Die Bauer Media Group tritt seit Kurzem mit neuem Corporate Design auf. Der neue Auftritt sei ein weiterer wichtiger Schritt in der Transformation des Unternehmens, wie es in der offiziellen Pressemeldung heißt. Entstanden ist ein visuelles Konzept, das Vielfalt zelebriere und die gesamte Community inspirieren und bereichern werde.
Die Bauer Media Group (bis 2008 Bauer Verlagsgruppe) ist einer der größten Zeitschriftenverlage Europas. Das 1875 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg und weiteren Büros in London/Peterborough vertreibt weltweit über 600 Zeitschriften sowie digitale Formate. Außerdem verfügt der Konzern, der rund 15.000 Mitarbeiter beschäftigt, über Beteiligungen im Privatfunk und Privatfernsehen. Das Portfolio reicht von Print- und Online-Publikationen über Audio-Entertainment und Online-Vergleichsportale bis hin zu Vertriebs- und Marketing-Dienstleistungen. Unter Yvonne Bauer, seit 2010 Chefin des Unternehmens, erfolgt die Ausrichtung vom klassischen Verlagshaus, das Publikumszeitschriften produziert und vertreibt (Bravo, Cosmopolitan, TV-Movie, u.v.a.), hin zum internationalen Medienhaus.
Auszug der Pressemeldung
In den letzten Jahren hat sich die Bauer Media Group von einem deutschen Verlagshaus zu einer international agierenden Mediengruppe weiterentwickelt. Bauer ist in zahlreichen europäischen Märkten führend im Publishing- sowie Audiogeschäft und investiert erfolgreich in weitere Geschäftsfelder wie Tageszeitungen und Online-Vergleichsplattformen. Die neue Corporate Brand spiegelt diese Unternehmensentwicklung wider und unterstreicht die Ambition, die Transformation mit einem klaren Fokus auf Digitalisierung weiter voranzutreiben.
Ein blaues Quadrat mit eingebettetem weißen Dreieck war mehr als zwei Jahrzehnte Absender der Unternehmens. An dessen Stelle rückt nun eine Wortbildmarke, das sich in Aufbau, Gestaltung und Ausdruck komplett vom Vorgänger unterscheidet. Anders als bisher wird der Unternehmensname nun in gebündelter Form und in nur einer Schriftart abgebildet, und zwar in Gemischtschreibweise statt in Versalien. Die nun freistehende, in drei Zeilen angelegte Wortmarke ist linksbündig an der neuen grafischen Bildmarke ausgerichtet – in dieser verbinden sich, eine gemeinsame Linie beschreibend, der Großbuchstabe B und ein Dreieck. Die der bisherigen Bildmarke entlehnte Dreiecksfrom (Metapher -> Eselsohr-Ecke) orientiert sich im neuen Logo nun an der Symbolik eines Play-Buttons.
Türkis und Violett(blau) lösen Dunkelblau aus Primärfarben ab. Cyan, Orange, Rosa und Gelb fungieren als Akzentfarben. Das visuelle Erscheinungsbild des Unternehmens war noch nie so bunt/vielfältig. Verantwortlich für den lebendigen Look sind auch zahlreiche grafischen Elemente, die auf unterschiedliche Weise das Play-Button-Thema zitieren. Als Hausschrift kommt anstelle der Futura nun ein eigens entwickelter Corporate Font namens Bauer Media Sans zum Einsatz. Auch bei der Gestaltung der neuen Hausschrift wurde das Play-Button-Thema aufgegriffen.
Entstanden ist das neue Corporate Design in Zusammenarbeit mit Mutabor (Hamburg).
Kommentar
Evolutionär ist das Corporate Design lediglich in Bezug auf die Dreiecksform, die inhaltlich übernommen und als Play-Button-Symbolik neuinterpretiert wurde. Davon abgesehen stellt das Redesign einen revolutionären Entwicklungsschritt dar.
Das Unternehmen, sich im Visuellen gänzlich von einer neuen Seite zeigend, ist kaum wiederzuerkennen. Ich kann mir gut vorstellen, welch Energie das Rebranding insbesondere nach Innen entfaltet, wo es motivierend wirkt und Identifikation und Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt. Gleichzeitig kann ich mir auch vorstellen, dass der lebendige, farbenfrohe, um nicht zu sagen spielerisch-quirlige, neue Look nicht den Geschmack aller Mitarbeiter und Kunden trifft. Was völlig normal ist. Ein Design, das allen gefällt, gibt es nicht.
Das Ziel, „Transformation mit einem klaren Fokus auf Digitalisierung weiter voranzutreiben“, wird dank der neuen visuellen Identität meines Erachtens jedenfalls gut vermittelt. Dem blauen Quadrat mit eingeschlossener Wortmarke nimmt man aufgrund seiner statischen, klassisch-konservativen Machart nicht wirklich ab, dass dahinter ein prosperierendes Multi-Channel-, Multi-Plattform-, Multi-Marken-Unternehmen steht. Allerdings hätte nach meinem Dafürhalten die Logo-Systematik stringenter/verbindlicher sein können: teilweise ist die B-Bildmarke mit einem türkisfarbenen Play-Button-Dreieck hinterlegt (siehe Vorher-Nachher-Abbildung), in verschiedenen Anwendungen kommt hingegen eine Logoversion ohne Dreieck als Hinterlegung zum Einsatz. Auf diese Hinterlegung hätte man gut verzichten können, nicht nur einer klareren und prägnanten Darstellung wegen, auch aufgrund der bestehenden Redundanz des Dreiecks. Denn schließlich enthält nicht nur die als Linie angelegte B-Bildmarke bereits zwei Dreiecke – auch in der rechtsseitig daneben stehenden Wortmarke wird das Play-Button-Thema über typographische Details zitiert, was mir sehr gut gefällt. Auch was den Einsatz von Schmuckgrafiken betrifft, wäre an verschiedenen Stellen der Umsetzung (Beispiel Aufbereitung News) weniger mehr gewesen, wie ich meine.
