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Buchvorstellung: Hallo, ich bin Erik

Hallo ich bin Erik – Buch

„Über Erik Spiekermann ist alles geschrieben, weiß man alles, und was nicht andere über ihn in Zeitschriften und Büchern und im Web veröffentlicht haben, das hat er selbst geblogt und getwittert.“ Was Alexander Branczyk augenzwinkernd in seinem Gastbeitrag in dem kürzlich erschienenen Buch „Hallo, ich bin Erik“ über seinen ehemaligen Chef zu frühen MetaDesign-Zeiten (1988–1994) schreibt, lässt derart verkürzt den Eindruck entstehen, als sei ein 320 Seiten umfassendes Buch über Erik Spiekermann ganz und gar überflüssig.

Tatsächlich kommt in diesem Satz vielmehr zum Ausdruck, welch große Präsenz Spiekermann in der internationalen Kreativszene einnimmt. Die Veröffentlichung der ersten Werkschau seines Schaffens, die just in das Jahr seines Rückzugs aus dem operativen Geschäft bei EdenSpiekermann fällt, war eigentlich längst überfällig. Wer „Hallo, ich bin Erik“ gelesen hat, weiß, dass der „Typomaniac“ keinesfalls am Ende seines gestalterischen Tuns angelangt ist. Das letzte Wort ist hier noch nicht geschrieben. Dafür sorgt Erik Spiekermann selbst.

Kein Weg führt an dem „typografischen Gestalter“, wie sich Spiekermann selbst bezeichnet, vorbei. In Anlehnung an die von ihm entwickelten Leitsysteme unter anderem für Verkehrsbetriebe und Flughäfen könnte man auch sagen, alle Wege führen zu Spiekermann, früher oder später. Spiekermann, der schon in der Kindheit seine große Faszination für das gedruckte Wort entdeckte als er Texte für die Schülerzeitung setzte, schuf im Laufe seiner Schaffenszeit 25 Schriften, die die Grundlage für einzigartige Unternehmensidentitäten bilden (Bosch, Deutsche Bahn, WDR, FontShop, u.v.a.), die er gemeinsam mit Partnern und Kollegen schuf.

Als Gestalter, Typo-Experte und Redner genießt Erik Spiekermann weltweites Ansehen. 2011 erhielt er den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für sein Lebenswerk. Einblicke in seine Arbeit und sein Leben erlaubt seit kurzem nun das Buch „Hallo, ich bin Erik“, der ersten Werkschau seines Schaffens, erschienen beim Verlag Die Gestalten. Spiekermann ließ es sich nicht nehmen, die von ihm gezeichnete Schrift Real speziell für das Buch zu digitalisieren. Käufer des Buches erhalten einen Gutschein, mit dem sie die Schrift bei Fontshop gratis herunterladen können.

Auch wenn es der Titel vielleicht suggeriert – „Hallo, ich bin Erik“ ist keine der üblichen Biografien. Dagegen spricht schon allein das großzügige Format sowie der hohe Bildanteil. Im Vordergrund steht nicht ein möglichst lückenloser Lebenslauf von Erik Spiekermann, sondern die Darstellung seines Schaffens als Gestalter, das sich über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren erstreckt. In die ersten Jahre seines Berufslebens fiel auch die Geburtsstunde des Macs („Hello, I’m Macintosh“), der die Art und Weise revolutionierte, wie wir publizieren. Spiekermann begleitete diesen Prozess von Anfang an und gestaltete ihn in vielfältiger Weise mit.

