Seit heute nun wird der neue deutsche Reisepass in einer modernisierten Version ausgegeben. Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière und der Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesdruckerei GmbH, Ulrich Hamann, preisen in Medienberichten die Vorzüge des Dokumentes. Insbesondere die neuen Sicherheitsmerkmale würden das hohe internationale Ansehen des deutschen Reisepasses auch in den kommenden zehn Jahren sichern, so heißt es aus dem Ministerium des Inneren. Das Thema Sicherheit scheint in diesen Tagen alles zu überlagern. Etwas ganz Wesentliches haben die Verantwortlichen beim Reisepass nämlich vergessen. Ein Kommentar.
Größtmögliche Fälschungssicherheit ist bei einem solchen ID-Dokument fraglos von zentraler Bedeutung. Das Schwelgen über die Materialbeschaffenheit des Passes samt Polycarbonat-Passkarte mit eingebettetem Sicherheitsfaden und hochwertigem Sicherheitspapier mit Halbton-Wasserzeichen sei den Ingenieuren und Druckprofis gegönnt. Der neue Pass ist womöglich tatsächlich ein Wunderwerk der Technik.
Ein nationaler Reisepass, das haben die Norweger auf beeindruckende Weise bewiesen, als sie vor drei Jahren ebenfalls einen neuen Reisepass eingeführt haben, ist mehr als bloß ein amtlicher Ausweis, der grenzüberschreitendes Reisen ermöglicht. Ein Reisepass ist immer auch Teil der eigenen Identität. Er transportiert, bewusst und auch unbewusst, Merkmale und die Kultur des jeweiligen Landes. Die hanebüchene Gestaltung, die der neue deutsche Reisepass unter UV-Licht offenbart, zeichnet diesbezüglich ein düsteres Bild von Deutschland.
Der Bundesadler wird im neuen Reisepass ziemlich rüde geköpft. Auf Innenseiten wird das Wappentier, das in diesem Fall als sogenanntes „Kleines Bundessiegel“ Anwendung findet, zweifach abgebildet, in beiden Fällen in angeschnittener Form. Die Souveränität des Adlers, seit 1949 Staatssymbol der Bundesrepublik, ist dahin. In den bis gestern ausgegebenen Pässen, die nach wie vor ihre Gültigkeit behalten, befindet sich der Bundesadler auf Innenseiten mittig. Die Zentrierung verleiht dem Dokument eine gewisse Klasse und sie wird auch dem Wappentier gerecht. Klasse und Anspruch in Bezug auf Design lässt der neue Reisepass jedoch an jeder Stelle vermissen.
Das, was da unter UV-Licht zum Vorschein kommt, als lieblos gestaltet zu beschreiben, ist noch milde formuliert. Die Halli-Galli-Kirmes-Optik des Reisepasses entbehrt jedem Ästhetik- und Designverständnis. Das Brandenburger Tor, der Bundesadler darüber geklascht und oben drauf noch eine als Fähnchen angelegte Seitenzahl. Wahrlich ein Ebenenset des Grauens. Bunt wie das Poster eines Reggae-Festivals obendrein. Man fragt sich, was die Beamten geraucht haben, als sie diesen Entwurf schufen. Der Schriftzug „BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND“ sowie unzählige Sterne werden an Kurven ausgerichtet, die völlig unmotiviert über die ersten beiden Innenseiten verlaufen. Sterne, Sterne, überall Sterne. Und Bundesadler wohin man schaut. Selbst mitten auf dem Gesicht wurde ein Bundesadler platziert (Abb. links oben). Gespenstisch.
Die Chance, ein Konzept zu implementieren, das einerseits sicherheitsrelevanten Anforderungen genügt und gleichzeitig einen gewissen Anspruch hinsichtlich auch der Ästhetik eines solchen behördlichen Ausweises dokumentiert, wie es die Norweger vorgemacht haben, hat das Ministerium des Inneren verpasst. Im Gewöhnlichen das Außergewöhnliche erkennen – dafür braucht es keine UV-Leuchte. Was eine solch verunglückte Gestaltung über die „Kulturnation Deutschland“ aussagt, mag sich ein jeder selbst denken. Zur Steigerung des internationale Ansehens in Bezug auf das Designverständnis von uns Deutschen ist dieser Reisepass jedenfalls denkbar ungeeignet.
OMG! das ist wirklich grauenhaft!
vielleicht norweger werden?
Bin ich froh, dass ich mir vor kurzem noch den alten Ausweis geholt habe. Wirklich, da hat niemand bei mitgedacht. Oder er/sie wurde nicht gefragt. Ich weiß ja auch nicht …
Wieso soll da “niemand bei mitgedacht” haben?
Es geht dabei um Fälschungssicherheit.
Man macht es den Fälschern, wenn man jetzt mal von Manipulation gestohlener Pässe weg geht, zum ebenso großen Problem des Fälschens, eben besonders schwer, je mehr Ecken, Kanten, Kurven und geometrische Formen man einbaut.
Es ist zigmal schwerer, diese Girlanden, mit den ganzen Sternen, die dazu ja noch auf der Innenseite leer ist, d. h. jeder Stern hat nicht nur eine Außenkante, die präzise imitiert werden muss, sondern auch noch eine Innenkante, usw. zu fälschen, als große Flächen im UV Druck zu fälschen, wie diese im norwegischen Pass verwendet werden. Hier wäre vielleicht der Kommentar eines Druckers hilfreicher gewesen, als die Kommentare von Designern. Design okay, solange es nicht stört.
Primär geht es hier um die Fälschungssicherheit. Und dieser neue Reisepass, so habe ich mir von einem befreundeten Drucker sagen lassen, wird extremst schwer zu fälschen sein. Selbst wenn man das Sicherheitspapier irgendwie nachgemacht bekommt, dazu auch noch diese drucktechnisch maximal aufwändige UV Bedruckung zu fälschen, das ist nahezu unmöglich. Sowas beherrschten nur ganz ganz wenige Druckereien auf der Welt und das sind eben jene, die zB Reisepässe herstellen und nicht illegal im Untergrund tätig sind.
Ich wette de Maizière findet diesen Unfall extrem hip und jugendlich-frech.
Peinlich ist das!
Leider ist Deutschland in dieser Hinsicht weit hinter den skandinavischen Ländern oder unseren niederländischen Nachbarn. Natürlich ist die Fälschungssicherheit ein wichtiges Element bei einem Reisepass, dass möchte ich auch gar nicht leugnen, aber das kann ja durchaus mit Ästhetik einhergehen.
Wobei ich auch davon ausgehe, dass einige der Beteiligten ganz stolz auf die Optik des neuen Reisepasses sind. Dabei haben sie wahrscheinlich gar nicht erkannt, dass der Adler geköpft wurde weil sie von den ganzen Reflexionen geblendet wurden…
Mein Wunsch fürs nächste Mal – einen Designer mit ins Team und auch wirklich auf ihn hören :/
Also mal ehrlich… wichtig ist doch, dass das Ding fälschungssicherer gemacht wurde und darauf kommt es doch an. Was tangiert es mich ob das Büchlein gut aussieht O.o? Der gestalterische Aspekt gehört hier ja wohl ganz klar ganz hinten angestellt.
sehe ich genauso. Zumal der Reisepass ja nun nicht täglich überall rum gezeigt wird und den Kontrolleur am Flughafen/an der Grenze juckt es auch nicht ob das hübsch oder hässlich ist.
Natürlich steht die Fälschungssicherheit im Vordergrund, das ist auch völlig richtig so. Aber auch das was wir jetzt sehen wurde ja gestaltet, nur eben schlecht. Da könnte man doch die Zeit und Kosten auch für bessere Gestaltung ausgeben, oder?
Im Ernst, einen Fehler wie dem Bundesadler den Kopf abschneiden und die tolle geschwungene Schrift mit den Sternen – das muss doch nicht sein. Gibt viele Elemente die besser gepasst hätten und ebenfalls fälschungssicher sind.
Um mal eine (vielleicht weit hergeholte) Metapher zu verwenden:
Wenn du jemanden ein Auto gestalten lässt und derjenige hat keine Ahnung von Autos und plant 4 verschieden große Räder ein, dann ist das einfach ungeschickt und schlecht geplant.
Wie gesagt, auch hier wurde gestaltet, nur eben mit wenig Können & Wert auf Ästhetik. Natürlich kann man auch sagen, dass Ästhetik bei einem Ausweisdokument keine Rolle spielen muss. Aber muss es denn extra schlecht aussehen?
gut, das mit dem Kopf des Adlers ist dumm gelaufen aber … hätte man die jetzt geschwungene Schrift in einer sauber geraden Linie quer über das Dokument gemacht hätte jeder gerufen “wie kann man nur so lieblos quer nen Text reinmachen, warum nicht in Wellenlinien geschwungen” … letztendlich kann man es nicht jedem Recht machen und die Jungs/Mädels haben dann wohl gesagt, gut, wenn wir es eh nicht jedem Recht machen können, machen wir es lieber niemandem Recht ;)
@Lütti Ich bin mir sicher, das hätte nicht jeder gerufen.
Ein gutes Gericht besteht aus guten Zutaten und einer professionellen Zubereitung. Die Zutaten sind alle da. Essen kann man’s auch. Aber das Auge isst auch mit: Und das fertige Dokument ist eher “Die Tante bastelt 8 Stunden in Microsoft Word vor sich hin” und keine 5-Sterne-Küche.
Hallo Herr Woerz,
Ihre Aussage passt leider haargenau auf Achims Seitenhieb bezüglich der “Kulturnation Deutschlands”. Würden Sie dasselbe von anderen Dingen des Alltags sagen? Ihrem Auto? Ihrem Haus? Ihrer Hose?
Es gibt leider gar nicht wenige Menschen hierzulande die meinen, dass die Erfüllung technischer Anforderungen und gute Gestaltung zwei unvereinbare Gegensätze sind. Ich frage mich woher diese Meinung kommt und auf welcher Schule sie gelehrt wird.
Es geht nicht darum, die Fälschungssicherheit dieses Dokumentes zu schmälern – es geht darum, das hier ein staatliches Druckprodukt, dass jeden Bürger berührt und viele Jahre begleiten wird, ganz offenkundig minderwertig gestaltet wurde. Angesichts der Verbreitung, Bedeutung und auch Kosten, die die Entwicklung dieses Dokuments liegen, macht das Ergebnis traurig.
Sehr schön formuliert Jürgen!
sehe ich genau so. Der Reisepass ist das Dokument, das am einfachsten international verglichen werden kann. Designer hätten hier der Anwalt der Bürger sein können und das Bedürfnis nach Identität, Anspruch und Ausdrucksvermögen in Erinnerung gerufen. Dass im ganzen Prozess der Erstellung dieses Dokuments offenbar kein Designer und kein fähiges Pendant im Einkauf beteiligt war, ist Sinnbild genug für die allgemeine Unkenntnis gegenüber der Möglichkeiten der Kreativwirtschaft (immerhin die viertgrößte Branche in Deutschland). Designer könnten das :)
Hallo Jürgen,
Grundsätzlich mögen Sie recht haben. Die Erfüllung technischer Anforderungen und eine gute Gestaltung sind definitiv keine unvereinbare Gegensätze, doch kommt es meiner Meinung nach auf das Medium und seinen Zweck an ob dies wirklich zwingend notwendig ist oder eben nicht.
Gestaltet man beispielsweise eine Webseite, sollte diese gut aussehen, da Content über die Darstellung vermittelt und verstanden werden soll. Aber ein Reisepass?! Ich differenziere ganz klar vom Nutzen des Medium. Vielleicht eine eingefahrene Meinung, dennoch denke ich das man diese nachvollziehen kann auch wenn man nicht der gleichen ist.
Natürlich aber finde auch ich ein gestalterisches Highlight besser als wenn sich jemand überhaupt keine Gedanken gemacht hat. Ich denke auch, dass die Herausforderung des Herstellungsverfahrens eines Fälschungssicheren Pass bestimmt auch die Gestaltungsfreiheit an sich einschränkt. Ist ein abgeschnittenes Element, welches man bisher nur als ganzes kennt vielleicht auch schwerer zu fälschen?
PS: Ich bin kein Grafiker, ich bin Entwickler – vielleicht deshalb diese Denkweise ;)
Gestalten muss man aber so oder so, es gibt keine Funktion ohne Design. Und wenn man gestaltet, dann kann mans ja auch richtig machen.
Es hat einmal wieder niemand die Absicht hinter der Gestaltung verstanden: Es ist eben nur ein Aspekt, durch technische Tricks eine Fälschung möglichst zu erschweren. Hier kommt aber noch ein anderer Aspekt dazu: Die Gestaltung soll jeden potentiellen Fälscher davon abhalten, es überhaupt zu versuchen. Man geht davon aus, dass Fälscher ein gewisses ästhetisches Empfinden haben und darum derart schockiert über die Gestaltung sind, dass sie es nicht identisch umsetzen können. Jeder Mensch mit einem Hauch von Geschmack wird die Kopie verbessern wollen, dem Adler den Kopf zurückgeben, die Kurven begradigen, die Sterne ausdünnen wollen – und dann haben wir ihn, den Fälscher!
Denn nur das ganz hässliche ist das Original.
Das muss aber auch der Kontrolleur erstmal verinnerlichen, dass so was Misslungenes das Original sein soll…
Ganz ehrlich, wäre ich Kontrolleur und wäre vorab nicht penibelst eingewiesen worden, ich würd das nicht für echt halten, sondern würde mir denken: “Klar, da glaubt der Fälscher, Hauptsache, es fluoresziert, Hauptsache, Bundesadler irgendwie, und Sterne, ja, weil Sterne sind in so vielen Nationalflaggen drin, kommt auch hier rein – muss schon passen so.”
Nach einem amtlichen und vollendeten Dokument in theoretisch 80 millionenfacher Auflage sieht es jedenfalls nicht aus.
Und nochmal die Sterne: Gerade in der BRD spielt der fünfzackige Stern kaum eine national-symbolische Rolle; wir sind ja nicht USA, China oder Singapur. Und es ist auch kein EU-Pass; von daher: Warum die Sterne???
Stimmt! Soweit habe ich gar nicht gedacht! Danke, intermalte für die Aufklärung. Anfangs fand ich das Dokument nur hässlich, dank Dir erkenne ich die Genialität darin. ;)
Das Dokument des Grauens.
Vielleicht hoffte man damit, dass Talmi- und Glitzer-Milliardär Trump manche Deutsche damit etwas lieber einreisen lässt.
Der Adler auf dem Gesicht! Unglaublich. In einer nicht ganz so frühen Geschichte unseres Staates fällt mir ein Postkarten zeichnender Staatslenker ein, dem das gefallen hätte. sncr
Wenn man sich diese Verantwortlichen anschaut:
Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière und der Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesdruckerei GmbH, Ulrich Hamann.
Solche knorrigen rechtslinks-Charaktere hatte ich ab und an als B2B-Designkunde. War kein Spaß das. Das sind von sich überzeugte Techniker, das sind Juristen. Keine Feingeister.
Schade, dass Design und dieses ob oder ob nicht anscheinend von der Persönlichkeit und dem Kultur-/Staatsbegriff von fühligen oder nicht fühligen Verantwortlichen abhängt. Und nicht als eigenständiger Bereich gilt/installiert ist, der einfach dazu gehört. Egal ob Feingeister oder Kaufleute da vorstehen.
Gutes Design wird eher kopiert als schlechtes :) Damit ist unser Reisedokument fälschungssicher gemacht worden.
Dass das Gesicht von einem deutlich erkennbaren Element verdeckt wird ist für die Fälschungssicherheit vermutlich wichtig, schließlich ist das Foto das Element, welches am stärksten vor Fälschung geschützt werden muss.
Abgesehen davon finde ich die Gestaltung der UV-Elemente zwar nicht ideal umgesetzt aber auch nicht so wichtig, schließlich sieht man diese als Bürger praktisch nie. Entscheidend ist, dass alle wichtigen Flächen von UV-Elementen bedeckt werden.
Der Vergleich mit Norwegen lässt den Pass tatsächlich nicht gut aussehen, aber wie erwähnt ist der Schaden aus meiner Sicht hier begrenzt.
Wenn ich hier auf ein Bild gehe und in das “image-template” wechsle, dann wird dort das 8,3 mb große Bild bloss kleiner dargestellt auf max. 700 breite. Macht richtig Sinn und macht richtig lange Ladezeit – übrigens auch per Handy. Ein paar Bilder hier in diesem “Blog” und das Datenvolumen ist aufgebraucht. Ich frage mich gerade wer hier eigentlich kritisieren darf?
Das kommt nämlich dabei heraus (übrigens tausende male im Internet), wenn der “Designer” denkt er könne mal eben mit WordPress umgehen. Is ja umsonst. Was soll schon schief gehen. Ich werde es in meine “Bad Practice Präsentation” mit aufnehmen. Danke dafür.
Zitat:
“Zur Steigerung des internationale Ansehens in Bezug auf das Designverständnis von uns Deutschen ist dieser Reisepass jedenfalls denkbar ungeeignet.” – Zum Glück dreht sich alles um den Designer und nicht anders herum.
“Man fragt sich, was die Beamten geraucht haben” – Sorry, aber wenn es wochenlang in den Medien ist, dann wird es auch beim 100mal wiederholen irgendwie auch nicht lustiger.
Was auch immer die Beamten letztendlich geraucht haben: Kannst du bitte auch einen Zug davon nehmen?
Schön, dass du scheinbar hier den Internetrambo machen willst, solche Kritik/Verbesserungsvorschläge sollte man aber anders formulieren, wenn man auch nur ansatzweise ernstgenommen werden will.
Man man man. Wie im Kindergarten… *Tüteweiterreich*
Zitat:
„Zur Steigerung des internationale Ansehens in Bezug auf das Designverständnis von uns Deutschen ist dieser Reisepass jedenfalls denkbar ungeeignet.“ – Zum Glück dreht sich alles um den Designer und nicht anders herum.
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Wenn es doch nur so wäre…. :-(
Was nein Unsinn. Design ist das Zentrum des Universums.
Das war in der Tat wenig klug. Hab das gerade mal gefixt. Danke für den Hinweis.
Abgesehen davon stecken in dem Kommentar in erster Linie Mutmaßungen, die ich mal einfach so stehen lasse. Ziemlich viele heiße Luft.
Armer Dummschwätzer. Mehr fällt einem nicht ein.
Da ist dem Achim ein Fehler unterlaufen. Uiuiui. Da muss man gleich seinem Frust über sein armseliges Leben rauslassen und mal richtig losbashen, gell? Der „Designer“ kann sicherlich besser mit WordPress umgehen als du, wahrscheinlich Sysadmin o.ä., vor allem macht der „Designer“ in seinem „Blog“ richtig gute Inhalte. Abgewogen und intelligent. Schade, dass du deinen Blog nicht verlinkt hast.
Ich verstehe ja die Argumentation bzgl. der Fälschungssicherheit nicht, wenn die alten Modelle noch viele Jahre gültig sein werden. Dann fälscht man halt einen Pass, der als Ausgabedatum Ende Februar drauf stehen hat. Das gilt bei Geldscheinen natürlich noch viel mehr, die bleiben quasi ewig gültig.
Wegen dem Adler im Gesicht, ich habe gerade mal meine Sammlung alter abgelaufener Pässe betrachtet, und bei jedem war ein Adler (oder ein Teil eines großen Adlers) über dem Photo. Das ist also nichts neues.
Jetzt komm doch mal nicht mit solchen nervigen Fakten.
Die Damen und Herren sind gerade so schön in Fahrt, da bremst sowas echt ab… ;-)
Auch wenn ich das Teil genauso wie die meisten (ästhetisch) für nicht gelungen halte, ist’s echt manchmal ganz gut, sich kurz aus seinem “ich zerpflücke das Design jetzt komplett. Hah, Adler über’m Gesicht, das ist neu. Glaube ich.”-Modus zu befreien und mal die 5 gerade sein zu lassen.
(Ruhe in Frieden, Satzbau)
Oft setzt bei einer rein subjektiven Abneigung der Verstand aus.
Die Problematik liegt wohl vielmehr darin, dass der falsche “Gestalter” ans Werk gelassen wurde …
Nanu? Latscht man nun mit einem LSD-Trip durch den Zoll?
Oder ist das Ding einfach nur schlecht für die Presse fotografiert worden?
Oder soll dieser Ausweis unsere bunte Republik darstellen?
Ich bin verwirrt…..
“Ein Reisepass ist immer auch Teil der eigenen Identität.”
Es ist ein Stück Papier, welches ich einmal im Jahr auf dem Weg in den Urlaub dem Beamten am Flughafen zeige. Ich lege auch Wert auf Ästhetik im Alltag, aber man muss es nicht übertreiben. Designbranche, pienz nicht so rum.
First World Problems.
Evt. ist es auch einfach nur eine künstlerische Antwort auf die scheinbar perfekt durchdesignten Belanglosigkeiten die uns massenhaft im Alltag umgeben. Wer schon einmal einen Blick in deutsche Amtstuben geworfen hat, weiß dass hier unsere Avantgarde zu Hause ist.
Hat jemand den neuen Pass schon mal live gesehen?
Ich denke doch, dass es sich bei dem schrillbunten Gedöns um die Ansicht unter UV-Licht handelt und die Seiten des Reisepasses eigentlich in ganz schnödem Beige daherkommen?!
Andererseits könnte man sich natürlich bei der Gestaltung auch von für Normalsichtige kaum wahrnehmbaren Sicherheitsmerkmalen ein bisschen anstrengen…
„Ich denke doch, dass es sich bei dem schrillbunten Gedöns um die Ansicht unter UV-Licht handelt und die Seiten des Reisepasses eigentlich in ganz schnödem Beige daherkommen?!“
Bist ein Fuchs!
Aus dem Artikel geht doch hervor, dass es um die Ansicht unter UV-Licht geht.
Ich glaube, dass der Reisepass doch die typische nachlässige, spröde und unästhetische offizielle Bildsprache widerspiegelt, die den Deutschen leider ganz grundsätzlich eigen ist. Welches offizielle Signet, Dokument, Siegel, Wappen, Emblem egal welcher Behörde oder Vereinigung ist oder war jemals ästhetisch gelungen bitteschön? Ich kenne keines! Wo wird denn überhaupt eine identitätsstiftende zeitgemäße deutsche Ästhetik gepflegt, wo sie doch gar nie erst entwickelt wurde? Gerade dieser Reisepass ist ein klassisches Beispiel technokratisch-bürokratisch-kleingeistiger, beamtenverbohrter, überheblicher und dröger Provenienz! Dieser zusammengerührte Effekte-Eklektizismus ist so was von deutsch, weil wir es – zumindest seit WK 2 – anders gar nicht mehr kennen. Traurig, sehr traurig …
Die Gestaltung ist sicher Teil des Anti-Fälschungs-Konzepts … Das nachzubauen dürfte so heftige Kopfschmerzen verursachen, dass selbst mit den technischen Möglichkeiten niemand einen solchen Pass produzieren können wird ;)
Mit »Sicherheit« lässt sich ja sehr viele verkaufen, lasst uns das Thema »neuer Reisepass« doch mal ökonomisch angehen. Dann hat die Bundesdruckerei etwas Neues entwickelt in Sachen Druck- und Veredelungstechnik, Fälschungssicherheit genannt, und das muss sie verkaufen. Von Ängsten getriebene Politiker, die auf Symbole stehen, nehmen das gerne auf. Und schon haben wir wieder einen neuen Pass oder Ausweis. Und die Druckerei ein Geschäft gemacht.
Mit »mehr Sicherheit« hat das Ganze wenig zu tun, auch wenn die vorige Generation fälschungssicherer Papiere leichter zu fälschen sein wird. All die sicherheitsfördernden Maßnahmen der letzten zweihundert Jahre waren weitgehend wirkungslos, sei es die Hausnummer, der Straßenname, die Straßenbeleuchtung, der Melde- und Ausweiszwang, die Maschinenlesbarkeit der Ausweise, die Videoüberwachung “” es geht immer um Kontrolle und Anpassung(-sdruck).
Aber mit »mehr Sicherheit« lässt sich den meisten ja fast alles verkaufen. Sozial- und Bildungspolitik sowie mehr Gerechtigkeit wären sehr viel wirkungsvoller als solche Symbole.
Man könnte ja auch mal die Polizei zu den weit über vierhundert deutschen Rechtsextremisten schicken, die trotz Haftbefehl auf freiem Fuß sind, nicht immer nur angebliche Islamisten durchsuchen, bei denen fast nie etwas gefährliches gefunden wird.
Peter Blank drückt es sehr passend aus.
Sollte ich mich entscheiden auszuwandern, suche ich mir das Land mit dem schönsten Reisepass aus? Und selbst wenn das Ding komplett in pink wäre, so wäre es mir egal. Der Reisepass wird an der Kontrolle rausgeholt und danach wandert es wieder in den Koffer. Keiner von uns hat den Pass länger als 1 Minute in der Hand. Den Text zu schreiben dauert vielleicht sogar länger als sich den Pass anzugucken.
Selbst wenn: Wir ein Designteam gebucht und es kommt raus, dass wieder 1,5 Millionen Euro dafür ausgegeben wurden, dann ist das auch wieder falsch.
Wen interessiert das Design eines Dokuments unter UV-Licht?!
OT: Ich komme über den Newsletter und freue mich dass es geklappt hat.
Danke fürs einrichten
Irgendwie drehen wir uns im Kreis. Die aktuelle Gestaltung hat sicher nicht die Vorzimmerdame gemacht. Die Frage ist doch wieso der Gestalter ein derartiges Kuddelmuddel erstellt hat. Es wurde jemand dafür bezahlt diese UV-Elemente zu erstellen. Wieso also ist das dabei herausgekommen? Wünsche der Vorgesetzten? Des Kunden? Allgemeine Geschmacksverirrung des Gestalters? Wir werden es nicht klären können. Aber es ist schade, dass man (ja auch wenn es kaum jemand je sehen wird) nicht mehr Feingefühl für die UV-Elemente hat aufbringen können.
Ich warte noch auf eine Antwort seitens der BMI-Pressestelle. Sobald ich eine Antwort hinsichtlich der Verantwortlichkeit habe, teile ich diese mit.
Tausende von Zoll- und Grenzbeamte in der Welt sollten Antrieb genug sein, den Pass mit einer anspruchsvollen Optik auszustatten. Ebenso wichtig ist es, auch solchen Aspekten größtmögliche Aufmerksamkeit zu schenken, die von den meisten Bürgern verborgen bleiben.
Ich mag ja die Idee, wie es in den 1980er Jahren bei Apple unter Steve Jobs praktiziert wurde, im Inneren des Macs die Unterschriften der Mitarbeiter anzubringen, wohlwissend, dass die wenigsten Nutzer diese jemals zu Gesicht bekommen werden.
Und noch einmal sei auf Norwegen verwiesen. Auch den meisten Norwegern bleibt die Ansicht ihres Reisepasses unter UV-Licht verborgen. Im Gegensatz zu uns hat ihre Regierung sie jedoch wissen lassen, dass selbst derlei Details von ihr gewissenhaft und mit größtmöglicher Sorgfalt behandelt werden.
Eine Sorgfalt (in Bezug auf das Design), die ich mir auch von unserer Regierung wünsche. In den meisten großen Unternehmen gibt es Brand Manager. Zwar verfügt die Bundesregierung über ein eigenes Corporate Design samt Styleguide, nur scheinen bei derlei Projekten, die über das Erscheinungsbild der Bundesregierung hinausreichen, keinerlei Konsultationen zwischen dem BMI und dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung stattgefunden zu haben. Letztere Stelle ist für die Pflege, Entwicklung und Umsetzung des Corporate Designs verantwortlich. Ein solcher Austausch sowie die Implementierung eines Brand Managers, der projektübergreifend Fragen die visuelle Identität der Bundesregierung betreffend steuert, wäre überaus sinnvoll.
Vor mittlerweile rund 10 Jahren haben die USA neue Reisepässe ausgegeben – voll mit patriotisch-nationalistischer Symbolik. Vielen Amerikaner/innen war das Ding derart peinlich dass sie ihn nur ungern hergezeigt haben. So ähnlich wird es uns nun auch ergehen.
Wer schon mal – sagen wir auf dem Altiplano in den Anden – als Individualreisender mit einem Bus eine Ländergrenze überschritten hat, weiß, dass diese Prozedur mitunter mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Da kommt man schnell mit den Mitreisenden aus aller Herren Länder ins Gespräch. Da jeder den Pass in der Hand hat, spielt dieser oft eine Rolle. “Wie sieht deiner aus?”, “Zeig mal deine Visa” – man hat halt Zeit und Muse. Und ich habe auch schon in der patagonischen Pampa mit Franzosen und Kanadiern über dessen Design philosophiert. Bis zu 3 Monaten im Jahr ist der Reisepass mein ständiger Begleiter, für mich als Gestalter spielt dessen Gestaltung deswegen eine nicht unerhebliche Rolle – und schau auch mal neidisch auf die, die es besser machten. Ich kennen sogar meine Passnummer auswendig, fällt mir gerade auf;-)
Aber natürlich ist es in diesem Fall eher verschmerzbar, da man des Ungemachs nur im UV-Licht angesichtig wird.
Alles gut, der Pass passt 100% zu unserem Land.
Ich glaube auch, dass man Seitens der Behörden die Auffassung teilt, Urkunden und behördliche Dokumente haben gar nicht “gut” oder “schön designt” auszusehen. Es gelten andere Präferenzen und das ist nachvollziehbar.
Eine Designkritik zum Sichtbaren wäre interessant gewesen. Das, was kein normaler Mensch sieht (Sicherheitsmerkmale bei Infrarotlicht) als ausschließliche Basis für eine Kritik zu nehmen, ist hingegen schon etwas merkwürdig. Das ist so, als würde man das Industriedesign eines Gehäuses wegen eines hässlichen Platinenlayouts im Innern verreißen.
Spätestens, wenn Innenseiten des deutschen Passes bei Infrarotlicht mit dem Umschlag des norwegischen Passes bei Tageslicht verglichen werden, also die sichtbare Erscheinung des ersteren gar nicht betrachtet und die Sicherheitsmerkmale des letzteren nur am Rande erwähnt werden, fangen die Vergleiche ein wenig an zu hinken.
Das kann nicht der Anspruch sein. Es reichen eben nicht immer nur 80%.
Wer macht denn das?
Ich denke schon dass wirklich hochklassiges Design sich über jeden Aspekt des Produkts erstreckt. Beim öffnen eines Apple G5 Gehäuses (dem “Cheesegrater”) überkam so gar den trockensten PC-Techniker die Ehrfurcht vor der aufgeräumten Schönheit dieses Geräts.
Oder nehmen Sie den Automobilbau: Dort falzen manche Hersteller ihre Bleche, z.B. im Bereich de Unterbodens. Das ist stabiler, schützt vor Korrosion und schont die Hände von Mechanikern (die sich an nicht gefalzten, scharfen Kanten die Hände aufschneiden). Besser aussehen tuts auch – und das an Stellen, die nur Mechaniker je zu Gesicht bekommen.
Die UV-Licht-Merkmale des Passes bekommen eigentlich auch nur Zollbeamte zu sehen – aber sind die keine Menschen? Klar ist das nur ein klitzekleines Detail eines komplexen Produkts – aber genau diese Sorge um Details ist das was Fachleute umtreibt, egal in welchem Bereich.
Der Reisepass ist bestimmt deshalb so hässlich, damit Fälscher ihn gar nicht erst nachmachen wollen …
À la “Den fälsch ich nicht, ich habe ja auch noch Standards” ;)
Hier muss ich dem kritischen Fazit der Runde wirklich widersprechen.
Es ist den meisten Bundesbürgern nicht bewusst, aber unser Pass ist der “wertvollste” der Welt. Mit keiner anderen Staatsangehörigkeit kann man in sovielen anderen Staaten visafrei einreisen.
Das führt leider auch dazu, dass er bei Dieben, die ihn für Fälschungen (durch Manipulationen am Originalpass) benutzen wollen, auch mithin der begehrteste Pass ist. Solche Banden sind gezielt hinter deutschen Reisenden und ihren Pässen her.
Das hat einen hohen Druck erzeugt, hier nachzulegen, nachdem der “alte” Pass mit Chip nun auch noch nicht besonders alt ist.
Die Experten der Druckerei haben alles an Sicherheitsmerkmalen zusammen geworfen, was nur möglich ist. Ja, die Ästhetik war dabei – im Zweifel – dann zweitrangig. Schönes Beispiel der Bundesadler auf dem Foto, dabei geht es nicht um Ästhetik, sondern wenn hier, zB mit Skalpel und chirurgischem Geschick, das Originalfoto durch ein anderes Foto ausgetauscht wurde, dann wird das u. a. dadurch sichtbar, dass die feingegliederte Grafik des Bundesadlers Veränderungen aufweisen würde. Daher ist es auch kein Zufall, dass der Bundesadler sozusagen mitten auf dem Gesicht von Frau Mustermann zur Landung kam. Das ist der kritischste Bereich des Fotos.
Und so kann man es durchdeklinieren. Die vielen Sterne kommen eben daher, weil es bei uns zur Staatsräson gehört, uns unter die Europäische Flagge zu stellen, das sind die Europasterne, die hier stark im Pass verteilt wurden. Daher steht auch auf dem Deckel jedes Passes zuerst “Europäische Union”, dann “Bundesrepublik Deutschland”. Der US Pass ist auch voller Sterne, das würde wohl kaum jemand kritisieren.
Das einzige, was mich am neuen Pass wirklich stört, ist, dass auf den soliden Deckel verzichtet wird. Damit wird das Passbuch zum Passgeheft. Das macht für Vielreisende einen großen Unterschied bzgl. Haltbarkeit und Verschleiss, sobald die Bindung nicht mehr intakt ist, sich der Deckel ablöst usw. muss er ja ausgetauscht werden, da er dann nicht mehr akzeptiert wird und ein Ersatzpass ist teuer. Bei Vielreisenden wird der IMHO keinesfalls mehr solange halten können, bis alle Seiten vollgestempelt sind. Schade.
Der Vergleich hinkt. Denn schließlich sind die 50 Sterne Teil der Nationalflagge der USA. Der Stern ist hierzulande kein nationales Symbol, er ist ein europäisches, chinesisches, syrisches, türkisches (u.v.a) Symbol, nur eben kein deutsches.
Eben weil der deutsche Reisepass als der wertvollste Pass angesehen wird, sollte auch die Gestaltung diesen Wert widerspiegeln und das Design dementsprechend hochwertig sein.
PS: der norwegische Pass, der mich persönlich mit seiner Klischeelandschaft jetzt auch nicht vom Hocker haut, hat technisch betrachtet eben auch nur einen Bruchteil der Sicherheitsmerkmale. Das ist nicht weiter verwunderlich. Schließlich gibt es 16x mal mehr Bundesbürger als Norweger und somit fällt das Hauptaugenmerk für Passdiebstahl eben v. a. auf Deutsche (ähnlich, wie der Euro im Fadenkreuz der Fälscher steht und nicht die Norwegische Krone)
Gutes Design funktioniert. Auf mehreren Ebenen.
Beispiele hierfür gibt es genug, auch in Bereichen, in denen Fälschungssicherheit gefordert ist bzw. als Funktion an vorderer Stelle steht (Banknoten, Ausweise). Unsere Nachbarn in Europa machen es uns immer wieder vor. Design funktioniert. Man muss von Seiten des Auftraggebers den Designer aber auch machen lassen. Und da sehe ich aus eigner langjähriger Erfahrung die größte Schwierigkeit. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wieviel Einfluss seitens des Auftraggebers hier eingeflossen sein muss. Von Menschen, die keine Gestalter sind und die wenig bis keine Ahnung über die Komplexität von Gestaltungsprozessen und von deren Wirkkraft haben. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch deutsche Amtsstuben. Kein amtliches Dokument, kein Formular was professionell gestaltet werden durfte. Keines, was funktioniert, was wir auf Anhieb verstehen und fehlerfrei benutzen können. Kein Design eben.
Gutes Design funktioniert. Wenn gewünscht, natürlich auch fälschungssicher. Gleichzeitig kann es aber auch mehr, in diesem Fall muss es auch mehr können. Ein Ausweisdokument ist immer auch ein Aushängeschild des jeweiligen Landes. Es zeigt etwas von der Geschichte, der Kultur, dem Selbstverständnis. Das kann Design. Nur fälschungssicher kann auch die Bundesdruckerei.
Vielleicht wollte man ja auch nicht mehr. Wie traurig!
Unsere Nachbarn in der EU müssen aber nicht potenziell 83 Millionen Reisepässe ausgeben. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied ob man (Bsp. Norwegen) nur 5 Millionen Einwohner hat und dementsprechend Maschinen mit einem geringen Durchsatz an Pässen benötigt (langsamere Maschinen, geringerer Ausschuss = niedrigere Kosten die dann u.a. in Design einfließen können). Vergleich das mal bitte mit bspw. China / Indien. Da rattern die Maschinen täglich einen riesigen Durchsatz an Pässen und müssen trotzdem alle Sicherheitsmerkmale perfekt wiedergeben um kein Sicherheitsrisiko darzustellen. Das verursacht allein höhere Kosten welche mal eben nicht auf alle Bürger abgewälzt werden können.
Ich entkräftige deine Argumente einfach mal in dem ich behaupte, dass du als “Gestalter” keine Ahnung von Maschinenbau und den gesamten Prozessen der Passherstellung hast. Punkt. Aus.
Design spielt in diesen Fällen einfach eine Untergeordnete Rolle. Und das völlig zurecht.
Bei vielen Kommentaren hier kann man sich einfach nur an den Kopf fassen. Zum Großteil findet sich hier einfach nur Unwissenheit gepaart mit Ignoranz und dem typischen Leitspruch “form over function”.
Wie, zum Glück, der ein oder andere hier richtig angemerkt hat, ist der deutsche Reisepass unfassbar beliebt bei Fälschern und braucht extrem viele Sicherheitsmerkmale wie Kinegramme, Hologramme, Identigramme und/oder Einlaserungen welche auf algorithmen basieren.
Man kann nicht einfach 5 Designern freien Lauf lassen um was tolles zu kreieren, was dann keine Maschine auslesen kann oder von der Maschine so kompliziert aufgetragen werden muss, dass der Ausschuss in die Höhe schnellt. Wirtschaftlichkeit spielt hier genauso eine Rolle.
Aber wäre natürlich typisch deutsch, dass man soetwas verlangt und dann nicht die Mehrkosten bezahlen möchte. ¯\_(ツ)_/¯
Sind halt diese “großen Kleinigkeiten” die jeder ignoriert und selber besser machen würde, weil man einfach kein Hintergrundwissen über die Maschinen oder BWL 1 hat. (Quelle: Ich arbeite für einen deutschen Maschinenbauer welcher Maschinen zur Passpersonalisierung herstellt).
Den Leitspruch “form over function” können Designer gerne bei überteuerten Apple G5’s, Smartphones, Uhren, Logos oder sonstwas anwenden, aber bitte nicht bei einem Produkt, welches uns ALLE stark betrifft. Keiner von uns möchte einen Reisepass, welcher toll aussieht aber es jedem Menschen für ein bisschen mehr Geld problemlos ermöglicht in unser Land einzureisen.
Vorallem aber weil es um Design geht, welches man nur dann selber kurz zu Gesicht bekommt, wenn die Person am immigration Point den Pass unter sein UV-Lämpchen hält.
Torben, ich weiß nicht woher Du’s wissen willst, aber Du brätst hier nur die altbekannten Klischees auf über Apple, die natürlich überteuert sind, über Designer die ignorant sind und nur Ästhetik über Technik setzen.
Das ist so beliebt wie falsch.
Ohne praktisches technisches Handwerkszeug in Form einer Lehre oder mindestens 6 Monaten Intensivpraktikum in Holz-, Metall- und Kunststoffbearbeitung wärst Du in den 1980er Jahren an einer HfG (Hochschule für Gestaltung) nicht zum ID-Studium zugelassen worden. Die künstlerische Mappenprüfung und 1-2-tägige Aufnahmeprüfung mal außen vor.
Näheres zu Studieninhalten erspar ich Dir. Aber BWL war (leider) Pflicht.
Das Reindenken in Prozesse ist Grundlagenarbeit. Als Designer lerne ich zu verstehen, wie Dinge funktionieren, egal ob Maschinen oder Herstellungstechniken. Das ist die Basis für konzeptionelles Arbeiten.
Aber das nur mal am Rande erwähnt.
Die Maschinen heutzutage haben rein garnichts mit deinem Praktikum in den 80ern zu tun. Das ist kein Kindergarten wo du mal eben in Illustrator 10 Sterne einen Pfad entlang designen kannst wie es dir gefällt und die Maschine das dann einfach drucken lässt.
Da setzen sich Leute mit Ingenieuren, Wirtschaftsingenieuren, Softwareingenieuren, Monteuren, Konstrukteuren und Technischen Produktdesignern zusammen die alle einen Universitätsabschluss haben (ausgenommen Monteure :D) und entwickeln Konzepte für jedes! einzelne! Sicherheitsfeature, die auf mehreren Maschinen (zum Teil von unterschiedlichen Herstellern) reibungslos auf den Reisepässen angebracht werden müssen.
Ich finde es einfach maßlos respektlos wenn dann jemand daherkommt und deren Arbeit untergräbt, indem er es mit einem Konsumprodukt wie ein Apple-Gerät vergleicht und die Priorität eines Designers an oberste Stelle bei einem Produkt, welches Einfluss auf die “nationale Sicherheit” hat, setzt.
Allein die Tatsache das du anscheinend wenigstens die Grundlagen von BWL kennst und dann dennoch den wirtschaftlichen Aspekt von Produkten, welche auf Maschinen, die einen zum Teil zweistelligen Millionenwert haben, hergestellt werden, komplett ignorierst um der Bundesdruckerei Kulturlosigkeit vorzuwerfen, disqualifiziert dich in meinen Augen für eine ernsthafte Diskussion.
An sich ist es ja kein Problem all deine Wünsche umzusetzen, dann brauchst du dich aber auch nicht wundern, wenn ein Reisepass gerne über 150€ kostet. Wenn man mehr haben möchte, muss man im Gegenzug auch mehr geben.
So ist es!
Danke Achim!
Es trägt nicht zu einer ernsthaften Diskussion bei, sich den Frust von der Seele zu schreiben.
Wenn ein hochwertiges Produkt minderwertig aussieht, dann ist das eine nicht akzeptable Diskrepanz. Das geht besser. Denn gutes Design macht auch Werte sichtbar. Selbst unter UV-Licht. Und Sternchen stehen – in unserem Land – einfach in keinem historischen Kontext!
Anstatt ignorante “Designer” zu sein, könntet ihr ja einfach mal Gegenargumente bringen. Bitte zeige mir auf, dass das Klischee über Apple nicht stimmt und das ihr Ästhetik nicht über Technik setzt. Mit euren nichtssagenden Kommentaren macht ihr gerade nichts anderes, als euch ins eigene Bein zu schießen :D
Redest von “minderwertig aussehen”, weil dir es persönlich von der Optik her nicht gefällt. Dabei ist es von der Technik her absolut hochwertig.
Aber ja, bitte erzähle mir mehr davon wie DU es schöner und gleichzeitig sicherer bei gleichbleibendem Preis gemacht hättest. Dann nehm ich das “ignorant” auch wieder zurück :)
Your turn!
An die Skeptiker sei gerichtet, dass die Designer dieser Pässe ihre eigene Arbeit bestimmt gut finden. So wie ihr, falls ihr im Design tätig seid und so wie es auch gegenüber eurer Arbeit Kritiker geben kann und wird.
Das alles ist auch valide.
Aber ich bitte euch, von Hyperboliken wie “traurig” oder “peinlich” Abstand zu nehmen. Das ist einer sachlichen und professionellen Kritik unwürdig.
Der Pass ist in der Gestaltung letztlich reine Geschmackssache.
Ich zB mag die vielen Sterne und finde die Fusion, die hier ohne großes Kommentar vorgenommen wurde und wie selbstverständlich daher kommt, aus Bundesadler und den Sternen der Europaflagge auch politisch das genau richtige Signal für diese Zeit.
Es ist nur ein kleines Heftchen, aber wie eure lebhafte Diskussion hier zeigt kein x-beliebiges und es ist ein Statement, dass hier nicht “schwarz-rot-geil” zelebriert wird, sondern die Designelemente, die mit Europa zu tun haben, mindestens so ausgeprägt sind, wie jene, die auf die Bundesrepublik verweisen. Und das ganze in Heiterkeit kombiniert, mit verspielten und leichten Linien und Girlanden.
So kann man es auch sehen. Und mir persönlich gefällt diese Deutung irgendwie besser, als ein Verriß. Danke für eure Aufmerksamkeit.
Der neue deutsche Reisepass enthält sogar, wenn ich das den Fotos von der Präsentation sowie vpn Passmustern richtig entnehme eine Prise Patriotismusmus. So finden sich auf der Titelseite der Passkarte erhaben und / oder vertieft eingearbeitet Noten und Text der Nationalhymne, zumindest die erste Zeile, die ja auch so etwas wie unser Staatsmotto ist!. Dann ist, wenn ich das richtig erkannt habe, der Faden mit dem das “Passbuch” zusammengenäht wurde dreifaserig und – wer hätte es gedacht – Schwarz-Rot-Gold…………. weiterhin, aber das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, das ist auf den ersten Bildern nicht genau erkennbar, finden sich auf den Außen-Seiten der Innenseiten des neuen Passes kleine Deutschland-Flaggen. Das bleibt abzuwarten wenn der neue Pass vor mir liegt aber ich glaube diese auch erkannt zu haben…….
Versteckt findet sich so manches was es zu entdecken gilt. Wenn man das will………..
OH GOTTT!!!!!!! DAS ABENDLAND GEHT UNTER! ICH KANN NICHT MEHR ALS ÄSTHET AUF REISEN GEHEN. Was sollen die Syrer denken, und was die Afghanen. Und was die Kongolesen und Burmesen und Sudanesen, wenn ich am Flughafen an ihnen vorbei, zur fast lane “EU” gehe. Werden sie denken, “dieser Typ, der einfach überall einreisen kann, hat keinerlei Geschmack!”??!?
Ich schäme mich schon jetzt, bald diesen “Reisepass” in Händen halten zu müssen.
…………Und dann könnte man noch sagen, viel wichtiger als das Aussehen des Passes ist doch seine Haltbarkeit. Hier gab es ja für den Vorgänger speziell von Vielreisenden doch so manche Kritik zu lesen dass der Pass bei Vielnutzung schnell oder relativ schnell “auseinandergefallen” sei. Wenn das beim Nachfolger jetzt nicht mehr so ist, immerhin hat man ja die Materialien auch deshalb geändert um den Pass “nutzerfreundlicher” zu machen………….
Sicher hätte man auf den Innenseiten für die Visa als Hintergrundbild für Deutschland charakteristische Landschaften oder Bauten zeigen können. Aber irgendwo handelt es sich bei dem Dokument doch um einen REISEPASS und nicht um ein BILDERBUCH……….. :-)
Ein Problem dabei ist ja:
wir alle sind furchtbar davon überzeugt, genau zu wissen, was “typisch deutsch” sei, meistens wird das in negativem Kontext zum Nörgeln verwendet, aber was ist denn tatsächlich “typisch deutsch” im Sinne einer für Deutschland charakteristischen Landschaft?
Die Antwort dürfte nicht nur im Vergleich Bayern und Schleswig-Holstein extrem unterschiedlich ausfallen, was da jeweils für “typisch” oder “charakteristisch” erachtet wird. Da hat es ein Staat wie Norwegen, für den tatsächlich durchgängig ein gewisser Landschaftstyp charakteristisch ist, natürlich deutlich einfacher. Und so extrem gegensätzlich wie Voralpenland und Wattenmeer sind die im Detail natürlich durchaus vielfältigen Naturräume dort auch nicht.
Ein ähnliches Problem hatten wir ja schon mit der Gestaltung der Euronoten. Was wurde da gemeckert, dass es keine “Köpfe” und keine konkreten Orte oder Bauwerke auf die Scheine geschafft haben. Aber was ist denn schon charakteristisch für Europa, ohne, dass mit Fug und Recht, ein großer Teil Europas hätte sagen können “also für uns ist das ganz und gar nicht typisch!”. Also hat man es bei sehr abstrakter Fantasie-Architektur belassen und die europäischen Symbole verwendet, die Europa und die Sterne.
Ganz ähnlich ist es doch mit dem Pass für die Staatsangehörigen der 16 deutschen Länder. Und darüber noch die Einordnung in Europa als tragendes Element. Und das sicherlich mit den geschwungenen Linien und der fehlenden Strenge und Reduziertheit ein ganz beabsichtigtes Statement gegen staatstragende Schwülstigkeit. Beschwingt und europäisch, so sieht sich die moderne Bundesrepublik Deutschland gerne selbst. Und das kommt durchaus gut über den neuen Reisepass rüber.
Mir gefällt er!
Ich besitze diesen Pass inzwischen und muss sagen, gut, er ist jetzt kein Design-Highlight. Aber er wirkt edel und wertvoll. Ist ein seriöses, klares Reisedokument geworden………… Nur was die “Konstruktion” mit dieser Polycarbonat-Passkarte angeht bin ich skeptisch hinsichtlich Lebensdauer. Aber das wird man sehen. Die werden sich da schon Gedanken zu gemacht haben und wissen, dass ein Reisepass schon mal was aushalten muss……. Hoffentlich.
Naja, immerhin enthält der neue Reisepass (auf die Titelseite der Passkarte aus Polycarbonat) aufgraviert die erste Zeile der deutschen Nationalhymne samt der Musiknoten
sowie an den Außenrändern der Innenseiten winzig kleine Deutschland-Flaggen. Die kann man sehen wenn man die Seiten gegen das Licht hält.
Aber der UV-Druck der bleibt leider etwas langweilig. Trotz buntem Brandenburger Tor……. Hier hätte man wirklich mehr machen können. Selbst dann wenn die meisten das nie sehen.
In der Welt nationaler Dokumente wird die Beständigkeit des Designs nun mal ganz gross geschrieben, und anscheinend ist das speziell so in Deutschland.
Trotzdem wäre es nicht zu früh gewesen sich an, was die Reisepässe angeht, nun mal progressiveren Ländern wie Belgien, Portugal, Schweden oder Frankreich zu orientieren.
Erstere beweisen uns das ein oder zwei klar gesetzte Linien auf dem Cover, intelligent angewandt, wie kunstvolle Feuerwerke wirken können. Auch Blindprägungen kämen in diesem Zusammenhang für den Cover mehr in Frage. Und weshalb denn nicht, wenn zumindest im Süden des Landes ein Haufen Barock liegt, den man ja auch endlich in den Reisepässen hätte verwenden können?
Schon auf Grund der deutschen Geschichte wäre so was heftig angebracht. Es täte viel dazu den schrecklichen Adler, der doch sehr aussieht als habe er als letzte Fratze des Quetzalcoatls gerade einen Hasen zerpflückt, bzw. alternativ an jedem Galgen der Nürnberger Prozesse simultan gehangen, doch wieder in ein freundlicher gelauntes Nutz(Wappen)tier umzuwandeln.
Ganz klar ist auch dass man mit dieser langweiligen Blockschrift die wir seit 70 Jahren vorfinden, wohl keine dem Verkauf bedachte Cola-Dose beschriften würde. Höchste Zeit also zur Verwendung einer erfrischenderen Serif-Schrift, nachhaltig und elegant.
Es kann doch nicht sooo schwer sein dass man da was Annehmbares auf die Beine kriegt. Beim Briefmarken-Design funktionierts doch auch! Doch wenn Berliner Bürokraten und Politiker um ihre Ämtchen bangen… …
Kann es sein, dass der Reisepass dieses Jahr nochmal ein Update bekommen hat? Meiner, Stand 8.8.2018, hat diese gestalterischen Verbrechen nicht mehr…
Und wie schaut der Pass unter UV-Licht aus? Denn das wird schon benötigt, um das bunte Grauen zu sehen.
[…] ist ein Aspekt, dem meines Erachtens nach wie vor zu wenig Rechnung getragen wird. Der deutsche Reisepass etwa, mit seiner gruseligen Gestaltung, lässt jegliches Designverständnis und Farb- und Formempfinden vermissen. Selbstverständlich […]