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Mechaniken rechtsextremer Kommunikation: Strategien, die im Zuge von Unterwanderung angewandt werden

Unterwanderung, Grafik: Schaffrinna

Aus gegebenem Anlass gehe ich in diesem Beitrag auf Mechaniken rechtsextremer Kommunikation ein. Denn hier im Fachblog Design Tagebuch wurde in den letzten Tagen gezielt der Versuch unternommen, im Rahmen einer Diskussion bestimmte Positionen salonfähig zu machen. Positionen, wie sie rechtspopulistische und rechtsextreme Gruppierungen vertreten.

Ein User hat in den vergangenen Tagen im Rahmen der Diskussion über die neue Flagge Minnesotas, die die bisherige rassistisch konnotierte Flagge mit Indianerdarstellung ablöst, insgesamt vier Kommentare verfasst, drei unter dem Pseudonym „Elija“, einen weiteren Kommentar unter dem Pseudonym „Elijah“. Ich hatte von Beginn an Zweifel an der Authentizität der damit verbundenen Kommentarinhalte, auch da die geschliffene, nahezu fehlerfreie Schreibe des betreffenden Users, der vorgibt, 19 Jahre alt sowie eine „normale“, „coole“ Person mit Migrationshintergrund zu sein, nach meinem Empfinden für einen 19-jährigen Menschen, ungewöhnlich ist.

Wie sich gezeigt hat, ist die von dem User hinterlegte E-Mail-Adresse ungültig. Nachrichten, die an die betreffende E-Mail-Adresse gesendete werden, werden mit entsprechender Server-Fehlermeldung abgewiesen. Einen Tippfehler innerhalb der E-Mail-Adresse halte ich für unwahrscheinlich, da diese aus einer Kombination aus Vorname und Nachname besteht und mit gmail.com endet. Der vollständige Name lässt sich, so jedenfalls eine kurze Sichtung im Web, mit der Identität eines (tatsächlich) 19-Jährigen Menschen gleichen Namens in Verbindung bringen, der in den USA lebt und einen Account auf X (vormals Twitter) hat. Dass Inhaber von Fake-Accounts häufig gezielt Echtnamen verwenden, um damit kriminelle Aktivitäten zu begehen, ist bekannt. Kleinanzeigen (vormals eBay-Kleinanzeigen), auch das ist bekannt, hat seit Langem ein großes Problem mit Identitätsdiebstahl.

In einem ersten Schritt wurde der betreffende User-Account von mir gesperrt. Nicht allein deshalb, da die E-Mail-Adresse nicht existiert, sondern weil das Fehlen einer gültigen E-Mail-Adresse in diesem Fall, in diesem Kontext, aus meiner Sicht ein deutliches Indiz dafür ist, dass gezielt der Versuch unternommen wurde, im Rahmen der Diskussion bestimmte Positionen salonfähig zu machen. Positionen, wie sie rechtspopulistische und rechtsextreme/rechtsradikale Gruppierungen vertreten, darunter die Identitäre Bewegung. In einem zweiten Schritt mache ich den Vorfall in diesem Beitrag öffentlich. Zuvor hatte ich bereits in der betreffenden Diskussion eine Erklärung abgegeben.

Die Person „Elija“ / „Elijah“ schreibt etwa, es sei ok, stolz auf Deutschland zu sein (diese Art einer auf Zustimmung und Anschlussfähigkeit abzielende Sprache ist ein Instrument der sogenannten Neuen Rechten und wird als „Politische Mimikry“ bezeichnet (1). Und gänzlich vom eigentlichen Thema abschweifend schreibt die Person weiter: es spiele keine Rolle, wie man zu Putin stehe (gegen den der Internationale Strafgerichtshof im März 2023 aufgrund der Deportation von ukrainischen Kindern nach Russland einen Haftbefehl erlassen hat). So wird von dem User auch die Indianer-Darstellung auf der genannten Flagge beschönigend beschrieben und als neutral bezeichnet, obwohl diese von Native Americans durchweg als unpassend, inakzeptabel, entwürdigend und auch als rassistisch bewertet wird. Gezielt lenkt der User in seinen Kommentaren den Fokus weg vom eigentlichen Thema, hin zur eigenen Person, hin zum Privaten, auf Vorlieben und Einstellungen eingehend.

Die beiläufig eingestreute Anmerkung zu Putin ist entlarvend. Geschickt werden von „Elija“ / „Elijah“ Bilder und Narrative bemüht, persönliche Erfahrungen vorgebend, um so Emotionen hervorzurufen, etwa Anteilnahme und Verständnis. Das genannte Alter – 19 Jahre – ist insofern auffällig, da Jugendlichkeit und Popkultur als zwei von vier wesentlichen Merkmalen der Neuen Rechten beschrieben wird (2). In den Kommentaren von „Elija“ / „Elijah“ kommen zahlreiche typische Kommunikationsstrategien (3) der Neuen Rechten zum Einsatz: Themeninvasion, Ironisierung, Opferrolle, Derailing. Da die Begrifflichkeiten zum Teil erklärungsbedürftig sind und andere Menschen zu diesem Themenbereich bei weitem über eine größere Expertise verfügen als ich, binde ich nachfolgend die vom Verein für Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) verfasste Zusammenfassung ein:

  • Themeninvasion. Ein Rechtspopulist filmt sich beim Kochen, erzählt gut gelaunt vor sich hin und streut dabei rassistische Gedanken ein. Freundliches Auftreten und banale Inhalte ermöglichen den rechten Influencer*innen, radikale Ideen und rassistische Begriffe unterschwellig einzubringen. Das Ziel: durchs Wiederholen wollen sie die damit verbundene Weltsicht in der Mitte der Gesellschaft verankern, sie normalisieren und legitimieren. Diese strategische schleichende Gewöhnung an Konzepte, die mit einer liberalen Gesellschaft und Demokratie unvereinbar sind, bezeichnen die Rechten selbst als Themeninvasion.
  • Graduelle Radikalisierung. Schrittweise werden auch die Inhalte immer radikaler: Auf Social Media gelangen User*innen von kritischen Posts und Videos mit beispielsweise antifeministischen oder homophoben Tendenzen schnell zu immer drastischeren Inhalten. Der Algorithmus bevorzugt sie, da diese mehr Emotionen und Reaktionen hervorrufen und Nutzer*innen sie länger anschauen, mehr teilen, kommentieren und liken. Die graduelle Radikalisierung funktioniert durch das ständige Wiederholen und immer extremere Inhalte.
  • Ironisierung. Die neurechten Influencer*innen arbeiten mit Ironisierung in ihren Beiträgen. Ironische Formulierungen erlauben ihnen, sich bei Kritik taktisch zurückzuziehen und sich darauf zu berufen, dass es alles nicht so gemeint war und die Kritiker*innen Ironie nur nicht verstehen würden.
  • Opferrolle. Die Neue Rechte versucht ihre eigene Wirkung zu manipulieren, indem sie sich häufig in der Opferrolle darstellt. Sie erklärt, dass sie Anfeindungen und Ausgrenzung erfährt und appelliert damit an Beschützerinstinkte derer, die durch das scheinbar harmlose Auftreten Sympathien entwickelt haben könnten. Mit Äußerungen darüber, dass sie niemand versteht und dass sie gegen die Mehrheitsgesellschaft rebellieren, spiegeln rechte Influencer*innen insbesondere pubertäre Gefühle wider, suchen Gemeinsamkeiten mit und Verständnis von jungen Menschen.
  • Derailing (Entgleisen, Umleiten). Die Neuen Rechten emotionalisieren Debatten und verschließen sich Wissenschaft und Fakten als Diskussionsgrundlage. Zudem nutzen sie häufig Derailment oder die Derailing-Methode, bei der sie vom Kernthema ablenken und Diskussionen zu ihren eigenen Themen anstoßen. Beispielsweise fragen sie unter kritischen Beiträgen zu Rechtsextremismus, was denn mit linker Gewalt sei.

Quelle: Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM)

In den von der Person „Elija“ / „Elijah“ hier im dt verfassten Kommentaren kommen die beschriebenen Strategien, der genannten Charakteristika folgend, in prototypischer Art zur Anwendung, wobei die graduelle Radikalisierung noch in einem frühen Anfangsstadium stattfindet. Diese Art der Sprache verfängt nicht nur auf X und anderen Plattformen, sie verfängt, und dies sehe ich ebenfalls mit großer Sorge, zum Teil auch hier im dt, wie die Diskussion verdeutlicht.

dt-Leser Christian hat vollkommen recht: wir, die wir in diesem Blog über Design diskutieren, und über visuelle Codes, Sprache und (Marken)Kommunikation, sei es als Profi oder als Laie, „sollten die letzten sein, die Rassismus in irgendeiner Art und Weise verteidigen oder klein reden“. Wie recht er hat! Die Person hinter dem Pseudonym „Elija“ / „Elijah“ relativiert Rassismus ohne Unterlass. Deshalb wurde der betreffende User-Account von mir gesperrt.

Darüber hinaus hat ein weiterer User, der bereits einen Rassismus relativierenden Kommentar zum genannten Flaggenthema abgegeben hat, unter einem zweiten Pseudonym, einem neuen Account, einen ähnlich gemünzten Kommentar verfasst. Dieser Kommentar wurde von mir, da diese Täuschungsabsicht sehr leicht zu erkennen ist, logischerweise nicht freigegeben.

Ich will und kann nicht gänzlich ausschließen, dass es sich bei allen genannten Umständen um eine Aneinanderreihung von Zufällen handelt. In den 18 Jahren, in denen ich das dt führe, und es gab wahrlich schon viele kontroverse Debatten, auch deutlich hitzigere als jene über das Flaggendesign, ist mir eine solche Häufung von Zufällen, Auffälligkeiten und Ungereimtheiten (bezogen auf E-Mail-Adressen, IP-Adressen, Namen, Pseudonyme, Kommentarinhalte) noch nicht begegnet. Meine Zweifel in dieser Hinsicht sind so groß, dass eine Sperrung und eine Erklärung meinerseits unausweichlich wurden. Ich handele nach bestem Wissen und Gewissen.

Ich lasse die Kommentarfunktion zum genannten Beitrag über das Flaggendesign offen, bis auf weiteres. Denn im dt dürfen und sollen – selbstverständlich – unterschiedliche Meinungen kund getan werden. Meinungsäußerungen, mit denen ich als Mensch nicht einverstanden bin, werden im dt nicht gelöscht, nur weil sie mir nicht passen, oder weil sie unbequem oder unliebsam sind. Wenn jedoch Rassismus in systematischer Weise relativiert wird, sehe ich die Grundlage entzogen, um einen ernsten Austausch und einen ehrlichen Dialog zu führen.

Unterwanderung der Zivilgesellschaft durch extremistische Positionen ist ein großes Problem, nicht nur in Deutschland. Vom russischen Staat betriebene „Trollfabriken“ streuen gezielt Desinformation und führen seit Langem einen Informationskrieg, der in andere Länder hineinreicht. Die Grenze zwischen den Polen Linksextremismus und Rechtsextremismus verschwimmt zunehmend. Extremismus-Forscher / Soziologen attestieren Akteuren der sogenannten Neuen Rechten eine um „Kompatibilität bemühte“ gewandte Rhetorik (4). Wie auch bei Fake News ist es auch bei den in Social Media und anderswo veröffentlichten User-Kommentaren heutzutage eine große Herausforderung, die Echtheit von Inhalten festzustellen, selbst für Faktenchecker. Andre Wolf, Faktenchecker der österreichischen Faktencheck-Plattform Mimikama, die ich bereits über eine Mitgliedschaft unterstützt habe, geht in „Über Social Media tragen Rechtsextreme ihre Ideologien in die Mitte der Gesellschaft“ ausführlich auf diese Thematik ein.

Um Anschlussfähigkeit bemüht, „inszeniert sich die Neue Rechte als legitimer Teilnehmer am pluralen und demokratischen Diskurs. Sie gibt sich betont gewaltfrei und greift auf Marketing-, Rhetorik- und Kommunikationsstrategien zurück, mit denen sie ihre demokratie-feindlichen Gesellschaftsvorstellungen fest in den öffentlichen Diskussionen und der politischen Sprache verankern will“, so ein Auszug aus der „Handreichung zu Konzepten, Begriffe, Sprachen und Akteur_innen der Neuen Rechten“, herausgegeben von dem Netzwerk für Demokratie und Courage e.V. (NDC). Und diese Rhetorik- und Kommunikationsstrategien sind in den von „Elija“ / „Elijah“ verfassten Kommentaren sehr gut abzulesen, weshalb sie von mir auch NICHT gelöscht werden, da sie nach meiner Auffassung die Mechaniken rechtsextremer Kommunikation anschaulich dokumentieren und rechtsradikale Online-Agitation sichtbar machen. Rechtsextremismus tritt längst nicht nur / nicht mehr, sichtbar für Alle, in Springerstiefeln auf oder artikuliert sich allein durch eine radikale Sprache. Rechtsextremisten verschleiern ihre wahre Gesinnung, bewegen sich geschmeidig, geben sich heutzutage liberal und bedienen sich Fake-Accounts wie jenem von „Elija“ / „Elijah“.

Ich werde mich als Autor, Blogbetreiber und Mensch weiter dafür einsetzen, dass diese Form der Unterwanderung hier, und auch an anderen Stellen, an denen ich wirken kann, nicht weiter an Boden gewinnt. Dass dieser Beitrag/Kommentar notwendig wurde, zeigt die Brisanz des Themas auch in einem Nischenangebot wie dem dt. Ich bin fest entschlossen für entsprechende Maßnahmen zu sorgen, um weiterhin eine faire, ehrliche, offene Debattenkultur sicher zu stellen. Eine Debattenkultur, die von gegenseitigem Respekt getragen ist.

Ähnlich wie viele andere Medienbetreiber empfehle auch ich, um Debatten transparent und nachvollziehbar zu führen, die Nutzung eines Klarnamens. Wer Fake-Accounts und -Namen verwendet und / oder gegen die Netiquette verstößt, muss damit rechnen, dass der Account gesperrt wird. Es gibt gleichwohl gute Gründe eine Meinung anonym zu verfassen. Ich setze weiterhin darauf, dass dies innerhalb der dt-Community nicht in missbräuchlicher Weise geschieht.


Quellen:
1) „Handreichung zu Konzepten, Begriffe, Sprachen und Akteur_innen der Neuen Rechten“, Netzwerk für Demokratie und Courage e.V. (NDC)
2) „Die Identitären – mehr als nur ein Internet-Phänomen“, Bundeszentrale für politische Bildung
3) „Die Neue Rechte: Alte Ideologie, neues Auftreten“, weitklick.de / Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM)
4) „Soziologin über rechte Rhetorik: “Tabubruch spielt große Rolle”“, DerStandard

***

Update 07.01.2024, 11:14 Uhr: Den betreffenden Kommentaren von „Elija“ / „Elijah“ ist nun innerhalb des betreffenden Diskussionsstranges ein redaktioneller Hinweis vorangestellt, farblich hinterlegt. Um so ganz unmittelbar auf die in diesem Beitrag beschriebene Strategie aufmerksam zu machen. Ebenso wurde der Kommentar jenes Users kenntlich gemacht, der unter einem zweiten Pseudonym einen weiteren Kommentar verfasst hat (welcher jedoch nicht freigegeben wurde).

