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Österreichischer Reisepass im neuen Design

Österreichischer Reisepass – neues Design (ab 2023), Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass – neues Design (ab 2023), Quelle: OESD

Seit Anfang Dezember wird in Österreich der Reisepass in einem vollständig überarbeiteten Design ausgegeben. Dank zahlreicher neuer Sicherheitsmerkmale gehöre der neue Reisepass nun zu den sichersten der Welt, wie das Innenministerium im Rahmen der Präsentation erklärt. Schön ist er auch, findet jedenfalls Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).

Zuletzt wurde der Österreichische Reisepass 2006 modifiziert. Damals wurde der Pass im Rahmen der Umsetzung der EG-Verordnung 2252/2004 mit biometrischen Merkmalen ausgestattet. Die nun erfolgte Anpassung ist deutlich umfassender und beinhaltet neben technischen Veränderungen auch gestalterische Eingriffe.

Die Arbeiten an dem neuen Österreichischen Reisepass begannen bereits im Mai 2020. Mitarbeiter aus dem Innenministerium, dem Bundeskriminalamt sowie den Landespolizeidirektionen Niederösterreich und Burgenland entwickelten gemeinsam mit Experten der Staatsdruckerei das neue Dokument. „In einer intensiven Zusammenarbeit haben wir ein aktuelles, hochsicheres Dokument erarbeitet“, sagt der Generaldirektor der Staatsdruckerei, Helmut Lackner. „Mehr als drei Jahre lang haben wir den neuen Reisepass entwickelt, das Dokument getestet und anschließend mit der Produktion gestartet“.

Österreichischer Reisepass – neues Design (ab 2023), Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass – neues Design (ab 2023), Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass (ab 2023) – Datenseite/Innenseite, Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass (ab 2023) – Innenseite 2, Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass (ab 2023) – Innenseite 2 (UV-Licht), Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass (ab 2023) – Innenseite 1, Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass (ab 2023) – Innenseite 1 (UV-Licht), Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass (ab 2023) – Sicherheitsmerkmale, Quelle: OESD
Österreichischer Reisepass (ab 2023) – Übersicht der Dokumente, Quelle: OESD
Präsentation Reisepass Österreich – Innenminister Gerhard Karner und Helmut Lackner, Generaldirektor der Staatsdruckerei, präsentierten am 24. November 2023 den neuen Reisepass. Foto: BMI/Jürgen Makowecz
Österreichischer Reisepass – neues Design (ab 2023), Quelle: OESDÖsterreichischer Reisepass (ab 2023) – Datenseite/Innenseite, Quelle: OESDÖsterreichischer Reisepass (ab 2023) – Innenseite 2, Quelle: OESDÖsterreichischer Reisepass (ab 2023) – Innenseite 2 (UV-Licht), Quelle: OESDÖsterreichischer Reisepass (ab 2023) – Innenseite 1, Quelle: OESDÖsterreichischer Reisepass (ab 2023) – Innenseite 1 (UV-Licht), Quelle: OESDÖsterreichischer Reisepass (ab 2023) – Sicherheitsmerkmale, Quelle: OESDÖsterreichischer Reisepass (ab 2023) – Übersicht der Dokumente, Quelle: OESDPräsentation Reisepass Österreich – Innenminister Gerhard Karner und Helmut Lackner, Generaldirektor der Staatsdruckerei, präsentierten am 24. November 2023 den neuen Reisepass. Foto: BMI/Jürgen Makowecz

Der Reisepass wurde gänzlich neugestaltet. Die Datenseite des Reisepasses besteht aus Polycarbonat und biete höchsten Schutz vor Manipulation und Fälschungen. Zusätzlich sind, neben vielen weiteren Sicherheitsmerkmalen, moderne Sicherheitselemente wie ein „Laserbild-Perforations-Feature“ sowie ein Laserkippbild im Pass integriert.

Hinsichtlich der Gestaltung der Innenseiten habe sich das Expertenteam vom Thema „Land der Berge“ sowie der Bundeshymne inspirieren lassen. So finden sich auf den Innenseiten Motive wie das Edelweiß, Höhenlinien sowie eine grafische Liniendarstellung des Großglockners, dem höchsten Berg Österreichs. Teilweise sind die Motive und Grafiken nur unter UV-Licht sichtbar. Neben den zahlreichen technischen Aspekten war auch die formal-ästhetische Gestaltung ein Kriterium, das bei der Entwicklung des neuen Passes berücksichtigt worden sei, wie Innenminister Gerhard Karner gegenüber dem Standard durchblicken lässt.

Österreichischer Reisepass – vorher und nachher, Bildquelle: OESD, Bildmontage: dt
Österreichischer Reisepass – vorher und nachher, Bildquelle: OESD, Bildmontage: dt

Änderungen im Vergleich zum bisherigen Design (Auszug): Beim neuen Pass ist der Bundesadler nicht mehr zentriert auf der Vorderseite, dieser befindet sich nun vielmehr rechts oben. Unterhalb des Bundesadlers ist das Wort „Österreich“ nun in Brailleschrift in fühlbaren Punktmustern dargestellt. Der Einband ist weiterhin purpurrot-farben.

Statt in einer Slabserifen-Schrift sind die Bezeichnungen „EUROPÄISCHE UNION REPUBLIK ÖSTERREICH“ UND „REISEPASS PASSPORT“ fortan in einer serifenlosen Schrift gesetzt. Hierbei dürfte* es sich um die Schriftart Europa Austria handeln, welche seit einigen Jahren im visuellen Erscheinungsbild der Regierung als Hausschrift verankert ist. Der Schweizer Schriftgestalter Fabian Leuenberger hat die Europa 2011 gezeichnet (europatype.com). Die Republik Österreich verfügt über die exklusiven Nutzungsrecht an der adaptierten Form Europa Austria.

Das neue Design des Österreichischen Reisepasses wird von offizieller Seite ausführlich vorgestellt. Die Österreichische Bundesregierung stellt im Verbund mit den genannten Kooperationspartnern sowohl gedruckte Broschüren wie auch digitale Medien bereit, in denen alle Sicherheitsmerkmale erläutert werden. Auch ein Video wurde produziert.

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Kommentar

Wenn beim Redesign eines Reisepasses von verantwortlicher Stelle nicht nur technische Ausstattungsmerkmale berücksichtigt werden, sondern eben auch die formal-ästhetische Qualität, so wie in Norwegen, der Schweiz und in Österreich, dann zahlt sich das aus. Der neue österreichische Reisepass kann sich sehen lassen.

Das Ergebnis ist nicht nur ein funktionales mit drucktechnischen Highend-Features ausgestattetes, maschinenlesbares Reisedokument. Der Pass vermittelt darüber hinaus, und zwar in ästhetischer, optisch ansprechender Form, zahlreiche für die Nation Österreich wesentliche/charakteristische Inhalte/Merkmale, sei es die Geografie, die Flora oder die Kultur betreffend. Der österreichische Reisepass hat etwas entscheidendes, was dem seit 2017 ausgegebenen Deutschen Reisepass fehlt: eine Leitidee, ein Gestaltungskonzept.

Die Vorderseite, auf der Text nicht mehr zentriert, sondern linksbündig gesetzt ist, wirkt zeitgemäß und lässt den Pass modern(er) erscheinen. Bislang waren der österreichische und der deutsche Reisepass diesbezüglich identisch aufgebaut. Nun setzt sich der österreichische Reisepass wirksam und vorteilhaft vom deutschen Pendant ab. Ähnlich wie beim schweizer Pass, welcher im November 2022 ein Update erhielt, sind auch die Innenseiten beim österreichischen Pass teilweise sehr voll, wirken mitunter grafisch überladen. Den Benchmark in dieser Hinsicht haben die Norweger 2014 gesetzt (dt berichtete).

Meine persönliche Rangliste, bezogen auf die jüngsten Redesigns europäischer Reisepässe:
1. Norwegen
2. Schweiz / Österreich
3. Deutschland

Mediengalerie

Weiterführende Links

* Im Zuge einer Tiefdruckprägung gehen mikrotypographische Details verloren – daher der Konjunktiv.

Dieser Beitrag hat 18 Kommentare

  1. Ich kann deine Kritik bezüglich der “Überladung” durchaus verstehen @Achim, jedoch glaube ich tatsächlich, dass das mehr mit Sicherheit (sauberer Druck, …) zu tun hat, als mit Ästhetik.

    Die Brailleschrift finde ich durchaus interessant, wobei sich mir der Nutzen noch nicht ganz erschließt. Ist hier der individuelle Passinhaber vermerkt? Wenn nein, verstehe ich den Sinn nicht, da alleine aufgrund der Form, Prägung, usw. der Pass als Pass eindeutig zu erkennen ist.

  2. Was ist der Grund warum man an dieses purpurrot festhält?
    Ich finde diese Farbe einfach abgenutzt und hat mit modernem Design bei einem Pass nichts zu tun.

  3. Tu felix Austria? Ein Land, dessen Pass Österreich gestalterisch auf (blaue?) Berge und ein Edelweiss reduziert (um es mal zwecks Anschaulichkeit zu übertreiben) und dem eine “Maria Specimen” als “Mustermann/frau/divers” herhalten muss, stellt gestalterisch, wie ja auch das nicht erneuerte Wappen sehr gut dokumentiert, ja es stellt also gestalterisch mit dem neuen Pass auch nur einen Kaiserschmarr’n her…

  4. Ich finde, überladen ist gar kein Ausdruck. Das ist geradezu ein Negativbeispiel. Im sichtbaren Licht. Im UV-Licht wird es richtlicg unterirdisch.

    Das Schlimme an einem Reisepass, ob österreichisch, deutsch, norwegisch oder welcher auch immer, ist aber, dass man dazu gezwungen wird, ihn zu besitzen, dazu seine sämtlichen privaten Informationen dem Staat zu offenbaren, von biometrischen Informationen bis hin zu Aufenthaltsorten. Ohne Staaten könnten wir frei reisen, ohne gezwungen zu werden Ausweise zu besitzen und zu benutzen damit wir bitte, bitte, uns versklavender Staat, die Erlaubnis bekommen zu reisen.

    1. Ein Land, das sich im Reisepass auf Edelweiss und blaue Berge reduziert, ist für mich keine Reise (gleich ob ober- oder unterirdisch) wert.
      Aber: ich kann mich nicht erinnern, vom Staat jemals gezwungen worden zu sein, einen Reisepass zu besitzen…die Angaben zu meinem Aufenthaltsort wurden m. W. auch noch nie überprüft…
      Und außerdem: Reisen ist immer schon Privileg der Reichen, Wohlhabenden – unabhängig von einer Staatsangehörigkeit! Der Staat, der Francesca angeblich “versklavt”, er ist es auch, der Reisen ja erst möglich macht. Dank der Steuergelder (von Francesca und anderen) die in Straßen, Schifffahrtswege und Flughäfen und Fluglinien “fliessen”…In diesem Sinne: Guten Rutsch – egal wohin…!

  5. Optisch zwar ganz nett, aber offensichtlich wird auch hier, genau wie beim neuen deutschen Pass, das Hardcover nun durch ein Softcover ersetzt. Das wirkt nicht nur billig, es ist auch weniger griffig und lässt den inneren, harten Plastikkarten-Teil unpassend erscheinen – denn dieser ist nun der einzige formstabile Bestandteil und fühlt sich immer so an, als würde er bald herausfallen. Diese Art von Reisepass-Cover neigt mit dem Alter und durch’s Benutzen auch dazu, sich aufzuwölben, was im Vergleich (wenn man am internationalen Flughafen mal auf die Pässe anderer Nationen schaut) wirklich bescheuert aussieht.

    Den Einsatz der Brailleschrift halte ich weniger für wirklich nützlich, dafür eher für bloße Symbolpolitik. Wirklich Sinn würde es nur machen, wenn wenigstens “Reisepass Österreich” damit zu lesen wäre oder man den Besitzernamen in Brailleschrift setzen würde.

    Generell aber eine schöne Entwicklung, wie manche Länder mit zunehmend identitätsstiftender Form und mit Gefühl für’s Design an die neuen Reisepässe herangehen.

    1. Diese Art von Reisepass-Cover neigt mit dem Alter und durch’s Benutzen auch dazu, sich aufzuwölben, was im Vergleich (wenn man am internationalen Flughafen mal auf die Pässe anderer Nationen schaut) wirklich bescheuert aussieht.

      Die Wölbung ist nicht schön. Das stimmt. Dass der Pass aufgrund der Cover-Machart billig wirke, sehe ich allerdings nicht. Denn die strukturierte Oberfläche und das mit Brailleschrift und Prägung versehene Cover verleihen dem Pass schon eine angenehme, wertige Haptik. Die von Dir angesprochene Machart mit Hardcover hat auch so ihre Tücken. Nach einiger Zeit lösen sich bei intensivem Gebrauch insbesondere an den Ecken/Kanten die Gewebefasern des textilummantelten Kartons, der dann mitunter recht fladderig ausschaut, auch da die Fasern dort rasch ihre Farbe verlieren. Ebenfalls gut an Flughäfen zu beobachten ;-)

      Verstehe ich das richtig: Da in Brailleschrift „Österreich“ und nicht „Reisepass Österreich“ dargestellt ist, stellt der Einsatz der Brailleschrift für Dich keinen erkennbaren Nutzen und bloße Symbolpolitik dar? Aus meiner Sicht ist die Verwendung der Brailleschrift ein starkes Signal und eine wichtige politische Botschaft, Stichwort inklusives Designs. Die Mitnahme von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist mehr als bloße Symbolpolitik.

      1. Zu “Die Mitnahme von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist mehr als bloße Symbolpolitik.” erlaube ich mir die Frage an Achim, warum er blinde Menschen als
        g e s u n d h e i t l i c h eingeschränkt betrachtet? Stirbt man als Blinde*r, weil man nicht sehen kann…? Ist Blindheit eine Krankheit?
        Man muss ja nicht überall und jedes Wort auf die “Goldwaage” legen, aber hier zeigt sich dann für mich sehr schön, wie leicht dann (sehenden Auges) der Weg zur Diskriminierung ist…
        Ich stimme hier jedenfalls Worn zu. Die Brailleschrift ist hier Symbolpolitik. “Mitgenommen” würde man auch aus meiner Sicht nur, wenn die Brailleschrift den Namen des/r Passinhaber*in zeigen würde…

        1. Lieber Armin, obwohl Du ja selbst schreibst, man müsse nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, tust Du in Deinem Kommentar genau dies.

          „Gesundheitlich eingeschränkt“ ist eine übliche, häufig verwendet Umschreibung für Menschen mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen. In diesem Fall verwende ich die Umschreibung – hier synonym für „körperlich“ – für Menschen mit einer Sehbehinderung-/einschränkung. Blindenverbände wie der DBSV selbst nutzen den Terminus „gesundheitliche Einschränkung“, um damit Menschen mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen zu umschreiben, gewissermaßen zusammenfassend. Sehr oft wird diese Umschreibung im Zusammenhang mit dem Thema Inklusion verwendet, sei es von Verbänden (BVKM u.a.) oder Betroffenen oder auch von staatlichen Stellen. Die Pflegebedürftigkeit von Menschen etwa orientiert sich im Rahmen der Pflegeversicherung anhand von „gesundheitlich bedingten Beeinträchtigungen“. „Gesundheitlich“ ist keinesfalls das Gegenteil von „kränklich“. Dass auch ein körperlich oder psychisch beeinträchtigter Mensch sich gesund fühlen kann, steht völlig außer Frage.
          Mir ist nicht klar, was die Frage „Stirbt man als Blinde*r, weil man nicht sehen kann…?“ bezwecken soll. Die Fragestellung empfinde ich als zynisch, denn sie impliziert, so deute ich die Frage jedenfalls, ich persönlich halte blinde Menschen für (sterbens)krank. Davon abgesehen verstehe ich nicht, weshalb Du in Deinem Kommentar in der dritten Person schreibst, anstatt die Frage direkt an mich zu richten. Die Einschätzung, durch die Verwendung der Umschreibung „gesundheitlich eingeschränkt“ werde der Weg zur Diskriminierung geebnet, teile ich in keiner Weise. Offenbar haben wir ein unterschiedliches Sprachverständnis.

          1. Lieber Achim,

            das tut mir jetzt wirklich leid – wieder mal. Vermutlich liegt es tatsächlich an unserem unterschiedlichen Sprachverständnis. Ich weiss schon, dass ich hier die Goldwaage bemühe. Aber ich schreibe ja in obigen Kommentar auch nicht, dass man das nicht darf. Weil es ja meist euphemistische Begriffe sind, die meist von Institutionen (du führst in deiner Antwort selbst welche an) verwendet werden, um alle “mitzumeinen” lege ich höhere Maßstäbe an die Sprache an. Alle mitzumeinen, das gefällt mir nicht, weil es mich überfordert. Ich kenne gar nicht alle. Warum schreibst du also von gesundheitlichen Einschränkungen wenn es doch hier explizit um Blinde/Sehbehinderte geht? Das ist mir nicht klar. Ebenso lässt du ja in deiner Antwort offen, was das Gegenteil von Gesundheitlich ist. Ich denke wenn wir Diversität (und “Mitnahme”) wünschen, sollten wir nicht alle über einen Kamm scheren. Allein darum geht es mir. Keinesfalls, schon gar nicht am Ende eines Jahres wollte ich dich hier (in deinem von mir sehr geschätzten Blog) persönlich angreifen. Was du als zynisch empfindest, kann ich nicht wirklich wissen, aber ja, meine Formulierung ist unglücklich, da ich das im größeren Blickfeld hatte – nicht allein auf dich bezogen.

            Zu guter Letzt möchte ich für meine vielleicht allzu provokative Schreibe um Entschuldigung bitten und dir und allen dt-Lesern einen guten Rutsch in ein neueres und besseres Jahr wünschen, vielleicht mit weniger Aufgeregtheit und weniger armin.

            Guten Rutsch!

          2. Warum schreibst du also von gesundheitlichen Einschränkungen wenn es doch hier explizit um Blinde/Sehbehinderte geht? Das ist mir nicht klar.

            Der abschließende Satz in meinem Kommentar „Die Mitnahme von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist mehr als bloße Symbolpolitik“ ist ganz allgemein gesprochen, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem zuvor genannten Begriff des inklusiven Designs, und bezieht sowohl Menschen mit Behinderung (körperlich wie geistig) wie auch ältere Menschen mit ein. Es sind in diesem Satz eben nicht nur explizit blinde Menschen gemeint. Im Design, auch im Kontext UI/UX, ist Barrierefreiheit/-armut ein zentrales Element und ein entscheidendes Kriterium, für gutes Design, ein dem Menschen dienendes Design.

            Darüber hinaus ist die verwendet Umschreibung, wie erwähnt, allgemein üblich. Ich persönlich empfinde den Begriff „Behinderung“, wohlwissend, dass viele Menschen mit Behinderung den Begriff „Behinderung“ als neutral ansehen und verstehen stärker mit Schubladen-Denken konnotiert als den Begriff „Einschränkung“. Sprachempfinden ist bekanntlich sehr individuell und verändert sich zudem. Im Kontext UI/UX stellt ein zu geringer Kontrast (Text zu Hintergrund) eine Behinderung / Barriere dar, etwas Negatives. Als Designer sehe ich meine Aufgabe darin, diese Barrieren aus dem Weg zu räumen. Auch deshalb sind diese Begrifflichkeiten in meiner Wahrnehmung, geprägt durch meine Arbeitswelt, vor allem negativ konnotiert. Ich gestehe jedem Menschen ein individuelles / anderes Sprachempfinden zu.

            sollten wir nicht alle über einen Kamm scheren.

            Sofern dies allgemein gesprochen ist und nicht als Vorwurf gemeint ist, bin ich bei Dir, lieber Armin. Differenzierung ist mir wichtig, seit je her, auch bei anderen Themen wie beispielsweise Gender Design. Menschen sind nicht alle gleich – sie sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit sehen, mitnehmen und wahrnehmen – darum geht es doch. Darum bemühe ich mich.

            Du schreibst selbst „Ich kenne gar nicht alle“, um Dich im nächsten Satz sogleich auf jene „Alle“ zu beziehen, die nicht über einen Kamm geschert werden dürften. Könnte es sein, dass Du „höhere Maßstäbe“ in Bezug auf Sprache bei Anderen anlegst als bei Dir, bzw. Dir selbst größere Freiheiten einräumst, als Du diese Anderen / mir zubilligst? („zuweilen“ ist als Replik auf „wieder mal“ zu verstehen).

            Ebenso lässt du ja in deiner Antwort offen, was das Gegenteil von Gesundheitlich ist.

            Ich lasse nicht offen, gewissermaßen absichtlich, nicht näher darauf eingehend, was das Gegenteil von gesundheitlich ist. Es gibt schlichtweg kein direktes Gegenteil dieses Adjektivs.

            An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an Dich, dass Du den Kommentar von Francesca, in dem eine krude Verschwörungsideologie bemüht wird, („… uns versklavender Staat …“) nicht unkommentiert hast stehenlassen!

  6. lieber achim,
    danke für deine antwort! und dein dankeschön betreffend “francesca”.

    offenbar habe ich mich nicht ausreichend bemüht, den bezug in meiner antwort auf worn zur brailleschrift in worns kommentar herzustellen. von daher sehe ich, wie worn, als durch den reisepass österreichs (und die brailleschrift darauf) betroffene, eben zuerst blinde menschen und nicht alle eingeschränkten…
    deine einwände, kann ich natürlich, sofern sie sich auf deinen anspruch als designer beziehen, alle nachvollziehen und generell schätze ich das ja an deiner sprache…eine umschreibung der brailleschriftlesenden als gesundheitlich eingeschränkt halte ich natürlich auch für möglich, aber hier eben nicht zwingend erforderlich. und: ich wollte auch mal für worn in die bresche springen (was natürlich auch als übergriffig verstanden werden kann) soviel zum unterschiedlichen sprachverständnis….

    richtig ist, dass ich an mich andere massstäbe anlege als an andere. gerade in der sprache. diesmal ging meine lust an übertreibungen und mein verhältnis zu eigenen ungenauigkeiten und fehlern nach hinten los. ich betreibe ja auch keinen blog. trotzdem: ich habe schon um entschuldigung gebeten. aber ja: ich wurde hier schon (von anderen) wegen der verwendung von kleinschreibung angegriffen. das nehm ich hin und schreib auch mal groß. was die einzuräumenden freiheiten angeht, billige ich dir grundsätzlich größtmögliche freiheiten zu. es ist ja dein blog. und ich bin dankbar, hier auch als nicht-designer kommentieren zu können. den fehler dich in der dritten person anzusprechen, habe ich begangen. vielleicht, weil ich hier klarstellen wollte, dass ich eben nicht du bin, was uns ja auch schon unterstellt wurde (siehe auch im dt an anderer stelle, den “doppelten michael”). und doch wissen die anderen leser hier meist, dass ich als geneigter leser des dt wie bei francesca schon genauer hinschaue als andere und meist bemüht bin, absurde argumentationen mindestens zu hinterfragen….

    frohes neues jahr!

  7. Hat etwas gedauert, bis ich wieder hier bin. Aber vielleicht ist dieser Beitrag noch nicht so alt, dass es keinen Sinn mehr machen würde, nochmal darauf einzugehen.

    Um meinen obigen Einwand bezüglich der Brailleschrift nochmal zu verdeutlichen:

    Achim schreibt: “Verstehe ich das richtig: Da in Brailleschrift „Österreich“ und nicht „Reisepass Österreich“ dargestellt ist, stellt der Einsatz der Brailleschrift für Dich keinen erkennbaren Nutzen und bloße Symbolpolitik dar? […] Die Mitnahme von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist mehr als bloße Symbolpolitik.”

    Ja, ich halte es für bloße Symbolpolitik, da ich mir keinen wirklichen Nutzen für einen Blinden vorstellen kann, wenn er bei einem ihm unbekannten Objekt lediglich “Österreich” erlesen kann. Sollte er ein solches Dokument zufällig in den Händen halten, weil er es herrenlos auf einem Tisch gefunden hat, oder sollte er im eigenen Haushalt seinen Reisepass von denen anderer Familienmitglieder unterscheiden können, ist “Österreich” nicht hilfreich. Daher entweder “Reisepass Österreich” oder der Name des Besitzers.

    IdT halte ich den Einsatz der Brailleschrift an einigen Stellen im Alltag für reine Symbolpolitik, z. B. wenn sie an Hinweisschildern oder Wegweisern eingesetzt wird, wo ein Blinder oder Halbblinder nie zum Lesen hintasten würde, allein schon, weil er das Schild oder den beschrifteten Bereich nicht finden kann. Brailleschrift an Fahrstuhlkonsolen ist etwas anderes, da Fahrstühle alle recht ähnlich aufgebaut sind und man die Position der Konsole auch blind erahnen kann.

    Ich zweifel daher nicht an, dass die Mitnahme von Menschen mit Einschränkungen wichtig ist, jedoch finde ich, dass man, eben da das Thema so wichtig ist und viel Beachtung verdient, sehr kritisch sein sollte, was wirklich praxisnah und hilfreich ist, und was nur in der Presseerklärung schön aussieht.
    Ansonsten kriegt man nur das, was man auch von der Verkehrspolitik erhählt: Fahrradwege, die nach 200 Metern einfach aufhören.

    1. Danke Worn! So verstehe ich besser Deinen Punkt. Ich kann den Einwand auch nachvollziehen. Bleibe jedoch der Auffassung, dass der Kritikpunkt „reine Symbolpolitik“ zu weit geht. Auch Symbole, Gesten und Handreichungen erscheinen mir in diesem Kontext wichtig. Dabei, und ich meine herauszulesen, dass wir darin übereinstimmen, darf es freilich nicht bleiben.

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