Skip to content

Plakat der Berlinale 2023

Berlinale 2023 Keyvisual, Quelle: Berlinale.de
Berlinale 2023 Keyvisual, Quelle: Berlinale.de

Am Montag wurde das Programm der diesjährigen Berlinale vorgestellt. Auch fünf deutsche Filme gehen in diesem Jahr ins Rennen um Goldene und Silberne Bären. Auf den Plakaten zur 73. Ausgabe der Berlinale steht diesmal das Puplikum selbst im Mittelpunkt.

Wie schon in den letzten beiden Jahren wurden die Plakatmotive von der Berliner Grafikerin Claudia Schramke gestaltet.

Berlinale 2023 Plakat (3 Motive), Quelle: Berlinale.de
Berlinale 2023 Plakat (3 Motive), Quelle: Berlinale.de

Auszug der Pressemeldung

„Das Plakatmotiv der 73. Berlinale lenkt die Aufmerksamkeit auf das unverzichtbare Zentrum eines Filmfestivals in einer Metropole: das Publikum. Wir freuen uns, mit dem Key Visual diejenigen würdigen zu können, die mit ihrer Neugier, Begeisterung und ihrem Applaus die Berlinale zu einem lebendigen, anregenden und freudigen Ereignis machen“, kommentiert Berlinale-Geschäftsführerin Mariëtte Rissenbeek.

Kommentar

Von der Idee, der Gestaltung wie auch in Sachen Prägnanz finde ich persönlich das Motiv der Vorjahre mit knuffig-fluffigem „Happy-Monster“-Bären überzeugender. Die Intention ist freilich gut zu erkennen: die Berlinale als Ort interkultureller Begegnung. Eine visuelle Entsprechung also zum Profil des Berliner Publikumsfilmfestivals.

Auf dem Weg, kulturelle Verschiedenheit gestalterisch umzusetzen, liegen einige Stolpersteine – der wakeligste: Überhöhung physiognomischer Merkmale und ethnischer Zugehörigkeiten. Die allgemeine Wahrnehmung ist diesbezüglich sensibilisierter als vor wenigen Jahren. An Figuren wie Uncle Ben oder Redskins-Darstellungen erhitzen sich Gemüter. An Dreadlocks, je nachdem wer sie trägt, entfachen sich Debatten um kulturelle Aneignung. Diese Stolpersteine wurden bei der Gestaltung der Plakatmotive, dank ihrer abstrahierten, auf geometrische Grundformen basierenden Darstellung, mit Bravour gemeistert.

Mediengalerie

Weiterführende Links

  • Das Plakat zur Berlinale 2023 | berlinale.de

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Die zunehmenden Debatten um kulturelle Aneignung oder Überhöhung physiognomischer Merkmale und ethnischer Zugehörigkeiten kann ich nur bedingt nachvollziehen, weil wir uns bei allem Verständnis für die Problematik allmählich der Möglichkeiten berauben, Dinge auch mal holzschnittartig, rustikal, plakativ oder als Karrikatur darzustellen – ob sprachlich oder visuell. Das mag dann zwar sensibel gegenüber Minderheiten sein, wir vergeben uns aber auch vieler Chancen, die Dinge auf den Punkt zu bringen, sie unmittelbar, leicht verständlich oder humorvoll darzustellen – obwohl selbst Angehörige der besagten Minderheiten diese Sensibiltät gar nicht immer oder alle einfordern. Man muss glaube ich schon die Frage stellen, ob eine Grenzverletzung immer gleich eine Beleidigung oder gar Diskriminierung darstellt.
    Dies vorausgeschickt frage ich mich, warum bei diesen Plakaten die Aufgabe nun mit Bravour gemeistert sein soll, meines Erachtens strotzt die nur so vor Klischees mit Schmollmündern und Afrofrisuren, dass ich – wenn ich wollte – ganz viel Uncle Ben hineininterpretieren könnte. Könnte, aber – s.o. – ich will das gar nicht. Ob die Gestaltung ansonsten gut gemacht ist, weiß ich aber auch nicht so recht. Erinnert mich an meine Kinderbücher der 70er Jahre und kommt mir daher irgndwie ziemlich altbacken vor.

