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Befördert durch Rassismus-Debatte: Aus Uncle Ben’s wird Ben’s Original

Ben's Original Logo, Quelle: Mars
Ben’s Original Logo, Quelle: Mars

Uncle Ben’s, eine zum US-amerikanischen Lebensmittelkonzern Mars Inc. gehörende Marke, bekommt einen neuen Namen und ein neues Logo. Der Konzern nutzt das Rebranding, um gleichzeitig Image-Werbung in eigener Sache zu betreiben.

Schon länger sah sich der Lebensmittelhersteller dem Vorwurf ausgesetzt, die auf den Reispackungen von Uncle Ben’s verwendete Darstellung des Kopfes eines afroamerikanischen Mannes sei ein Relikt aus der Zeit der Sklaverei und zudem rassistisch. Vor der aktuellen Black-Lives-Matter-Bewegung wurde die Kritik zunehmend lauter.

Nun gab das Unternehmen bekannt, die auch in Deutschland seit Anfang der 1960er Jahre erhältliche Reismarke in „Ben’s Original“ umzubenennen. Auch ein neues Markenlogo wurde in diesem Zuge erstellt.

Ben’s Original Branding, Quelle: Mars
Ben’s Original Branding, Quelle: Mars

Wie es in der gestern veröffentlichen Pressemeldung heißt, verstehe das Unternehmen die Ungleichheiten, die mit dem Namen und der Verwendung des Gesichts verbunden seien. Deshalb habe man sich nicht nur dazu entschlossen das Markendesign zu ändern, fortan werde das Unternehmen auch Maßnahmen zur Verbesserung von Inklusion und Gerechtigkeit ergreifen, um Möglichkeiten zu schaffen, „die jedem einen Platz am Tisch bieten“.

Uncle Ben’s Rebranding, Bildquelle: Mars, Bildmontage: dt
Uncle Ben’s Rebranding, Bildquelle: Mars, Bildmontage: dt

Der Namenszusatz „Uncle“ wird aus dem Markennamen gestrichen und somit aus dem Logo entfernt. Die Produkte werden zukünftig unter dem Namen „Ben’s Original“ hergestellt und vertrieben. Ab 2021 sollen die auf diese Weise umgestalteten Produkte im Handel verfügbar sein. An der grundsätzlichen Stilistik, bestehend aus der Farbkombination Orange/Dunkelbau und einer fetten Serifenschrift, wird hingegen festgehalten.

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„Negerküsse“ gibt es schon lange keine mehr. Auch das „Zigeunerschnitzel“ ist seiner Bezeichnung wegen in Verruf geraten. Trotz aller Kritik hält hingegen die Mohrenbrauerei bislang an der Verwendung einer karikaturhaften und stereotypen Darstellung eines dunkelhäutigen Kopfes in ihrem Logo fest.

Sprache verändert sich, die Wahrnehmung in Bezug auf visuelle Kommunikation ebenso. Die digitalen Medien haben diesbezüglich einen enormen Einfluss auf den Wandel der Gesellschaft und wirken hierbei als Transformationsbeschleuniger. Dass in einer sich stark und rasch verändernden Welt auch unsere Sprache, die gesprochene, die geschriebene wie auch die über Gestaltung transportierte, sich wandeln muss, sollte eigentlich jedem klar sein.

Auch Marken und Unternehmen verändern sich. Mars nutzt das Rebranding der Marke Uncle Ben’s ganz gezielt, das wird beim Lesen der in diesem Zusammenhang veröffentlichten Pressemeldung schnell klar, um gleichzeitig Image-Werbung in eigener Sache zu betreiben. Mit einem Marken-Rebranding landet man nur in Fachmedien, wo hingegen die zum Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus hochstilisierte Umbenennung weltweit von überregionalen Nachrichtenangeboten aufgegriffen wurde. Welch ein PR-Coup. Der Konzern, so heißt es, setze sich für die lokale Gemeinschaft, für die Verbesserung von Bildungschancen sowie für Gleichberechtigung ein. Gut so. Heutzutage darf man das von derart großen und einflussreichen Unternehmen allerdings auch erwarten.

