Mit dem Thema vereinfachte Nährwertkennzeichnung beschäftigt sich die deutsche Politik bereits seit Jahren – bislang weitestgehend ergebnislos. Nun lässt die Bundesregierung im Rahmen einer Verbraucherumfrage vier Nährwertkennzeichnungsmodelle auf Verständlichkeit und Akzeptanz testen. Was halten Kommunikationsfachleute und Designer von den vier Modellen? Im dt werden die Modelle vorgestellt, aus fachlicher Sicht bewertet und zur Diskussion gestellt.
Während es in zahlreichen anderen Ländern zum Teil seit vielen Jahren Nährwert-Logos gibt, konnte sich hierzulande bisher keine Regierung dazu durchringen, sich auf eines der Kennzeichungsmodelle zu verständigen. In einer repräsentativen Verbraucherumfrage lässt das Bundesernährungsministerium (BMEL) derzeit vier Modelle zur Nährwertkennzeichnung auf Verständlichkeit und Akzeptanz testen. Die Ergebnisse der Verbraucherbefragungen, so heißt es in der entsprechenden Pressemeldung, sollen für die weitere Entscheidung der Regierung maßgeblich sein.
Um der von einem Meinungsforschungsinstitut durchgeführten repräsentativen Umfrage auch unter Designgesichtspunkten etwas hinzuzufügen, können dt-Leser per Online-Befragung ihren Favoriten wählen. Während die Ergebnisse der Verbraucherbefragungen, wie die Pressestelle des BMEL auf Anfrage bestätigt, im September 2019 veröffentlicht werden, ermöglicht die Online-Befragung im dt hier und jetzt ein erstes Stimmungsbild.
Gegenstand der vom BMEL in Auftrag gegeben Verbraucherumfrage sind die folgenden vier Modelle:
Aufgrund der EU-Rechtsetzung ist es nationalen Regierungen nur möglich, dass diese ein erweitertes Nährwertkennzeichnungs-System als Empfehlung und damit nicht verpflichtende Lösung einführen. Unabhängig davon welches Nährwert-Logo letztlich verabschiedet wird, die Umsetzung erfolgt in jedem Fall als freiwilliges Kennzeichnungsmodell.
Nachfolgend werden die Modelle im Einzelnen vorgestellt. Zusätzlich erfolgt eine Einordnung in Bezug auf die Qualität und Verständlichkeit des jeweiligen Designs.
Nutri-Score
- Der Nutri-Score ist eine Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben. Mittels einer fünfstufigen Skala wird mit Hilfe der Buchstaben “A” bis “E” sowie mit Hilfe der Farben Grün, Hellgrün, Gelb, Orange und Rot die jeweils dem Produkt entsprechende Bilanz hervorgehoben. “A” auf grünem Grund steht dabei für die günstigste Nährwertbilanz, und “E” auf rotem Grund für die ungünstigste.
- In Frankreich entwickelt und dort bereits seit zwei Jahren im Einsatz; auch Belgien, Spanien, Portugal und Luxemburg planen die Einführung des Nutri-Scores.
- Die Berechnungsgrundlage für den Nutri-Score bildet ein von der britischen Regierungsbehörde Food Standards Agency (FSA) ermitteltes Punktesystem.
Kommentar / Einschätzung hinsichtlich der Qualität und Verständlichkeit des Designs
- Positiv: Die Kennzeichnung ist dank der gewählten Farbskala und Buchstaben intuitiv und selbsterklärend und zudem schnell erfassbar. Die Praxistauglichkeit wurde bereits nachgewiesen; die französische Regierung verweist auf eine selbst in Auftrag gegebene Studie, nach der sich nach Einführung des Nutri-Scores ein positiver Effekt auf das Kaufverhalten und damit die Essgewohnheiten der Menschen habe feststellen lassen. Verbraucherschützer (Foodwatch u.a.) unterstützen den Nutri-Score. Es existiert bereits ein Design-Manual (PDF), in dem alle technischen Spezifikationen aufgeführt sind.
- Negativ: Aufgrund der Berechnungsgrundlage können selbst solche Produkte ein hellgrünes “B” erhalten, wie etwa das Beispiel Fruchtzwerge von Danone verdeutlicht, die in hohem Maße Zucker enthalten (codecheck.info).
Keyhole
- Das Keyhole-Symbol ist eine Positivkennzeichnung.
- Von der schwedischen Lebensmittelbehörde Livsmedelsverket bereits 1989 entwickelt und in Schweden, Dänemark, Norwegen und Island im Einsatz.
- Kann in Grün und Schwarz verwendet werden.
- Kennzeichnet Produkte, die innerhalb derselben Produktgruppe anhand von verschiedenen ausgewählten Nährstoffen zusammenfassend eine positive bzw. günstige Bewertung erhalten.
Kommentar / Einschätzung hinsichtlich der Qualität und Verständlichkeit des Designs
- Positiv: Die Kennzeichnung ist prägnant und leicht erkennbar. Die Praxistauglichkeit wurde ebenfalls bereits nachgewiesen – in Skandinavien hat sich die Kennzeichnung bewährt. Es existiert bereits ein Design-Manual (PDF), in dem alle technischen Spezifikationen aufgeführt sind.
- Neutral: Die Verwendung einer Schlüsselloch-Darstellung im Rahmen einer Nährwertkennzeichnung drängt sich nicht eben auf; das Zeichen ist in diesem Kontext (zunächst) erklärungsbedürftig. Die Idee dahinter ist, dass das Keyhole-Symbol einen leichten Zugang zu gesünderen Lebensmitteln ermöglichen soll.
- Negativ: Fehlt auf dem Produkt ein solches Keyhole-Symbol, weiß der Verbraucher nicht, ob es fehlt weil die Nährwertbilanz des Produktes ungünstig ist oder ob es deshalb fehlt weil der Hersteller auf die Abbildung verzichtet hat.
MRI-Modell
- Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, dem Max-Rubner-Institut (MRI), im Mai 2019 entwickelt.
- Ein Entwurf, bei dem in Form von Waben der Gehalt von Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz pro 100 Gramm des Lebensmittels angegeben wird. Je niedriger der Gehalt an Nährstoffen, desto dunkler die türkisfarbene Hinterlegung.
- Zusätzlich gibt das Modell in einer großen Wabe eine Gesamtbewertung des Nährstoffprofils des Lebensmittels an. Je günstiger das Lebensmittel in seiner Zusammensetzung, desto mehr schwarz hervorgehobene und türkisfarben hinterlegte Sterne erhält ein Produkt in der Gesamtbewertung.
- Nach Informationen der ZEIT wurde das System in einem Zeitfenster von vier Wochen entwickelt (Quelle).
- Als Grundlage für das Modell dient die europäische Health-Claims-Verordnung, in der geregelt wird, wann und wie nährwert- bzw. gesundheitsbezogene Angaben auf Lebensmitteln gemacht werden dürfen.
- Das Max-Rubner-Institut bezeichnet den Entwurf selbst als „Brücke“, mit der zwischen den verschiedenen Modellen im Bereich der Nährwertkennzeichnung ein „gangbarer Weg“ aufgezeigt werde.
Kommentar / Einschätzung hinsichtlich der Qualität und Verständlichkeit des Designs
- Positiv: Es sind keine positiven Gestaltungsmerkmerkmale erkennbar.
- Negativ: Die Gestaltung ist zu komplex, als dass sie im Sinne er vereinfachten Nährwertkennzeichnung schnelle Orientierung böte. Die Farbgebung, basierend auf einer türkisfarbenen Abstufung, erscheint zusammenhanglos (warum wurde hier nicht einfach ein kräftiger Grünton gewählt?). Die visuelle Darstellung der Sterne ist in hohem Maße irreführend, da die Darstellung mit Hilfe einer weiße Hinterlegung fälschlicherweise als Indikator und somit als eigentliche Hervorhebung verstanden werden kann. Auch Gestalter und Typograph Erik Spiekermann äußerte Kritik an dem Entwurf und hat in einem Tweet wissen lassen, dass der Aufbau mittels Waben seiner Ansicht nach zu viel Lärm erzeuge. Es existieren bislang keine Anwendungsrichtlinien und Designvorgaben.
BLL-Modell
- Entwickelt vom Lebensmittelverband Deutschland.
- Existiert lediglich als Entwurf.
- In 5 Kreisen wird der Gehalt von Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz pro 100 Gramm angegeben. Innerhalb der Kreise zeigen farbige Tortendiagramme, welchen Anteil 100 Gramm des Lebensmittels an der empfohlenen Referenzmenge für Energie, Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz für einen durchschnittlichen Erwachsenen ausmachen.
- Als Referenzmengen dienen die in der europäischen Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) festgelegten Werte.
Kommentar / Einschätzung hinsichtlich der Qualität und Verständlichkeit des Designs
- Positiv: Die Verwendung von Tortendiagrammen erscheint in diesem Kontext grundsätzlich denkbar, da diese Darstellungsart als gelernt angesehen werden kann.
- Negativ: Die Gestaltung ist komplex und dient daher nur bedingt der schnellen Orientierung. Die Angaben sind zudem redundant, da diese bereits in einer Nährwerttabelle gelistet werden. Buchstaben und Zahlen sind zum Teil so eng gesetzt, dass diese aneinanderstoßen und somit die Lesbarkeit erschweren. Farbige Hintergründe erschweren die Lesbarkeit zusätzlich; selbst für gut sehende Menschen ist der gewählte Farbkontrast unzureichend (schwarzer Text auf lilafarbenem Untergrund), auch unter W3C-Standards; für sehbehinderte Menschen ist eine solche Darstellung kaum zu entschlüsseln. Die Farbgebung Lila/Blau stellt keinerlei Bezug zum Thema gesunde Ernährung her. Aufgrund fehlender Gesamtbewertung lässt sich für Konsumenten nur unter großem Zeitaufwand ermitteln, ob die gezeigten Angaben und Grafiken als positiv oder negativ einzustufen sind. Es existieren bislang keine Anwendungsrichtlinien und Designvorgaben.