    1. “Das mag dann zwar sensibel gegenüber Minderheiten sein, wir vergeben uns aber auch vieler Chancen, die Dinge auf den Punkt zu bringen, sie unmittelbar, leicht verständlich oder humorvoll darzustellen…” – Genau das ist das alte Denken, was man eigentlich nach meiner Sicht nicht mehr haben sollte: Unsensibel gegen Minderheiten zu sein, nur um etwas vermeintlich humorvoll darzustellen. Das kann man natürlich machen. Aber es ist halt im wortwörtlichen Sinne rücksichtslos.

      1. Sowas kommt bei verkürzten Zitaten raus. Der Satz ging weiter: “…obwohl selbst Angehörige der besagten Minderheiten diese Sensibiltät gar nicht immer oder alle einfordern.” Es geht mir darum, welche Relevanz man Einzelstimmen und Einzelmeinungen beimessen will. Ich könnte gleichermaßen sensibel darauf reagieren, wenn man mir “altes Denken” und Rücksichtslosigkeit vorwirft. Finde ich auch nicht angenehm und meine auch nicht, dass das auf mich in der Form zutrifft. Aber ich nehme es hin, wenn man so über mich spricht. Und diese Haltung des Hinnehmens fände ich in manchen Diskussionen hilfreich.

      2. Wir sollten endlich anfangen alle Menschen mit der selben Sensibilität zu behandeln und nicht Menschen aus bestimmten Minderheiten übersensibel. Das kann auch eine Form der diskriminierung sein. Warum sind typisch weiße Gesichtsmerkmale in Darstellungen Okey und typisch afrikanische oder asiatische Merkmale darzustellen Rassismus? Wie selbstverständlich nehmen wir dabei an, dass der weiße Typus das „normale“ ist, der Standard, frei von allem kulturellen stereotypen. Mehr Alltagsrassismus geht doch eigentlich garnicht?

        Kulturelle Aneignung ist übrigens etwas positives. Sie gehört zum Fundament jeder, nicht vom Rassismus dominierten Gesellschaft.

        1. Das Problem ist, dass die sogenannte „weiße“ (oder wissenschaftlich: „kaukasische“) Ethnie seit Menschengedenken versucht, andere Ethnien zu dominieren. Sie durchkämmt bis heute ungebeten und nach eigenem Gutdünken den Planeten, versklavt, beutet aus, diktiert, formt und verändert Völker und Gebiete außerhalb ihres eigenen Heimatraumes. Diese hochgradig fragwürdige Übergriffigkeit erleben wir tagtäglich auf allen Ebenen und bis in die subtilsten Strukturen hinein. Und dann bietet sich diese selbsternannte „suprematische Ethnie“ (die ihren Ursprung in Europa hat) auch noch an, all die geschaffenen Probleme wieder zu lösen, die die Welt ohne sie gar nicht erst gehabt hätte. Das kann aber nicht gut gehen! Merken wir alle inzwischen selber … Demzufolge ist die sogenannte „kulturelle Aneignung“ nur so lange in Ordnung, wo sie auf Augenhöhe geschieht. Das trifft nur leider in den wenigsten Fällen zu.

  2. Optisch finde ich das hier jedenfalls angenehmer als den stacheligen Bären von letztem Jahr. Inhaltlich ist das auch gut gelöst, um die zu erwarteten Kritiken an fremden Kulturen zu umschiffen. Allerdings könnte man hier auch sagen, dass hier wieder “irgendwas mit Diversität” gemacht wurde, was langsam auch ausgelutscht ist. Aber da es nicht einfach nur Personen zeigt, sondern ein Kinopublikum, passts gut zum Thema.

  3. Mich überzeugen die Plakate leider gar nicht! Man sieht ihnen irgendwie sofort den „weiblichen-biederen“ Duktus an – lieblich brave Kinderbuchgrafik, nichts weiter. Zudem ist die Serie mit drei nahezu identisch aufgebauten Schemata auch nicht sonderlich originell. Fünf Figuren in der immerselben Anordnung mit der immerselben Farbgebung wirken auf mich wie eine einfallslos variierte Serienarbeit. Wozu? Und die Gesichter erinnern mich verdächtig stark an Walter Dexels berühmte „Köpfe“, die er Anfang der 30er Jahre schuf. Die kennt nur eben kaum einer, also hat sich die Grafikerin vermutlich schamlos daran bedient – zumindest jedoch an der Art Deco-Design-Sprache jener Zeit. Am ödesten jedoch ist die erkennbare Absicht, zum soundsovielten Mal die abgedroschene „Roaring Twenties“-Thematik zu bemühen, nur weil sie auf bequeme Weise mit Berlin assoziiert wird … facepalm …

    1. vermutlich schamlos daran bedient

      Ich werde nie verstehen, wie man, wenn man doch selbst nicht in den Entstehungsprozess eingebunden ist, sich zu solch einer Aussage hinreißen lassen kann. Derlei Mutmaßungen, Unterstellungen und Behauptungen haben mit sachlicher Kritik/Designkritik nichts gemein. Wenn einem die Gestaltung nicht zusagt, kann und darf man das kundtun, gerne angreichert mit Argumenten, so wie auch teilsweise im Kommentar geschehen. Aber derlei auf den jeweiligen Gestalter und rein die Person bezogene Unterstellung kann man sich wirklich schenken. Mich ärgert eine solcher Nebensatz, weil er Fairness und Respekt vermissen lässt. Schamlos ist hier einzig Ihre Unterstellung.

      Ich vermag zudem nicht zu erkennen, was daran verkehrt sein sollte, im Zuge der Kreation frühere Epochen und Gestaltungsstile aufzugreifen, zu zitieren und neu zu interpretieren. Beispielsweise wird Art Deco auch im visuellen Erscheinungsbild der Olympischen Spiele 2024 in Paris, in diesem Fall über die Typographie, zitiert. Auch im Logo des Fußball-Franchise Inter Miami wird dieser Gestaltungsstil aufgegriffen.

      1. Ich gebe zu, dass „schamlos“ eine überflüssige und womöglich auch übergriffige Formulierung war, aber ich hatte sie mit „vermutlich“ auch deutlich relativieren wollen. Darauf muss doch nicht immer sogleich ein ellenlanger und überemotionaler „Erregungsschwall“ nachfließen, nur weil ein einzelnes pointiertes Reizwort einen hektischen Empörungsreflex triggert. Ruhe bewahren … Mein Fokus lag eher an der abgenutzten Methode des ewigen Zitierens, Rückgriffs, Bedienens und Kopierens von schon mal Dagewesenem. Einer zitiert den Anderen. Mittlerweile gibt es schon ganze „Zitatketten“, bei denen man kaum noch die einzelnen Zitateure auseinanderklamüsern kann. Mich ermüdet das simple Dechiffrieren von „wiedergekäutem“ Altbekanntem schlichtweg. Die von Ihnen angeführten Beispiele, die ich nicht kenne, mögen ja durchaus funktionieren, denn ich „verurteile“ ja nicht pauschal, sondern präzise und anlassbezogen – ganz subjektiv eben und ohne den üblichen „Bausch-und-Bogen-Rundumschlag“!

  4. Extrem unschön. Gefällt mir nicht. Und es wirkt schon wieder mal so: “irgendwas mit Diversität muss auch noch mit rein”.

  5. Ich finde die Plakate sehr schön! Sowohl den Umgang mit Formen, als auch die Farben und Texturen. Hat natürlich auch einen gewissen Retro Charakter. Der Stachelbär war irgendwie einzigartiger und ausgefallener, aber ein schlechtes Plakat sieht meiner Meinung nach anders aus.

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen