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So sieht die neue Flagge von Minnesota aus

Minnesota Flag (2023)r, Quelle: Minnesota SERC
Minnesota Flag (2023)r, Quelle: Minnesota SERC

Der US-Bundesstaat Minnesota hat eine neue Flagge. Der Kontrast zwischen der alten Flagge und dem neuen Flaggendesign könnte kaum größer sein. Gerade einmal dreieinhalb Monate hat der damit verbundene Designprozess in dem von Demokraten regierten US-Bundesstaat gedauert.

Im vergangenen Herbst hatte die Landesregierung Minnesotas den Prozess zur Ablösung der bisherigen Bundesflagge durch ein neues Design in Gang gesetzt (dt berichtete). Viele Menschen sahen die Gestaltung mit einem mit Lendenschurz bekleideten Indianer als nicht mehr zeitgemäß an (siehe Vorher-nachher-Abbildung unten).

Minnesota Flaggendesign – vorher und nachher, Bildquelle: Minnesota SERC, Bildmontage: dt
Minnesota Flaggendesign – vorher und nachher, Bildquelle: Minnesota SERC, Bildmontage: dt

Im Rahmen eines Gestaltungswettbewerbs wurden 2.600 Entwürfe (serc.mnhs.org/flags) eingereicht. Sechs Entwürfe wurden von der 19-köpfigen Kommission („State Emblems Redesign Commission, SERC“) als Finalisten ausgewählt. Durch eine „Agentur vor Ort mit zehnjähriger Expertise“ (O-Ton SERC) wurde alle Finalisten evaluiert und feinjustiert. Auch das finale Flaggendesign ist das Ergebnis eines „Fein-Tunings“.

Beschrieben wird neue Flagge seitens der SERC wie folgt:

The design includes the conceptual shape of Minnesota in dark blue and the rest of the flag in light blue. The flag has a single eight-pointed star pointed north on the shape of Minnesota.

Der dunkelblaue Hintergrund beschreibt demnach den Umriss von Minnesota in rudimentärer / stark vereinfachter Form. Ein aus acht gleichwinkligen Zacken bestehender Stern ist das einzige hervorstechende grafische Element. Minnesota trägt seit langem den Beinamen „North Star State“ bzw. „Star of the North“.

Das Design der Flagge basiert auf dem Entwurf von Andrew Prekkerr, einem 24-jährigen Künstler, der in Luverne lebt, im südlichen Zipfel Minnesotas gelegen.

In US-amerikanischen Medien äußern sich verschiedene Bürger und Politiker kritisch und ablehnend zum neuen minimalistischen Design. Ted Kaye, der Vorsitzende der Nordamerikanischen Vexillologischen Vereinigung (NAVA) urteilt hingegen überaus positiv und bewertet die neue Flagge Minnesotas anhand der von der NAVA formulierten Kriterien mit A+.

Im Zuge des Designprozesses hat Minnesota auch ein neues Bundessiegel erhalten: ein von Ähren, Bergen, Wellen und einem vierzackigen Stern umgebenen Seetaucher (Loon). Einer der letzten Feinjustierungen, die am Siegel vorgenommen wurden, war es, den im ursprünglichen Entwurf in französischer Sprache enthaltenen Beinamen „L’etoile du Nord“ durch die in der Sprache der Dakota verfasste Bezeichnung „Mni Sóta Makoc̣e“ („Land where the waters reflect the sky“) auszutauschen.

Kommentar

Die Gestaltung ist überzeugend, und der gesamte Designprozess bemerkenswert. Dass es möglich ist, in nur dreieinhalb Monaten eine Bundes-/Landesflagge durch ein neues, zeitgemäßes Design abzulösen, beweist Minnesota auf beeindruckende Weise. Manch Neuseeländer dürfte vor dem Hintergrund der 2016 gescheiterten Ablösung der Nationalflagge mit britischem „Union Jack“ voller Bewunderung in den „North Star State“ blicken.

Die Ergebnis und die einzelnen Schritte des Designprozesses wurden von der Kommission offen und transparent dokumentiert. Mittels Zoom-Videokonferenz konnte ein jeder Interessierte an den Sitzungen und Beratungen teilnehmen. Ein Blick etwa in das Sitzungspapier mit dem Titel „Community-designed concepts for the flag and seal of Minnesota“ (PDF) oder in den abschließenden SERC-Final-Report (PDF) genügt, um zu erkennen, welch großer Aufwand mit dem Projekt verbunden ist, und wie intensiv um das beste Ergebnis gerungen wurde.

Es soll Menschen geben, so lesen sich einige Beiträge in US-Medien, die vor ihrem Haus lieber weiterhin die alte Flagge wehen lassen möchten, sei es der Tradition wegen, aus politisch motiviertem Trotz heraus oder schlicht, weil ihnen die alte Flagge optisch mehr zusagt. Was aufgrund der fragwürdigen rassistischen Gestaltung schwer nachvollziehbar ist. Die Ablösung der alten Flagge ist ein starkes politisches Statement und ein über die Bundesgrenze hinaus gehendes weit sichtbares Zeichen: Minnesota zeigt Flagge gegen Rassismus.

Das neue Flaggendesign ist inklusiv, stellt keine gesellschaftlichen Gruppen bloß. Die Flagge ist modern, prägnant, schlicht und zweckmäßig und dennoch differenzierend. Ein zukunftsfähiges, identitätsstiftendes Design, das alle Kriterien einer guten Flaggengestaltung erfüllt (Verweis NAVA).

Mediengalerie

Dieser Beitrag hat 50 Kommentare

  1. Ich habe begründete Zweifel, dass die Person, die unter dem Namen „Elija“ hier auf designtagebuch.de insgesamt vier Kommentare verfasst hat, jene Person ist, die er/sie vorgibt zu sein. Ich hatte von Beginn an Zweifel, da die geschliffene, nahezu fehlerfreie Schreibe und der Inhalt nach meinem Empfinden für einen 19-jährigen Menschen, der vorgibt eine „normale, coole“ Person zu sein, doch recht ungewöhnlich sind, a-typisch, um es einmal so zu formulieren. So erklärt sich dem ein oder anderen Leser vielleicht auch meine scharfe Reaktion in meiner Antwort auf den zweiten Beitrag von „Elija“.

    Wie sich heute gezeigt hat, ist die von dem User „Elija“ hinterlegte E-Mail-Adresse ungültig / nicht-existent. Nachrichten, die an die betreffende E-Mail-Adresse gesendete werden, werden mit der Fehlermeldung „The email account that you tried to reach does not exist“ abgewiesen. Einen Tippfehler innerhalb der E-Mail-Adresse halte ich für unwahrscheinlich, da diese aus einer Kombination aus Vorname und Nachname besteht und mit gmail.com endet. Der vollständige Name lässt sich, so jedenfalls eine kurze Sichtung im Web, mit der Identität eines (tatsächlich) 19-Jährigen Menschen gleichen Namens in Verbindung bringen, der in den USA lebt und einen Account auf X (vormals Twitter) hat. Dass Inhaber von Fake-Accounts häufig gezielt Echtnamen verwenden, um damit kriminelle Aktivitäten zu begehen, ist bekannt. Kleinanzeigen (vormals eBay-Kleinanzeigen), auch das ist bekannt, hat seit Langem ein großes Problem mit Identitätsdiebstahl.

    In einem ersten Schritt wurde der User-Account „Elija“von mir gesperrt. Nicht allein deshalb, da die E-Mail-Adresse nicht existiert, sondern weil das Fehlen einer gültigen E-Mail-Adresse in diesem Fall, in diesem Kontext, aus meiner Sicht ein deutliches Indiz dafür ist, dass gezielt der Versuch unternommen wurde, im Rahmen der Diskussion bestimmte Positionen salonfähig zu machen. Positionen, wie sie rechtspopulistische und rechtsextreme Gruppierungen vertreten, darunter die Identitäre Bewegung.

    Die Person „Elija“ schreibt etwa, es sei ok, stolz auf Deutschland zu sein (diese Art einer auf Zustimmung und Anschlussfähigkeit abzielende Sprache ist ein Instrument der sogenannten Neuen Rechten und wird als „Politische Mimikry“ bezeichnet (*1). Und gänzlich vom eigentlichen Thema abschweifend weiter: es spiele keine Rolle, wie man zu Putin stehe (gegen den der Internationale Strafgerichtshof im März 2023 aufgrund der Deportation von ukrainischen Kindern nach Russland einen Haftbefehl erlassen hat). So wird von ihm auch die Darstellung auf der Flagge als neutral bezeichnet, obwohl diese von Native Americans durchweg als unpassend, inakzeptabel, entwürdigend und auch als rassistisch bewertet wird u.s.w.. Die beiläufig eingestreute Anmerkung zu Putin ist entlarvend. Geschickt werden von „Elija“ Bilder und Narrative bemüht, persönliche Erfahrungen vorgebend, um so Emotionen hervorzurufen, etwa Anteilnahme und Verständnis. Das genannte Alter, er sei 19 Jahre alt, ist insofern auffällig, da Jugendlichkeit und Popkultur als zwei von vier wesentlichen Merkmalen der Neuen Rechten beschrieben wird (*2). In den Kommentaren von „Elija“ kommen zahlreiche typische Kommunikationsstrategien (*3) der Neuen Rechten zum Einsatz: Themeninvasion, Ironisierung, Opferrolle, Derailing