Umfrage
Und nun sind die fachkundigen dt-Leser am Zuge. Wie bewerten Designer, Gestalter und Markenexperten die vier Modelle? Ich bin sehr gespannt auf die Bewertung der dt-Leser wie auch, im Rahmen der nachfolgenden Diskussion, auf eure persönliche Meinung.
Weiterführende Links
- Erweitertes Nährwertkennzeichnungs-Modell für Deutschland: Verbraucherbeteiligung gestartet
- Nutri-Score | Santé Publique France
- The Keyhole | Livsmedelsverket
- MRI-Modell | mri.bund.de
- BLL-Nährwertkennzeichnungsmodell | Lebensmittelverband
Update 30.09.2019: Soeben wurde vom BMEL das Ergebnis der Umfrage veröffentlicht. Am besten von den Befragten bewertet wurde der Nutri-Score (siehe Pressemeldung: Studie “Erweiterte Nährwertkennzeichnungs-Modelle“ Repräsentative Bevölkerungsbefragung, PDF)
Ich würde mich für den “Nutri-Score” entscheiden. Alternativ den “Wegweiser”.
Beim Ampelsystem werden doch dann tierische Produkte automatisch als Orange/Rot gekennzeichnet, da diese ja bekanntlich nicht sehr gesund sind? Das fände ich gut. Weil das wird ja dann hoffentlich weniger bis gar nicht mehr gekauft! :)
Für mich kommt keins der Modelle in Frage. NutriScore vereinfacht zu stark, wie man am Bespiel Fruchtzwerge erkennt. MRI und BLL wiederum sind zu schlecht zu erfassen. Sinnvoll wäre meiner Meinung nach ein schnell zu erfassendes Gesamt-Urteil a la NutriScore ergänzt um drei weitere Detail-Kategorien, die mit gleicher Farbskala, aber deutlich kleiner dargestellt werden: “Zucker”, “Salz” und “gesättigte Fettsäuren”. Feddisch is die Laube.
+1
Ich finde keins der genannten für optimal gestaltet. Warum solche runden Ecken? Warum, wenn man berücksichtigen muss das es auch einfache, einfarbige Versionen geben muss, sich auf eine Form und Farbe zu besinnen.. 72 mögliche Badges für Nutri-Score sind 70 versionen zu viel.
Deferenzieren zwischen den fünf Angaben finde ich gut und zulässig, Aber 5 Farbcodes und 5 Buchstaben ist auch etwas zu viel. Simplify it!
Kann man nicht 5 Zeichen für die 5 Angaben finden und die dann unterschiedlich in 5 Abstufungen ausführen. Dann hätte man Diefferenzierung und gleichzeitig eine Abstraktion, und man müsse nicht 70 versionen bauen, die wiederum verwirren, welches Zeichen ist denn jetzt aussagekräftig.
Der Nutri-Score passt perfekt in unsere Zeit: Eine simple Lösung auf Vorschulniveau für genau genommen mehrere komplexe Sachverhalte, die zwar – siehe Beispiel Danone Fruchtzwerge – am Ziel vorbeigehen, aber dafür auch dem Dümmsten die Illusion geben, etwas sinnvolles zu tun.
Ein halbwegs normal gebildeter Mensch sollte anhand einer (gut lesbaren!) Aufstellung der Anteile an Zuckern, Fetten, Energiegehalt und ggf. Allergenen recht gut entscheiden können, ob das Produkt seinen Ansprüchen an Ernährung entspricht. Eine Lösung wie die Nutrition Facts wäre für mich komplett ausreichend.
Beim Nutriscore kann man quasi schon auf AA, AAA, AAAA+ und so weiter warten …
Die Bundesregierung sollte lieber dafür sorgen, dass in den Schulen vernünftige Ernährung Inhalt der Lehrpläne wird.
+1
nutri-score funktioniert für mich als System am besten. Optisch finde ich es nicht so gelungen, z.B. sehr viele Rundungen und halbherzig abgesoftete Buchstaben.
Um die Ampel in ihrer Aussagekraft (Glaubwürdigkeit) zu verbessern und »falsche« Bewertungs-Spitzen (gute Lebensmittel schneiden schlecht ab und umgekehrt…), könnte ich mir folgendes vorstellen:
Könnte man bei der Ermittlung des Ampelwerts auch die Ausgewogenheit des jeweiligen Lebensmittels mit einbeziehen?
Z.B.: wenn eine Speise sehr viel Zucker enthält, jedoch auch viel Ballaststoffe (ein Apfel), dann schlägt die Ampel nicht so rot aus wie bei einem Smoothie, der genausoviel Zucker hat, dem aber die Ballaststoffe fehlen etc. Vielleicht auch gut zu vergleichen mit Cholesterin-Werten: jemand, der viel »schlechtes« Cholesterin hat, ist noch lange nicht krank, wenn er auch in ausreichender Menge »gutes« Cholesterin hat.
Designtechnisch auf jeden Fall Nutriscore. Auch wenn ich da den vergebenen Wert stärker hervorgehoben, bzw. die anderen schwächer gemacht hätte. So zeigt man 4 Werte, die nicht vergeben wurden, die aber nur etwas kleiner dargestellt werden, als der, der wirklich vergeben wurde und auf den es eigentlich ankommt.
