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Holland ist jetzt „Netherlands“

Netherlands Nation Brand Logo, Quelle: Regierung der Niederlande
Netherlands Nation Brand Logo, Quelle: Regierung der Niederlande

Die Niederländische Regierung hat ein neues Logo vorgestellt, das fortan als visueller Absender des Königreichs der Niederlande fungiert. Das Logo soll im Sinne eines Nation Brandings ganzheitlich wirken und die ausschließlich im Tourismussektor verwendete “Holland-Tulpe” ablösen.

Das neue visuelle Konzept sei das Ergebnis einer Strategie, die entwickelt wurde, um klarer zu zeigen, was die Niederlande der Welt zu bieten habe. Das neue Logo könne, so Sigrid Kaag, seit 2017 Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit, in einer Reihe von Bereichen angewendet werden, von Hightech über Agrarlebensmittel bis hin zu Sport und Kultur. Ein klares internationales Image sei positiv für die gesamte Wirtschaft und steigere die Anziehungskraft in Bezug auf Investitionen und Talente. Das Land könne auf diesem Wege der Weltgemeinschaft zeigen, worin man gut ist. Wie die Niederländische Regierung im Rahmen der Vorstellung des Logos erklärt, zählten die Niederlande nach Angaben des Weltforums zu den wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften in Europa.

Netherlands Logo – vorher und nachher
Netherlands Logo – vorher und nachher

Die Niederländische Tourismusbehörde (NBTC) wird ihr Tulpen-Signet (Abb. oben links), das seit mehr als zwanzig Jahren im Einsatz ist, nicht weiter verwenden. Stattdessen soll die neu geschaffene Wort-Bildmarke auch als Absender im Bereich Destination-Branding zum Einsatz kommen. Auch in der neuen Bildmarke, die aus dem Buchstabenkürzel NL besteht, ist eine Tulpen-Darstellung enthalten. Auf die Darstellung des Artikels „The“ hat man übrigens bewusst verzichtet, aus Layout-Gründen, wie es heißt. Mit der Nitti Grotesk (Type Foundry Bold Monday), bislang HollandSans, kommt zukünftig zudem eine neue Hausschrift zum Einsatz.

Laut Forbes hat die Entwicklung des Signets und dem damit verbundenen Nation-Branding-Konzept 200.000 Euro gekostet. Ab Januar 2020 können Behörden und staatliche Einrichtungen das neue Logo verwenden. Bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio wie auch beim kommenden Eurovision Song Contest in Rotterdam soll das neue Logo als offizielles Branding des Landes zur Anwendung kommen.

Das Design entstand in Zusammenarbeit mit dem Studio Dumbar (Rotterdam).

Hintergrund: Die Tulpe ist seit dem Goldenen Zeitalter der Niederlande ein „Markenzeichen“ des Landes. Während der sogenannten Tulpenmanie machten Händler die Zwiebeln der Liliengewächse zu einem Spekulationsobjekt. Tulpen waren vor allem innerhalb der bürgerlichen Oberschicht begehrt und wurden zu extrem hohen Preisen gehandelt. Eine einzelne Knolle konnte bis zu 10.000 Gulden kosten, was zur damaligen Zeit dem Wert eines exklusiven Hauses an einer Amsterdamer Gracht entsprach.

Kommentar

In den Niederlanden dominiert traditionell Oranje. Am Koningsdag ist das Land in Orange getaucht, und auch in den Sportstadien dieser Welt tragen niederländische Fans orange Shirts. Eben jene Sportveranstaltungen wie Olympische Spiele und Fußballweltmeisterschaften dürften in der jüngeren Geschichte nicht in geringem Maße dazu beigetragen haben, dass sich Niederländer zuvorderst mit dieser Farbe identifizieren. Die Farben der niederländischen Trikolore (Rot, Weiß, Blau), übrigens die älteste Trikolore der Welt, folgen erst an zweiter Stelle.

Da die Farben der Nationalflagge innerhalb der niederländischen Gesellschaft deutlich weniger präsent sind, spielen sie folgerichtig auch im neuen Nation Branding des Landes keine Rolle. Mir fällt spontan kein anderes Land ein, bei dem sich die primäre Erkennungsfarbe des Landes sich NICHT von der Nationalflagge ableitet. Irische Fans, ohne grüne Shirts – undenkbar. Ebenso kaum vorstellbar: ein US-amerikanischer Unabhängigkeitstag, bei dem nicht die Farben der Stars and Stripes das Bild auf den Straßen prägten.