***

Update 08.01.2024, 22:55 Uhr: Heute um 18:50 Uhr hat die Person, die unter dem Pseudonym „Elija“ / „Elijah“ auf designtagebuch.de vier Kommentare verfasst hat, einen weiteren Kommentar geschrieben, sowie im Anschluss über das Kontaktformular eine E-Mail mit gleichlautendem Inhalt versandt. Da ich die im Beitrag beschriebenen Merkmale bestätigt sehe, werde ich den betreffenden Kommentar nicht freigegeben, auch um der damit verbundenen Agitation nicht weiteren Raum zu verschaffen. Eine Vielzahl an Ungereimtheiten und Auffälligkeiten, präzisierend muss es heißen an weiteren Ungereimtheiten, lässt eine Täuschungsabsicht erkennen.

Als Absender der genannten E-Mail ist nunmehr „Sinan“ als Username hinterlegt („Elija“ sei lediglich der Zweitname / die Person würde den Zweitnamen manchmal absichtlich falsch schreiben). Im Rahmen der über das Kontaktformular gesendeten Mail ist nun nicht jene E-Mail-Adresse hinterlegt, wie sie im Zuge der vorherigen Diskussionsbeiträge von der Person „Elija“ verwendet wurde, sondern eine andere, die ebenfalls auf gmail.com endet (statt eines Vornamens enthält diese Adresse lediglich zwei Buchstaben / der nachfolgende Nachname ist ein anderer als in den bisher verwendeten Adressen / der in den bisher verwendeten E-Mail-Adressen enthaltene Nachname sei nicht der wirkliche Nachname, sondern der Name eines Musikers). Insgesamt wurden in diesem Zusammenhang von dem User nunmehr drei verschiedene E-Mail-Adressen und drei verschiedene Pseudonyme verwendet.

Die Aufarbeitung, die für mich sehr zeitintensiv gewesen ist, sehe ich hiermit als abgeschlossen an. Ich werde mich nun wieder gezielt mit Designthemen beschäftigen. Den im Rahmen der Administration/Moderation von Kommentaren zu erwartenden größer gewordenen Aufwand nehme ich als Herausforderung an. Kommentare, in denen Rassismus relativiert wird, werden auf designtagebuch.de grundsätzlich nicht freigegeben. Die Netiquette ist zu beachten.

 

 

Dieser Beitrag hat 34 Kommentare

  1. Klare Ansage, danke dafür! Schade dass so etwas heutzutage notwendig ist, aber die Zivilgesellschaft muss sich solchen Versuchen klar und deutlich entgegenstellen.

  2. Danke für diese aufschlussreiche Schilderung und Analyse aus deinem Alltag. So etwas wünsche ich mir eigentlich auch von den etablierten (politischen) Medien. Kann es sein, dass ich eine solche Analyse noch nie bei ZEIT, Spiegel oder FAZ gelesen habe? Umsomehr mehr schätze ich deinen Beitrag dazu. Ich hoffe, dass er auch außerhalb der Designszene gelesen wird.

  3. Respekt für diese klaren Worte und den Denkanstoß, solche Kommentare nicht einfach nur zu ignorieren und als dumm abzutun, sondern aktiv darauf zu reagieren.

  4. Hallo Achim, die Inhalte Deines Blogs gehören für mich zu den Besten, was ich in diesem Bereich im deutschsprachigen Raum kenne (auch deshalb unterstütze ich das über Steady). Einerseits tut es mir leid zu lesen, dass Du so viel Aufwand mit fachfremden Themen hast. Andererseits bin ich froh, dass du dir die Mühe machst, dich nach bestem Wissen und Gewissen um eine Versachlichung im Sinne des demokratischen Diskurs zu bemühen. Ich danke dir dafür!

  5. Ich tue mich selber immer etwas schwer mit solchen Analysen von Kommunikationsstrategien von Rechtsextremen. Es entsteht schnell der Eindruck, mit dem Erkennen solcher Strategien eine Person bereits einer politischen Richtung zuordnen zu können.
    Vielleicht sind die genannten Strategien bei Rechtsextremen besonders beliebt bzw. werden besonders bewusst und intensiv eingesetzt.
    Aber: Sind sie nicht im Kleinen irgendwie auch absoluter Standard bei Diskussionen, Debatten, Kommunikation – egal, um welches Thema es jetzt geht?

    “Derailing” hat schon jeder Politiker, der jemals in einem Sommerinterview war, gemacht. Auch Moderatoren nutzen es gerne, um eine politische Debatte interessant zu halten.
    Und kein Freunde-Abend, der auch mal hitzig wird, kommt ohne ein bisschen “Ironisierung” aus.
    Natürlich gibt es auch immer welche, die sich bei irgendwas in der Minderheit sehen – und es somit nicht weit haben, beim Argumentieren die “Opferrolle” auszuspielen.
    Und “Themeninvasion” im Sinne von “freundliches Auftreten” und “unterschwellige Botschaften vermitteln” ist auch eine Taktik in der Pädagogik, um Kindern etwas scheinbar Langweiliges beizubringen (wir kennen alle den gezeichneten, pseudocoolen Typen aus dem Schulbuch oder auch den viel gelobten Roman “Der Zahlenteufel”, in dem mathematisches Schulwissen in eine Kinderbuchgeschichte eingewebt wird).

    Damit will ich einfach nur sagen: Nicht jeder, bei dem sich durchdifferenzierte Kommunikationsstrategien mit fachlich klingenden Namen erkennen lassen, ist ein Troll oder Rechtsextremist.

    In vielen Analysen, gerade auch bei Donald Trump, wird jedoch sehr viel auf diese verwendeten Strategien eingegangen; und damit, meiner Meinung nach, zu wenig auf das, was eigentlich von ihm gesagt wird.
    Denn letztendlich ist das, WAS gesagt wird, was entscheidend und entlarvend sein sollte.

    Zuletzt noch was die Klarnamen betrifft: Ist es im Designtagebuch nicht auch erfrischend, dass sich die berufliche Design-Szene Deutschlands hier treffen und frei debattieren kann, ohne, dass man sich kennt? Vielleicht hält der eine oder andere ja nichts von dem entsprechenden “Konkurrenzbüro” und würde jemandem aus diesem Büro eigentlich niemals zuhören (“die haben noch nie was Gescheites auf die Reihe gebracht! Was wollen die dann hier lehrreiches von sich geben?”). Hier, unter dem Schutz der Anonymität, nehmen sich alle ernst und sprechen ohne Vorverurteilungen miteinander.

    1. Sicher sind Einzelmerkmale nur ein einzelnes Indiz.

      Ich denke, es ist die Summe aller Erscheinungen:
      – vorgegebenes Alter plus
      – vorgeblich leutseliges Erzählen über Befindlichkeiten und über Gott und die Welt (Themeninvasion wie bei einem Grillabend mit zu viel Umdrehungen) plus
      – derailing plus
      – Putin reinbringen plus
      – ausgerechnet über ein Blog herfallen, in dem er/sie noch gepostet hat plus
      – anonym plus
      – falsche E-Mail-Adresse plus
      – vorgeblich harmloses ‚geht das nicht allen so‘ und ‚was ist falsch daran, dass‘ plus
      – usw.
      Dann wird ein Schuh draus.

      Ich poste auch anonym, bewusst. Habe aber noch nie so ein ‚Gelaber‘ (fränkisch für Geplauder) verzapft wie diese Person mit ausgerechnet hebräisch anmutendem Namen. Fachliches fehlt fast ganz. Da ist was faul.

      Es ist die Summe.
      Lieben Gruß
      Moritz aus München
      (Ich weiß, es gibt noch einen anderen Moritz aus der Gegend)

    2. Hier, unter dem Schutz der Anonymität, nehmen sich alle ernst und sprechen ohne Vorverurteilungen miteinander.

      Lieber Julian, ich verstehe, was Du meinst. Im Beitrag habe ich auch eingeräumt, dass es gute Gründe gibt, weshalb man als Leser lieber einen anonymen Kommentar verfasst. Es geht hierbei schließlich nicht zuletzt um Datenschutz und die eigene Privatsphäre. Es ist verständlich und nachvollziehbar, wenn Menschen ihre Aktivitäten im Internet nicht für andere nachverfolgbar sehen möchten. Privates, auch der echte Name, MUSS auch privat und unantastbar bleiben dürfen, um unangreifbar zu sein. Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt Spuren, ob mit oder ohne Klarnamen. Ich akzeptiere und toleriere, wer im dt nicht den echten Namen Preis geben möchte.

      Anonymität im Internet ist allerdings ein entscheidender Faktor, der zur Verrohung führt, von Sprache, Gesellschaft, Sitten, Manieren. Der eingeräumte Schutz ist für viele Menschen ein Deckmantel, unter dem diese Dinge sagen, die sie sonst so niemals artikulieren würden – nicht im Internet, nicht auf der Straße, nicht einmal unter Freunden oder in der Familie. In der Online-Forschung gibt es hierfür den Terminus „online disinhibition effect“ (Enthemmungseffekt) (Quelle). Anonymität steht in Zusammenhang mit Radikalisierung, Hass, Hetze und Gewalt. Dies gilt es im ebenso im Blick zu behalten, wie den positiven Aspekt des Schutzes. Denn wir haben schon lange die Zeit hinter uns gelassen, in der wir das „Web 2.0“ für uns erschlossen, und uns gegenseitig mit liebevoll klingenden Nicknames angeredet haben. Wir sind 20 Jahre weiter, und haben (unter anderem) die Erstürmung des Kapitols hinter uns. Die toxische Seite von Anonymität begegnet uns heute tagtäglich. Es bedarf nicht zwingend eines Klarnamens, um dieser Seite etwas entgegenzusetzen. Vor allem bedarf es Haltung und Überzeugung. Dafür werbe ich.

  6. Du hast Recht, die einzelnen Merkmale verwenden andere ebenfalls, aber aus anderen Motiven. Ich bin primär am fachlichen Austausch oder einem lockeren Spruch interessiert. Wenn ich Ironie einsetzte, dann um meinen Punkt rüberzubringen. Es ist keine Verteidigungsstrategie, wenn mir der Gegenwind zu sehr ins Gesicht bläst. Ich kann die fachliche Diskussion gerne verlieren, mir hat Achim schon meine Kritik um die Ohren gehauen, weil er in der Materie besser ist als ich. Das ist okay und kann ich so stehenlassen, im Regelfall habe ich dann etwas gelernt und andere Leser sehen, dass es so ausging.