Die Berechnung aber wie schon gesagt noch verbesserungswürdig.
Generell könnte man sich auch mal fragen, warum es dauernd Positivkennzeichen wie bei Keyhole gibt. Sollte man nicht eher die schlechten Sachen kennzeichnen? Man sollte ja denken dass Dinge grundsätzlich gut sein sollten und nicht andersrum.
Wenn die Kennzeichnung (wie im Artikel erwähnt) nicht verpflichtend sondern nur freiwillig erfolgen kann, dann muss man wohl über die Positivkennzeichnung gehen, da sicherlich kein Hersteller freiwillig ein Negativsymbol auf die Verpackung druckt.
Ich bin da mehr als hin- und hergerissen. Nutri-Score ist aus gestalterischer Sicht – und wenn man eine plakative, intuitiv verständliche Lösung präferiert – weit vorne. Solche Skalen gibt es für alles mögliche, das ist gelernt und selbst wenn nicht, dann praktisch für jeden verständlich. Aber: Ernährung ist nun mal ein nicht-triviales Ding. Ernährung setzt sich aus vielen Lebensmitteln zusammen, und selbst wenn man 10 grüne Lebensmittel kombiniert, kann das am Ende eine schlechte Ernährung sein. Wie gewichtet man die einzelnen Bestandteile? Wie grün ist ein Lebensmittel mit einem, sagen wir, sehr hohen Salzanteil, wenn der Rest in sehr positiven Anteilen enthalten ist? Natürlich kann man sagen, dass die Kennzeichnung nur grob ist und eine Vereinfachung der Thematik damit unumgänglich ist. Aber ja, das wird Kaufentscheidungen beeinflussen und ja, es wird Rezepturen beeinflussen – und je simplifizierter das System ist, desto eher enthält es grenzwertige/unzulässige Kompromisse, und Zusammensetzungen werden auf die Skala hin optimiert, nicht auf eine ernährungstechnisch sinnvolle Zusammenstellung hin. Ein weiterer Aspekt, den ich bei allen Kennzeichnungen immer sehen muss (ich setze sehr viele Dosenetiketten, die allermeisten davon mit etlichen Sprachversionen auf einem einzigen Etikett): der Platz ist endlich ;) Daher scheiden einige Entwürfe, die vielleicht ein detaillierteres Bild ergeben würden, komplett aus. Das haut auf kleinen Dosen/Verpackungen einfach nicht hin. Weniger Sprachen/Etikett kosten Geld in der Produktion, Instant opt-out für die billigeren Marken und somit fehlt just in der vermeintlich am sinnvollsten zu adressierenden Zielgruppe die Kennzeichnung. Es ist … kompliziert.
Ich bin echt immer wieder fassungslos über anscheinend so viel Dummheit oder Faulheit in der Bevölkerung! Da muß ich “Mirko” zustimmen. Es kann doch nicht so schwer sein, die Zutaten/Inhaltsstoffe etc. zu lesen. Aber das erinnert mich an die Leute, die nur noch ein Navi benutzen und trotzdem noch in den nächsten Fluss fahren. Vielleicht sollte man eher mal der Industrie auf die Finger schauen, dass sie nicht versuchen die Zutatenliste zu verschleiern! Dann wäre das alles auch nicht nötig!
An sich richtig und das BLL-System ist im Grunde nichts anderes als die grafische Darstellung der „ausführlichen“ Big-5-Nährwerttabelle. Aber auch da wird ja getrickst bis zum umfallen. Die einfachste Methode ist die Angabe „abgetropft“. Da wird dann also Thunfisch in Öl verkauft und die Nährwerte werden je 100g abgetropftem Produkt angegeben – yay. Auf die Angabe der Prozentwerte wird aus Platzgründen gerne verzichtet und die Portionsgrößen, auf die manchmal gerechnet wird, sind geradezu lachhaft. Da lässt die LMIV ganz offensichtlich zu viel Spielraum, auch z.B hinsichtlich der Schriftgröße. Da ist zwar eine Mindesthöhe angegeben, aber leider keine Einschränkung, was die horizontale Stauchung angeht. Und so steht dann schon mal in offiziellen Designguides, dass man die xyz Condensed doch gerne auch auf 70% zusammenstauchen darf. Ob das alles lesbar ist, ist völlig egal. Da verlieren jedwede An- und Vorgaben irgendwann ihren Sinn :/
Die Nutriscore Kennzeichnung ist zwar einfach zu entschlüsseln, aber hier müsste die Berechnungsgrundlage angepasst werden. stark zuckerhaltige Lebensmittel dürfen natürlich keine positive Hervorhebung bekommen. Das gilt für alle Bereiche.
Passend wäre, wie Axel G. schon geschrieben hat, das Ampelsystem für die jeweils im BLL-Modell aufgeführten Kategorien (Energie, Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker, Salz) Dann hätte man fünf Ampeln unter- bzw. nebeneinander. Ob man dann noch ein Gesamturteil braucht?
