Die Stadtwerke Essen haben seit kurzem ein neues Erscheinungsbild. Verbundenheit mit der Stadt Essen und der Region soll die neue visuelle Identität erzeugen, so jedenfalls die Intention. Tatsächlich jedoch bricht die neue rote Farbgebung mit den für die Stadt typischen Farben, wodurch der Bezug verloren geht.
Würde man vorher und nachher tauschen (Abb. unten), könnte man die offizielle Unternehmensmeldung nachvollziehen. Die Farben sowohl des Stadtwappens Essens wie auch des Stadtlogos aufnehmend vermittelt das alte Logo der Stadtwerke einen Bezug zur Stadt und zur Region. Wichtige Institutionen, die das Image der Stadt Essen mehren, wie etwa die Messe Essen oder die Universität Essen-Duisburg, beziehen sich in ihrer jeweiligen visuellen Identität ebenso auf diesen Ursprung wie die Stadtverwaltung, die ebenfalls ein blaues Signet führt. Die neue Identität der Stadtwerke Essen lässt diesen Bezug vermissen.
Das neue, von der Farbe Rot dominierte Corporate Design der Stadtwerke Essen erscheint zunächst einmal bezugslos, wodurch die Aussage, das neue Erscheinungsbild würde „fortan die traditionsreiche Zugehörigkeit zu ihrer Heimatstadt“ zeigen, sich als reine PR-Phrase entpuppt. Zweifellos muss man nicht die visuelle Identität einer Stadt adaptieren, um sich in ihr „fest verankert“ zu wissen. Allerdings sollte man auch nicht in eine Gestaltung hineindichten, was nicht vorhanden ist. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Wenn Corporate Communication und Corporate Design derart weit auseinander klaffen, erübrigt es sich, über die Qualität einer Gestaltung oder die Schreibweise eines Namens zu sprechen. Der Etikettenschwindel ist hausgemacht, weiß WAZ.de. So wird einiges klarer.
Zeitgleich mit Einführung des neuen CDs wurde auch der Webauftritt der Stadtwerke Essen relauncht.
Bei dem möchte gern “Responsiv Webdesign” von stadtwerke-essen.de und das ganze Foto und Layer Wirrwarr wir ja einem schwindelig.
Ich bin der Ansicht, Du hast die Intention etwas missverstanden. Die Verbundenheit soll sicherlich (vielleicht ist der Pressetext an der Stelle etwas unglücklich formuliert) mit den Bürgern der Stadt hergestellt werden, nicht mit der Stadt als Verwaltungseinheit. Dabei ist in meinen Augen absolut unnötig eine besondere visuelle Nähe zum CD der Stadt Essen oder deren Wappen herstellen zu müssen.
Ich denke das Ziel, mehr Nähe herzustellen (über eine sehr weiche Schrift, Farbgebung und Claim) ist mehr oder weniger gelungen. Auch die Bilder der Webseite zeigen deutlich, dass die Menschen der Stadt in den Mittelpunkt rücken sollen. Dabei die Unternehmensmeldung als PR-Phrase zu entwerten halte ich für unfair.
Ob das jetzt alles so supergut gelungen ist, ist streitbar; es ist aber ein Anfang.
Andere regionale Versorger haben es ähnlich, wenn auch zum Teil besser gemacht, ich denke die Richtung ist zumindest ok.
Weshalb die rote Farbgebung mehr Nähe transportieren soll, als die bisherige, erschließt sich mir nicht. Das Gegenteil ist meiner Ansicht nach der Fall, denn ein Bezug kann nur dann hergestellt werden, wenn es einen oder mehrere Bezugspunkte gibt. Worauf bezieht sich Deiner Ansicht nach die rote Farbe?
Davon abgesehen geht dem Redesign ein Denkfehler voraus: Wenn man bewusst Kunden und Bürger „mitnehmen“ möchte, dann konfrontiere ich diese doch nicht unvermittelt mit einem völlig verändertem Corporate Design, Stichwort Wiedererkennung. Bei Beibehaltung der Farbgebung hätte man die gesteckten Ziele erreichen können, so aber nicht, zumindest nicht kurz- bis mittelfristig. Das Design erweckt den Eindruck, als sei es vor dem Hintergrund einer solchen Perspektive entwickelt worden.
Nähe zur Stadt (im Sinne von Wappen und Stadt-CD) vielleicht nicht.
Dass ich das Logo auf den ersten Blick gelungen finde, kann ich auch nicht sagen (das dicke rote E irritiert mich irgendwie sehr), farblich finde ich es aber durchaus ansprechend und… nun bin ich kein Essener, um das wirklich beurteilen zu können… den Stadt-Bezug hab ich sofort wahrgenommen. Bzw. fand ich es direkt stimmig (farblich), ohne dazu ein Wort gelesen zu haben.