    Whataboutism wurde bereits in den 80er Jahren der Sowjetunion vorgeworfen. Die Taktiken sind gleich geblieben, um freie Gesellschaften anzugreifen. Es ist unsere Aufgabe darauf hinzuweisen und aufzuklären, weil es jeglichem Diskurs schadet. Geht es um Raketenstarts, kommt jemand mit dem Hunger der Welt. Geht es um Mogelpackungen, lobt jemand die ökologische Tinte auf der Verpackung.

    Danke Achim für die Aufarbeitung des Vorfalls und die öffentliche Diskussion dazu!

  7. Vielen Dank für diesen ausführlichen und wichtigen Artikel, zeigt er doch wieder einmal, dass man geschriebene Worte immer hinterfragen muss. Egal, welche Position bezogen wird: eigenes Denken hilft. Und bei menschenverachtenden, rassistischen Ideologien hört die Toleranz einfach auf.

  8. Herzlichen Dank für Eure Kommentare.

    Um der von Moritz genannten Auflistung weitere Punkte hinzuzufügen:

    plus: Eigenname/Pseudonym unterschiedlich geschrieben

    plus: Die direkte Konfrontation mit Gegenpositionen wird vermieden. So bleibt auch meine deutliche Kritik/Reaktion unbeantwortet. Stattdessen werden gezielt jene anderen Leser angesprochen, um Zustimmung und Kompatibilität bemüht, die Verständnis (für die eigene Person) durchblicken lassen.

    plus: graduelle Radikalisierung (frühes Stadium). Im ersten Kommentar wird (noch) themenbezogen kommentiert (kein Derailing). Im dritten Kommentar wird scheinbar beiläufig die Position eingebracht, die Person kenne aus dem eigenen Umfeld Menschen, die „Politik und den Staat als feindlich wahrnehmen.“ Im vierten Kommentar wird ebenfalls scheinbar beiläufig Putin eingestreut.

    plus: andere langjährigen Leser äußern sich kritisch (bezogen auf Debattenkultur u. Community)

    Um Kommunikationsstrategien von Rechtsextremen zu erkennen, reicht es nicht, so viel habe auch ich gelernt und verstanden, sich einzelne Merkmale herauszugreifen, und diese, losgelöst von anderen Merkmalen und vom Kontext, mit einer unspezifischen Gruppe („jeder Politiker“, „gibt es auch immer welche“) in Verbindung zu bringen. Es geht vielmehr darum, die unterschiedlichen Merkmale, Auffälligkeiten und Charakteristika ganz konkret auf einander zu beziehen, in diesem Fall auf „Elija“ / „Elijah“.

    Es ist in der Tat die Summe, die es macht.

    1. Ja, das alles auch noch.
      Die Strategie von denen ist ja, vielfältig und bei einem Einzeldingens schwer zu derwischen aufzutreten.

      Mir würden allerdings in meinem Blögchen bereits 3 Indizien reichen und schon ist er oder sie ein Flughörnchen. Und zwar raus.

      Dummerweise können sie flugs einen neuen Mailaccount erstellen und oft sieht man es auch nicht mehr an der IP-Adresse, weil es Pooling-Adressen sind.

  9. Vielen Dank für die Stellungnahme. Wer glaubt, unser „kleines Nischenthema“ wäre ein unpolitisches, ist meiner Meinung auf dem Holzweg. Dazu Otl Aicher: „design ist in hohem masse eine stellungnahme und damit eine moralische aktivität. es basiert auf sowohl kulturellen wie sozialen wertsetzungen. es beinhaltet zielvorstellungen, bewertungen und engagement. im andern fall muss es zum opportunistischen styling degenerieren. das design steht von vornherein in einer pädagogischen position. es entwirft nicht, was gewollt wird, sondern was sein soll. wertfreiheit ist die selbstaufgabe des design, wobei es gleichgültig ist, ob es dem markt, dem publikumsgeschmack oder der unternehmensstrategie geopfert wird.“

    1. Hochinteressant, Danke für dieses Zitat! Das wäre mal Stoff für eine eigene Diskussion. Insbesondere den letzten Punkt (nicht der Unternehmenstrategie opfern) würde ich gern mal aus heutiger Sicht und tagtäglicher Praxis beleuchtet sehen.

      Und vielen Dank Achim für diesen wertvollen Beitrag und dem darin enthaltenen Werkzeugkoffer. Das kommt gerade recht.

  10. Danke Achim für diese Einblicke und diese Transparenz – das zeigt auch, welche Qualität der Diskussion hier im Designtagebuch ermöglicht wird. Es wird fachlich diskutiert und sauber kuratiert, dass ein solcher Missbrauch gefiltert wird, wünschte ich mir bei mehr Medien. Zweifelsfrei können es Zufälle sein die dieses Bild des Users vermitteln und es gilt sicherlich in erster Instanz die Unschuldvermutung, aber wer so gründlich arbeitet wie Achim und auch eigene Fehler transparent korrigiert, der hat seine Erfahrung, hat Einblicke in die gesamte Kommentar-Historie und letztlich auch sein gutes Recht, Kommentare nicht freizugeben.
    Dass diese Artikel nun auch noch einen wertvollen Bildungsbeitrag leistet, finde ich bemerkenswert für einen Fachblog im Bereich Design. Dafür meinen größten Respekt, den ich gerne durch eine fortwährende Mitgliedschaft unterstütze.