Vielleicht könnte man auch einfach die Zeilen in der Nährwerttabelle entsprechend einfärben?
“Kommunikationsfachleuchte” … hehe. (Kommentar kann gern wieder gelöscht werden)
Nun ja … ich hoffe der Beitrag mündet in eine für alle Seiten erhellende Diskussion. Musste über den Tippfehler selbst schmunzeln.
Hab’s im Beitrag korrigiert.
Ich bevorzuge den Nutriscore. Das System ist klar, es funktioniert – anders als die beiden letzten Systeme – auch auf einen Blick und hat eine eindeutige Wirkung. Die Abneigung hier in den Kommentaren kann ich nicht nachvollziehen. Es geht doch bei der ganzen Debatte explizit darum, das ganze zu vereinfachen. Ich beschäftige mich auch – aus medizinischen Gründen – regelmäßig mit den Zutatenlisten und Nährwerttabellen und ich kann absolut nachvollziehen, dass ein Familienvater, der zwischen Vollzeitjob und Kinder vom Kindergarten abholen noch schnell einkaufen geht, keine Zeit und Lust hat die Lupe auszupacken und den Taschenrechner samt Ernährungsratgeber zu zücken. Wenn dann jemand wie Oliver schreibt “Ich bin echt immer wieder fassungslos über anscheinend so viel Dummheit oder Faulheit in der Bevölkerung!” kann ich nur den Kopf schütteln. Ist es wirklich notwendig zu sagen (kein Zitat): “Wer nicht mal eine Nährwerttabelle lesen und entschlüsseln kann, der ist es auch nicht wert gesünderes Essen zu erhalten”? Da kann ich mich nur wundern, wie wenig Einfühlungsvermögen und Verständnis für andere Menschen man haben kann.
Da ich in der Nähe von Frankreich wohne und gelegentlich auch dort einkaufe, kenne ich den Nutriscore in seinem natürlichen Habitat, dem Supermarkt und kann nur sagen: Das System funktioniert. Das es dabei Produkte gibt, die besser wegkommen als andere und das die Unternehmen ihre Rezepte entsprechend “optimieren” ist vollkommen normal und ja auch erwünscht (es soll ja auch ein Druck auf die Hersteller aufgebaut werden). Die Werte können auch problemlos angepasst werden, wenn sich herausstellt, dass die Formel nicht immer zum gewünschten Ergebnis führt.
Die MRI- und BLL-Kennzeichnungen sehen unglaublich deutsch aus. Wie der Versuch, eine ganze PowerPoint-Präsentation in ein Label zu quetschen, obwohl jeder weiß, dass so eine Kennzeichnung nur eine sehr grobe Entscheidungshilfe darstellen KANN. Solche (objektiv hässlich, überladenen(?)) Informationsdarstellungen können auf die Rückseite verbannt werden.
Wenn der Nutriscore auf Grund der Vorgaben der DGE basiert, kann man ihn in die Tonne klopfen.
Ich ärgere mich immer wieder über deren antiquarische Behauptungen, die sich auf längst nicht mehr gültigen Studien berufen!😡
Hast Du mitbekommen, dass die DGE ihre Empfehlungen “” nicht Vorgaben “” vor ein bis zwei Jahren grundlegend überarbeitet hat?
Ich möchte Flo zustimmen. Entscheidend für eine gute Ernährung ist das sinnvolle Verhalten der Verbraucher. Die sollten in der Tat wenigstens eine rudimentäre Vorstellung davon haben, welche Nährwerte in ihren individuellen Plan passen und welche nicht. Schon die aktuelle Angabe, Lebensmittel xy decke soundsoviel Prozent des täglichen Energiebedarfes, verliert für alle Verbraucher Gültigkeit, die nicht dem Durchschnittsmann im mittleren Alter mit einem Tagesumsatz von 2.000 kcal entsprechen. Kinder? Jugendliche? Ältere Menschen? Erkrankte? Sie alle ziehen Nutzen lediglich aus dem absoluten Wert. Wenn sie damit umgehen können. Die präsentierten Kennzeichnungskonzepte bedienen lediglich das Bedürfnis nach kognitiver Leichtigkeit (Daniel Kahneman) — die feiert in der Politik an allen Ecken und Enden große Erfolge. Von individueller Kompetenz, dem einzigen ernstzunehmenden Lösungsbeitrag zum Sachproblem Fehlernährung, hören wir dagegen nichts. Lasst uns die Nutrition Score lieber in eine Skala zur Messung der individuellen Kenntnisse über gesunde Ernährung umfunktionieren!
Kommunikationsfachleute, die in diesem Zusammenhang über Farben, Formen, Typografie und Ästhetik schwadronieren, vernachlässigen einen wesentlichen Teil ihrer Aufgabe: Informationsarchitektur. Um eine solche aufzubauen, stellt diese Frage sich zwangsläufig immer zuerst: Was genau wollen wir eigentlich abbilden und welche Wirkung soll das erzeugen? Profis müssten, gerade angesichts der hier von vielen Kommentaren bereits erläuterten vielfältigen Messprobleme, Scheingenauigkeiten, Manipulationsoptionen und verzerrenden Vereinfachungen generell von solcher Verbildlichung abraten und stattdessen empfehlen, die Nährwertangaben groß und lesbar auszuweisen. Und ohne Prozente!
