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Neuer Markenauftritt für Thyssenkrupp

Thyssenkrupp Logo (ab 2015) Quelle: Thyssenkrupp

Thyssenkrupp, 1999 aus der Fusion der Friedrich Krupp AG Hoesch-Krupp mit der Thyssen AG hervorgegangen, legt sich einen neuen Markenauftritt zu. Das Unternehmen befinde sich mitten in einem Transformationsprozess, der seit heute nun im Erscheinungsbild sichtbar wird. Auch das Logo, das zuletzt vor sechs Jahren modifiziert worden ist (dt berichtete), bekommt ein Redesign.

Die heutige Bilanzpressekonferenz in Essen bildet den Rahmen für die Vorstellung des neuen Erscheinungsbildes. Ab sofort werde das Unternehmen als einheitliche Dachmarke auftreten, was für einen weiteren Schub für das Stahl- und Technologieunternehmen sorgen soll. Die Eigenschreibweise des Namens lautet nunmehr „thyssenkrupp“. Der neue Claim „engineering.tomorrow.together.“ verdichte das Markenversprechen und „beschreibt in drei Worten, wer wir sind, was wir machen und wie wir es tun“, so Kommunikationschef Alexander Wilke.

Auf eine millionenschwere Werbekampagne wolle man verzichten, wie es in der heute veröffentlichten Presseerklärung heißt. Die Evolution des Markenauftritts sei mit Augenmaß und der finanziellen Situation des Unternehmens angepasst. Die Kosten für die Entwicklung sowie die Umstellung auf den neuen Markenauftritt werden mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag beziffert.

Auszug Pressemeldung

Die neue Marke stellt den Kunden stärker in den Mittelpunkt. Sie vermittelt die Aufstellung als diversifizierter Industriekonzern und den Anspruch, integriert zu arbeiten, dadurch interne Synergien zu heben und Mehrwert für Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre zu schaffen. […] Das Herzstück ist das Markenversprechen. Weil es den Kunden in den Mittelpunkt stellt und sagt, wie wir unsere Kunden voranbringen wollen.“

Das im Zuge der Fusion vor 21 Jahren entstandene Logo – ein überfrachtetes Kachelkonstrukt, bei dem die Krupp-Ringe mehr schlecht als recht mit dem Thyssen- bzw. Rheinstahl-Bogen kombiniert wurden, ist Geschichte. Im neuen Logo wurden beide Elemente zu einem neuen, originären Zeichen vereint. Eine Verschmelzung, die im Kreise der Belegschaft, so schildert es ein Mitarbeiter gegenüber dem dt, heftig und kontrovers diskutiert wird. Auch was die Formgebung betrifft wurde das Firmensignet stark vereinfacht. Es enthält nun keinerlei Verläufe und Schatten mehr. Die 1999 eingeführten, von Dalton Maag entwickelten Corporate Schriften TKType und TKSerif werden auch weiterhin genutzt.

Der neue Markenauftritt entstand in Kooperation mit den Agenturen thjnk und loved sowie dem Beratungsunternehmen McKinsey. Thjnk verantwortet als internationale Leadagentur im Verbund mit der Zentrale in Hamburg die Entwicklung der neuen Dachmarke sowie die Kreation von Kommunikationsmaßnahmen. Für die Corporate Identity und das weltweit einheitliche Corporate Design zeichnet die thjnk-Agenturtochter loved verantwortlich.

Einordnung

Es ist nachvollziehbar, dass sich Mitarbeiter wie auch Kunden an die neue Optik gewöhnen müssen, gleichwohl sorgt die Vereinheitlichung des Markenauftritts in Verbindung mit der vereinfachten Formensprache und der neuen Hausfarbe Hellblau für eine verbesserte Wahrnehmung. Trotz vereinfachter Formgebung ist das neu entstandene Signet einzigartig, was insofern die größte Herausforderung bei der Gestaltung von Logos darstellt, weil Einfachheit leicht und in Beliebigkeit mündet, wie wir zuletzt bei so vielen Dotcom-Unternehmen beobachten konnten (Ebay, Yahoo!). Optisch zeigt sich die Marke Thyssenkrupp verjüngt, was auch am frisch relaunchten Webauftritt erkennbar ist, der nun auch den Anforderungen einer stärkeren Nutzung mit Smartphones Rechnung trägt.

Lediglich die erzwungene Kleinschreibweise erscheint wie ein Rückfall in die 1990er Jahre, wo eine solche Schreibweise verstärkt als Stilmittel Anwendung fand. Auch jüngere Marken wie Airbnb setzen auf Minuskeln. Dass man bei Thyssenkrupp, im Gegensatz zu Airbnb, selbst in Texten den Namen klein schreibt, etwa auch im heute veröffentlichen Geschäftsbericht, ist in der Tat gewöhnungsbedürftig. Denn, wie es ein Kollege schrieb, „widerspricht die ständige Hervorhebung des Firmennamens im Fließtext einem seriösen Selbstverständnis der eigenen Identität“. Logo und Text erfüllen unterschiedliche Funktionen, dies gilt es zu berücksichtigen. Marken, bei denen die Schreibweise des Namens im Logo 1:1 in Texte überführt werden, drängen sich auf, nehmen sich wichtig, zu wichtig, wie ich meine. Eine naheliegende Alternative wäre die Schreibweise des Namens mit Majuskeln. Einen Automatismus, wonach eine solche Schreibweise auch in Textform angewendet werden müsste, gibt es jedoch auch hierbei nicht. In diesem speziellen Fall spielt freilich auch die Firmengeschichte eine Rolle. In der neuen Wortmarke wurden die Namen Thyssen und Krupp vollständig vereint, ohne dass diese, wie bislang, mittels großem Anfangsbuchstaben hervorgehobenen werden. Die Vollendung der Fusion gewissermaßen.

Thyssenkrupp Logoevolution

Thyssenkrupp Logoevolution Quelle: thyssenkrupp
Thyssenkrupp Logoevolution, Quelle: Thyssenkrupp
Thyssenkrupp Cover – engineering.tomorrow.together. Quelle: Thyssenkrupp
Poster: Fahrtreppen-Installation im oneWTC, New York, Quelle: Thyssenkrupp

Mediengalerie

Weiterführende Links

  • Webspecial zum Redesign: Wir sind soweit | thyssenkrupp.com/brand

Dieser Beitrag hat 37 Kommentare

  1. Kann man nicht meckern? Das Corporate-Design ist super generisch. Headlines farbig zu hinterlegen ist die Allzweckwaffe, wenn kein Konzept greift. Originalität gleich 0. Ohne Fotografie – als einziges echtes identitätsstiftendes Element – zerfällt das Corporate Design in seiner Banalität.

  2. Der Claim ist zwar inhaltlich richtig, gleichzeitig aber ziemlich hölzern.
    Die Bildmarke hat in kleinen Größen Probleme und wirkt zu komplex.
    Und Kleinschreibung und Balken sind ziemlich outdated.

    Da hätte ich mir von Thyssenkrupp eine Spur mehr „Tommorow“ erhofft.

  3. Geht es nur mir so, dass durch die drei Kreise in direkter Kombination mit dem Bogen ein gewisses Wirrwar aus Linien entsteht? Der Bogen darüber gesetzt hatte zudem etwas beschirmendes und sicheres vermittelt, das nun verschwunden ist.

    Fände die Version Nr. 3 deutlich ansehnlicher, allerdings unbedingt mit Großschreibung des Namens; gerne auch zentriert übereinander.

  4. Mich erfreut die Filigranität des Logos, die im Kontrast zu den Produkten und Materialien steht, mit denen der Konzern sein Geld verdient. Das transportiert zurückhaltende Souveränität und Leichtigkeit.

    Allerdings finde ich das Linien-Wirrewarr ziemlich störend. Zunächst wurde ich an eine Sicherheitsnadel erinnert. Den Thyssen-Bogen in die Krupp-Kreise zu integrieren ist m. E. nicht gut gelungen. Ich hätte das Linien- und Kreisgebilde noch mehr entzerrt und reduziert.

    Nicht zu Ende gedacht. Schade.

  5. Ich empfinde ebenfalls ein Wirrwar aus Linien. Viele Möglichkeiten Dinge zu sehen, die wohl eigentlich nicht geplant waren.
    Ich werde in der Mitte ab jetzt immer Darth Vader sehen!

  6. Ich kann in punkto Beibehaltung der Kleinschreibung innerhalb eines Textes nur zustimmen, auch in einem Briefkopf wirkt das kleingeschriebene “thyssenkrupp” unweigerlich falsch….

  7. Als Duisburger kenne ich alle Entwicklungsstufen des Logos sehr gut und bin überrascht wie gut mir das neue Signet gefällt.

    Es ist sicherlich der größte Schritt seit der Fusion, aber jetzt ist es endlich ein einziges Logo und nicht mehr zwei Firmen irgendwie zusammen gebracht.

    Es ist zwar etwas Wirrwarr, aber man muss ja nicht immer etwas erkennen. Es ist ein einzigartiges Zeichen, das aus den traditionellen Formen der beiden Firmenlogos entstanden ist. Der Rest ist wie immer Geschmackssache.

  8. Ich bin ebenfalls Duisburger, mit Thyssen–Krupp / thyssenkrupp aufgewachsen, und war sehr gespannt auf das neue Logo. Mein Papa z.B. arbeitet nach wie vor im Konzert, somit gibt es eine hohe persönliche Identifikation mit dem Unternehmen für mich.

    Ich hatte schlimmste Befürchtungen, die sich nicht bewahrheiten sollten: Für mich persönlich ist der neue Auftritt sehr gelungen; ich mag das Reduzierte sehr, und für jemanden, der beide Logos noch kennt (in meiner Kindheit gab es z.B. in DU–Rheinhausen noch das Krupp–Logo an einem Kamin zu sehen, sehr beeindruckend!), finde ich schön, dass beide Signets auch im neuen Logo enthalten geblieben und intelligent verbunden wurden (wenngleich – jemand, der die Herkunft / Quelle nicht kennt, mag es ggf. als leichtes Wirr–Warr empfinden, ja).

    Trotzdem werde ich ein Wenig dem alten Logo hinterher trauern, erinnert es mich doch an meine Jugend in Duisburg. *Seufz!*

  9. “Engineering. Tomorrow. Together.” … und heute, was machen sie heute? Man kann’s mit den Punkten auch so weit übertreiben, dass der Sinn sich verändert.

  10. Banalität hat einen neuen Namen….
    Das Thyssen und Krupp Logo ineinander zu schieben statt untereinander – um das als “neue” Bildmarke feiern zu können musste man tatsächlich mehr als 6.000 Personen (laut Website) befragen? Und wenn der Claim schon “tomorrow” sagen soll, warum trauert man dann noch so sehr den alten Bildzeichen hinterher? Der Name Thyssen Krupp ist doch ausreichend Referenz und spiegelt auch die Geschichte von Thyssen und Krupp wieder.

    Der Webauftritt und die Farben sind so generisch, dass ich wenn ich das Logo abdecke, eine generische Website für ein X-beliebiges Unternehmen sehe.

    Aber vielleicht folgt ja bald ein wirkliches Redesign – tomorrow. Heute sehe ich es jedenfalls nicht.

  11. Das Logo erscheint mir auf den ersten Blick auch sehr wirr. Aber, daran gewöhne ich mich schnell, schätze ich. Beginne bereits, das “Knäuel” fast mutig zu finden. Erschreckend uninspiriert, langweilig und auch noch 90er (Schreibweise) finde ich die Wort- … ähm … -marke.

  12. Guter Deal für thjnk. Den Verlauf zu kicken und die alten Elemente zu vereinen finde ich prima. Aber hellbau und kleingeschrieben? Das ist für mich zu viel baby & bluchips für ein urdeutsches Stahlunternehmen mit Schlakke am Ärmel.

  13. Ich finde es grundlegend gelungen. So mein erster und auch zweiter Eindruck.
    Was ich schade finde, ist die Farbwahl. Denn gerade das dunkle Blau habe zumindest ich immer mit Thyssen Krupp in Verbindung gebracht.

    1. Wen diese Aussage auch nur im Ansatz richtig wäre, müssten einige der bekanntesten und besten Logos auf den Designfriedhof. Was ist mit dem Logo der Deutschen Bank? Ein Quadrat mit Schrägstrich. Von der Bank und deren Geschäften kann man halten was man möchte. Das Logo von Anton Stankowski ist und bleibt in meinen Augen ein zeitloser und vor allem eigenständiger Klassiker. Ist dein Pseudonym nur reiner Zufall?

  14. Die unternehmensfarbe erinnert mich an ARAL …. eine freundliche farbe, die aber nicht wirklich mit schwerindustrie assoziiert wird; vielleicht ist das absicht.

    Allerdings ist es wohl inzwischen schwierig, eine farbe zu finden, die an kein anderes unternehmen erinnert.

    Die bildmarke mit allen elementen in gleicher strichstärke hat auch etwas technisches. Ob sie nun an eine zeichnung erinnert oder an ein fertigungsverfahren ….

    Bei https://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_logo.html steht etwas zur logo-geschichte. Die ringe stammen von 1875 und die parabel von 1955 (Rheinstahl-pavillon auf der Hannovermesse).

    Die kombination aus klein- und zusammenschreibung mit der farbe blau erinnert mich an das unter anderem hier in Leoben tätige unternehmen voestalpine (entstanden 1973 aus Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke + Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft). Die geschichte der stahlindustrie ist ganz allgemein von feindlichen übernahmen und kartellaffären geprägt …. management mit stählernen bandagen. Vielleicht soll diesem image auch das freundliche himmelblau entgegengesetzt werden.

  15. Warum wettert jeder gegen die Kleinschreibung ?????????????????????????????????????????????????????????

    Im normalen Sprachgebrauch werden die drei englischen Wörter auch klein geschrieben.
    Vielleicht soll das auch etwas Zurückhaltung symbolisieren, eben das, was auch gewünscht ist.

    Und warum es so machen wie alle andren ?

  16. ThysSenkRupp, auch im englischen werden “Eigennamen” mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben. Nicht jedem in der weiten Welt ist die Zusammensetzung und damit Aussprache der beiden Firmennamen bekannt/bewusst. Da schadet die Kleinschreibung.
    Gegen Farbwahl kann ich wenig einwenden, weil deutsche Industrie-Firmen noch nie mutig in diesem Feld auftraten (Kodex?).
    Die Argumente zum komplizierten Linien-Wirrwarr im Logo sind berechtigt, andererseits ziehen sie das Auge an, um den “Knoten” visuell zu lösen ;-) Die Rheinstahl-Hütte und die drei Bahnräder sind nun deutlich enger miteinander verwoben, so wie es die Firmenkultur wohl sein möchte?!

  17. Ich bin enttäuscht. Nun geht auch TK nen Weg der Schlichtheit. Alles verkommt zu Einheitsbrei. Und dann noch passend dazu der Slogan: Ganz. Schön. Einfallsreich. Muss man denn jeden Trend mitmachen? Mein Vorschlag wär noch gewesen “Wir l(i)eben Stahl” um einen anderen Trend aufzugreifen. Auch das Logo, der Thyssen-Bogen bzw. Rheinstahl-Bogen und die Krupp-Räder verkommen zu bloßen Linien, der Bogen kommt sozusagen wortwörtlich unter die Räder. Meiner Meinung nach ein weiterer Schritt in Richtung ebay, facebook oder Google…

  18. T und K klein zu schreiben, kann ich nicht nachvollziehen, das erschwert die Erfassung des Namens, der nunmal zusammengesetzt ist. Ansonsten mag ich das Logo. Bei den Anwendungen scheint es aber an anderen Gestaltungselementen zu fehlen, da gibt es keinerlei Überraschung. Hellblaue Rechtecke allein sind nicht sonderlich eigenständig.

    1. Es ist vielleicht gewollt, dass nicht mehr “Thýssen (lufthol) Krúpp” gesagt wird, sondern “thýssenkrupp” wie viele andere zusammengesetzte worte ausgesprochen wird. mit leichtem akzent auf dem anfang, aber “-krupp” bleibt unbetont.

      All die imagevideos, die seit dem relaunch zu finden sind, sind zwar mit fetziger musik, aber ohne kommentar. Also ist nicht herauszufinden, ob das nun auch anders ausgesprochen wird.

  19. Erste Assoziation (allein aufgrund der Typo): “Aha, ThyssenKrupp wird kleiner.”

    Ob das so gewollt ist? Hat man sich vom Anspruch eines großen Players verabschiedet und reiht sich jetzt in die Reihe der beliebig-belanglosen Mittelständler-Logos ein?

  20. Ein Strichmännchenlogo, das anscheinend ein fünfjähriger mit Wachsmalkreide zusammengekritzelt hat. Dazu ein nichtssagender englischer Spruch und alles kleingeschrieben.
    Das Ganze auch noch in blaßblau gehalten.
    Das neue Logo ist an Beliebigkeit leider nicht mehr zu überbieten.
    Was wohl die Mitarbeiter an der Basis dazu sagen werden?

  21. Die drei Ringe sitzen jetzt nicht mehr ganz symmetrisch ineinander, nicht wahr? Der obere Ring greift tiefer in die beiden anderen als letztere ineinander. Ich finde das Auge merkt das schon und es wirkt irgendwie unausgewogen. Andererseits hätte, hätte man die Symmetrie der Ringe erhalten, wohl der Thyssen-Bogen nicht ohne Änderung der Kurve vernünftig hinein gepasst. Spätestens dann wäre es wohl eine Überlegung wert gewesen, ob das wirklich so funktionieren kann.

    1. Es ist immer noch symmetrisch, allerdings ist es jetzt eine einfache Spiegelsymmetrie, nicht wie zuvor eine dreizählige Drehachse + drei Spiegelebenen.

  22. wiki sagt

    Die ThyssenKrupp AG ([ËŒtɪsn̩ˈkrÊŠp] oder [ËŒtʏsn̩ˈkrÊŠp]) ist ein deutsches Industrie- und Rüstungsunternehmen und Deutschlands größtes Stahl- und Technologieunternehmen.

    Das neue Logo könnte auf die Herstellung von Friedensprodukten schließen lassen. Let’s call it bluewashing.

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