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Good Design is a Tough Job

Good Design is a Tough Job

Was ist gutes Design? Kirsten Dietz und Jochen Rädeker, Geschäftsführer der Agentur Strichpunkt, sind dieser Frage in ihrem Buch „Good Design is a Tough Job“ nachgegangen. Neben einer umfangreichen Werkschau umfasst das 400 Seiten starke Werk zwanzig Designthesen, die Motivator und Denkanstoß zugleich sind. Nach Ansicht von Dietz und Rädeker muss gutes Design verletzen, um den Weg ins Herz des Betrachters zu finden. Die Thesen provozieren mitunter und geben Einblick in das Denken hinter dem Erfolg der vielfach ausgezeichneten Agentur. Im dt werden einige der Thesen vorgestellt, ein guter Anlass, um der zu Beginn gestellten Frage einmal auf den Zahn zu fühlen. Was ist also gutes Design?

Gutes Design ist menschlich.

Der einzig gültige Maßstab für gutes
Design ist der Mensch.Er ist stets
Absender und Zielgruppe zugleich.
Formale Gesetzmäßigkeiten guter
Gestaltung sind die des Körpers,
funktionale die des Geistes, ästhetische
die des Herzens. Gutes Design ist zutiefst
menschlich. Sein wichtigster Anspruch ist
Nachhaltigkeit, seine schönste Wirkung
ein Lächeln. Schlechtes Design ist
Ausdruck mangelnder Selbsterkenntnis
und fehlenden Respekts.

Gutes Design ist ehrlich.

Gutes Produktdesign ist leicht
zu erkennen: Es funktioniert gut und sieht
deshalb gut aus.
Grafikdesign ist komplexer: Ein falscher
Text kann herausragend gesetzt sein, eine
unseriöse Firma kann tadellos auftreten.
Gutes Design verschönert deshalb nicht:
Es macht Typizität und Werte sinnlich
erfassbar. Ein schlechtes Buch, schön
gestaltet, ist Verrat am Leser.
Gute Designer sind ehrliche Menschen:
sie dekorieren nicht, sie gestalten.

Gutes Design verletzt.

Visuelle Intelligenz ist
ein scharfes Schwert im Kampf
gegen Konventionen.
Gutes Design ist der schnelle, direkte
Schnitt ins offene Herz des Betrachters.
Neues gestalten heißt Gewohntes
ignorieren, Regeln brechen,
Sehgehwohnheiten verletzen.
Das Neue braucht den Schmerz der
Geburt, die Schärfe der Ablehnung,
die Ignoranz der Massen.

Gutes Design ist unvernünftig.

Vernünftig, vernünftiger, unvernünftig:
Gutes Design kann Dir niemand erklären.
Dein Verstand steht Dir im Weg. Gutes
Design trifft den Kopf nur durchs Herz.
Es ist vollkommen unvernünftig – und
deshalb erfolgreich.
Wenn Du die Regeln unseres Berufes
fehlerfrei anwendest, wird Dein Design
ordentlich, aber nie außerordentlich sein.
Achte die Regeln, und breche sie dann
mit Gespür und Gefühl:
Dein Design wird Maßstäbe setzen.

Gestaltung, die allen gut gefällt,
ist wirkungslos und langweilig.

Design braucht Ecken, Kanten,
Unfertiges, Unbequemes, Sollbruchstellen.
Widerstand beim Macher und beim Nutzer.
Nur dann ist Design lebendig.
Designklassiker sind gut für
Schickeria-Altenheime und Vorstandsdatschen,
sie bewegen nichts und niemanden.
Rührt euch: Nur das Neue zählt!

Good Design is a Tough Job Buch - Gutes Design

Die Eckdaten

Good Design is a Tough Job
400 Seiten mit 1.127 farbigen Abbildungen
Text: englisch/deutsch
Forma:t 19,3 x 26 cm
Fadengeheftete Broschur mit Goldprägung
ISBN: 978-3-87439-827-5
erschienen beim Verlag Hermann Schmidt
Preis: 39,80 €

Verlosung

Unter allen Lesern, die sich bis zum 01. Februar 22.00 Uhr via Kommentarfunktion mit einer eigenen Designthese einbringen, verlose ich das mir vorliegende Rezensionsexemplar. Was ist gutes Design? Ein Thema, das ja auch zuletzt im Rahmen des Form-Follows-Function-Artikels und dem darin erwähnten von Max Bill bereits 1957 veröffentlichten Buch „Die Gute Form“ angerissen wurde. Ich halte ja zum Beispiel die Aussage, Gutes Design sei zeitlos, für einen Mythos. Zeitlosigkeit wird oft attestiert, in der Praxis scheint dieses Attribut jedoch, von wenigen Ausnahmen abgesehen (Coca-Cola-Schriftzug), unerreichbar zu sein. Design ist, und dies gilt insbesondere für Kommunikationsdesign, immer auch Spiegel der Zeit, in der es entstand, was freilich nicht mit „modisch“ gleichgesetzt werden sollte.

Dieser Beitrag hat 254 Kommentare

  1. Gutes Design schmeckt – im Gegensatz zu einem guten Eintopf – NICHT am nächsten Tag und erneut aufgewärmt noch besser.

  2. “Ein schlechtes Buch, schön gestaltet, ist Verrat am Leser.”
    Klingt genauso dumm wie das Weidemanntraktat, das vor einiger Zeit abgehandelt wurde, denn natürlich darf man auch guten Gewissens ein schlechtes Buch schön finden.
    Design ist eine Dienstleistung und nicht einfach eitles Gehabe, bei man zwischen Designer (=Elite!) und Nichtdesigner (=Mund halten!) unterscheidet. Gutes Design ist alltagstauglich, für immer, die Halbwertzeit von Phrasen wie “Visuelle Intelligenz ist ein scharfes Schwert im Kampf gegen Konventionen” tendiert gegen Null.
    Ich würde gerne nicht an der Verlosung teilnehmen, denn die oben aufgeführten Thesen kennt man schon.

  3. Gutes Design bedarf nicht vieler Worte und Thesen. Es spricht für sich.

    Wie steht es mit einer Diskussion über gute Kommunikation?
    Die Thesen aus dem Buch klingen doch sehr gefällig und wenig unbequem oder radikal.

  4. “Das Neue braucht den Schmerz der Geburt, die Schärfe der Ablehnung, die Ignoranz der Massen.” “Designklassiker sind gut für Schickeria-Altenheime und Vorstandsdatschen”

    Man könnte den werten Autoren jetzt natürlich den Gefallen erweisen und ihnen die Verachtung, um die sie förmlich betteln, ins Gesicht schleudern.
    Stattdessen nur zwei Dinge: Design ist nicht wirklich wichtig, und es ist im Normalfall vollkommen losgelöst von irgendwelchen Facetten von Moral zu betrachten. Die meisten werden Designer, um entweder gutes Geld zu verdienen oder, um sich selbst zu verwirklichen (am liebsten natürlich beides). Wenn man sich dessen bewußt ist, ist auch gar nichts falsches daran. Falsch ist nur, so zu tun, als sei das Ideal eines Designers ein Gutmensch, der vollkommen unabhängig von finanziellen Gegebenheiten, Kundenwünschen usw. operiert. Das ist genau dieselbe gequirlte Scheiße wie bei Weidemann und Typographie, die auf dem Papier dem Mensch Erhabenheit verspricht und in der Realität dann der Gewinnmaximierung eines Rüstungskonzerns dient.

Kommentare sind geschlossen.

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