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Dieser Beitrag hat 66 Kommentare

  1. Ich kann die Diskussion nachvollziehen, finde die Entfernung der Figur aber den falschen Schritt. Man wendet sich ab, man versteckt etwas. Einige fragen sich: Dürfen dunkelhäutige Menschen generell nicht mehr auf Verpackungen abgebildet werden, weil dann immer die Rassismus-Keule geschwungen wird? Man hätte eine neue Figur erfinden können – meinetwegen ein junger schwarzer Instagram-Star aus dem Foodbereich mit dem Namen “Ben” – ohne Dienstbotenkragen, mit schicker Nerdbrille, aber auf jeden Fall mit pfiffigen Rezeptideen. Schade drum.

  2. …Na wenn das so ist, dann sind wir jetzt mal alle empört, weil Meister Propper, das Sinnbild eines ” weißen Mannes” ist, der zu niederwertigen ” Putzarbeiten” ” herhalten” muß. Liotard’s Gemälde, ( das Schokoladenmädchen) ist auch nicht länger tragbar, weil es die ” Dienerrolle einer ” weißen Frau” widerspiegelt und somit eindeutig ” rassistisch” ausgelegt werden sollte.- Ach – und Loriot’s Sketch mit den ” Kosakenzipfeln” -Food Namen auf Kosten von Bevölkerungsgruppen ( geht gar nicht) … In den Giftschrank damit wie einst mit Krug’s ” Spur der Steine “….und dann wäre noch Otto der Film Teil 1 von ’85- könnte man da nicht nachträglich die Szene mit den ” N” Wörtern rausschneiden?
    Ich male mir gerade aus, wer als nächstes ” in die Breche springen wird, um einen auf ” diskriminiert” zu machen..? Sind’s die Neapolitaner, die Berliner, die Wiener, die Krakauer, die Pariser, ??? – tja, wer das EINE will, muß das ANDERE mögen…

  3. Übrigens: mal eine Frage an unsere ” Supermoralisten hier:
    Das Englische Königshaus beschäftigt bis heute Butler im klassischem Sinne. Seit 2004 sogar weibliche Butler( innen). Jetzt meine Frage zu Euerer Logik : Ist es auch ” rassistisch” , wenn der Butler weiße Hautfarbe hat? Ist es frauendiskriminierend, wenn die Butlerin weiße Hautfarbe hat.? Und ist es im logischem Schluß, dann frauendiskriminierend UND rassistisch, wenn die Butlerin schwarze Hautfarbe hat? ( dann aber auch bitteschön, bei weißer Hautfarbe) Oder anders gefragt: Bei welchem Kriterium wird die ” OPFERROLLE” zugebilligt…- kann mich nämlich nicht entsinnen, irgendein Aufschrei diesbezüglich wahrgenommen zu haben, solange der englische Butler weißer Hautfarbe war…

  4. Nachtrag: Da auch ( wie hier bereits erwähnt) der Begriff ” Zigeunersauce” auch mehr oder weniger gegen den Willen der ( gemachten) ” Betroffenen” durch unsere “Moralzensierer” zum Unwort deklariert wurde, hat sich der Volksmund einen eigenen Ersatzbegriff einfallen lassen um diesem (Wort) Wahn eins mit den eigenen Waffen zu verbraten…
    Nur soviel: Wenn das ” die Runde” macht, wünscht man sich schnellstmöglich den Begriff ” Zigeunersauce ” zurück…wetten?

  5. Ich werde das Bild vermissen. War ikonisch und hab da an nichts rassistisches gedacht, da einfach eine ganz normale Person abgebildet war. Ich find’s eher rassistisch es zu entfernen.

  6. Absolut falsche Entscheidung, das Bild zu entfernen. Bis zu der Diskussion habe ich nicht einmal an Rassismus gedacht. Jetzt empfinde ich es rassistisch, weshalb man den dunkelhäutigen Mann nicht zeigen darf. Aber solche, in meinen Augen fragwürdigen Entscheidungen, gab es die letzten Jahre leider zu viele.

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