Für den Nutri-Score gibt es inzwischen auch ein interessantes App-Projekt:
https://www.iphone-ticker.de/nutricard-app-verspricht-lebensmittelampel-per-barcode-scan-145391/
Daraus wiederum würde tatsächlich ein Schuh, wenn die Nährwertangaben in eine individuelle Bewertung eingingen, der auch die aktuelle gesundheitliche Verfassung und die persönlichen Ernährungsziele zugrunde liegen. Eine allgemeine Bewertung halte ich für überflüssig. Das BMEL könnte sich stattdessen damit hervortun, die »Weigerung der Hersteller, entsprechende Daten zur Verfügung zu stellen« zu durchbrechen.
Die Lobby der Hersteller wird es schon schaffen damit ein komplexes und schwer verständliches Modell anwendung findet.
Schließlich haben die Hersteller keinerlei Interesse daran das es schneller erkenntlich ist das ihre Produkte ungesund sind.
Persönlich bevorzuge ich den Nutriscore, befürchte aber wir bekommen das MRI-Modell.
Frage an die Design-Experten: Wieso sind beim Nutri-Score-Modell stets alle Farben abgebildet? Wäre es nicht noch leichter zu erfassen, wenn jewelis nur die ausgewählte Kategorie (z.B. B – Hellgrün) farbig und der Rest in Graustufen dargestellt wäre?
So werden die Relationen viel schneller deutlich.
Der Wert sollte sich ja schon aus der Darstellung ergeben, da braucht man nicht noch die anderen Werte abbilden, die gar nicht von Belang sind.
Wenn du in der Schule die Note 2 bekommst, dann steht da ja auch nur Note 2 und nicht noch “nicht 1, 3, 4, 5, 6” in anderen Farben ;)
Der Vergleich mit den Schulnoten hinkt, wie ich meine. Das sechsstufige Zensursystem ist in Deutschland beispielsweise seit 1938 bekannt. Jeder weiß, in welchem Verhältnis eine 2 zu anderen Werten steht. Beim Nutri-Score ist das anders, denn zumindest in den ersten Jahren muss das Bewertungssystem noch erlernt werden. Der Abbildung der gesamten Range erleichtert das Verständnis, ein B/Hellgrün wird so in ein Verhältnis gesetzt und erklärt. Das gesamte Farbspektrum zu zeigen hat zudem den Vorteil, dass die Kennzeichnung auch aus größerer Distanz (2–3m) hervorsticht. Denn bei der Vielzahl an grünen Bio-Siegeln und -Labeln, die zum Teil auf Produkten abgebildet sind, ist es hilfreich, auch das gelb-rote Farbspektrum abzubilden, da sich der Nutri-Score somit deutlich von den Bio-Labeln absetzt. Der Vorteil ist also, um auch die Frage von Philipp zu beantworten, dass Konsumenten beim Einkauf gezielt nach dem „Regenbogen-farbenen Zeichen“ ausschauen halten können. Wären die nicht-relevanten Wertungsstufen grau, ginge das nicht.
Wieder was gelernt. Dass man das Logo so leicher findet hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Vielen Dank!
Wenn es nur darum geht, schnell eine Pauschaleinstufung für ein Profukt herauszulesen, ist der Nutri-Score sicherlich eine gute Wahl. Meine Sorge ist jedoch, dass die Einführung eines solchen Labels (wie bei jedem Label) dazu führt, dass man sich nicht mehr mit den Details beschäftigt. Die “kleine” Kritik, dass Fruchtzwerge ein hellgrünes B bekämen, halte ich als Familienvater für katastrophal. Der Großteil der Konsumenten (und da schließe ich mich im Chaos-Alltag leider ein) würde sich von solchen Labels in die Irre führen lassen. Es mag sein, dass die generelle positive Wirkung des Nutri-Scores belegt wurde – und deshalb würde ich ihn auch ganz sicher nicht von vornherein abweisen – aber man kann im Alltag immer wieder sehen, wie die Sternebewertung von Produkten dazu führt, dass Details aus den Debatten verschwinden. Sei es ein innovatives Musikalbum, dass “zu lahm” ist (2 von 5 Sterne) oder ein Ferienort mit vielen Angeboten für Kindern und dreckiger Toilette (1 von 5 Sterne). Wichtiger ist doch: Wieviel Salz nehme ich pro Tag zu mir, wieviel Zucker? Erik Spiekermanns Version des Wabenlabels würde dort zu viel sinnvolleren Diskussionen führen, aber gibt es das nicht derzeit schon (nur versteckt in den Ecken und ohne hilfreiche Farbgebung)?
Mein Favorit? Eine Version 5, in der alle Hauptbestandteile einen Score bekommen (etwa 2 grüne Schlüssellöcher und 2 rote, weil viel Obst und Ballaststoffe, aber auch viel Salz und Zucker). Ja, ist komplizierter, aber das Leben ist halt komplex. Gewöhnen wir uns dran. ;-)
Das generelle Problem ist, dass je nach Alter, Körpergröße, Lebensweise etc der Kalorien- und Nährstoffbedarf sehr unterschiedlich ist und ja, es gibt da auch günstigere und ungünstigere Veranlagungen.