    Übrigens habe ich auch unter anonymen Namen kommentiert, manches Mal böte sich sonst unter Umständen eine Angriffsfläche für ehemalige Arbeitgeber*innen oder Kund*innen. Bei wichtigen Themen wie diesem hier, ziehe ich aber stets den Klarnamen vor.

    1. Vielen Dank Jürgen, für Deine beständige Unterstützung, für das in mich und meine Arbeit gesetzte Vertrauen und für die positive Kritik! All dies weiß ich sehr zu schätzen.

      Da Du meine Arbeit ansprichst, hier ein kleiner Einblick in das vergangene Wochenende: ich habe mich seit Freitag Mittag, von wenigen Stunden abgesehen (Essen machen, Hund ausführen, Sohn zum Fußball fahren), bis heute mit nichts anderem beschäftigt, als mit der Recherche und der Aufarbeitung zu diesem Vorfall. Schon vorher, nach dem ersten Kommentar von „Elija“ / „Elijah“ (am 04. Januar), habe ich mit der Überprüfung von Daten und dem Abgleich von Kommentarinhalten hinsichtlich der im Artikel beschriebenen sprachlichen Auffälligkeiten begonnen. Will sagen: meine Entscheidung, den Vorfall öffentlich zu machen, ist alles andere als spontan.

  11. Vielen Dank. Es hat mich sehr gefreut, dass diese Versuche erkannt und entsprechend reagiert wurde. Viel zu oft fehlt der richtige Blick und der Mut eine klare Ansage zu machen.

  12. Vielen Dank für diesen Beitrag, Achim.

    Einige Kommentare zu dem Flaggen-Beitrag sind mir auch negativ aufgefallen und ich bin froh, dass schon direkt in den Kommentaren darauf geantwortet und dagegen argumentiert wurde und jetzt hier mit diesem Beitrag noch einmal deutlich eine Grenze gezogen wurde. Die genannten Methoden sind aufgrund angesprochenen Algorithmen auf Social Media Plattformen leider sehr effizient, fürchte ich.

    Hier kannst du zum Glück dagegen ansteuern, aufgrund der schieren Menge an Posts (und der Behäbigkeit und/oder Unwilligkeit zur konsequenten Moderation) auf vielen Plattformen funktioniert “Flood the zone with shit” einfach viel zu gut.

  13. Lieber Achim, auch von mir vielen Dank. Der Beitrag ist (wie immer) gut geschrieben und recherchiert. Ich finde es erschreckend, wie totalitäre, antisemitische, rasisstische und diffamierende Meinungen subtil immer salonfähiger gemacht werden. Danke für Deine Aufmerksamkeit und die viele Zeit!

  14. Vielen Dank für den Beitrag, Achim. Ich hatte selbst schon mit einigen Neurechten zu tun, aber der Beitrag von Elija(h) wäre mir so nie aufgefallen. Top Recherche und gute Erklärung und Aufzählung, die man sich fast schon ausdrucken und an die Wand hängen kann!

  15. Da es zuweilen zu unfassbarem Zeitaufwand führt, die Red Flag Herrschaften rechtzeitig vor die Tür zu setzen, und gleichzeitig den Kommunikationsfluss im Kommentariat nicht mit ‚alle auf Freigabe setzen’ zum Erliegen zu bringen, denke ich an KI. Da wäre sie mal sinnvoll.

    Die mit bestimmten persönlichen Vorgaben des privaten Blogbetreibers gefüttert, z.B. mind. 3 red flags oder mind. 2 red flags plus komische Adresse), eine harte Tür macht.

    Man kann zwar schon lange mit schlichter IT-ja/nein-Abfrage bestimmte Keywords ausschließen. Das führt zuweilen zu Aussperrungen, die es nicht braucht. Aber noch nicht eine ganze Semantik/Semiotik. Die, die die pseudo-weichgespülten Neurechten strategisch draufhaben. Das wäre ein sinnvolles Arbeitsgebiet für KI. Sonst werden wirklich die ganzen social media- und Zeitungsforen wahlweise von einzelnen Spinnern oder von Trollfabriken geflutet.

    Künstliche Intelligenz ist manchmal zum Fürchten, ich bevorzuge beispielsweise Künstlerische Intelligenz – doch warum nicht bei so etwas. Wenn das Zeug eh schon in der Welt ist.

  16. Hallo Achim,
    du hast vollkommen Recht: eine “normale” Person oder ein 19-jähriger oder gar ein Mensch mit einem Migrationshintergrund wird doch nie im Leben geschliffen und fehlerfrei schreiben können.
    Das ist so traurig …

    1. Die Grundproblematik der Dekontextualisierung, im Kommentar oben anschaulich dokumentiert, wird unter anderem von Welzer/Precht im Buch „Die vierte Gewalt“ beschrieben. Komplexe Zusammenhänge werden auseinandergerissen, intrinsische Inhalte in den Vordergrund gerückt. Einzelne Inhalte/Aspekte/Aussagen werden in überspitzte Überschriften oder Kurzkommentare gestellt, oftmals polemisch/zynisch unterlegt, und so zum Werkzeug von Desinformation.