    Diese Art der Sprache verfängt nicht nur auf X und anderen Plattformen, sie verfängt, und das sehe ich mit großer Sorge, zum Teil auch hier im dt, wie die Diskussion verdeutlicht. Christian hat vollkommen recht: wir, die wir in diesem Blog über Design diskutieren, und über visuelle Codes, Sprache, Kommunikation, sei es als Profi oder als Laie, „sollten die letzten sein, die Rassismus in irgendeiner Art und Weise verteidigen oder klein reden“. Wie recht er hat. Die Person hinter dem Namen „Elija“ relativiert Rassismus ohne Unterlass. Deshalb wurde der betreffende User-Account von mir gesperrt.

    Darüber hinaus musste ich feststellen, dass heute ein weiterer User, der bereits einen Rassismus relativierenden Kommentar abgegeben hat, unter einem zweiten Namen, einem neuen Account, einen ähnlich gemünzten Kommentar verfasst hat. Dieser Kommentar wurde von mir, da diese Täuschungsabsicht sehr leicht zu erkennen ist, logischerweise nicht freigegeben.

    Ich will und kann nicht gänzlich ausschließen, dass es sich bei allen genannten Umständen um eine Aneinanderreihung von Zufällen handelt. In den 18 Jahren, in denen ich das dt führe, und es gab wahrlich schon viele kontroverse Debatten, auch deutlich hitzigere als diese, ist mir eine solche Häufung von Zufällen, Auffälligkeiten und Ungereimtheiten (bezogen auf E-Mail-Adressen, IP-Adressen, Namen, Kommentarinhalte) noch nicht begegnet. Meine Zweifel in dieser Hinsicht sind so groß, dass eine Sperrung und diese Erklärung unausweichlich wurden. Ich handele nach bestem Wissen und Gewissen.

    Ich lasse die Kommentarfunktion zu diesem Beitrag offen, bis auf weiteres. Denn im dt dürfen und sollen – selbstverständlich – unterschiedliche Meinungen kund getan werden. Meinungsäußerungen, mit denen ich als Mensch nicht einverstanden bin, werden im dt nicht gelöscht, nur weil sie mir nicht passen, oder weil sie unbequem oder unliebsam sind. Wenn jedoch Rassismus in systematischer Weise relativiert wird, sehe ich die Grundlage entzogen, um einen ernsten Austausch und einen ehrlichen Dialog zu führen.

    Unterwanderung der Zivilgesellschaft durch extreme Positionen, linksextreme wie rechtsextreme, ist ein großes Problem. Die Grenze zwischen beiden Polen verschwimmt zunehmend. Extremismus-Forscher / Soziologen attestieren Akteuren der sogenannten Neuen Rechten eine um Kompatibilität bemühte geschickte Rhetorik (*4). Wie auch bei Fake News ist es auch bei den in Social Media und anderswo veröffentlichten User-Kommentaren heutzutage eine große Herausforderung, die Echtheit von Inhalten festzustellen, selbst für Faktenchecker. Andre Wolf, Faktenchecker der österreichischen Faktencheck-Plattform Mimikama, die ich bereits über eine Mitgliedschaft unterstützt habe, geht in „Über Social Media tragen Rechtsextreme ihre Ideologien in die Mitte der Gesellschaft“ ausführlich auf diese Thematik ein.

    Ich werde mich als Autor, Blogbetreiber und Mensch weiter dafür einsetzen, dass diese Form der Unterwanderung hier, und auch an anderen Stellen, an denen ich wirken kann, nicht weiter an Boden gewinnt. Dass dieser Kommentar notwendig wurde, zeigt die Brisanz des Themas, auch in einem Nischenangebot wie dem dt. Ich bin fest entschlossen für entsprechende Maßnahmen zu sorgen, um weiterhin eine faire, ehrliche offene Debattenkultur sicher zu stellen. Eine Debattenkultur, die von gegenseitigem Respekt getragen ist.

    Ähnlich wie viele andere Medienangebote empfehle auch ich, um Debatten transparent und nachvollziehbar zu führen, die Nutzung eines Klarnamens. Wer Fake-Accounts und -Namen verwendet und / oder gegen die Netiquette verstößt, muss damit rechnen, dass der Account gesperrt wird. Es gibt gleichwohl gute Gründe eine Meinung anonym zu verfassen. Ich setze weiterhin darauf, dass dies innerhalb der dt-Community nicht in missbräuchlicher Weise geschieht.

    @Armin
    E-Mail-Adressen, die von Lesern im Zuge des Verfassens eines Kommentars hinterlegt werden, gebe ich grundsätzlich nur dann weiter, dies betrifft einzig Gewinnspiele, wenn 1. der Inhaber der Weitergabe ausdrücklich zugestimmt hat und wenn 2. der Adressat mit dem Erhalt einverstanden ist, respektive dem Erhalt vorab zugestimmt hat oder über den Erhalt informiert wurde. Aufgrund des oben beschriebenen Umstandes kann ich Deinem Wunsch nicht nachkommen.

    *1 „Handreichung zu Konzepten, Begriffe, Sprachen und Akteur_innen der Neuen Rechten“, Netzwerk für Demokratie und Courage e.V. (NDC)
    *2 „Die Identitären – mehr als nur ein Internet-Phänomen“, Bundeszentrale für politische Bildung
    *3 „Die Neue Rechte: Alte Ideologie, neues Auftreten“, weitklick.de / Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM)
    *4 „Soziologin über rechte Rhetorik: “Tabubruch spielt große Rolle”“, DerStandard

    1. Chapeau. Wieder toll recherchiert, klasse formuliert, super reagiert. Ich fürchte solche Reaktionen brauchen wir künftig vermehrt. Lassen wir Achim nicht allein damit!

    2. Hallo Achim,
      herzlichen Dank für deinen Einsatz gegen Extremisten und klare Haltung. Es ist schön zu sehen, dass du das Phänomen beim Namen nennst, mit Quellen untermauerst, klar Stellung beziehst und dabei Transparent bleibst. Eine solche Einordnung fehlt leider viel zu oft und es freut mich es hier bei dt so gut aufbereitet zu sehen.

  2. Lieber Achim,

    danke für deine ausführlichen Erläuterungen zu Elija oder Elijah. Die unterschiedliche Schreibweise hatte bei mir schon ein wenig leise Zweifel an der Identität aufkommen lassen. Kürzliche Formen solcher Unterwanderung (mit einem Frauennamen) und diese nun, lassen mich doch erschrecken…Ich werde mich bemühen aufmerksamer hinsichtlich weiterer solcher Versuche zu sein…auch wenn ich bei Weitem nicht deine Kompetenz besitze.
    Natürlich bin ich einverstanden betreffend deinem Umgang in Sachen Weitergabe von Nutzerdaten / Emailadressen.

  3. Hervorragende Administration, Achim. Du machst das genau richtig. Schade, dass viele (politische) Medien diese Mechanismen nicht verstehen und ihre Kommentare nicht so leidenschaftlich moderieren wie du das machst.

  4. Ich sehe, dass wir Jürgen: Hut ab, wie viel Mühe du hier hineinsteckst, um das mit Leidenschaft und dennoch fair und transparent zu moderieren!

  5. Also jetzt mal abgesehen von der ganzen Diskussion um die Indianerdarstellung auf der alten Flagge halte ich die alte Flagge für dringenst überholungsbedürftig; das war also absolute Zeit! Wie viele Flaggen gibt es denn überhaupt mit so einer kleindetailigen Zeichnung in der Mitte? So ein zentrales Bild ist absolut ungeeignet für eine Flagge, die in flaggentypischen Situationen (im Wind wehen, an der Stange langhängen, umgehangen werden) noch erkannt werden will.

    Interessant, jetzt mal einen achtzackigen Stern im Einsatz zu sehen, wo doch bei Flaggen und generell in den USA gerne der fünfzackige verwendet wird.

  6. Sieht für mich aus wie ne liegende Schachtel Marloboro Zigaretten. Hätte andere Entwürfe besser gefunden. Naja, alles besser als die alte Flagge

    1. Also Marlboro arbeitet doch in erster Linie mit dem typischen Rot-Weiß-Schwarz-Kontrast (wie Kinder-Schokolade). Diese Art von Kontrast wird in der neuen Flagge keineswegs eingesetzt; eher sollen die Blautöne miteinander harmonieren.

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