Ich musste sofort an Rot-Weiß Essen denken: https://rot-weiss-essen.de/splashscreen.html
Der Umstellung auf ein neues Erscheinungsbild wurde bereits kurze Zeit davor der Weg bereitet: Im Vorfeld versuchten die Stadtwerke, durch eine Kampagne, in der das Wort “Zuhause” großflächig propagiert wurde, eine gewisse Spannung aufzubauen. Letzten Endes bewirkte diese hauptsächlich das Stiften einiger Verwirrung, die sich nach der Vorstellung dieses Logos leider nicht in Wohlgefallen auflöste. Das bloße Wort lässt sich mit vielen Dingen, möglicherweise mit heimischen Produkten, aber nicht vordergründig mit einem solchen Dienstleister verbinden. Als Einwohner der Stadt Essen und heimatkundlich interessiertem Bürger ist es für mich schwer, einen klaren Bezug zur Kultur oder der Beschaffenheit des Betriebsgebietes zu ermitteln. Die Wahl der Farbtöne – die rote Farbe und Erdtöne – sollen zwar eine Geborgenheit und eine wohlige Wärme ausstrahlen, wie es auch der Slogan versucht, jedoch versinkt auch dieser Schachzug in einer Pauschalität, die auch die mitgelieferten Erklärungsversuche zur Entstehung dieser Erscheinung nicht zerstreuen können. Jeder andere Dienstleister in der Bundesrepublik – möglicherweise auch darüber hinaus – könnte mit diesem Mittel versuchen, sich, einem mehr oder weniger anonymen Dienstleister, eine freundliche Präsenz zu verleihen. Begriffe wie “von nebenan” oder eine Verbindung mit dem eigenen “Zuhause” – sofern es kein zerüttetes ist – bieten sich da geradezu an. Überdies soll der eigenen Freundlichkeit durch den Wegfall der unpersönlichen Unternehmensform “AG” weitere Fläche bereitet werden. Persönlich gefällt mir die kunstvolle Gestaltung des Unternehmensnamens überhaupt nicht, da der Neologismus “Stadtwerkessen” zum Einen aus sprachlicher Sicht einen Fehlgriff darstellt, zum Anderen eine solche Verfahrensweise als Spielerei angesehen werden kann, die ein gewisses Maß an Professionalität vermissen lässt. Ein kommunaler “Versorger” besitzt eine Fülle an Potential, aus der eigenen Arbeit heraus eine Identität zu schaffen. Anleihen an die eigenen Aufgaben können sich auch in einer etwaigen Bildmarke widerspiegeln [bspw. “Blitz” für Energie – “Wellen” für Wasser …] und schließen damit eine Wiedererkennung nicht prinzipiell aus. Der Verlauf beider Namensbestandteile ineinander könnte zumindest diese Lücke füllen, auch wenn dieser den Zweck der Stadtwerke nicht aus sich selbst heraus erklärt. Selbst der Farbverlauf der Stadtfarben Blau und Gelb besaß durch seine dynamische Wirkung darauf bezogen eine bessere Funktion. Schlussendlich ist die Überlegung, menschlicher zu wirken zu beliebig, um einzigartig zu sein; der Slogan wäre in der Lage, für unzählige Unternehmen unterschiedlicher Tätigkeitsfelder [bspw. Verkehrsunternehmen, Sportvereine, Verbrauchermärkte, Innenarchitekturbüros …] “missbraucht” zu werden. Augenblicklich konnte nur der Internetauftritt profitieren, der nun farblich stimmiger, durch runde Formen weicher und – dem Designkonzept brillant folgend – freundlicher wirkt.
Hätte ich die Überschrift „Neues Erscheinungsbild für Stadtwerke Essen“ nicht vor dem Logo gesehen, dann würde ich das neue Logo für den Namen eines modernen Restaurants, das sich in einem Gebäude mit Geschichte befindet, halten („Stadtwerkessen“), in dem man sich wie zuhause fühlen soll.
Auf der anderen Seite habe ich aber auch an den Namen einer Mensa oder Kantine gedacht.
Es war also offenbar irgendwann auch mal eine Agentur involviert. Die möchte aber – aus verständlichen Gründen – offenbar nicht mit dem Endresultat in Verbindung gebracht werden.
Die Doppelnutzung des Es ist vermutlich einem der Vorstände beim Mittagessen eingefallen. So wüsste ich zumindest, woher auch meine erste Assoziation kam.
Wenn Du es so willst ist die Wirkung von Farben dabei der Bezugspunkt den ich meinte.
Rot: Wärme, Geborgenheit; davon abgeleitet ließe sich wohl auch von einer gewissen Nähe, die damit einher gehen könnte sprechen.
Es ist, so denke ich, aber auch falsch jedes Attribut für sich genommen zu betrachten. So würde es wohl wenig bringen, die alte Wortmarke rot einzufärben und dasselbe Ergebnis zu erhoffen – es spielt miteinander.
Der Stadtbezug ist aber noch dazu durch die Namensgebung eindeutig. Ich kann den Schritt jedenfalls absolut nachvollziehen. Visuell ist aus einem Unternehmen, das vielleicht in der Wartung von Fernwärmeleitungen spezialisiert sein könnte, ein Energieversorger geworden, dem man nun sogar etwas mehr Sympathie entgegenbringen könnte.
Ja, das Logo passt zu der Stadt. Kreativlos, altbacken, beliebig und feige. Feige, etwas Neues zu wagen und sich so wirklich von der umliegenden Konkurrenz abzugrenzen und mal ein frisches und modernes Bild zu entwickeln, hinter dem man gerne steht. Das aber wieder zeigt einmal, was so oft in dieser Stadt und auch in anderen Kommunen zu sehen ist: Es sind Menschen am Werk, die keine Ahnung von der Materie haben, aber leider wie so oft am längeren Hebel sitzen. Als Agentur würde ich mich auch nicht zu dem Logo bekennen wollen. Aber ob deren Handwerk wirklich ausgereift ist, wage ich zu bezweifeln, wenn ich mir die von Marc Real angesprochene “Kampagne” mit den Zuhause-Stickern auf der Straßenbahn, die auf einem Bild platzierten Bilder auf der Website oder die Mini-Größe des viel zu langen Copy-Textes auf den 18/1 vor Augen führe. Schade, Stadtwerke Essen. Chance vertan.
Ich geh dann mal Zuhause.
zepp, wie auch einige Kommentatoren hier bereits festgestellt haben, ist die Namensgebung, ist der Schriftzug aufgrund der verkopften und gekünstelten Schreibweise eben keinesfalls eindeutig.
Rot = Wärme = Essen? Dat is ma nichts als Killefitt, wie man im Pott sagt. Ganz im Ernst – wenn die Itten’sche Farbenlehre dafür herhalten muss, den letztendlich einzigen Bezug zu den Menschen in der Region Essen zu stiften, dann ist das mehr als dünne.
[…] Neues Erscheinungsbild für Stadtwerke Essen (Design Tagebuch) […]
Das Logo/CD wurde eng mit heureka aus Essen entwickelt: https://www.heureka.de/home/
Die Website wurde durch move:elevator aus Oberhausen umgesetzt: https://www.move-elevator.de/
Ich bin ehrlich gesagt sprachlos, soviel inkompetenter Fachkräfte. Sowohl auf Dienstleister-Seite, als auch bei der Stadtwerke Essen AG.
Ich bin auch zu Hause.
Jetzt muss ich mir nur noch ein e in meinem Namen aussuchen, dass ich in Zukunft immer errötend ausspreche, dann erreiche ich sicher auch mehr Nähe zu meinen Mitbewohnern und Mitessern. Ach Mist, da ist ja gar kein e.
Musste spontan an das denken: https://www.rwz-heimtiernahrung.de/uploads/tx_lplinks/logo_kitekat.jpg
Ich war und bleibe auch mal ganz Ernst: Wenn es denn unbedingt mathematisch sein muss:
Rot + Bezug zur Stadt = Wärme + Essen (trifft wohl eher die Idee, da ist deine Rechnung nicht korrekt)
Das mag alles ganz schrecklich verkopft sein, und wie gesagt auch streitbar; allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, dass es nicht so irrsinnig weit hergeholt ist: das Konzept schießt zwar nicht aufs Herz, streift doch aber immerhin den Kopf.
Und ich bleibe dabei, es ist sehr falsch, und das hast Du meine ich auch schon dann und wann festgestellt, ein Markenzeichen vollständig herausgelöst aus der Umgebung zu betrachten. Mit den richtigen Bildern (groß, “authentisch” und “emotional” natürlich ;-) kann die Marke auch glaubwürdig sein – die Webseite versucht das ja ansatzartig.
Sicherlich ist es richtig, ein Markenzeichen nicht unabhängig von den entsprechenden Anwendungsfällen zu beurteilen. Macht in diesem ja auch keiner. Wir diskutieren in erster Linie über das Konzept und da reicht es, die Augen geschlossen zu halten, um herauszuhören, dass es hier schon vom Ansatz her knirscht.
Treffen wir uns halt in fünf Jahren –spätestens –, um ein erneutes Redesign das Stadtwerke Essen zu besprechen.
P.S. Hier mal zwei Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, bei denen das Redesign des Logos deutlich gelungener erscheint, weil nämlich jeweils nicht das Bisherige völlig über den Haufen geworfen worden ist: Stadtwerke Solingen, Stadtwerke Augsburg (hier wird das Logo allerdings farblich etwas blass wiedergegeben.
Heißt “Wir sind Zuhause”, dass keiner im Büro ist (und arbeiten tut). Oder was?
Wenn es doch wenigstens für ein Fleischfachgeschäft gewesen wäre – dann würde ich dem “e” seine (zumindest bei mir) spontane “Ring-Fleischwurst-Assoziation” ja noch zubilligen wollen.
Aber vielleicht geht es ja auch bei den Stadtwerken jetzt um die Wurst – oder ich habe einfach nur Hunger…
Der Namensschriftzug ist mir für einen Energieversorger etwas zu rundlich und einfach zu mager gesetzt. Auch der Slogan wirkt auf mich optisch (ergo inhaltlich) ziemlich “dünn”.
Vom Handwerklichen her (mal abgesehen vom wirklichen Gestaltungsaufwand): Zwei Zeilen Text, rechtsbündig, in zwei Farben, ein Buchstabe fetter – dürfte theoretisch mit jedem einfachen Textverarbeitungsprogramm zu machen sein, oder? Seriöser als das vorherige Erscheinungsbild finde ich es allerdings schon.
Auf der Homepage hebt sich das “Logo” jedoch allein schon größentechnisch so gut wie gar nicht von der sonstigen Typo ab.
Sowas in der Art habe ich doch schon einmal gesehen … Ach ja, in Celle: https://www.zacelle.de/home/
Das Verschmelzen und Weglassen von angrenzenden Buchstaben ist eine heiße Kiste und der Schuss geht in der Regel nach hinten los, weil der Sinn vollkommen entstellt wird. Das kann man zum Teil mit einer geschickten Inszenierung der Typografie versuchen zu retten, damit es wenigstens einigermaßen leserlich wird. Aber in diesem Fall ist das vollkommen in die Hose gegangen. Abgesehen davon, dass das Logo in mir keine Emotionen weckt, das Wort Stadtwerkessen ist einfach grässlich. Man liest irgendwas im Bereich “Stadtwerk essen” (düfte schwer im Magen liegen) oder “Stadtwerkessen” (wie jemand schon schrieb, das klingt nach Restaurant oder Kantine – oder gar nach einer jährlichen Veranstaltung: “wir gegrüßen Sie herzlich zum diesjährigen Stadtwerk-Essen!”).
Beides hat eher mit Nahrungsaufnahme als mit der gleichnamigen Stadt zu tun. Außerdem ist die Farbauswahl langweilig. Und Energie, Wasser und Gas kann man damit nun wirklich nicht assoziieren.
Interessant ist außerdem, dass der Name des Ladens überhaupt nicht ins Auge springt und vollkommen im Unklaren bleibt – denn die heißen “Stadtwerke Essen”. Nur, dass man das nicht herauslesen kann…
Glückwunsch an Thilo #17, für den besten Kommentar! Das “Imageproblem” wird also offen komuniziert …
Typografische Verschmelzung. Es gibt kaum etwas Schlimmeres für eine Marke.
Und dann auch noch dieser merkwürdige Imperativ. “Stadtwerk essen”. Nein, vielen Dank.
Ich selbst bin Essenerin und kann mich mit dem neuen Design überhaupt nicht anfreunden, geschweige denn identifizieren. Der Bezug zur Stadt ist in der Tat völlig verloren gegangen, das Design austauschbar und nichtssagend. Auch wenn der Rotton Nähe und Wärme suggerieren soll, bewirkt der Grauton wieder genau das Gegenteil. Alles in allem wirkt das neue Design auf mich kühl und abstoßen.
Sehe nur ich das oder ist das rote e viel wuchtiger und fetter als die übrigen Buchstaben? Hier wäre ein optischer Ausgleich sinnvoll gewesen. Aber das ist meiner Meinung nach ohnehin das geringste Übel … Nicht nur schlecht gedacht, sondern auch noch schlecht gemacht. Wenn ich nach dem reinen Design gehe, werde ich jetzt definitiv kein Kunde der Stadtwerke Essen, schade …
[…] schwierig es ist, Emotionen zu kommunizieren, sah man auch kürzlich beim Redesign der Stadtwerke Essen. Die Farbe Rot, eine runde Formgebung und ein paar Fotos, auf denen lächelnde Personen zu sehen […]