Jede Ampel täuscht vor, dass sich die selbstbestimmte Beschäftigung mit dem eigenen Körper und individuellen Bedürfnissen (Gesundheit und Speisevorlieben gleichermaßen), irgendwie durch sowas ersetzen oder auch nur ergänzen lässt. In der Zero Attention, TLDR, Smombie, Kurzclip-Kultur mag die Ampel auf größeren Zuspruch stoßen. Aber ich kann Design nicht als nützlich oder gut gemacht bewerten wenn der ganze Zweck dahinter fragwürdig ist.
Nutriscore in Verbindung mit einem QR-Code über den sich eine standardisierte Nährwert-Kennzeichnung zusätzlich auf das Smartphone laden lässt.
Der Nutriscore sieht zwar hübsch aus, hat aber keinen Informationsgehalt.
Das BLL-Modell finde ich am verständlichsten – sollte aber Grafisch überarbeitet werden. (zB mit den Farben vom Nutriscore).
Ich verstehe nicht, warum offenbar niemand auf die naheliegende Idee kommt, das Nutriscore/Ampel-Prinzip auf die 4 relevanten Punkte des MRI-Modells anzuwenden. 4 kleine Farbbalken plus eine Zahl zum Energiegehalt und das System wäre fertig. Der Verbraucher kann dann querkalkulieren, wieviel “rot” er sich für die Produktkategorie gönnt. Für Basisprodukte wie eine Tüte Zucker könnte man das Label dann noch entsprechend abwandeln, weil hier die Kennzeichnung ja doch eher verfälschend wirkt.
Noch einfacher wäre natürlich “Salz” rot hinterlegt, “Zucker” gelb hinterlegt usw. Der vom Autor beschriebene Vorteil der Abbildung der ganzen Farbskala als Erkennungshilfe fiele dann allerdings weg.
Im Rahmen der Diskussion hier im dt haben gleich mehrere Leser genau dies vorgeschlagen, darunter Axel G und Nils: eine Farbampel je Nährwertkategorie
Ich würde weiterhin auf kein Nährwert-Logo setzen. Denn mal ganz ehrlich, wir kommen doch bisher auch ganz gut ohne aus. Wer sich wirklich für Inhaltsstoffe interessiert, der kann ja die Nährwerttabelle ansehen und selbst urteilen. Der im Moment favoristierte Nutri-Score bietet einfach einen Spielraum (siehe Fruchtzwerge), den ich sehr bedenklich halte, denn er verfälscht den Eindruck. Visuell mag das eine nette Lösung sein, aber inhaltlich ist das eigentlich ne Null-Nummer. Und wenn Konzerne wie Nestlé das begrüßen, kann man sich den tatsächlichen Mehrwert schon denken: https://www.nestle.de/unternehmen/frag-nestle/antwort/nutri-score-nestle
Ebenso sehe ich kaum einen Vorteil beim Keyhole. Das wäre meines Erachtens ein relativ inhaltsloses, zusätzliches Siegel. Die anderen beiden Systeme sind recht kleinteilig und komplex, bieten inhaltlich aber kaum mehr Vorteil als eine klassiche, sauber gesetzte Nährwerttabelle, die Tortendiagramme sind zwar nett, aber bei kleinen Anwendungen schlichtweg unbrauchbar.
Womit ich beim wichtigsten Thema wäre, dem Platzproblem. Ich habe schon sehr viele Lebensmittelverpackungen(-Rückseiten) gestalten dürfen, häufig mit wenig Platz. Es gilt die LMIV (Lebensmittelinformations-Verordnung: https://www.lebensmittelverband.de/de/lebensmittel/kennzeichnung/lebensmittelinformationsverordnung) zu beachten, was mitunter schon Herausforderung genug ist, neben Plichtangaben und Mindestschriftgröße ist es oft schon nicht leicht eine saubere Tabelle zu setzen. Und genau hier hakt es bei allen Symbolen, technisch halte ich die alle für bedenklich. Der Nurti-Score funktioniert nicht einfarbig (was beim Packaging aber häufiger Thema ist als man denkt, gerade hier wird häufig in Pantone gedruckt, da gerne mal das Druckraster materialbedingt zu grob ist etc. …!) Die beiden Modelle (BLL und MRI) sind für Kleinstanwendungen ausgeschlossen. Das kann ab einer gewissen Größe, niemand mehr erkennen.
Was ich wesentlich wichtiger fände, ist die sprachliche Umsetzung, anstatt von Siegel Nr. 100 wüde ich eine leicht verständliche Sprache und den Verzicht auf Ersatzbezeichnungen begrüßen, sowie eine durchgängige Zweisprachigkeit. Klar, das braucht nicht weniger Platz, würde aber wenigstens einen Mehwert, bzw. ein besseres Verständnis des tatsächlichen Inhalt bringen.
