Beitrag von Christoph Zillgens
Seit Ethan Marcotte 2010 seine Grundzutaten des Responsive Web Design in einem A-List-Apart-Artikel vorgestellt hat, schritt die Entwicklung auf technischer Seite mächtig voran. Rund um Ethan drei Grundzutaten flexibles Grid, flexible Bilder und Mediaqueries haben sich mittlerweile einige »Best Practices« entwickelt.
Responsive Web Design, zu deutsch »reaktionsfähiges Webdesign« stellt aber nicht nur Webentwickler, sondern auch Webdesigner vor neue Herausforderungen. Denn die Geräte, mit denen wir Websites konsumieren, werden immer vielfältiger, z.B. in Bezug auf die Bildschirmgröße.
Abb. Diverse internetfähige Geräte mit verschiedenen Bildschirmgrößen
Um dieser Gerätevielfalt gerecht zu werden, müssen wir uns auf die Flexibilität des Webs rückbesinnen sowie einen verbesserten Workflow in Zusammenarbeit mit Entwicklern und Auftraggebern etablieren. Außerdem müssen wir unsere Annäherung an die Gestaltung dem Prozess anpassen. Diese Aspekte möchte ich im Folgenden näher erläutern.
Rückbesinnung auf Flexibilität
Responsive Webdesign ist kein aktueller Trend, sondern rückt vielmehr wieder das in den Vordergrund, was HTML-Dokumente seit jeher ausmacht: ihre Flexibilität. Öffnen wir ein »nacktes« HTML-Dokument im Browser, egal welches Dokument, egal welcher Browser, dann passen sich die Inhalte automatisch an die Fenstergröße an. Webdokumente sind also bereits von Natur aus reaktionsfähig.
Erst im Laufe der Jahre haben wir Webdesigner Websites mit unserem Wunsch nach mehr Gestaltung und dem damit verbundenen Bestreben nach Kontrolle jener Anpassungsfähigkeit beraubt. Statt die vorhandene Flexibilität zu nutzen und zu tolerieren, haben wir dem Web die aus der Printwelt vertrauten Gestaltungsprozesse übergestülpt, indem wir feste Breiten definiert und somit ursprünglich reaktionsfähige Webdokumente zu starren Seiten degradiert haben. Das soll an dieser Stelle keine Vorwurf sein, es ist einfach Teil des Lernprozesses im Umgang mit diesem jungen Medium.
Unsere aus dem Print übernommenen Werkzeuge haben uns dabei sicherlich tatkräftig unterstützt. Öffnen wir ein Grafikprogramm wie Photoshop, ist die erste Amtshandlung das Eingeben von Breiten- und Höhenangaben und somit die Festlegung auf fixe Größen. Bevor wir überhaupt richtig anfangen, werden wir gezwungen, erste Annahmen über die Dimensionen zu treffen. Wenn wir dann unsere digitale Leinwand mit Pixeln »befüllen«, erhalten wir schließlich ein starres Gemälde, das zwar eine Webseite suggeriert, aber dennoch weit entfernt ist von einem dynamischen und flexiblen Dokument. Auf diese Weise bewegen wir uns weiter weg von einer reaktionsfähigen Website.
Probleme des klassischen Wasserfallprozesses
Im Laufe Webgeschichte hat sich der sogenannte Wasserfallprozess etabliert, der grob nach einem Schema à la Planung -> Design -> Umsetzung -> Veröffentlichung abläuft.
Abb. Ein herkömmlicher Wasserfallprozess
Nach einer statischen Gestaltungsphase folgt also die Entwicklungsphase, in der es vor allem darauf ankommt, das vom Auftraggeber »abgesegnete« Layout bestmöglich in die Browser zu übertragen. Mittlerweile hat sich zwar schon sehr weit herumgesprochen, dass Websites nicht in jedem Browser gleich aussehen müssen. Dennoch wird mit einem statischen Website-Entwurf eine Erwartungshaltung geweckt, die nicht dem späteren Ergebnis entsprechen wird. Der Webdesigner schaufelt sich eine Grube, in die er dann freimütig hinein springt:
- Waren bisher schon die statischen Abbildungen eines Webentwurfs im Grafikprogramm nur ein mäßiger Ersatz für eine interaktive Website, so kommt jetzt noch erschwerend hinzu, dass die unterschiedliche Darstellung auf den verschiedenen Geräten anhand eines statischen Entwurfs nicht visualisiert werden kann.
- Diese Herangehensweise verhindert auch für den Designer eine vernünftige Auseinandersetzung mit dem grundlegenden Problem. Denn im Grafikprogramm werden eventuelle Schwachstellen eines Layouts im Zusammenhang mit kleineren oder größeren Displays nicht offensichtlich.
- Das Festlegen von Umbruchpunkten in der Gestaltungsphase ohne vorherige Tests im Browser gleicht einem Ratespiel
- Auch bestimmte Elemente wie Schrift und Schriftgröße können nur vernünftig im Browser und auf den verschiedenen Geräten bewertet werden. Auch das kann ein Grafikprogramm nicht leisten.
Wir müssen also unsere bestehende Arbeitsabläufe anpassen. Wie aber können wir mehr Flexibilität in den Gestaltungsprozess bringen?
Ich denke die Seite http://mediaqueri.es/ sollte hier auf gar keinen Fall fehlen. Dort werden Responsive Websites vorgestellt.
Grüße
Andreas
Interessantes Thema. Ich suche im Moment für WordPress ein passendes Theme. Im Moment gefällt mir der Aufbau hier ganz gut: http://devpress.com/demo/hatch/
Bücher sind immer gut, auch wenn es bei Thema alle paar Stunden neue Ideen und Infos gibt :)
Hier beschreibt eine Agentur ihre Erfahrungen nach einem Jahr RWD: http://www.newfangled.com/contentmgr/showdetails.php/id/24561
Eine wunderbare Entwicklung die nun endlich auch im Mainstream angekommen ist. Zum Beispiel hier:
http://www.surface.de
Ich habe vor einigen Monaten zusammen mit Partnern eine responsive Seite für eine Arztpraxis entwickelt:
http://www.praxis-abdollahnia.de
Schöner Artikel. Hier gibt es auch noch eine Menge an Input:
http://bradfrost.github.com/this-is-responsive/index.html
Danke für den Artikel! Ich selbst bin Designerin und arbeite u. a. im Bereich Webdesign. Die erwähnten Herausforderungen/Probleme kommen mir leider sehr bekannt vor und es scheint noch keine Lösung vom Himmel gefallen zu sein. Deshalb versuche ich mich selbst zu belesen. Einen Tipp möchte auch ich euch zu diesem Thema nicht vorenthalten: http://styletil.es/ . Eine kleine schöne Anleitung zum Thema Style Tiles. Na und zu guter letzt würde ich mich natürlich wahnsinnig über das Buch und einer Erleuchtung freuen.
Frisch online, das neue Webdesign für [ka:media]:
Im Touchscreen-Style passt es sich modulartig mobilen Endgeräten an.
Hier gibt es die Projektvorstellung, zur Website geht es hier.
Ein sehr guter Artikel, gerade der Ansatz mit der Entwicklung von Stiltafeln vor dem eigentlichen Layout-Prozess gefällt mir sehr sehr gut. Für größere Kunden habe ich schon des öfteren mal eine solche Stiltafel erstellt, dann aber eher aus bestehenden Elementen aus dem Print-Material, um den Look des Kunden ins Website Layout transportieren zu können.
Die Umsetzung und Adaption dieser einzelnen Elemente in ein globales Stylesheet und eine einheitliche Identifikation der Elemente über Projektgrenzen hinweg wäre hier perfekt.
Twitter Bootstrap ist hier sicherlich ein Vorbild.
An der Verlosung würde ich natürlich auch sehr gerne teilnehmen, daher hier mein Link zu einem Artikel der einige “Best practices” zeigt:
http://www.tripwiremagazine.com/2012/06/responsive-website-design.html
Das Smashing Magazine hat noch eine schöne Textsammlung zum Responsive Design: http://mobile.smashingmagazine.com/tag/responsive-design/
Und im Blog von Kulturbanause wird erstmal der Unterschied zwischen Adaptive und Responsive Design erklärt: http://blog.kulturbanause.de/2012/11/adaptive-website-vs-responsive-website/