den Palmen-Illus besteht sehr wohl ein inhaltlicher Zusammenhang: über all diese Stilelemente wird suggeriert, das Produkt käme aus einem tropischen Land / von Weit her. Freilich kollidiert diese Leitidee mit dem Braunbären, der in diesem Kontext deplatziert wirkt und nur aus der Historie vorheriger Verpackungen/Kampagnen erklärbar ist. Dass die neue Gestaltung ideenlos sei, kann man jedoch nicht behaupten, wie ich meine. Das Leitmotiv der Marke Kaba war von je her, eine gewisse Sehnsucht für die Ferne zu wecken, Südsee-Feeling aufkommen zu lassen, wie etwa ein früheres Kaba-Logo mit reichlich Palmendeko veranschaulicht. Und dieses Leitmotiv schlägt auch voll im neuen Verpackungsdesign durch.
Die Website https://www.kabawelt.de ist noch im alten Look, auch noch mit dem originalen Berry
Abgesehen vom komischen Milchstrahl und der übergroßen Tasse, die aus dem alten Design übernommen wurden gefällt mir die Gestaltung gut. Den Bären finde ich sehr niedlich und um Welten besser als den alten Bären, der direkt aus der Whatsapp-Gruppe meiner Oma stammen könnte. Meiner Ansicht nach hätte man die Darstellung des Getränks auch zeichnerisch angepasst umsetzen können um diesen künstlichen Plastik-Look loszuwerden.
Ich finde es gut, das man den See des Kakaos jetzt zumindest eine tassenartige Form gegeben hat. Beim Bären scheiden sich wohl die Geister, ich bin ein Fan des alten Bären, der passt nicht so zu 100% in die heutige Zeit, da bin ich hier bei den meisten Leuten voll dabei, aber der neue Bär sieht ganz gruselig aus und ein bisschen wie ein Flaticon/Freepic Premium Vektor.
Was man nicht vergessen darf: das alte Design ist tatsächlich alt (ca. 10 Jahre). Ein Lifting war also durchaus angebracht, ist hier aber etwas ins beliebige abgeglitten.
Berry, dem Plantagenbär, ist aufgrund des Redesigns leider die Persönlichkeit abhanden gekommen.
Was ich mir noch als Info gewünscht hätte: sind auch die Comics auf der Packungsrückseite gestrichen worden? Wenn ja, dann wäre auch das ein Kennzeichen der fortschreitenden Banalisierung dieses ehemals großen deutschen Markenklassikers.
Gerade hier gehört zu einer Marke deutlich mehr als nur das reine FOP-Design
Richtig. Das vorherige Design wurde 2009 realisiert (Agentur Bultmann).
In der Tat. Hier mal ein Foto aus dem örtlichen Supermarkt.
Kaba Verpackung, Foto: Schaffrinna
Uh, oh … Ohne Comic sehe ich für das Produkt keine Zukunft mehr ;)
@ Achim:
Meine Vermutung, warum hier viele Kommentierende (mich eingeschlossen) das neue Design mit dem Begriff “retro” belegen, ist, weil der neue Bär sehr generisch aussieht. Dem alten Bären sah man ja noch an, dass er custom-made war, der neue Bär sieht nach 1990er Clip-Art-CD aus.
Ah ok. Danke für Deine Einschätzung/Begründung.
komisch. das empfinde ich genau anders herum. der alte Bär = 90er ClipArt, der neue Bär = 50er / 60er Retro
@Lale: ja, das trifft es auch ganz gut. (Vielleicht war der “neue” Bär ja schon in den 1990ern aus den 1950ern retro-wiederbelebt. :-) )
Ich finde das Redesign bis auf die riesige Tasse mit dem Milchstrahl relativ ok. Aber mit viel Luft nach oben.
Ich hätte mir gewünscht das man mit dem neuen Bären noch plakativer umgeht, z.B. so:
Eine plakative Gesamtszene darstellen (alles im Illu-Stil des Bären).
– Der Bär groß im Vordergrund und trinkt aus einem Glas den leckeren Kaba
– Im Hintergrund die Plantage mit den grünen Blättern und der Sonne aus dem Logo
– Der Kaba Schriftzug ganz hinten und gut lesbar von ein paar Blättern oder dem Kopf des Bären leicht angeschnitten
Man hätte auch alle Elementen ein tolles Gesamtbild machen können. So sind es für mich drei Elemente die vom Stil her nicht so ganz zusammenpassen.