Im Bereich Destination- und Tourismusmarketing gibt es durchaus zahlreiche Nationen, die die Frage der Primärfarbe für die Destinationsmarke nicht von der Nationalflagge abhängig machen. In Sachen Nation Branding dürfte das niederländische Farbmodell jedoch einzigartig sein. Eine hervorragende Ausgangslage also, um als Marke in der gewünschten Form wirken zu können.

Immer mehr Länder stellen ihre vormals einseitig auf Tourismus ausgerichtete Markenstrategie auf ein ganzheitliches Nation Branding um, hinterfragen ihre nationale Identität, siehe Peru, USA, Paraguay, Liechtenstein. Eine sinnvolle Maßnahme aus vielerlei Hinsicht. So wird beispielsweise die Steuerung und die Pflege der Marketing-Aktivitäten, da sie nunmehr an zentraler Stelle verortet ist, vereinfacht. Ein Land ist zudem weit mehr als ein Reiseziel, insofern ist eine nationale Tourismusmarke immer nur ein auf diesen Sektor zugespitztes, man könnte auch sagen, beschränktes Kommunikationskonzept. Nation Branding basiert hingegen auf einem holistischen Denkansatz und bezieht etwa auch den Menschen und die Diversität der Gesellschaft sowie den Terminus „Nation“ mit all seinen Konnotationen ein.

Wer schon immer wissen wollte, wie Oranje im hexadezimalen Farbsystem definiert wird: es ist der Wert #ff6f00.

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Dieser Beitrag hat 26 Kommentare

  1. “Mir fällt spontan kein anderes Land ein, bei dem sich die primäre Erkennungsfarbe des Landes sich NICHT von der Nationalflagge ableitet.”

    Neuseeland? Dank den Erfolgen der All Blacks denkt da doch niemand an den Union Jack.

    1. Mhm… ja und nein. Der Name „All Blacks“ beschreibt ausschließlich das nationale Rugby-Team, das komplett schwarze Kleidung trägt. Der Ursprung für diese Zuordnung liegt in den Jahren 1905/06, als das neuseeländische Rugby-Team auf einer Tournee durch mehrere Länder 35 Spiele austrug und davon nur ein einziges verlor (gegen Wales). In Anlehnung an das Rugby-Team bekam das nationale Herren-Cricket-Team 1998 den Namen „Black Caps“, das ebenfalls Schwarz trägt. Die neuseeländischen Fußballnationalmannschaften wiederum heißen „All Whites“ und tragen dementsprechend als Heimtrikot Weiß. Wobei Fußball in Neuseeland bei weitem nicht so populär ist wie Rugby. Bei Festen und Sportveranstaltungen dominieren die Farben der Flagge Neuseelands, der „New Zealand Ensign“, oder aber, wie beim Waitangi Day, die Farben der „National Māori Flag“, Schwarz, Weiß, Rot. Der Tourismusmarkenauftritt „100 % Pure New Zealand“ nimmt wiederum eindeutig Bezug auf das All-Blacks-Erscheinungsbild. Eine Festlegung auf nur eine Farbe, wie es sie in den Niederlanden gibt, besteht in Neuseeland jedoch meines Erachtens nicht, noch nicht, denn die Entwicklung ist diesbezüglich nicht abgeschlossen, wie beispielsweise die mehrjährige und im Land intensiv geführte Debatte hinsichtlich der Neugestaltung der neuseeländischen Nationalflagge gezeigt hat.

  2. Also schön find ich das nicht. Und ich finde auch das man die Tulpe schon etwas suchen muss. Wenn man jetzt nur das NL ohne das dahinterstehende “Netherlands” sieht, würde ich auf der ersten Blick nicht wissen, was gemeint ist.

    Und abgesehen davon das die alte Marke ja eigentlich nur für eine Region (nämlich Nord-Holland und Süd-Holland) und nicht für die kompletten Niederlande geworben hat. Auch wenn es im allgemeinen Sprachgebrauch (vorallem wahrscheinlich in den deutschsprachigen Ländern) eben immer “Holland” hieß wenn man eigentlich die Niederlande gemeint hat.

    1. Und abgesehen davon das die alte Marke ja eigentlich nur für eine Region (nämlich Nord-Holland und Süd-Holland) und nicht für die kompletten Niederlande geworben hat.

      Nein, das ist nicht so. Mit der derzeit noch in Gebrauch befindlichen Tourismusmarke „Holland“ werden alle Provinzen beworben, nicht nur die von Dir genannten. Die Tourismusmarke richtet sich dabei am allgemeinen Sprachgebrauch, wonach „Holland“ synonym für „die Niederlande“ verwendet wird.

      1. Trotz allem ist aber, auch wenn es im allgemeinen Sprachgebrauch (und fälschlicherweise auch von den eigenen Leuten in NL für die Tourismusmarke) verwendet wird, Holland eben nicht gleich Niederlande. Vielleicht hat man das ja bei den Tourismus-Menschen inzwischen auch eingesehen, die das sogar nochmal auf ihrer Website erklären. Und ich kenne tatsächlich nur Niederländer, die sich im Leben nicht als Holländer bezeichnen lassen wollen. ;-)

      2. Na ja, was heißt fälschlicherweise. Holland steht nun einmal, auch für die Niederländer, synonym für Niederlande. So werden niederländische Sportler, seien es Fußballer, Hockey-Spieler oder Eisschnellläufer von den eigenen Landsleuten seit je mit „Holland, Holland“ angefeuert.

  3. Die Tulpe findet man nur gestützt. In 5 Jahren hat es dann jeder begriffen. Die Emotionalität, welche für den Tourismus das allerwichtigste ist, ist dahin. Das Logo funktioniert für ALLES und eher aber für NICHTS richtig.
    Wir lieben altes Holz als Hintergrund, Tische aus alten Schiffsplanken und vieles rustikales mehr, aber das Übergeordnete wird immer cleaner, abweisender und gleichförmiger. Gestalt und Form wird banalisiert und für die Masse IT-tauglich und Controler-konform erstellt.

  4. Entgegen der Überschrift ist Holland nun nicht „Netherlands“, sonder Niederlande in der Sprache der Zielgruppe (also in diesem Fall „Niederlande“) – siehe die Abbildungen unter „Het woordmerk“ in der verlinkten Veröffentlichung. Ein entscheidender Unterschied, hätte ein „Netherlands“ doch außerhalb englischsprachiger Länder keinerlei Bezug zu Absender und Empfänger gehabt und so recht albern gewirkt.

    1. Klingt nachvollziehbar.
      Man müsste das mal sehen, bin jedoch 90% sicher: Sie haben es versucht und verworfen.

      Aber wer weiß?

      Vom holländischen Design halte ich im Grunde sehr viel (mindestens so viel wie von der Schweizer Typografie und Setzerkunst). Wer überzeugt vom Gegenteil, dass eine größere Tulpe formal UND von von der Begreifbarkeit nicht überzeugen kann.

  5. Das neue Logo lässt Spielraum für unterschiedliche Interpretationen. Die symbolische Tulpe habe ich erst später erkannt. Die Blüte sitzt zu tief, als würde sie ohne Stiel direkt aus dem Boden wachsen. Sie hätte zudem ohne Kurve links im “N” mehr Wirkung bekommen.
    Eine andere Interpretation könnte man auch mit dem Rotlicht-Viertel von Amsterdam in Verbindung bringen:
    https://imgur.com/rwaxXlp

  6. Ich finds in seiner Subtilität wirklich gelungen, so kann man ein eigentlich sehr “kitschiges und ausgelutschtes” Symbol einbauen, ohne dass es eben diese Wirkung hat. Grafisch-konzeptionell gelungen. Und selbst, wenn man’s auf den ersten Blick nicht erkennt – so what? Dann ist’s immer noch ein individuelles Markenzeichen mit Eigenheit.

  7. Ich persönlich finde die Tulpe hätte noch klarer ausgearbeitet werden können. Aber die Bildmarke an sich finde ich einprägsam und stimmig. Was man sich, gerade bei dieser Bildmarke, aber leisten sollte, wäre die Entwicklung einer eigenen Schrift, welche ganz wunderbar mit der Bildmarke harmoniert.

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