Digitalität, Multimedialität, Agilität, Vielfalt, Offenheit – all dies sehe ich im neuen ansprechenden Design kommuniziert. Attribute wie Verlässlichkeit und Wertigkeit kommen, zumal die Kommunikation der Bauer Media Group stärker B2B-geprägt ist, denn B2C, nach meinem Empfinden jedoch etwas zu kurz. Bin gespannt, wie der Transformationsprozess weiter geht.
Mediengalerie
Weiterführende Links
Nicht nur auf Bauer bezogen, sondern generell ist mir in den letzten Monaten doch sehr stark aufgefallen, wie weit die internationalen und deutschen Stimmen zu manchen Projekten auseinander gehen. So wird das neue “Bauer Media Group” Design mancherorts online als “unfertig”, “90er Jahre” und “charakterlos” beschrieben. Ganz so schlimm ist es nun nicht.
Ich selber finde, der doppelte (dreifache?) Playbutton ist too much; der Kontrast von Wort-Bildmarke etwas unausgewogen – nicht Fisch, nicht Fleisch … für mich sieht das Logo nach zwei Logos aus, die nicht richtig harmonisieren, und sich gegenseitig in den Markenschutzraum grätschen.
Ich weiß, dass Mutabor in der Vergangenheit schon weit bessere Arbeit abgeliefert hat. Könnte mir aber durchaus vorstellen, dass Bauer auch nicht der einfachste Kunde gewesen sein mag, und wir hier eventuell eine Kompromisslösung sehen.
Insgesamt kein schlechtes Design, aber da wär für mich noch mehr drin gewesen. Zumal die Designsprache zwar revolutionär sein mag wenn man vorher-nachher vergleicht, aber im Vergleich mit anderen Designs in der (internationalen) Medienwelt schon fast veraltet wirkt.
Ich stimme der Aussage von Jonas komplett zu, allerdings ohne die Relativierung: “Insgesamt kein schlechtes Design,…”, denn es ist ein stilistisch veralteteter und schlecht gedoppelter Play-Button. In der “PlayButtonverschmelzungslinie” mit dem Buchstaben “B” finde ich Bezüge oder Assoziationen zu 70er Jahre-Stahlohrmöbeln (die mir damals schon nicht gefallen haben).
finds auf den ersten Blick irgendwie ziemlich super, zumindest gefühlt eins der besten CDs seit langem hier. Klar Play-Button bisschen überholt und redundant, aber is ja auch ein Element, das bereits vorher da war.
Um ehrlich zu sein, finde ich es nicht ansprechend, fast sogar schon schrecklich. Man fühlt sich wie in einem unaufgeräumtem Kinderzimmer, in dem alle Spielzeuge aus der Kiste kreuz und quer verstreut sind. Zudem ist die Farbkomposition bereits unzählige Male verwendet worden, weshalb ich diese leider schon satt gesehen habe. Gefühlt ist sie auf jeder zweiten Portfolio-Website eines Designers in Verwendung – vielleicht Geschmacksache.
Zudem harmonieren die grafischen Elemente und die verwendete Typografie auch nicht sonderlich gut miteinander. Das größte Problem ist die Barrierefreiheit. Obwohl ich schon nicht schlechte Augen habe, finde ich einige Überschriften schwer zu lesen. Mehr Kontrast oder weniger Hintergrundelemente wären hier hilfreich. Alles wirkt sehr messy und gedrungen.
Und die Website erst… Augenkrebs. Die Zeilenabstände in den Fließtexten bspw. sind viel zu eng gesetzt, wodurch sich die Texte nicht angenehm lesen lassen. Auch hier ist das Konzept des Gedrungenen stringent durchgezogen. Betrachtet man besonders auf der Website die Farbkomposition innerhalb der Sektionen und Komponenten, hat man das Gefühl, dass diese bereits outdated ist. Jedenfalls ist es mein Empfinden.
@ Dennis:
insbesondere deine kritik an der farbgebung, der lesbarkeit und der unaufgeräumtheit finde ich zutreffend. allerdings bin ich verblüfft, das wort “augenkrebs” in deinem kommentar zu lesen. es ist eine erinnerung an meine achtziger, damals noch ohne brille(n)…danke dafür!
Herrlich: Augenkrebs. Jaaa.
Trotzdem natürlich frischer als zuvor. Aber der Kontrast zu den Zeitschriften, die die Bauer Media Group heraus gibt ist umwerfend! Daran sieht man, dass dem Endverbraucher solche “Design-Revolutionen” werder zugetraut noch zugemutet werden.
Was bedeutet die interne Anpassung an den Zeitgeschmack, wenn im Zeitschriftenregal die immer gleiche Ästhetik mit austauschbaren und zumeist auch noch erfunden Inhalten angeboten wird? Sollen u30-Mitarbeitende für die 50+-Verdummung geworben werden?
Wie wäre es übrigens mit einer Designkritik zu “Tina”, “Laura” und “TVxxx”?