Die Plakate zur Bundestagswahl 2013 – Teil 2
Nachdem Teil 1 der Wahlplakatbesprechung bereits Ende Juli veröffentlicht wurde, folgt heute nun der zweite Teil mit den Plakaten der SPD, der CDU und der FDP. Viel wurde bereits vor allem über die SPD-Plakate mit Angela Merkel als „Testimonial“ geschrieben, also keine lange Vorrede. Ich werde versuchen, die Dinge aus der Perspektive der visuellen Kommunikation heraus zu sortieren. Für reichlich Gesprächsstoff ist gesorgt.
SPD
„Wir wollen den modernsten Wahlkampf aller Parteien in Deutschland machen“, so formulierte Generalsekretärin Andrea Nahles anlässlich der Vorstellung der Plakate in Berlin die an die Kampagne gerichteten Ziele. Offenbar ist die SPD-Spitze der Ansicht, Negative campaigning sei Ausdruck einer modernen Gesellschaft, und so schießt sich die SPD in drei Motiven der Bundestagswahlkampagne auf den politischen (Haupt)Gegner ein.
Kanzlerkandidat Peer Steinbrück möchte Angela Merkel mit Hilfe der Plakate „vorführen“, wie er im Rahmen der Presseveranstaltung die anwesenden Gäste unumwunden wissen ließ …
Teilweise wirklich erschreckend langweilig, harmlos und bieder. Die Grünen haben für mich gestalterisch die Nase vorn, die Motive sind anders und sie heben sich teils deutlich ab.
Was ist mit der CDU passiert? Dieses Jahr ganz schwache Plakate.
Gestalterisch muss ich hier wirklich sagen, dass mir die SPD am besdten gefällt – der negative, transparente Text sieht grade bei den Großflächen sehr modern aus und auch die Bildwelten wirken auf mich realistisch, freundlich, aber nicht wie passend gesagt wurde “Friede, Freude, Eierkuchen” bei der CDU. Was allerdings das Violett bei der SPD zu suchen hat, frage ich mich schon länger, auch bei deren Pressekonferenzen und co – ist doch in den Tortendiagrammen immer die Farbe der Linken. Zudem finde ich hier die Divergenz der zwei Konzepte nicht ganz stimmig, entweder sich komplett auf andere Parteien einschießen oder gar nicht.
Die CDU… ja das ist wahrlich ein Abstieg mit ihrer quietschbunten Grinsewelt. Zumal die rein grafisch/typografischen Plakate mich eher an die Piratenpartei erinnern, welche ich so im großen und Ganzen als bessere blau-orange Plakate empfinde, vielleicht etwas zu verspielt und fast “naiv” in ihrer Gestaltung, aber die Piraten dürfen das. Bei der CDU hätte ich etwas mehr Wertigkeit erwartet.
Bei der FDP bin ich mir noch nicht so ganz schlüssig. Eigentlich mag ich Lens-Flares gerne, auf dem Gelb wirkt es jedoch eher wie getupfte Farbe auf einer Wand, weniger schön. Und auf den Motiven mit Foto geht der blaue Störer durch Fond und/oder Klamotten unter, das sieht man nur noch eine ungewollt wirkende Kante die mich persönlich stört. Ansonsten sind die Plakate ein wenig uninspirert.
Mein Ranking (nur nach Gestaltung – beste oben):
Grüne – mutig, prägnant, toller Seriencharakter
SPD – modern, schöne Bildwelten – aber lasst die Angie weg!
Piraten – jung, eigenständig, aber leider schwächelnde Fernwirkung
CDU – grade im Vergleich mit der letzten Wahl ein deutlicher Abstieg
FDP – etwas uninspiriert, und sehr Ton in Ton
Linke – der Typische Bildzeitungslook mit fetten Parollen. Aber das scheint inzwischen schon Tradition zu sein
Ich möchte mich dem Vorredner #1 anschließen. Die Plakate der Grünen fallen positiv auf. Die restlichen Plakate der alteingesessenen Parteien wirkt einfalls- und zahnlos.
Der gestalterische Werdegang der Piraten ist interessant zu beobachten.
„Merkel-Bashing”? Harmlose Fragen stellen ist schon eine Beschimpfung? Steht die Lady inzwischen unter Naturschutz? Ich find die gestellten Fragen legitim wenn nicht gar notwendig. Und ein paar solcher Motive auch quantitaiv sparsamer gestreut macht die Kampagne insgesamt beileibe nicht zu einem „negative campaining”. Ich wunder mich (mal wieder) zumal der Würdigung der wirklich anspruchsvollen Gestaltung ausgiebiges SPD-bashing vorangeht.
Noch mehr wundere ich mich aber bei Brüderle. Keine Photoshop-Retusche? Na gut, war womöglich Paint. Aber cleangepixelt wurde der gute Mann ja schon fast soweit, daß man glauben möcht da war gar kein Fotograf sondern ein Illustrator am Werk.
Eine hervorragende Analyse der Wahlplakate. Danke für diesen Artikel und vor allem die ganzen Verlinkungen (z.B. dahin, wo der “Das wir gewinnt”-Slogan registriert ist). Auch für Laien wie mich sehr verständlich und hochinteressant.
Die FDP Motive – Extrem Photoshopping To Death. Sind das noch echte Menschen oder nur noch puppenhafte Wachsfiguren? Man achte auch auf Hemd/Krawatte bei Herrn Brüderle.
Aber vielleicht liegt das auch an meinem Riesen-Monitor und auf den gedruckten Plakaten tritt dieser Effekt auf die Distanz dann nicht so auf. So wirkt es abschreckend.
Konzeptionell finde ich die SPD Motive gelungen. Die Grünen gefallen mir grafisch am besten.
»Das Wir entscheidet« war doch auch schon weg, oder?
https://www.stern.de/politik/deutschland/wahlkampf-slogan-das-wir-entscheidet-zeitarbeitsfirma-sieht-von-klage-gegen-spd-ab-1999744.html
Ich finde aber »Das Wir entscheidet« von seiner Aussage v.a. bzgl. einer Wahl deutlich besser als »Das Wir gewinnt«. »Das Wir entscheidet« ruft nämlich zur Partizipation auf, während vor einer Wahl direkt vom »Gewinnen« zu reden schon fast etwas angeberisch daher kommen würde.
Die kleinen Plakate der CDU finde ich übrigens ziemlich unschön. Von der Gestaltung genauso wie vom »Inhalt«. Die hätten auch gleich Blindtext drin lassen können, das wäre sicher nicht aufgefallen. ;o)
Respekt!
Mir würde es schwer fallen, so eine einigermaßen neutrale Bewertung der Plakate abzuliefern, da es schwer ist, die Politk der Parteien von deren Plakatgestaltung zu trennen.
Grüne und Piraten haben für mich die besten Plakate gemacht, obwohl ich die wegen ihrer kommunistischen Politik nie wählen würde.
Prima Analyse, vielen Dank dafür. Mein persönlicher Gewinner sind in diesem Jahr die Grünen, deren Gesamtwirkung ich sehr ansprechend finde. Deutliche auf meinem letzten Platz landet die CDU: Da passt gar nichts, weder die Fotos noch die Typo, noch das Farbkonzept – sieht k***e aus!
Die Bemerkung zu Brüderles Photoshop Arbeit ist allerdings hart: Der Mann sieht auf dem Foto aus als wär er vor 10 Jahren schon dahingeschieden und einbalsamiert worden – Wie aus Plastik! Das ist ein Paradebeispiel wie man es nicht machen sollte.
Da kennt der Etikettenschwindel keine grenzen: Bei uns hängen zur Zeit überall die Merkel-Portraits von vor vier Jahren: Da sieht sie aus wie 32 und wenn ihr Name nicht drunter stehen würde hätte man keine Chance zu erkennen wer das auf dem Foto (illustration?) sein soll…
Im Beitrag und in den Kommentaren wurde ja bereits angemerkt, dass die CDU-Plakate unharmonisch wirken.
Vergessen darf man dabei nicht, dass sie nicht nur aus gestalterischer Perspektive, sondern auch inhaltlich völlig wirr sind.
Natürlich geht es hier im Blog vorrangig um Gestaltung, aber der eigentliche Inhalt, die Aussage, ist für die Gestaltung eben auch relevant.
Und was ist denn die Aussage von “Wachstum braucht Weitblick” oder “Solide Finanzen sind wichtig.”? Das könnten genauso gut Werbesprüche von Versicherungen sein. Heute schon an morgen denken! Auf jeden Abend folgt ein neuer Morgen!
Der Slogan “Jede Familie ist anders. Und uns besonders wichtig.”, hat dagegen eine andere Qualität und steht im direkten Widerspruch zum Handeln der CDU – und dem Bildmotiv.
Das beste Motiv, das man fand, um zu visualisieren, dass man auch Familien, die “anders” sind, “besonders wichtig” findet, zeigt also einen Vater, eine Mutter und ein Kind? Da mutet es schon fast avantgardistisch an, dass der Herr des Hauses offenbar am Kochprozess beteiligt ist (während das Weib im Hintergrund Kaffee kocht). Migranten oder Regenbogenfamilien? Fehlanzeige.
Eine gestalterische Dissonanz kann also auch inhaltlicher Natur sein. Insofern könnte man dieses Plakat natürlich als gelunge Neuinterpretation des Magritt’schen Bilderverrats sehen. Nur – ob das beabsichtigt war?
Tja, sehr treffendes Resümee, Achim. Vielen Dank für’s gewiss etwas mühsame Zusammentragen und ausgewogene Kommentieren. Das ist ja schon deshalb nicht einfach, weil es ja bei diesem Thema über die gestalterische bzw. die Kommunikationsebene hinaus doch immer auch um Politik geht – man sollte es nicht glauben ;-).
Die GRÜNEN schneiden auch meiner Meinung nach optisch am besten ab, gerade dass sie auf ein allzu aufdrigliches Branding verzichten und stattdessen den Versuch einer direkten Ansprache mit dem nur zurückhaltend umsonnenblümten “Und Du?” unternehmen, finde ich einen interessanten neuen Weg (von dem ich mir wünschte, dass dessen Subtext “Wir interessieren uns für Deine Meinung” auch wirklich flächendeckender Bestandteil der politischen Praxis würde). Was die verbale Ebene der Kommunikation angeht gäbe es in der Tat hier und da Verbesserungsmöglichkeiten, wobei das weniger auf die recht witzigen Themenplakate zutrifft, als auf die drögen Spitzenkandidaten-Sentenzen – “Für Mut gegen Armut” ist ein etwas holpriger Versuch, eine rhetorische Figur herbeizuschreiben.
Auch die Piratenpartei hat sich deutlich gesteigert und folgen der grünen Nr. 1 nach meinem Empfinden dichtauf. Lediglich die relative Vielzahl und gestalterische Varianz der einzelnen inhaltlichen/visuellen Elemente erschwert eine rasche und einfache Rezeption seitens der/des Betrachtenden. Dennoch: Optisch recht ansprechend (die orange-farbenen Varianten weitaus mehr als die blauen, auf den Farbwechsel hätten sie besser verzichtet – Orange wird doch eher mit der Partei verbunden) und mit einer meist gelungenen Portion Humor auf sprachlicher Ebene sehr ordentlich umgesetzt, vor allem, wenn man bedenkt, dass hier keine Agentur als vereinheitlichend wirkendes brain of campaign dahintersteht.
Auf meinem Platz 3 rangiert die SPD, deren Anti-Merkel(-Regierung)-Kampagne ich allerdings als kommunikatives Desaster empfinde: Wieder einmal liefert die SPD bösen Zungen den Beleg, eine “Dagegen-Partei” zu sein, was natürlich auch nur Propaganda interessierter Gegner ist, aber auf diesem Wege nahezu unabweisbar bestätigt wird. wenn’s dann wenigstens ein bißchen witzig oder selbstironisch gemacht wäre … aber leider, leider Fehlanzeige (OK, Ausnahme: Das Privatsphäre-Plakat, auf dem 2Mutti” im Täschli wühlt hat subtilen Witz). Mit Beschreiten dieses rein negativ kommunizierenden Weges konterkariert die SPD die, wie ich finde, optisch, thematisch und sprachlich gut gelungene Themen-Kampagne (klar auf den Punkt formuliert, optisch ansprechend – sogar dieser komische Violett-Ton ist irgendwie ansehnlich untergebracht – und das dominante WIR im quadratischen Inhaltsträger konsequent aus dem SPD-Basis-Slogan entwickelt und durchgehalten. Eben diesen, “Das WIR entscheidet”, finde ich so schlecht nicht, zumal er auch an jene Werte gemahnt, die landläufig der SPD zugeschrieben werden. OK, die Panne mit der Herkunft bzw. parallelen Verwendung des Slogans aus/in der Zeitarbeitsbranche war natürlich unschön. Alles in allem also ein durchwachsenes Bild, dass sich dank der neu aufgelegten und dem positiven themeorientierten Weg zuwiderlaufenden Anti-Kampagne letztlich leider in dem leicht abgeänderten Kampagnen-Slogan zusammenfassen lässt: “Das WIRR entscheidet”.
Angesichts der glattgebügelten (@Achim: Gib’s zu, das mit dem “no Photoshop” war ironisch gemeint, nicht wahr ;-)!?), insbesondere sprachlich völlig einfallslosen FDP-Kampagne kann ich mich zweier spöttischer Bemerkungen einfach nicht enthalten: Warum hat man den Slogan “Starke Mitte” nicht mit einem Konterfei des FDP-Generalsekretärs Patrick Döring garniert? Da wäre die “starke Mitte” auch rein optisch auf den ersten Blick überzeugend rübergekommen ;-). Außerdem habe ich heute eine Brüderle-Plakatwand gesehen, allerdings mit einem anderen Slogan: “Keine neuen Schulden. Keine neuen Steuern.” Wenn man jetzt noch darunter schriebe “Keine neuen Ideen.” wäre DIE Plakat-gewordene Überschrift über die gesamte Kampagne ;-) Den Platz vor der CDU rettet indes noch das auffällige und recht ansehnlich umgesetzte teiltransparente Farbenspiel, das auch durchaus einen guten Wiederkennungswert garantieren dürfte.
Nur knapp vor dem Platz mit der roten Laterne: Die CDU – fast möchte man passenderweise “um Gottes willen!” ausrufen – hat gestalterisch/kommunikativ schwer nachgelassen. Brrrr, die Sprache der Plakate ist derart trocken, so viel feuchten Kleister kann man gar nicht aufwenden, um der ein bißchen Saft und Kraft zu injizieren. Ebenso peinlich glatt und uninspiriert fällt die Bildwahl aus, insofern war man wenigstens konsequent. Und die Textplakate bewegen sich nicht nur optisch hart am Rande der Unverschämtheit (sorry, dass ich an diesem Punkt mal der inhaltlichen Neutralität entsage, aber “solide Finanzen” und “sichere Arbeit” dürften nur wenige mit der CDU verbinden).
Last and least: Die LINKE. Optisch einfallslos, aber natürlich unverkennbar, Letzteres muss man zugeben. Von dem etwas unmotivierten typographischen Mix bei der Plakatwand und den Kandidat/Innen-Plakaten abgesehen (3 Schriftfamilien und darin teils auch nochmal zwischen Condensed und Normal gewechselt), fühle ich mich nach all den Kampagnen der letzten Jahre noch immer im marktschreierischen optischen (und teilweise auch sprachlichen) Duktus der Vier-Großbuchstaben-“Zeitung” angeschrien (nicht angesprochen!) und wer schreit, dem unterstellt man ja nur allzu gerne, er habe unrecht. Wiedererkennung also sehr gut, aber nicht wirklich ansprechend, sprachlich stark schwankend zwischen gelungen (“Respekt …”) und bemüht laut (“Genug gelabert …”), so dass der Inhalt durch die Wahl der Sprachebene bisweilen ins Hintertreffen gerät.
Ich finde die Plakate erschreckend inhaltsleer. Schon seit längerem passiert in der Parteienszene etwas, das für die Corporate Identity fatale Auswirkungen hat: Die Kommunikation nach außen, z.B. über Wahlplakate, stimmt nicht mal mehr im Ansatz überein mit der Arbeit der Parteien. Es gab Zeiten, da war dies zumindest anzunehmen.
Bezahlbare Mieten, gesetzlicher Mindestlohn, solide Finanzen, Weitblick, Bürgerrechte und Mittelstand stärken – das alles hätte man 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003… bereits angehen können. “Gemeinsam” mit der CDU, zusammen mit den “WIR”s von der SPD.
Wer soll denn ernsthaft glauben, dass es diesmal klappt mit den guten Vorsätzen?
Und auch bspw. die Piraten haben den Karren in den Sand gesetzt bzw. das Schiff am Strand auflaufen lassen. Ihnen kaufe ich ihre guten Vorsätze noch am ehesten ab, nicht aber, dass sie sie auch tatsächlich umsetzen würden.
Die relativen Marktanteile der einzelnen Parteien werden zu den nächsten Bundestagswahlen nicht spürbar sinken, wohl aber die Wahlbeteiligung. Ich tippe auf unter 70%.[1] Die Menschen spüren doch, dass keine der Parteien ihre Versprechen auch nur das Vorhaben besitzen, diese zu erfüllen. (Nicht mal die CDU mit so 0815-Versprechen wie “Sichere Arbeit” – wer will das nicht?)
Das ist doch traurig.
[1] Im Vergleich: 1998 waren es noch 82,2 Prozent. 70% der Wahlbeteiligten entspricht übrigens 43 Mio Einwohnern – der Bundestag würde also nur etwa jeden 2. Einwohner repräsentieren.
Je schreiben hier schon Menschenimitatoren mit, für die Grüne “kommunistische Politik” machen… Nach dem offen homophoben Russen folgt direkt der nächste Tiefpunkt, ich bin gespannt, was als nächstes kommt.
Es ist “Merkel-Bashing”, wenn man diese auf voller Linie versagende Kanzlerin angreift? Mal ganz davon ab, ob man jedes Modewort mit dem Hammer in die deutsche Sprache einpassen muss: Jede auch noch so barsche Schelte ist für diese Frau noch zu milde…
Gerade erst wieder hat sie ein Ende des Solidaritätszuschlags nicht vor 2018 verkündet. Das muss man sich mal vorstellen: Fast 30 Jahre, in denen Geld von West nach Ost geschafft wird, auch von daniederliegenden westdeutschen Städten in florierende Ostdeutsche.
Kleiner Fehler: “…gilt einem Statisten, der der Anschein erwecken soll, Brüderle sei in ein Gespräch…” .
Sehr schöner Beitrag!
Ich wollte aber doch mal anmerken, dass eine Lightbox bei den Bildern vllt. eine bessere Lösung wäre. Wenn ich jetzt nämlich die Plakate genauer anschauen will, muss ich immer die Seite verlassen oder in einem neuen Tab surfen…
War es das, oder kommt die AfD nocheinmal gesondert? Ich fände es schon interessant, die AfD ebenfalls zu behandeln. Nicht nur vor dem Hintergrund, dass du auch den Piratenkindergarten behandelt hast. Nein, denn gerade die AfD als “Neuling” müsste doch ein besonderes Augenmerk auf Werbung legen.
MGo, (wie hier bereits erwähnt) sofern sich die AfD zu den „Etablierten“ mausern und in den ein oder anderen Landtag einziehen sollte, würde ich sie zukünftig auch in die Besprechung aufnehmen. Abgesehen davon ist das Erscheinungsbild der AfD noch im Werden und wirr bis wild. Es auf die gleiche Stufe zu stellen – denn eine Besprechung käme einer solchen Gleichstellung nahe –, scheint mir zu diesem Zeitpunkt nicht angemessen.
Übrigens wird morgen in der Stuttgarter Zeitung sowie auf Stuttgarter-Zeitung.de ein Artikel erscheinen, indem ich im Rahmen einer Kampagenbesprechung auch auf ein Plakat der AfD eingehe. [edit] hier der Link zum besagten Artikel: Analyse zur Bundestagswahl [/edit]
Mich würd dann doch interessieren, was den Autor (und viele Kommentierende) dazu bewogen hat, bei der SPD ausführlichst über „Merkel-Bashing“ und „negative Campaigning“ zu klagen, gleichzeitg aber die Grünen-Kampagne schon fast als vorbildlich hinzustellen. Grad das „Bashing“ ist doch bei den Grünen deutlich dumpfer und deshalb eher als „bashing“ auch zu bezeichnen als die doch deutlich intelligentere SPD-Variante. Auch das „negative-Campaigning“ ist bei den Grünen mindestens gleich ausgeprägt.
Bleibt zu erwähnen, daß es eben Aufgabe der Oppsosition einfach ist, das Handeln der Exekutive zu kontrollieren. Daß diese Kontrollfunktion auch auf Wahlkämpfe Auswirkungen hat ist nicht nur verständlich sondern auch eine demokratische wie wahlkampftaktische Notwendigkeit.
Natürlich muß die Aufgabe der Opposition auch sein vermeintliches wie tatsächliches Fehlverhalten der Regierenden aufzuzeigen. Warum davon das Medium Plakat ausgeschlossen sein soll versteh ich grad nicht.
@koni Richtig ist, dass auch die Grünen Negativkampagne machen. Anders als bei den Grünen, stehen bei der SPD die Merkel-Motive im Mittelpunkt der Auftaktkampagne. Meinen Informationen zufolge werden die schwarzweißen Motive der Grünen zudem weniger häufig plakatiert als die Merkel-Motive der SPD.
@ koni
“Natürlich muß die Aufgabe der Opposition auch sein vermeintliches wie tatsächliches Fehlverhalten der Regierenden aufzuzeigen. Warum davon das Medium Plakat ausgeschlossen sein soll versteh ich grad nicht.”
Ich auch nicht. Zumindest nicht generell.
Wenn es bei der Sache bleibt und nicht süffisant gegen Personen geht (ad personam nennt man das).
Ad personam kann ins Auge gehen. Ist rhetorisch unredlich, wenn es nicht Satire sein soll, sondern ein Wahlplakat. Wobei ich mich schwertu, nicht überall in der Politik Realsatire zu entdecken…
Hätte also nicht zwingend ihr Schlummerbild sein müssen ;- ) und auch nicht ihr Herumkramen in der Handtasche, so sehr einen dieses ad personam als Titanic-Fan auch jucken würde : -)
Was die Plakat-Angriffe der SPD gegen Merkel betrifft, da seh ich also schon einen taktischen Strickfehler. Ist ad personam. Kann psychologisch gesehen sehr kontraproduktiv sein, denn das Volk liebt zwar zur Gänze ihre Politik nicht, aber ihre Person. Zumindest um die 65 %, was eine ganze Menge ist.
„und auch nicht ihr Herumkramen in der Handtasche“
Gerade das Motiv find ich so richtig gelungen. Weil die Kombination aus Bild und Text erst die rasch wirkende Aussage bewirkt. Da ist das Bild nicht die bloße illustartion einer Aussage, nein sie ist Teil davon. Vergleichbares seh ich sonst bei keiner Partei. Dort bleibt man überall recht nah an der Oberfläche und nutzt nirgends diese gegenseitige Befruchtung von Text- und Bildelementen. Wirkt alles eher hilflos gequählt dann. Daß man bei den Grünen dann bei den „negative-campaigning“ zudem die quietschbunte Stilistik der eigenen Kampagne verläßt und ein optisch düsteres Bild zeichnet unterstützt nur diesen oberflächlichen Eindruck. Ist einfach zu durchsichtig. Bei der SPD bleibt ma da ganz selbstbewußt bei der grafischen Linie animiert den Betrachter zur Reflektion durch kluge, weil klare, prägnante und sich genseitig bedingende Bild- Textkombinationen.
Und grad weil die wirklichen oder kolportierten Sympahiewerte der Frau Merkel scheinbar im deutlichen Mißverhältnis zu den Werten ihrer Politik stehen ist es natürlich auch klug, die Person zu entlarven.
koni
Gelungen oder nicht.
Um das gehts nicht. Bin auch Titanic-Fan, da sind solche lustigen Anti-Merkel-Motive massenhaft drin.
Es ist ad personam.
Damit tut sich die SPD keinen Gefallen, das ist unsympathisch, taktisch unklug für eine Partei, für ein Plakat. Gerade bei einem Kanzlerkandidaten, der sich schwertut, nicht ausschließlich besserwisserisch rüberzukommen.
Der Bürger wählt zwar den Kanzler nicht direkt, doch da ist der Bürger empfindlich und verteidigt innerlich den direkt-persönlich Angegriffenen. Egal wie lustig es war.
Gut daß wir die Vroni haben. Auch wenn ich Unwissender wohl immer noch nicht weiß um was es geht, ich weiß jetzt schonmal um was es nicht geht.
(psst, an alle Mitlesenden, nichts der Mutti verraten: ich persönlich bin immer noch fürs gelingen. Mags nur nicht wieder so laut sagen sonst staucht sie mich wieder zusammen)
koni
https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem
https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem#argumentum_ad_personam
Ein kurzer Hinweis zu den Facebook-Zahlen: da liegt die Piratenpartei mit derzeit knapp 80.000 Likes noch weit vor AfD und SPD.
Danke Daniel für den Hinweis!
[…] Vergangenheit. Das Aufmachermotiv stammt vom Fotografen Dominik Butzmann, der auch im Rahmen der aktuellen Plakatkampagne zum Einsatz kam. Das ganze als Parallax-Scrolling-Lösung angelegt. Noch einmal der Hinweis: Es ist […]
Ich bin auch ganz Vronis Meinung, was das “Merkel-Bashing” angeht. Das löst bei mir höchstens Sympathiegefühle gegenüber dem “Gebashten” aus.
Soetwas sagt meiner Meinung nach nur denen zu, die sowieso schon SPD-Wähler sind.
[…] zwei Teilen eine grafische Analyse der Wahlplakate durchgeführt. Teil 1 kann man hier lesen und Teil 2 dort. Dieses Jahr entziehe ich mich einer Analyse und nähere mich dem Thema aus einer absolut […]
Die FAZ meint: Wohlfühlplakate!
“Die Parteien tapezieren das Land mit Plakaten. Doch die Aussagen darauf sind so austauschbar wie nie zuvor. Markantes? Fehlanzeige.”
Genauso isses.
Aber was erwartet man von einem Land, in dem selbst die Fernsehkrimis zu Wohlfühlkrimis mutierten.
Weiterer Auszug (FAZ, https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/parteien-werben-wahlkampf-mit-wohlfuehlplakaten-12541295.html ):
Parteien gelten in der Werbebranche als schwierige Klientel
Die Kampagne der Grünen findet denn auch in der Werbebranche noch am meisten Zuspruch. Insgesamt aber fällt das Urteil des bisherigen Wahlkampfs vernichtend aus: „Es ist grausam“, sagt Oliver Klein, der mit seinem Hamburger Beratungsunternehmen Cherrypicker Unternehmen und politische Organisationen in der Agenturauswahl berät. Es gebe keine relevanten Informationen, keinen Mehrwert für die jeweilige Zielgruppe. Stattdessen jede Menge „visuelle Umweltverschmutzung“, wie Klein sie nennt.
Erst die Klage über vermeintliches „bashing“, jetzt plötzlich „Wohlfühlplakate“ … ?
Und die FAZ (und diejenigen, die ihr zustimmen) sollte vieleicht sich mal die Plakate aller Parteien anschaun, nicht nur die der eigenen Klientel. Letztere sind nun wahrlich beliebig und austauschbar.
Ich les da aber auch was von „für den gesetzlichen Mindestlohn“ oder „teilen macht Spaß: Millionärsteuer“. Ich hab schon gelesen „Waffenexporte verbieten! Auslanseinsätze beenden“. Für mich sind das „relevante Informationen“ (unabhängig davon, ob ich zustimme oder nicht). Und der Herr Oliver Klein sollt sich dann mal an der eigenen Nase fassen solang er Sachen wie „visuelle Umweltverschmutzung“ durch die Gegend floskelt.
[…] in der aktuellen Plakatkampagne der Grünen greift ein solch ganzheitliches, sich nicht nur über das Logo definierende Branding. […]
Gerade kam bei “Hart aber Fair” eine nette MAZ, wo Fußgänger echte CDU-Plakate von nachgemachten Satire-Plakaten unterscheiden sollten, mit mäßigem Erfolg.
Sehr unterhaltsam. :)
https://www.wdr.de/tv/hartaberfair/rueckschau/sendungen.php5
(Wird hoffentlich zeitnah an dieser Stelle als Video erscheinen,
momentan landet man noch beim Livestream.)
Danke Logan, für den Hinweis!
Nachfolgend die entsprechenden Ausschnitte aus der Sendung zum Thema „Euro, Steuern, Syrien-Einsatz – Haben wir wirklich eine Wahl?“
[…] Jo #11 […]
[…] Hier gehts zum zweiten Teil der Wahlplakatanalyse zur diesjährigen Bundestagswahl. […]
[…] Purpur als Hausfarbe samt Verläufen nutzte, wirkte ein solches Konzept wie es bereits im Zuge der 2013er-Kampagne Anwendung fand, weniger starr. So jedoch sind die Motive, trotz professionellen Fotos mit […]
[…] 2021 ist, bezogen auf ihr Erscheinungsbild, zweifellos eine andere Partei als zu Zeiten, in denen Rainer Brüderle ihr Spitzenkandidat gewesen ist. Die ebenfalls von zahlreichen bonbon-farbenen Outlines eingefassten Wahlsprüche wie […]
[…] politischen Gegner eingeschossen und „Negative Campaigning“ betrieben (siehe Europawahl 2009, Merkel-Bashing 2013). „Die Fehler der Anderen“ werde man auch in diesem Wahlkampf aufzeigen, wie Lars Klingbeil im […]