Seit wann muss eigentlich bei allem, wo Zucker drin ist, zusätzlich zur Designdebatte auch noch eine Ernährungsdebatte geführt werden?
Der Hausherr meint, ein solches Getränk sei nicht mehr zeitgemäß, ein Kommentator meint, wer “Kaba” trinke, verzichte mit voller Absicht auf eine gesunde Ernährung.
Ich sag euch mal was: Ich bin Sportler. Schlank. Muskulös. Und ja, ich trinke das Zeug gerne, nach einem harten Training. Ebenso unsere Tochter.
Und auch andere Menschen, die keine Sportler sind, dürfen mal was Süßes trinken. Nein, Zucker ist kein Gift. Nein, davon stirbt man nicht sofort. Dafür sorgt schon Corona, oder das Fleisch von der Sau, die als nächstes durchs Dorf getrieben wird.
Wie sehr mich diese “Gesundheitsdiktatur” anwidert.
Müssen muss gar nichts. Wer will, kann. Ein Angebot zum Diskurs, zum Nachdenken. Wer mag, so wie Du, bringt sich ein, was mich freut. Konträre Meinungen sind der Süßstoff/Zucker jeder Diskussion. Als Gestalter nicht über den Tellerand der reinen Formgestaltung hinaus zu schauen, wäre sträflich. Denn Design ist immer an eine Funktion gebunden. Designkritik muss u.a. auch hinterfragen, ob die gewählten gestalterischen Mittel die Funktion unterstützen. Da sich Design zudem stets an den Bedürfnissen des Menschen ausrichtet, kommt man nicht umhin auf eben jene einzugehen. Das Bedürfnis nach gesunder Ernährung ist nun einmal ein Thema, mit dem sich die Menschen zunehmend beschäftigen. Ich halte es für richtig und wichtig, das diese Aspekete auch und gerade im Rahmen einer solchen Diskussion über Design einfließen.
Das war dann wohl ich. Ich hatte geschrieben, wer Kaba kauft, ist sich dessen Inhalt bewusst und verzichtet mit voller Absicht – soll heißen, ein mündiger Konsument darf sich nicht wundern oder gar beschweren wenn er/sie Kaba kauft und Zucker zu sich nimmt. Ich kauf mir ab und an auch Süßkram und mache das mit vollem Bewusstsein, dass ich mir Zucker zuführe, den ich bestimmt nur durch mehr Bewegung verbrennen würde. Ob Kaba noch zeitgemäß ist, werden wohl die Verkaufszahlen sagen. Und auch ich durfte als Kind viel Süßkrams essen und liebte es – heute sehe ich das eher skeptisch, denn die Kindheit ist die Basis für das restliche Leben, in jeglicher Hinsicht. Ich bin der Überzeugung dass zu viele modifizierte Lebensmittel unter anderem zu Unverträglichkeiten, etc. führen … Ich finde gerade weil Kaba ein Lebensmittel ist und in erster Linie Kinder anspricht/ansprechen möchte, sollte ausdrücklich auf den hohen Zuckergehalt hingewiesen werden (Zutaten: Zucker, Traubenzucker [25%], …).
Und ja – wer über Lebensmittelverpackung spricht, kann das Ernährungsthema nicht einfach ausblenden. Denn dann wäre es ein oberflächliches Geplänkel über Hübschsein oder eben nicht. Gutes Design hat für mich IMMER etwas mit dem Inhalt zu tun und der ist in diesem Fall eben Lebensmittel (oder Genussmittel, je nach Standpunkt). Zudem gibt es eine Lebensmittelverordnung, die dem Design einiges vorschreibt – daher geht das eine gar nicht ohne das andere!
So isses.
Leider ist die Lebensmittelampel industrie-seits leider auf freiwilliger Basis.
Ein durchschnittlich geistig bemittelter Mensch kann sich zwar eh denken, dass da allviel Zucker drin ist – leider wirkt der allzu menschliche Verdrängungsmechanismus. Plus eigene Kindheitsgefühle. Eine klare Ampel würde schon helfen. Dann wäre Kaba aber nimmer im Einkaufskorb.
Habe selbst mittlerweile ein Enkelchen. Kenne den elenden Zuckerkampf.
Von der Gestaltung her finde ich das moderner und schlichter, jedoch verstehe ich nicht wieso man den sportlichen gegen einen eher mopsigen Bären ersetzt hat. Ich finde die alte Illustration ist motivierender und regt eher die Bewegung an, als der neue.
Ok, es sieht jetzt realistischer aus, trotzdem würde ich der Linie treu bleiben. :)
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