Noch ein Beispiel, das, wie ich meine, gut veranschaulicht, wie sehr der Nutri-Score doch vereinfacht.
Das Produkt „1·2·3 Frites Original“ von McCain hat beim Nutri-Score ein “A”, den Bestwert also. Möglich wird diese Bewertung, da die für Pommes Frites typische Zubereitung mittels Salz und Ketchup/Mayonnaise außen vor bleiben und somit nicht in die Beurteilung mit einfließen. Dem Konsumenten wird signalisiert, dass es sich bei „1·2·3 Frites Original“ um ein, bezogen auf die Nährwertqualität, ausgewogenes Produkt handele. Konsumenten könnten fälschlicherweise den Eindruck gewinnen, dass ein regelmäßiger, vielleicht sogar täglicher Verzehr vorteilhaft sei. „Ein grünes A? Da mache ich nichts falsch“, könnte denken, wer wenig Lust und Zeit hat gesundes Essen zuzubereiten. Eine Legitimation, seinen Kindern täglich Fritiertes zu servieren.
„Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher“ – so Einstein. Ein Grundsatz, dem man gerade auch im Design Beachtung schenken sollte.
Ich persönlich favorisiere keines der vier Modelle. Der Nutri-Score vereinfacht zu stark, gleiches gilt für das Keyhole. MRI und BLL sind in jederlei Hinsicht unausgereift, konzeptionell wie gestalterisch. Dass das Max-Rubner-Institut ein solches Zeichen im Auftrag der Regierung entwickelt hat, ganz offensichtlich ohne dabei Designexperten zu konsultieren, zeigt meines Erachtens wie unprofessionell hier bislang von verantwortlicher Stelle (Politik und Forschung) vorgegangen wurde. In den Verbraucherschutz scheinen die Berater-Honorare in Milliardenhöhe nur bedingt geflossen zu sein, um das einmal zugespitzt zu formulieren.
Es bleibt uns nicht anderes übrig, als dass wir beim Einkauf den Kopf einschalten. Um an den gesunden Menschenverstand und die eigene Intuition in Bezug auf die Ernährung und das Wohlbefinden zu appellieren, bedarf es womöglich keines neuen Logos. Die Debatte über derlei Nährwertkennzeichnungen, hier und an vielen anderen Stellen, ist diesbezüglich allerdings sehr hilfreich, denke ich. Deshalb möchte ich mich bei allen Lesern bedanken, die sich im Rahmen der Diskussion hier im dt auf konstruktive Weise eingebracht haben!
Nutri-Score super einfach aufzufassen, jedoch wie schon aufgezeigt ist die Berechnungsformel das Problem. Ausserdem würde ich doch zumindest noch die Kalorienanzahl pro 100g/ml in die Ampel einbauen. Ansonsten gefallen mir die Tortendiagramme grundsätzlich gut, ausser den farblich und typografischen Aspekten. Jedoch ist auf den zweiten Blick gar nicht ersichtlich ob es nun gut oder schlecht ist, wenn die Torte halb voll oder halb leer ist.
By the way: TOP Beitrag vom Designtagebuch. Genau für solche Beiträge liebe ich Eure Seite!
Danke schön Tom! Das freut mich.
Eine kleine Ergänzung aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht: Systeme wie der Nutri-Score oder die Sterneratings dienen dazu, dem Verbraucher Orientierung innerhalb einer Produktgruppe zu geben, nicht unterschiedliche Produktgruppen zu vergleichen. Das gilt insbesondere für verarbeitete Lebensmittel. Beispiel: Tiefkühlpizzen können sehr unterschiedliche Nährwerte aufweisen. Der Score soll helfen, schnell die ‘bessere’ Variante der angebotenen Pizzen zu erkennen. Dass ein hausgemachter Rohkostsalat insgesamt besser wäre, bleibt außen vor. Und daher wird auch die weitere Zubereitung (Achims Beispiel zu Pommes) außen vor gelassen. Bei Getränken fällt es vielen Menschen besonders schwer, gesündere Getränke von weniger gesunden zu unterscheiden und das Rating ist dabei recht deutlich und aussagekräftig. Da zuckerhaltige Getränke eine wichtige Rolle (und das sind nicht nur Limos sondern auch Säfte…) bei der Entstehung von Diabetes spielen, ist das bedeutsam. Die Idee, dass alle Menschen umfassend in der Lage sein sollen Nährwerttabellen zu entschlüsseln ist zwar nachvollziehbar, scheint aber, wenn man sich die Forschung in diesem Bereich der Gesundheitsbildung anschaut und wenn man die Lebensrealität beachtet (wenig Zeit für Einkauf und Zubereitung von Speisen zum Beispiel), nur schwer erreichbar.
Die Sterne des MRI-Modell sind übrigens denen des Australischen Health Star Ratings ähnlich (https://www.healthstarrating.gov.au/internet/healthstarrating/publishing.nsf/content/home), das ähnliche gestalterische Probleme aufweist wie im Beitrag dargestellt. Es ist aber inzwischen in der Bevölkerung gelernt und wird auch im Bereich Süßwaren etc. freiwillig verwendet.
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