Skip to content

Kunterbuntes Streifendesign – Condor erfindet sich neu

Condor Livery Neues Design
Condor Livery Neues Design, Quelle: Condor

Condor bekommt ein neuen Markenauftritt. Ein auffälliges Streifendesign wird zum Erkennungszeichen des Ferienfliegers. Auch die zur Flotte gehörenden Maschinen sollen in den kommenden Jahren umlackiert werden und erhalten bunte „Gute-Laune-Streifen“.

Hintergrund: Die Fluggesellschaft Condor wurde 1955 gegründet. Im Zuge von Liquiditätsproblemen auf Seiten der Thomas Cook Group, bis 2019 Muttergesellschaft von Condor, erfolgte eine Abspaltung. Seit Juli 2021 ist der Vermögensverwalter Attestor Mehrheitseigner von Condor. Im Herbst 2021 kündigte Condor an, 16 Airbus A330 Neo zu beschaffen, um so die schon länger verfolgte Flottenerneuerung anzugehen.

Wie das Unternehmen in der kürzlich veröffentlichten Pressmeldung zum Redesign erklärt, habe Condor in den letzten zweieinhalb Jahren einen Wandel durchlaufen: vom Tochterunternehmen eines vertikal integrierten Reisekonzerns hin zur unabhängigen Airline, „die stolz auf ihre Historie und Tradition zurückblickt, und gleichzeitig den Weg in die Zukunft antritt“. Und diesen Wandel wolle man nun auch über einen veränderten visuellen Auftritt zum Ausdruck bringen. Die gesamte Markenidentität einschließlich Logo, Farben und Typographie werden erneuert.

Auszug der Pressemeldung

Condor ist Urlaub. Und Urlaub ist gestreift. Deutschlands beliebtester Ferienflieger stellt heute seinen neuen Markenauftritt vor: Condor trägt künftig Streifen in fünf Farben. Inspiriert von Sonnenschirmen, Badetüchern und Strandliegen entwickelt sich Condor zum unverwechselbaren und einzigartigen Ferienflieger. „Unser neues Markenzeichen sind Streifen, unsere Bildmarke steht für unsere Herkunft und die Farben für die Vielfalt“, so Ralf Teckentrup, CEO von Condor.

Bei Condor ist man davon überzeugt, dass das neue Streifendesign einzigartig und unverwechselbar ist. Inspirieren ließ man sich bei der Gestaltung von Urlaubsutensilien wie Sonnenschirmen, Badetüchern und Strandliegen, mit denen viele Menschen Leichtigkeit, Freiheit, Meeresbrise und Sonnenstrahlen assoziierten, so Condor.

Das seit Jahrzehnten von Condor verwendete gelb-graue Farbschema wird grundlegend erneuert. Zukünftig präsentiert sich der Ferienflieger bunt. Die Farbenvielfalt, bestehend aus „Sunshine“ (Gelb), „Passion“ (Rot), „Sea“ (Blau), „Island“ (Grün) und „Beach“ (Beige), stehe symbolhaft für die Vielfalt der Kulturen und Regionen in der Welt und für die Unterschiedlichkeit der von Condor angeflogenen Destinationen.

Der neue Markenclaim von Condor lautet: „Leidenschaft ist unser Kompass“.

Condor Livery – vorher und nachher
Condor Livery – vorher und nachher, Bildquelle: Condor, Bildmontage: dt

Die Umgestaltung des Markenauftritts und der Flotte erfolge sukzessive und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Nichts in altem Design (Becher, Decken und Besteck) werde entsorgt, sondern alles zunächst aufgebraucht. Rund 80 Prozent der Flotte soll bis 2024 umlackiert sein. Auch sämtliche Materialien wie Bordkarten, Ausweise und Flughafenbeschilderungen erhalten das neue Design.

Mit an Bord ist dann auch – wieder – die Helvetica. Denn die ausschließlich in Kleinbuchstaben angelegte „condor“-Wortmarke ist nunmehr in der Helvetica gesetzt. Zur Info: Die Maschinen der Ferienfluggesellschaft Condor waren ab Mitte der 1960er-Jahren exakt so lackiert, wie es das Team an der HfG Ulm rund um den Gestalter Otl Aicher 1962 ursprünglich für die damalige Condor-Muttergesellschaft Lufthansa vorgesehen hatte (gelbes Heck, blauer Längsstreifen, Helvetica-Schriftzug, siehe Foto Condor Vickers Viscount).

Konzeption und Kreation des neuen Markenauftritts von Condor entstanden in Zusammenarbeit mit der Agentur Vision Alphabet (Berlin).

Wie gefällt Dir das neue Markendesign von Condor?

Ergebnis anzeigen

Wird geladen ... Wird geladen ...

Kommentar

Like Ice in the Sunshine“ und Langnese lassen grüßen. Der 80er-Jahre-Kult feiert seinen vorläufigen Höhepunkt und geht in die Luft. Das neue Design als gewagt zu bezeichnen, wäre untertrieben. Völlig irre und durchgeknallt, dieses Design! Flugzeuge, die aussehen wie Zuckerstangen. Ist das Kitsch? Oder doch große Formenkunst? Man denkt zunächst vielleicht an einen Aprilscherz („Aus Citroën wird Zitrön“). Aber nein, die meinen es ernst bei Condor.

Dass eine traditionsreiche deutsche Fluggesellschaft sich ein derart auffälliges, poppiges Streifendesign zulegt, ist eigentlich nicht vorstellbar. Abgesehen vom ökonomischen Aspekt. Denn eine farbige Lackierung ist schwerer. Eine bunte Maschine verbraucht mehr Sprit als eine einheitlich weiß lackierte, weshalb viele Airlines seit geraumer Zeit eher sparsam Farben einsetzen.

Mit einem Fazit halte ich mich vorerst zurück. Denn zunächst sind die dt-Leser gefragt. Natürlich sehr gerne auch via Kommentar!

Eine Anmerkung noch: Im Rahmen der von Condor veröffentlichten PM heißt es: „Das Condor-Signet, der Kondor im Kreis, geht auf einen der prägendsten deutschen Gestalter, Otl Aicher, zurück.“
Hmmm… das lässt mich stutzen. Die Aussage ist wohlgemerkt nicht 1:1 damit gleichzusetzen, Aicher habe das Condor-Signet entworfen. Das hat Aicher meines Wissens nämlich auch nicht. Zumindest wäre es mir neu. Möglicherweise gibt es auf Seiten der dt-Leserschaft leidenschaftliche Aicher-Fans und Designhistoriker, die ganz konkret benennen können, in welcher Weise seinerzeit das visuelle Erscheinungsbild von Condor durch eben jene vom Ulmer HfG-Team erarbeiteten Lufthansa-Designstudie („Projekt 1400“) beeinflusst respektive bestimmt worden ist. Meine Vermutung dazu ist, dass die Vorgabe seitens des Condor-Gesellschafters Lufthansa seinerzeit gelautet haben könnte, sich bei der Lackierung der Condor-Maschinen sehr eng an das vom Ulmer HfG-Team erarbeitete visuelle Erscheinungsbild anzulehnen. Denn hierfür gab es ab 1962, übrigens erstmals in der Geschichte der Lufthansa, sehr detaillierte Gestaltungsvorgaben. Aufgrund dessen konnte das Design, so vermute ich, bei Condor inhouse/intern durchgeführt werden. Meiner Ansicht nach ist der namentliche Bezug auf Otl Aicher, wie in Condor nun in ihrer PM formuliert, irreführend. Denn die Aussage suggeriert, Aicher persönlich habe das Condor-Signet entworfen. Hierfür fehlen mir jedoch entsprechende Belege.

Mediengalerie

Weiterführende Links

Dieser Beitrag hat 43 Kommentare

  1. Mein erster Gedanke war: Papierstrohhalm. Aber es gefällt mir super, mal was anderes als dieses langweilige Weiß vieler anderer Airlines. So geht man gerne in den Flieger.

  2. Ob man es mag oder nicht – der Look ist ‘highly instagramable’ und wird fuer viel Gratiswerbung in den Sozialen Medien sorgen. Wer macht beim Boarding kein Selfie vor so einem knalligen Flieger und teilt es auf Insta, facebook order im Whartapp-Status?

    Dass der Condor-Schriftzug zum Teil absaeuft ist nicht so schoen, aber zu verschmerzen: In einem Jahr weiss ‘jeder’ dass das Condor ist, selbst wenn man die Wortmarke weglassen wuerde.

    1. Stimme voll zu. Wenn die Einzigartigkeit derart hoch ist, muss das Design nicht unbedingt gestalterische Perfektion mitbringen. Dieser Look hat das Zeug, ein echtes Alleinstellungsmerkmal zu sein.

    1. …schön, wenn Kritik so sachlich und fundiert erfolgt…

      PS: wem gegenüber vermissen Sie denn zB Respekt?

    2. Bist du so unzufrieden mit dir selbst oder warum macht dich ein Redesign so derart wütend? :D Lustig, dass du es trotzdem so nah an dich ranlässt. Den Hipster-Bezug kann ich nicht nachvollziehen.

  3. Also, ich buch mir gleich nen Flug nach Ibiza. Ich bin jetzt total rattig auf Urlaub. Ziel erreicht würde ich sagen.

  4. Damit setzt sich condor wirklich von allen anderen ab. Wird vermutlich auch kein trend, sondern bleibt alleinstellungsmerkmal.
    Die umsetzung ist übrigens nicht ganz ohne, erfordert sie doch die einteilung der länge von nasenspitze bis leitwerkspitze in eine ungerade anzahl gleichbreiter streifen. Das führt je nach typ zu unterschiedlichen streifenbreiten, ich habe mal dividiert:
    A320-200 (37,57 m): 23 streifen zu 1633 mm
    A321-200 (44,51 m): 27 streifen zu 1648 mm
    A330-200 (58,82 m): ?
    A330-900neo (63,66 m): 33 streifen zu 1929 mm
    B757-300 (54,43 m): 31 streifen zu 1755 mm
    B767-300ER (54,90 m): ?
    Und wie sich die farben dann auf die typen verteilen, werden wir wohl noch sehen. Als blickfang eine tolle sache; alternativ wären schrägstreifen im winkel der leitwerkvorderkante denkbar, die aber wohl beim lackieren noch deutlich aufwendiger wären und zu schwierigkeiten an der flugzeugfront führen könnten. Die bildmarke fand ich immer super, sie fällt gegenüber den ringeln kaum ins auge. Dass für die wortmarke mit der Helvetica wirklich die allerbeliebigste schrift verwendet wurde, spielt dann auch kaum noch eine rolle mehr, die hauptrolle spielen die bunten streifen.

    1. … gerade erfahren: A320, A321, B757 werden rot, gelb, grün oder blau; A330-900neo grün, blau oder beige; B767 werden nicht mehr neu lackiert, sondern von A330-900neo abgelöst.

  5. Aus Marketingsicht genial. Habe regelrecht die Szene vor Augen, als die Agentur ihren “mutigen” Entwurf präsentierte und sich alle für ihre Originalität feierten. Tatsächlich hat mir der Ansatz, obwohl ich ihn im Kern hässlich finde, ein “Respekt!” entlockt.
    Allerdings glaube ich, dass man sich schnell an der Optik satt sehen wird – das Design ist dafür viel zu wenig zeitlos. Auch finde ich das Logo derart degradiert, dass ein kompletter Verzicht passabler gewesen wäre. Besser hätte mir gefallen, wenn das Streifendesign auf dem Leitwerk mit dem Logo (größer und in der Farbe der Streifen) unterbrochen worden wäre.

  6. Ich schwanke zwischen GEIL und absolut Grauenhaft. War selten so zwiegespalten. :D

    Die Farben gefallen mir, vor allem der Urlaubsbezug. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob es die sehr schöne Form der Flugzeuge schwerer erkennbar macht. Das sieht man dann wohl erst richtig in freier Wildbahn. Und auch bleibt abzuwarten, wie das ganze etwas dreckig wirkt.

  7. Eine Einzigartigkeit und die damit verbundene Aufmerksamkeit ist auf jeden Fall garantiert. Die vertikalen Linien wirken meiner Meinung nach aber einem, sich schnell nach vorne bewegenden Objekt eher entgegen, anstatt seine Dynamik zu unterstützen. Das Flugzeug wirkt für mich dadurch als wenn es am Himmel stillstehen würde und zusätzlich durch die Streifen nach unten gezogen wird – was für ein Flugzeug ja eher keine schöne Assoziation ist. Eine etwas dynamischere oder schräge Linienführung würde ich passender finden – aber dann bekommt Condor bestimmt Ärger mit Fisherman’s Friend.

    1. Ich hoffe einfach mal, dass sich das Thema “Urlaubsflieger” in zehn Jahren einfach überholt haben wird.

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen