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Neues visuelles Erscheinungsbild für Bistum Limburg

Bistum Limburg Logo, Quelle: Bistum Limburg
Bistum Limburg Logo, Quelle: Bistum Limburg

Das Bistum Limburg bekommt ein neues visuelles Erscheinungsbild. Die Überarbeitung des Corporate Designs einschließlich des Logos erfolgt vor dem Hintergrund eines Transformationsprozesses innerhalb der Diözese, welche inhaltlich-strategische, strukturelle wie auch personelle Veränderungen mit sich bringt.

Wie erst kürzlich im Erzbistum Köln, und in jüngster Vergangenheit in den Bistümern Essen (2022), Fulda (2020), Münster (2018), Passau (2017) und Erfurt (2017), so hat man sich auch im Bistum Limburg im Rahmen eines Designprozesses mit der Frage nach der Außendarstellung als Diözese ausführlich beschäftigt. Sieben der insgesamt 27 in Deutschland bestehenden Diözesen haben somit in den letzten sechs Jahren signifikante Änderungen am eigenen visuellen Erscheinungsbild vorgenommen.

Auszug der Pressemeldung

Das Bistum Limburg hat ein neues Corporate Design. Mit Blick auf die neue Struktur im Bischöflichen Ordinariat und den Transformationsprozess der Diözese verändert sich nun auch das Erscheinungsbild. Das neue Logo zeigt weiterhin den Limburger Dom als bekanntes Wahrzeichen der Diözese, der sich aus Dreiecken zusammensetzt. Hinzugekommen ist der Schriftzug „Katholische Kirche“ in Kombination mit „Bistum Limburg“.

Allgemeine Infos: Die römisch-katholische Kirche in Deutschland ist in 27 Verwaltungsbezirken aufgeteilt, den Bistümern, auch Diözesen genannt. Die Diözesen sind in Deutschland relativ eigenständig und unabhängig, was sich auch im Visuellen ausdrückt, wie die unterschiedlichen Logos der Bistümer veranschaulichen. Derzeit leben im Bistum Limburg, das Teile der Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen umfasst, rund 624.000 Katholiken (etwa 25 Prozent der Bevölkerung des Gebietes). Gegründet wurde das Bistum Limburg im Jahr 1827.

Bistum Limburg Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Bistum Limburg, Bildmontage: dt
Bistum Limburg Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Bistum Limburg, Bildmontage: dt

Bereits im Juli wurde die Umstellung seitens des Bistums angekündigt. Vor wenigen Tagen nun wurde mit der Implementierung des neuen Logos und des damit in Verbindung stehenden Corporate Design begonnen. Das Logo beinhaltet als Bildmarke weiterhin den Limburger Dom, laut des Bistums ein wichtiger Identifikationsort. Die Darstellung als Silhouette wurde jedoch zugunsten einer flächigen, Facettenschliff-ähnlichen Anmutung modifiziert. Eine Stilistik, wie man sie auch bei den Bistümern Münster und Fulda findet.

Die Wortmarke „Bistum Limburg“ wurde um den Zusatz „Katholische Kirche“ ergänzt. Vielen Menschen in Deutschland sage der Begriff „Bistum“ heute nichts mehr, wie es in der offiziellen Pressemeldung heißt. Durch den textlichen Zusatz werde deutlich, wer der Absender ist. Fortan ist die Wortmarke zudem rein in Versalien gesetzt. Das Logo wie auch das neue Corporate Design habe man so gestaltet und konzipiert, dass sie auch von den Einrichtungen, Verbänden und Pfarreien der Diözese verwendet werden können.

Entstanden ist das neue Corporate Design in Zusammenarbeit mit der Grafikdesignerin Cornelia Steinfeld.

Kommentar

Es ist kein Zufall, dass knapp ein Viertel aller Bistümer in Deutschland in den letzten Jahren ihr visuelles Erscheinungsbild geändert haben. Kommunikationsdesign und Werbung sind seit je her ein Spiegel der Gesellschaft. An Redesigns und Rebrandings lassen sich gesellschaftliche Entwicklungen ablesen, seien es das gestiegene Umwelt- und Klimabewusstsein der Menschen (Plastik/Aluminium in Verpackungen, Bio-Label, Tierhaltungskennzeichnung, etc.) oder die veränderte Wahrnehmung der Menschen in Bezug auf geschlechtliche Identität und ethnische Zugehörigkeit (Gender Design, Unisex-Design, stereotype Darstellungen, u.a.).

Allein im letzten Jahr sind mehr als 900.000 Menschen aus den Kirchen ausgetreten (522.821 katholisch, 380.000 evangelisch). So viele wie nie zuvor. Im Frühjahr 2022 waren in Deutschland erstmals weniger als die Hälfte der Bevölkerung Kirchenmitglied – eine historische Zäsur. Um der zunehmenden „Abwendung von der christlichen Kulturtradition“¹ auf Seiten der Kirchen wirksam zu begegnen, bedarf es, unnötig dies zu betonen, mehr als eines feschen, zeitgemäßeren Outfits.