      Argumente? Fehlanzeige. Und darunter leidet jede Debatte. Dies geschieht im Umfeld von Social Media permanent, auch in den sogenannten Leitmedien regelmäßig; und wie man an dem Kommentar oben sieht, vereinzelt auch hier im dt. Die im Kommentar angedeutete Stereotypisierung ist natürlich Quatsch. Die im Artikel von mir wie auch in Kommentaren von anderen dt-Lesern (Moritz) beschriebenen Merkmale sind im Gesamtzusammenhang zu verstehen, und NUR im Gesamtzusammenhang relevant.

      Auf Dekontextualisierung und ihre Gesellschaft-zersetzende Kraft wird auch innerhalb der im letzten Jahr lancierten „Prebunking“-Kampagne eingegangen. „Prebunking“ wird von den Initiatoren als eine wissenschaftliche Kommunikationstechnik beschrieben, „die Menschen dabei unterstützt, Versuche, sie mit falschen Informationen zu manipulieren, zu erkennen und diese zurückzuweisen.“

  17. Möchte noch was dazu sagen. Buchempfehlung.

    Natürlich gibt es diese rechtsextremen red flags in der Debatte – und sie zerstören in Summe eine Debatte, indem sie sie in eine unerwünschte dumpfe Richtung drehen wollen.

    Es gibt halt aber auch viele Leute, die nicht rechts sind, sich einfach nur gerne und lustvoll erratisch oder eristisch äußern. Weil sie nicht die ehrbare und altehrwürdige Oxford Debatte an sich im Fokus haben, sondern Spaß daran haben zu irritieren, Frust ablassen, zynismeln, polemiken und damit gewinnen wollen. Manchmal sind sie satirisch-lustig und befruchten, manchmal nerven sie unendlich..

    Um jeden Preis: nur den Punktsieg fürs eigene Ego suchend, die Lacher auf ihrer Seite haben wollend und eine zielführende Debatte platt machend.

    Um das zu durchschauen und zu unterscheiden, was sind rechtsextreme Gemeinsamkeiten und Wahrscheinlichkeiten und was ist eine/r, der einfach nur gerne gewinnt, indem er/sie irritiert oder den Mephisto gibt, half mir ein kleines listiges Büchlein des guten alten Schopenhauer: „Die Kunst, Recht zu behalten“

    Auszug:
    „ Mit seinem streitbaren Plädoyer »Die Kunst, Recht zu behalten« lieferte Schopenhauer eine brillante Einführung in die Tricks und Kniffe des erfolgreichen Argumentierens. Dabei ging es dem berühmten Philosophen sowohl um das rhetorische Vermögen, die eigenen Argumente geschickt zu vertreten, als auch darum, die Strategien der Gesprächspartner besser zu durchschauen. Höchst unterhaltsam und überzeugend erläutert er anhand von 38 Kunstgriffen, auf welche Weise derjenige, der Recht hat, am Ende auch tatsächlich Recht behält.“

    ;)
    Oder kurz: Wie man Mitdisputanten zur Verzweiflung treiben kann – und am Schluss gewinnt … ;-)

    Damit fällt mir die Differentialdiagnose leichter: Was ist Leuten gemeinsam, die nur im Schlagabtausch unfair oder polemisch gewinnen wollen. Zum Beispiel mit Strohmannargumenten, unfairen Vergleichen – oder mit argumentum ad personam. Und was ist Leuten gemeinsam, die eine rechtsextreme hidden Agenda haben und sich mit pseudoharmlosem ‚Geplauder‘ in Foren einnisten und Verwirrung in den Köpfen stiften wollen, um rechte Ansichten salonfähig zu machen..

  18. danke Achim, dass du diesen Aufwand für die Recherche ansich und für das Schreiben des Artikels betrieben hast, um den besagten “user” zu entlarven und uns ausführlich ins Bild zu setzen – Chapeau und vielen dank!!!!

  19. So weit, so gut. Da ich mich selbst eigentlich überhaupt nicht als politisch interessiert einordne und mich daher auch nicht näher damit befasst habe, bin ich jetzt aber doch etwas neugierig geworden: wie die rechtsextremen Kommunikationsmethoden aussehen, wurde ja dargestellt. Wie sehen denn die linksextremen Kommunikationsmethoden aus, gibt es da auch bestimmte Vorgehensweisen und Beispiele zu?

    1. An dieser Stelle werden ausschließlich Strategien rechtsextremer Kommunikation dokumentiert und erörtert. Im Rahmen der Diskussion auf andere Themen näher einzugehen, wäre wenig zielführend.

      Als Einstieg zum Thema linksextreme Kommunikation seien die folgenden Informationsangebote genannt:

  20. Danke für diesen Beitrag. Ich finde es gut, dass jetzt eine breite Öffentlichkeit Flagge zeigt. Hoffentlich macht sich das auch in der Wahlbeteiligung bei zukünftigen Wahlen bemerkbar. Gefreut hat mich, dass unter den Kommentatoren auch Jürgen Siebert entdeckt habe, dessen Beiträge aus der Siebert-Kolummne ich immer sehr schätzte.

  21. Unfassbar, wieviel Arbeit sie hier investiert haben. Chapeau zum Ergebnis. Dem angeblich “19-jährigen” mit fehlerfreiem Deutsch wurde erfolgreich die Leviten gelesen denke ich. Er hat sich mit seinen Kommunikationstricks nicht mehr zu Wort gemeldet. Weiter so!

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