Die August-Ausgabe von „Frisch im Netz“. Wieder mit den jüngsten Relaunchs der vergangenen Tage/Wochen. Mit dabei sind Bundesliga.de, T-Online.de, Brandeins.de, Angela-Merkel.de, dawanda.com und rbb-online.de.
Bundesliga.de
Wenige Tage vor Beginn der Bundesliga-Saison 2013/2014 wurde Bundesliga.de relauncht. dt-Leser Karsten war einer der ersten, die den Relaunch bemerkt hatten. Ihm ist folgendes aufgefallen: „Positiv zu erwähnen ist, dass nun auf unsinnige Flash-Anwendungen verzichtet wurde. […] Bei allen diskussionswürdigen Veränderungen in der Übersichtlichkeit fällt aber eine ganz andere Sache besonders negativ auf: Beim Rechtsklick auf Bilder erscheint nun per Javascript ein Copyright-Hinweis – eine Funktion, die für Webdesigner schon in den 90er Jahren eine Todsünde war. Völlig unverständlich, wie man sich dafür entscheiden konnte.“
Insgesamt ist die Website nun dank vermehrtem Einsatz der Farbe weiß heller und freundlicher. Schräg angeschnittene Schmuckelemente sind nun verschwunden.
T-Online.de
Die Mutter aller deutschen Onlineportale. Mit über 370 Millionen Visits die meistaufgerufene Seite im deutschsprachigem Raum. Alle wesentlichen Veränderungen werden auf der folgenden Seite genannt: Die neue T-Online.de auf einen Blick | T-Online.de. Hier ein Auszug: „Im Fokus stehen hierbei Benutzerführung, Design und neue Funktionen – so können Sie jetzt beispielsweise auf den ersten Blick das aktuelle Standort-Wetter einsehen. Eine verlängerte Startseite schafft Raum für noch mehr Nachrichten und präsentiert die Top-News aller Ressorts.“ Und nein, die Site ist nicht responsive, schon allein der Masse an Banner wegen, dafür ist sie, wie betont wird, „weiterhin kostenfrei“. Konzeption und Umsetzung fanden, wie Horizont.net weiß, inhouse statt. Bezüglich des Designs arbeitete man mit Dexeg Digital zusammen.
Brandeins.de
Responsive ist hingegen der neue Webauftritt des Wirtschaftsmagazins brand eins, der von der Agentur Avonis realisiert wurde. Der Auftritt nutzt Typo3, der Online-Shop läuft über Magento. Ein sehr aufgeräumtes Interface. Ob man jetzt die Dot Matrix als Webfont nutzen muss, sei einmal dahingestellt, zumal in weiß auf schwarzem Grund gesetzt. Sinnvoll hätte ich es zudem gefunden, wenn die 2te Ebene der Hauptnavigation bei Zugriff über Desktops/Laptops gleich bei Rollover erschiene und nicht erst bei Klick. Die Optimierung für mobile Endgeräte sollte nicht im Umkehrschluss eine Verschlechterung respektive Beeinträchtigung der Usability für Desktop-/Laptop-Nutzer bedeuten. Genau das aber lässt sich derzeit bei vielen sogenannten „Mobile First“-Projekten beobachten. Oftmals scheint halt doch unterzugehen, dass es darum geht, den Inhalt bestmöglich wiederzugeben, egal mit welchem Endgerät ein Nutzer darauf zugreift.
Angela-Merkel.de
Der Spaßvogel, der für die Umleitung der Domain AngelaMerkel.de (OHNE Bindestrich) auf SPD.de verantwortlich ist, wird seine Freude haben. Bekannt wurde diese Weiterleitung im Zuge des Relaunchs von Angela-Merkel.de (MIT Bindestrich). Die Kanzlerin einmal gaaaanz persönlich. Ein Paradigmenwechsel in Zeiten des Wahlkampfs, und als solche Maßnahme bitte auch zu verstehen. Politische Ansichten weich verpackt in tagebuch-ähnliche, in Ich-Erzählform verfasste, leicht konsumierbare Kurzbeiträge. Unterfüttert mit Fotos aus Merkels Vergangenheit. Das Aufmachermotiv stammt vom Fotografen Dominik Butzmann, der auch im Rahmen der aktuellen Plakatkampagne zum Einsatz kam. Das ganze als Parallax-Scrolling-Lösung angelegt. Noch einmal der Hinweis: Es ist Wahlkampf.
de.dawanda.com
Auch ein Portal mit großer Reichweite (nach eigenen Angaben monatlich über 13 Millionen Besucher). Auf Entdecke das neue Design von DaWanda lässt sich nachlesen, was sich alles geändert hat. Die Site ist nun responsive und, im Gegensatz zu Brandeins.de, lässt sich die Hauptnavigation auf dem Desktop/Laptop mittels Rollover aufklappen. Sehr schön. Das Interface ist liquid, nach oben hin ist bei 1230px Schluss. Was verwundert: 13 Millionen Nutzer respektive Besucher und nur 4 Kommentare? Scheint, als würde der Relaunch die eigenen Nutzer nicht die Bohne zu interessieren.
rbb-online.de
Auch der Webauftritt des Rundfunk Berlin-Brandenburg verfügt nun über Responsive Design. Könnte der erste öffentlich-rechtliche Senderauftritt sein, der auf RWD umgestellt wurde, zumindest ist es einer der ersten. Während sich der Content auf die jeweilige Größe des Ausgabegerätes anpasst, ändert sich zudem bei Scrollvorgang (per Maus oder Wischen) der Hintergrund und die Hauptnavigation. Eine Spielerei. Die feststehende Hauptnavigation ist hingegen praktikabel. Realisiert wurde der Webauftritt von der Agentur exozet. Die offizielle Pressemeldung: rbb mit neuem Internet-Auftritt | rbb-online.de
Zum Copyright-Hinweis bei Bundesliga.de:
Anscheinend ist auch nicht bewusst, dass man Bilder noch einfacher mit gehaltener Maustaste auf den Desktop gezogen oder per Screenshot kopiert werden können. Wer also ein Bild wirklich haben möchte, der bekommt es auch.
Angela-Merkel.de finde ich technisch interessant gelöst, aber leider inhaltsleer (ganz schlimm: Fußball!).
Fußballfans sind ja meist nicht am oberen Ende der IQ-Skala zu finden. Da wird der kleine Javascripttrick wohl einige vom Bilderklau abhalten.
Manchmal frag ich mich, was ich falsch mache: T-Online meistbesucht deutsche Seite. Ich war da bestimmt seit 15 Jahren nicht mehr.
Und auf Propagandaseiten wie Angela-Merkel.de oder rbb-online.de würde ich nie freiwillig gehen.
Seiten wie Bundesliga oder T-Online sind auch nicht wirklich schön. Sie vermeiden nur all zu viel Hässlichkeit, aber richtig gut sind sie nicht. Aber letztlich ist die Hauptsache, dass sie bei der Zielgruppe ankommen. Brandeins ist da natürlich das genaue Gegenteil.
Responsive Design kommt wohl immer noch nur schleppend bei konservativen Marken/Unternehmen an.
Übrigens hat König Pilsener auch in diesem Monat ein Update bekommen.
Über das Beispiel dawanda kann ich nur die Hände über den Kopf schlagen. Wenn ich es richtig verstehe haben sie das neue Konzept und die technische Umsetzung intern realisiert. Und so sieht es auch aus. Viele Seiten sind überhaupt nicht “fluid”. Beispiel der Blog. Nun könnte man meinen, diese Inhalte sollen nicht von mobilen Geräten abgerufen werden können. Das betrifft auch die Links über der Hauptnavigation. Aber: diese Links verschwinden nur für Smartphone-Nutzer. Tablet-Nutzer bekommen die Links und die führen dann zu Seiten, die nicht für das Ausgabemedium optimiert sind. Was wenigstens für die Smartphone-Nutzer mit den Links oberhalb der Navigation gemacht wurde (nämlich ausgeblendet) haben die Konzepter und Entwickler im unteren Bereich der Website Seite vergessen. All diese Links verweisen auf Bereiche, die sich ebenfalls nicht an die Größe des Bildschirms anpassen.
Traurig…
Die Universität Osnabrück hat sich auch eine neue Homepage zugelegt:
https://www.uni-osnabrueck.de/startseite.html
Auch wenn die alte Seite vielleicht etwas überladen war, finde ich es nicht so toll, dass sie jetzt scheinbar nur auf aussehen getrimmt wurde. Muss das Bild wirklich so viel von der Hompage ausmachen?
Mir gefällt der Ansatz der Seite angela-merkel.de. Die Fotos sind hochwertig und durch die Größe der Motive wird eine gewisse Intimität erzeugt. Die Linie in der Mitte erzeugt Spannung und das Scrolling verhalten ist sehr interessant. Nur leider wurde das Konzept nicht zu Ende gedacht.
Der Umgang mit dem Inhalt in kleinen Portionen ist zwar gut, aber die Boxen wirken lieblos und billig. Wenig Kontrast, wenig Weißraum und wenig einladend zum Lesen. Wenn da mal nicht die Botschaft auf der Strecke bleibt.
Wenn da mal nicht die Botschaft auf der Strecke bleibt.
Welche Botschaft genau? Warum nur wirkt Frau Merkel immer so Oberschülerhaft in ihrem sprachlichen Duktus? Abschnittsweis liest sich der Text wie aus der Bewerbungsmappe einer Abiturientin.
Christoph, vielleicht findest Du die Antworten auf Deine Fragen in dem, wie ich finde, lesenswerten Artikel von Carolin Emcke über Angela Merkels Sprache:
Was hat sie gesagt? | zeit.de
@Achim
Danke für den Tipp! Das Testat “Kindersprache” trifft es genau.
[…] der Desktop-Umgebung die Hauptnavigation nicht über ein Aufklappmenü verfügt. Wie ich schon im August schrieb, sollte die Optimierung für mobile Endgeräte nicht im Umkehrschluss eine Verschlechterung […]