Die Gründe, weshalb Menschen den Kirchen den Rücken zukehren, sind vielschichtig, und den Kirchen zudem bekannt. Wären Kirchen ein Smartphone oder ein Auto, würde man, der Logik der Marktwirtschaft folgend, dem Produkt ein Funktions-Upgrade spendieren, ein Facelift vornehmen und begleitend ein kreative Kampagne ausrollen, um so die Attraktivität (kurzzeitig) wieder zu steigern und die Absätze anzukurbeln. Was könnten demnach Features einer „Kirche 2.0“ sein? Lebensnah, gleichberechtigt, glaubwürdig, reformfähig?

Ohne echte strukturelle Neuordnung bleibt jede Neupositionierung (lediglich) eine Marketing-Maßnahme. Ob etwas echt, substanziell und nachhaltig ist, oder nur nachträglich aufgesetzt, dafür haben die Menschen, dank unzähligen Erfahrungen mit unerfüllten Werbeversprechen und dank Green-, Pink- und Social-Washing, mittlerweile ein gutes Gespür entwickelt. Im Gegensatz zur Werbung kann Corporate Design echte strukturelle Neuordnung, wenn auch nicht herbeiführen, so aber doch anregen und unterstützen, im Sinne eines Transformationsbeschleunigers. Sich mit Fragen zu beschäftigen wie, „Wofür stehen wir?“, „Was sind unsere Ziele?“, „Wie erreichen wir Relevanz?“ und „Wie kommunizieren wir all dies?“, kann nicht nur zu einer veränderten Außen-Wahrnehmung führen, sich im Zuge dieser Phase der Selbstfindung und -definition zu hinterfragen, kann zudem Veränderung im Inneren bewirken. Dies alles ist ganz bewusst so im Konjunktiv gesetzt.

Konkret zur Gestaltung, die, wie schon oben erwähnt, stilistisch den Designs der Bistümer Münster und Fulda nicht unähnlich ist: Sicherlich – das neue Corporate Design wirkt im ersten Eindruck frischer, moderner, mehr im jetzt. Gestalterisch-Handwerklich grundsolide. Problematisch wird es im Konzeptionellen. Ich kann nämlich nicht erkennen, dass das neue Logo des Bistums Limburg nahbarer und zugänglicher wäre, im Gegenteil. Sowohl die Wortmarke, nunmehr rein in Versalien gesetzt, wie auch die Bildmarke, aus zahlreichen Dreiecken geformt, wirken strenger, starrer. Das im Facettenschliff gehaltene Zeichen dient als visuelle Entsprechung für Vielheit und Unterschiedlichkeit, so die Idee. Bewusst wurde das an das Domgebäude angelehnte, orangefarbene Zeichen nach unten offen gestaltet, um so Möglichkeiten zur Teilhabe zu signalisieren. Ich sehe in der Bildmarke ein zwar an der Basis offenes, ansonsten jedoch abgeschlossenes, verschachteltes Gebäude. Womöglich ein Sinnbild für Kirchen in Deutschland.

Beide Elemente des Logos zeichnen sich zudem dadurch aus, dass in ihnen Geraden betont werden – in der Wortmarke die Vertikalen, in der Bildmarke die Diagonalen. So wirkt die Bildmarke, aus geometrischen Segmenten zusammengesetzt und kubistische Stilmittel aufgreifend, eher technisch-mathematisch. Ein nach oben aufsteigender Dreiklang aus Spitzen/Zacken symbolisiert Status, Macht und Besitz (Krone). Was im Kontext sakraler Architektur schlicht als Turmgruppe angesehen wird, verdichtet sich hier im Grafischen zu einem Dreizack. Eine mindestens unglückliche Symbolik. Eine den heutigen Lebenswelten der Menschen zugewandte Kommunikation / visuelle Sprache sieht so meines Erachtens nach nicht aus.

Also ist das Kreuz, wie es auch im Erzbistum Köln seit Kurzem als Logo Verwendung findet, trotz dessen vielschichtigen Bedeutungsebenen, das im Kontext Kommunikationsdesign weniger missverständliche Zeichen? Und das vor dem beschriebenen Ausgangspunkt besser geeignete? Es könnte sein. Denn wenn ein Bistum alle Mitglieder repräsentieren und möglichst viele Menschen in der Bevölkerung ansprechen und „mitnehmen“ möchte, dann ist ein Zeichen, das lediglich ein einzelnes Kirchengebäude abbildet, vielleicht nicht die allerbeste Wahl. #Diskussion

Mediengalerie

Weiterführende Links

¹ Institut für Demoskopie Allensbach 12/2021, Christliche Kultur ohne Christen

Dieser Beitrag hat 13 Kommentare

  1. Bereits Gesagtes muß man nicht wiederholen, mir gefällt das Logo, denn es hat den Fingerzeig der geöffneten Tür und lädt ein ins Innere einer Institution, die hoffentlich aus der Vergangenheit gelernt hat

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