Auf lediglich zehn Seiten werden in zumal 12 Punkt großen Lettern die Kindheit und Jugendzeit geschildert, die Erik schon immer als kommunikativen Menschen beschreiben. Gestalter sei er geworden, so erfährt der Leser: „Wahrscheinlich, weil ich so eine Plaudertasche bin?“. Und doch gelingt es dem Team um Autor Johannes Erler, selbst namhafter Designer und ehemaliger Kollege von Spiekermann, ein sehr persönliches Bild auch vom Menschen Erik Spiekermann zu zeichnen. Dazu tragen auch die Gastbeiträge von Weggefährten und Kollegen wie Neville Brody, Wally Olins, Michael Bierut und vielen anderen bei, die als besondere Gabe Spiekermanns nicht unbedingt einmal sein zeichnerisches/handwerkliches Können hervorheben, sondern seine Fähigkeit, Andere zu begeistern und diese zu (kreativen) Höchstleistungen anzuleiten.

Das vielleicht schwärzeste Kapitel in der Geschichte von Spiekermann, die Trennung von MetaDesign Mitte 2000, wird auf nur einer Seite zusammengefasst (weißer Text auf schwarzem Grund). Dabei bleibt die Schilderung über den Abgang seines Gründers zum Teil vage, auch da Stellungnahmen aller „Scheidungsparteien“ hierzu fehlen. Es wäre wahrscheinlich ein anderes Buch geworden, würde man auf derlei Spannungen und Konflikte detaillierter eingehen. Anhand eigener Texte sowie der im Buch abgedruckten Interviews lassen sich die Lehren erkennen, die Spiekermann aus dieser Zeit mitgenommen hat.

Arbeit sagt viel über einen Menschen aus. Und so dokumentieren die zahlreichen im Buch enthaltenen Fotografien und Abbildungen von Entwürfen, Skizzen und Arbeitsanweisungen nicht nur Gestaltung von hoher Qualität, sondern sie beschreiben zugleich einen außergewöhnlichen Menschen, seine Liebe für Details, seine Beharrlichkeit und Ausdauer, Dinge anzugehen und sie umzusetzen sowie seine Überzeugung, dass sich mit guter Gestaltung und guter Typografie die Welt ein bisschen besser machen lässt.

Über den Zeitraum von fünf Jahren hat Johannes Erler an dem Buch gearbeitet. Unterstützt wurde er unter anderem von Inga Albers (Gestaltung), Ferdinand Ulrich (Archivar) und Walter Schießwohl (Fotograf). „Hallo, ich bin Erik“ ist, wie eingangs gesagt, keine typische Biografie, aber ein Buch, das die wichtigen Lebenslinien eines prägenden Gestalters zeichnet. Es ist kein Lehrbuch, aber ein lehrreiches. Es ist mehr als eine Werkschau, die schnell durchgeblättert ist. Das Buch ist, wie Spiekermann selbst, unter einem einzelnen Begriff schwer zu fassen.

Die Basisdaten zum Buch

Hallo, ich bin Erik: Erik Spiekermann, Schriftgestalter, Designer, Unternehmer
Autor: Johannes Erler
Verlag: Gestalten (Link zum Buch)
Veröffentlicht: August 2014
Format: 22 x 28 cm
Vollfarbig, Hardcover, 320 Seiten
Sprache: Deutsch (es gibt auch eine Version in englischer Sprache)
ISBN: 978-3-89955-527-1
Preis: 45 Euro

Weitere Impressionen liefert das offizielle Video zum Buch.

Mediengalerie

Verlosung

Ein Exemplar steht für dt-Leser bereit. Wer es gewinnen möchte, hinterlässt bis zum 30. September 2014 einen Kommentar mit (mindestens) einem Link zu einem Beitrag über oder von Erik Spiekermann (er schreibt ja bekanntermaßen auch selbst an den verschiedensten Stellen im Netz, auch hier im dt). Das kann zum Beispiel eine Arbeit, ein Text oder auch ein Video sein. Zusätzlich bitte eine kurze Erklärung, weshalb der jeweilige Beitrag ausgewählte wurde.

Dieser Beitrag hat 31 Kommentare

  1. Darüber bin ich in den letzten Tagen gestolpert, daher “mein aktuellster Erik-Beitrag”. Zwar schon etwa vier Jahre alt und dennoch sehr aktuell – gerade am Ende meines Studiums stellt sich bei mir die Frage “Was bleibt…?” Klar ist, dass vieles anders wird und die Projekte definitiv andere sein werden – dabei kann ich nur zustimmen, dass es nicht primär darum gehen muss, welche Projekte das sind, sondern wie wir damit umgehen …
    Danke Erik Spiekermann!
    https://www.fontshop.de/fontblog/anti-design/

  2. Nun, vielleicht disqualifiziere ich mich hiermit direkt für die Verlosung, aber ich finde dieser Vortrag von Kurt Weidemann an meiner ehemaligen FH ist durchaus sehenswert. Da wird einem in den letzten Minuten doch ganz schön aufgezeigt, in welcher bequemen Situation wir Gestalter uns doch heutzutage befinden.

    Die Typographie ist am Arsch!

    https://kopie.rfh-koeln.de/content/studium/studiengaenge/medien/mediendesign/berichte/herr_der_logos_und_schriften_kurt_weidemann/index_ger.html

    PS: Über das Buch würde ich mich trotzdem freuen. ;)

  3. Erik Spiekermann – Putting Back the Face into Typeface:
    https://vimeo.com/19429698

    In meinem Grundkurs »Typografie« habe ich Erik Spiekermann durch dieses Video kennengelernt und gleichzeitig hat es meine Faszination für das Thema Schriftgestaltung entfacht.

  4. Erik Spiekermann ist immer noch am Puls der Zeit. Das finde ich beeindruckend. Er beherrscht sowohl den guten alten Bleisatz als auch aktuelle Themen wie Webfonts (Minute 17:50) und die Problematik der Darstellungsformen von Schriften auf verschiedenen Monitoren und Ausgabegeräten.

    https://www.youtube.com/watch?v=_99nV1wYiJY

    Er ist ein alter Hase in der Branche und wohl einer der erfolgreichsten Menschen in unserem Bereich.
    Und selbst er sagt: “Ich hab immer noch die gleiche Angst wie vor 40 Jahren, dass morgen keiner mehr kommt…“

    Welcher selbstständige Gestalter kennt das nicht! Beruhigend zu wissen, dass man mit dieser Angst nicht allein ist.

    Die folgenden drei Zitate von Erik Spiekermann aus dem oben genannten Beitrag haben mir ebenfalls gut gefallen. Er trifft den Nagel immer auf den Kopf:

    “Was immer man macht, kann gegen uns verwendet werden. Es ist immer gestaltet.“

    “Wenn man seine Arbeit bis 6 nicht geschafft hat, hat man was falsch gemacht“

    “Wir haben keine Kunden, wir haben Auftraggeber. Kunden wissen was sie wollen. Deswegen heißen sie Kunden. Sie sind kundig. Die bestellen etwas. Wir haben Auftraggeber, die haben nichts Fertiges.“

    Danke für diese Aussage! Die Kommunikation mit dem Auftraggeber ist das A und O. Deshalb werden Plattformen wie „designenlassen“, „12designer“ oder wie sie alle heißen niemals das leisten können, was ein Designer in direkter Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber erarbeitet. Die Qualität des Ergebnisses ist eine andere!

    “Wir sind keine Lieferanten!”

  5. mir gefällt vorallem der unverkrampfte umgang des verhinderten “typografieministers” mit gestaltung und typografie im speziellen. seine pointierten aussagen brachten mich schon öfters zum schmunzeln. der mann hat nicht nur ahnung, er weiss auch wie er diese verpacken muss

    hier eines meiner lieblingszitate:
    https://www.typografie.info/3/page/typografie_zitate.html/_/helvetica-ist-wie-toastbrot-%E2%80%A6-r157

    oder auch sein vergleich von weinflaschen und typografie:
    „Ich bin offensichtlich ein Typeomaniac, was eine unheilbare, wenn nicht gar tödliche Krankheit ist. Ich kann es nicht erklären. Ich liebe es einfach, ich möchte nur Schriftarten anschauen. Dadurch bekomme ich einen richtigen Kick: sie sind wie meine Freunde. Andere Leute schauen Weinflaschen oder was auch immer, schauen vielleicht Mädchen hinterher. Ich bekomme Kicks aus der Betrachtung von Schriften. Es ist ein wenig beunruhigend, gebe ich zu, aber was ich mache ist auch sehr nerdish.“

  6. Im Vergleich zu vielen anderen Lesern und Kommentierern hier bin ich eher ein Laie in Sachen Design. Trotzdem – oder vielleicht genau deswegen – faszinieren mich gelungene Umsetzungen so sehr.

    Umso mehr habe ich mich über ein Interview von Deutschlandradio Kultur mit Erik Spiekermann gefreut, welches anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland zustande kam. Eine Transkription des Interviews kann hier nachgelesen werden: https://www.deutschlandradiokultur.de/mein-lieblingsbuchstabe-ist-das-kleine-a.954.de.html?dram:article_id=146029

    Zur Notwendigkeit der Entwicklung immer neuer Schriften sagt Spiekermann hier:
    “Eine Notwendigkeit nicht, aber wir reden ja vielleicht vom kulturellen Überbau. Es gibt ja eigentlich alles, was man braucht, aber es gibt ja auch – ich habe auch alle Musik, die ich brauche, ich habe auch alle Bücher, die ich brauche, trotzdem kaufe ich jede Woche mindestens zwei Bücher und kaufe jede Woche noch Musik dazu, weil offensichtlich, wie wir mal gelernt haben, Variatio delectat, kann man ja im Deutschlandradio sagen, also wir brauchen immer mehr und immer anders, und es gibt Moden, es gibt Trends, es gibt auch Techniken. Ich sehe keine Ende ab.”

  7. Erik Spiekermann ist und bliebt ein zeitloser Mensch mit dem was er geschaffen hat. Es ist nicht wie Dinge die auf dem PC entstehen. Wenn man etwas auf die alte weise druckt und herstellt kann mann es ganz anders sehen, riechen und fühlen als wenn man es mit einem zum Beispiel in einem Digitaldruck herstellt.

    Ich hab dieses Video ausgewählt weil hier Herr Spiekermann klar zeigt wie das zusammenspiel der Typo mit anderen Elementen Wiedererkennung und Wirkung darstellt.

    Erik Spiekermann: Typomaniac:
    https://www.youtube.com/watch?v=9IjgyPoYbOY

  8. “Some­times only the experts know the dif­fer­ence, but if you want to be an expert at what you’re mak­ing, you will only be happy with the result when you’ve given it every­thing you have.”

    “I strongly believe that the atten­tion some­one gives to what he or she makes is reflected in the end result, whether it is obvi­ous or not.”

    “” Eric Spikermann, “Being obsessive about detail is being normal”
    https://spiekermann.com/en/being-obsessive-about-detail-is-being-normal/

    Ich glaube diese zwei Zitate aus seinem kurzen Statement drücken am besten aus, weshalb ich ihm in seinen Aussagen darin so sehr zustimme. Als Gestalter haben wir es immer, wie viele andere Disziplinen, mit Mensch zu tun und unser Gegenüber wird immer merken ob wir unser ganzes Herzblut ins noch so kleine Detail gesteckt haben. Ein guter Gestalter ist meines Erachtens derjenige, der mit Herz bis ins kleinste Detail gestaltet und nicht vorher zufrieden ist bevor er sich nicht selbst sicher ist mindestens 100% gegeben zu haben. Damit sein Gegenüber ein Produkt geliefert bekommt das so gut wie möglich für die Anforderungen der Problemstellung gestaltet ist.

    1. Oh, habe die Erklärung vergessen: habe diesen Link ausgewählt, da das Thema ja im Buch etwas zu kurz kam. Dies ist evtl. eine kleine Ergänzung dazu.

Kommentare sind geschlossen.

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