Kreativität hat man oder hat man eben nicht, so die allgemeine Vorstellung. Dass Kreativität in jedem von uns steckt und wie ein Muskel trainiert werden kann, davon sind hingegen die Brüder David und Tom Kelly überzeugt, ihres Zeichen Gründer der weltweit tätigen Designberatung IDEO sowie Mitbegründer des „Hasso Plattner Institute of Design“ an der Stanford Universität (kurz „d.school“). Beim Verlag Hermann Schmidt Mainz ist nun die deutsche Ausgabe ihres Buches „Creative Confidence“ erschienen. „Kreativität und Selbstvertrauen“ lautet der Titel. Ein Buch, das anregt und ansteckt.
Um es gleich zu sagen: „Kreativität und Selbstvertrauen“ ist kein Buch, indem gängige und/oder zum Teil veraltete Kreativitätstechniken beschrieben werden, die dazu dienen, aus Kreativen das Beste herauszuholen. Das Buch ist alles andere. Im Grunde genommen richtet es sich nicht einmal explizit an diejenigen, die bereits einer kreativen Tätigkeit nachgehen. Angesprochen dürfen sich Menschen, die, und das ist es, was kreatives Handeln unter anderem auszeichnet, Lust am Perspektivwechsel haben beziehungsweise dazu bereit sind, sich auf einen solchen einzulassen.
Viele der von den Autorenbrüdern erzählten Geschichten handeln von Menschen, denen bis dato ihre eigene kreative Seite gänzlich unbekannt gewesen ist. David und Tom Kelly schildern, wie ein solcher Perspektivwechsel das Leben und Arbeiten vieler Menschen entscheidend verändert hat, seien es Ärzte, Ingenieure oder Banker, also genau die, die gerne selbst von sich behaupten, sie seien nun einmal nicht der kreative Typ. David Kelly hat es sich zum Ziel gesetzt, nachdem bei ihm vor einigen Jahren Krebs diagnostiziert wurde, das Selbstvertrauen in die eigene Kreativität bei so vielen Menschen wie es nur geht zu erwecken. Hierbei greifen die Autoren auf das Prinzip von Design Thinking zurück.
Design Thinking ist die im Zuge der Gründung von IDEO von den Kelly-Brüdern entwickelte Methode zur Lösung von Problemen. Wie auch beim User Centered Design, ein Begriff, der seit Anfang der 1990er Jahre vor allem im Zusammenhang mit Interface-Design verwendet wird, steht auch bei Design Thinking jeweils der Mensch im Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses. Eine Entwicklung, bei der, so die Idee hinter Design Thinking, Menschen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen zusammenarbeiten, um eine neue Form, ein bessere Produkt zu schaffen. Leser des Buches erfahren die Prinzipien dieser Methode und, eben das macht es auch für gelernte Gestalter interessant und lesenswert, schärfen auf diese Weise ihren Blick für die Dinge.
Designprozesse beginnen meist damit, Fragen zu stellen, die richtigen Fragen. Erst im darauf folgenden Schritt lassen sich Probleme lösen, können passende Entwürfe erstellt werden. Das Buch regt dazu an, die initiale Fragestellung selbst in Frage zu stellen. „Frage Null“, nennen das die Autoren. „Frage Null“ erlaubt es Lösungen zu entwickeln, die womöglich aufgrund einer falschen Ausgangsfrage niemals hätten entstehen können. Ein Beispiel. Statt also, wie vom Auftraggeber zunächst als Zielaufgabe ausgelobt, mit „Wie können wir das chirurgische Instrument leichter machen?“ zu starten, gestattet die Fragestellung „Wie können wir das Instrument während langer Prozeduren in der Hand bequemer machen?” eine breitere Palette an Lösungsmöglichkeiten.
Zahlreiche dieser Designprozesse respektive Entstehungsgeschichten, auch bekannter Persönlichkeiten wie etwa Steve Jobs, finden sich im Buch dokumentiert. Eines ist klar, auch das wird im Buch deutlicht: Kreativität und Aktivität stehen in enger Verbindung zueinander, man könnte sagen, Kreativität bedingt Aktivität. Nicht versuchen, sondern machen ist die Devise! Um Kreativität zu erfahren, muss man diese auch wollen. Statt zu warten, bis einen die Muse endlich wach küsst und sich die eine geniale Idee einstellt, sollte man alles daran setzen, Probleme aktiv anzugehen, um möglichst viele Lösungen zu erarbeiten. Misserfolge und Fehler, so die Einschätzung der Autoren, gehören zu jedem Designprozess dazu. Auch in dieser Hinsicht fungiert „Kreativität und Selbstvertrauen“ als Motivator, als Mutmacher, nicht als Ratgeber im klassischen Sinne, sondern als Ideengeber und Mentor, der dazu animiert, Kreativität freizusetzen.
Basisdaten
- Kreativität und Selbstvertrauen (typografie.de) – Der Schlüssel zu Ihrem Kreativbewusstsein von David und Tom Kelley
- erschienen im Verlag Hermann Schmidt Mainz
- Gestaltung: Stan Hema
- 324 durchgehend zweifarbige Seiten, die Mut machen, die verborgene Kreativität zu erschließen, die in jedem von uns schlummert
- Format: 13,5 x 21 cm
- 29,80 Euro
- ISBN 978-3-87439-859-6
Gratisexemplar
Wer bis zum 06. April eine E-Mail an verlosungen {ät} designtagebuch.de schickt und kurz schreibt, woraus sich das Interesse begründet, kann ein Exemplar ergattern.
Video
Im folgenden Video beschreibt David Kelley das Prinzip hinter „Creative Confidence“. Diese und weitere Erzählungen erwarten den Leser des Buches.
Ich würde das Buch gern gewinnen, weil ich mich zwar als kreativ bezeichnen würde, mir aber oftmals das Selbstvertrauen fehlt, auch hinter meinen Ideen zu stehen, und diese zu verteidigen. Das ist Schade. Außerdem gefällt mir die Gestaltung.
Liebes Tagebuch,
Ich werde das Buch entweder gewinnen oder kaufen müssen, denn ich finde vorgestellte Buch super. Das Thema Kreativität ist von dieser Sichtweise her sehr interessant, gerade die Grenzen der “Kreativberufe” zu den “Unkreativen” sollten der Vergangenheit angehören, und die Analogie des Problemlösens als Kreativprozess – statt nur die Diszplin des Gestaltens in das Zentrum zu setzen – ist genau mein Ding. Ich lese weiterhin das Designtagebuch, man sollte ja sein Handwerk verstehen.
Ich finde, Innovation und Fortschritt sind immer so abstrakte Begriffe, eine “kreative” Lösung ist zwar oft disruptiv, aber erkennt oft ein anderes Problem als Ursache, als das beschriebene Symtom.
Also danke in jedem Fall für den tollen Buchtipp und die anderen lesenswerten Beiträge. Ob ich gewinne, kann ich leider (noch) nicht beeinflussen …. wenn nicht, muss ich das Problem des Haben-Wollens konventionell / unkreativer lösen.
Liebes Designtagebuch,
mir hat der Artikel zur Buchvorstellung unheimlich gut gefallen.
Natürlich möchte ich das Buch gerne habe, ohne um den heißen Brei herum zu reden.
Der Grund liegt auf der Hand: Ich bin freischaffender Kreativer, hadere aber oftmals
mit meiner Einstellung zur eigenen Kreativität. Manchmal finde ich nicht den rechten Zugang dazu.
Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ein Buch etwas daran ändern vermag, jedoch würde ich meiner Kreativität gern die Möglichkeit geben wollen, neue Türen aufzustoßen.
Ich hoffe, diese spät nächtlichen Zeilen erreichen ihr Ziel und ich kann bald neue Wege zu einem besseren Selbstverständnis und Selbstvertrauen beschreiten.
Mache weiter so liebes Tagebuch, wir lesen uns bestimmt!
Kreative Grüße aus dem Ruhrpott und
Glück Auf!
Bastian, im Gegensatz zu Daniel und Paul hast Du noch keine E-Mail geschickt. Wer das Gratisexemplar erhalten möchte, schildere bitte per E-Mail, warum er es gerne hätte (siehe Artikeltext).
Ist das ein aktuelles Buch? Das Cover-Layout sieht irgendwie aus wie bei einem wissenschaftlichen Buch aus den 1980ern … ;-))
Hallo, mir erschließt sich auch nicht ganz wie man bei dem Titel auf die Covergestaltung gekommen ist?
Der Inhalt mag noch so gut sein aber ein Buch in diesem “Outfit” würde ich im Geschäft nicht in die Hand nehmen.
@Stefan: Offensichtlich hattest Du bisher noch keine “wissenschaftlichen” Bücher aus den 80ern in Deinen Händen. Sonst müsstest Du zwangsläufig zu einem anderen Schluss kommen.
@Franzi: Leute, die Inhalte interessant finden, aber der Form wegen nicht lesen wollen, erschließen sich mir ebenfalls nicht.
@tbc: hier lese ich ja eine gute Rezension, und kann mir daher denken, dass der Inhalt für mich spannend sein könnte. In einerBuchhandlung würde ich das Buch unter hunderten die im Regal stehen wohl wegen seiner Erscheinung nicht näher anschauen d.h. ohne den Inhalt zu kennen erscheint mir die Gestaltung abschreckend :-)
Wenn ich weiß dass der Inhalt vielleicht spannend ist, sehe ich auch über die Form hinweg ;-)
Ich muss Franzi recht geben, dieses Buch sieht nicht so aus, als hätte der Gestalter ein Blick in das Buch geworfen … wenn man der Rezension glauben darf. Zumindest das Buchcover wirkt armselig und wenig einladend.
Ich mag die Farbgebung und auch grundsätzlich die Gestaltung. Offenbar war von Stan Hema ein anderes Cover geplant. Im Vergleich dazu ist das grün ansprechender, weil im Kontext eines solchen Buches ungewöhnlicher. Denke auch, dass der Verlag hier bewusst eine Unterscheidung zu anderen, auch anderen eigenen Werken herstellen möchte.
Da ich allerdings zu denjenigen gehöre, die ein Buch mittels Textmarker und/oder Stift
verschandelnbearbeiten, waren die bereits in der Gestaltung vorgegebenen, durchaus gutgemeinten Unterstreichungen für mich weniger hilfreich. Andere werden diesen „Service“ grafischer Art vielleicht mehr zu schätzen wissen als ich. Die Kombination aus Stanley poster als Headlineschrift und Stanley regular im Text finde ich hingegen sehr ansprechend und passend.Übrigens…
Also, ich würde ein Buch mit diesem Titel ohne diese (mich) ansprechende Gestaltung nicht in die Hand nehmen. Der Titel klingt nach miefigem Selbsthilfe-Ratgeber, von denen es tausende gibt. Durch die Gestaltung hebt dieses Buch sich ab und vermittelt mir, dass es von jemandem kommt, der von Kreativität und Design auch wirklich Ahnung hat. Mit anderen Worten: Mir gefällt’s.
Mich würde eine aussagefähige Rezension des Buches interessieren.
Nach einem Blick auf das Cover war ich mir sicher, dass es sich hier um einen aufwendigen Aprilscherz handelt. Die ISBN-Nr. belehrte mich dann leider vom Gegenteil.
Der Titel auf dem Cover lautet eben nicht »Kreativität & Selbstvertrauen« sondern »Kreativität & Selbst/vertrauen« Was auch immer uns der Schrägstrich und Versatz sagen soll. Die typographische Gestaltung zeugt in meinen Augen weder von Kreativität noch von Selbstvertrauen sondern von Ideen- und Lieblosigkeit. So deklassiert die Form m.E. den womöglich lesenswerten Inhalt. Es wirkt wie der hilflose Gestaltungsversuch eines Laien im Selbstverlag.
Hallo Team von Design Tagebuch,
danke für den Artikel. Ich habe gleich mal darauf verwiesen
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Ich habe soeben den Gewinner ermittelt, übrigens nicht per Losentscheid. Ich habe mir alle E-Mails – insgesamt sind 131 eingegangen – durchgelesen und nach meinem Bauchgefühl entschieden, was mir insofern nicht leicht fiel, weil die Meisten sehr nachvollziehbar, zum Teil sehr persönlich geschildert haben, weshalb sie das Buch gerne hätten. Sehr gerne hätte ich jedem ein Buch zugesprochen.
Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, dass das Gratisexemplar in die Hände von Nadine Slawik kommen soll, die ehrenamtlich als Projektmitarbeiterin für den Verein Futurepreneur tätig ist. Hier möge das Buch die Kreativität, das Selbstvertrauen und den Unternehmergeist bei Jugendlichen, die zum großen Teil aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen, stiften beziehungsweise stärken. Und hier könnten Denkanstöße, wie sie Tom und David Kelley geben, besonders wirksam sein, so hoffe ich jedenfalls.
Kreative Momente wünsch ich.
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Also die Gestaltung ist wirklich furchtbar, aber naja, ich habe es gerade vor mir auf dem Schreibtisch liegen. Mal sehen ob’s gut ist.
@Thomas Weißenfels:
Könnte ein Wortspiel sein: Kreativität und Selbstvertrauen & (sich) selbst vertrauen.
Bitte einmal (ernsthaft) darüber nachdenken …
Lieblos sieht es eher nicht aus, der Text ist nicht uninteressant gesetzt, über Ideenlosigkeit könnte man sich vielleicht unterhalten.
Allgemein kann ich empfehlen sich mit den Dingen etwas tiefgehender zu befassen, bevor ein Urteil gefällt wird, sonst ist es nur dahergeredet und das ist irgendwie … … ideen- und lieblos.
Lieber Hase,
eventuell hat »Kreativität & Selbst/vertrauen« einen tiefgründigen Sinn. Vordergründig ist jedoch schlichtweg der Buchtitel nicht korrekt abgebildet.
Die Gestaltung finde ich dem Thema nicht angemessen. Es ist ein passendes Design für eine Buchreihe über die DIN und ISO Normen – Kreativität visualisiert sich für mich anders. Da nützt auch ein tiefergehendes Befassen nichts. Aber das kann ja auch jeder sehen wie er will. Hasen gefällt es offenbar.
Bei mir hat es scheinbar genutzt und ob es mir gefällt oder nicht, tut gar nichts zur Sache (nebenbei: nicht besonders)
Ein niveauvolles Gespräch über Gestaltung kann bei so einer offensichtlich oberflächlichen Betrachtung jedenfalls nicht stattfinden. Von Aprilscherzen und ähnlichem zu sprechen ist einfach nur albern. Ein Laie hat es vermutlich auch nicht gemacht und ist eine freche Behauptung. Weswegen schreibt man so etwas überhaupt auf? Das ist doch Zeitverschwendung!
Wir befinden uns in einem Blog über Design. In diesem wurde am 1. April ein Beitrag über eine Publikation veröffentlicht, deren Inhalt und Gestaltung in so einem krassem Missverhältnis stand, dass der Gedanke eines Aprilscherzes, von Achim Schaffrinna auf unsere Kosten, für mich der erste Gedanke war.
Evtl. haben wir ein unterschiedliches Verständnis von gutem Design. Design über das man nachdenken muss, ist für mich evtl. Kunst im Alltag z.B. auf einem Sachbuchtitel m.E. einfach nicht optimal. Design das den Inhalt nicht ansprechend visualisiert ebenfalls. Beides trifft auf dieses Buchdesign zu. Warum ich das mit meinem Klarnamen nicht äußern darf, ist mir schleierhaft.
Wenn ich mich nicht verlesen habe, besteht die Meinung des anonymen Hasen zum Design hauptsächlich daraus, dass man es nicht kritisieren darf – in wieweit das jetzt tiefgründig ist, versteh ich nicht.
Design und Kreativität … in einem krassen Missverhältnis? Gutem Design geht eine schöpferische, kreative Leistung voraus. Kreativität ist die Basis, die Grundvoraussetzung. Ohne geht gar nichts, nicht einmal schlechte Gestaltung kommt ohne Kreativität aus.
Ich kann zudem versichern, dass es im dt niemals einen Aprilscherz geben wird. Dafür fehlt es mir schlicht an dem für derlei Späße erforderlichen Humor.