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Im US-Bundesstaat Mississippi haben die Menschen eine neue Flagge gewählt

Mississippi Flagge (seit 11/2020), Quelle: Mississippi Department of Archives and History
Mississippi Flagge (seit 11/2020), Quelle: Mississippi Department of Archives and History

Nach einem unfassbar zähen Auszählmarathon wurde am vergangenen Wochenende Joe Biden zum Sieger der US-Präsidentschaftswahl erklärt. Bei dem zeitgleich durchgeführten „Flaggen-Referendum“, gab es in Mississippi bereits viel früher Gewissheit.

Im US-Bundesstaat Mississippi konnten die Menschen am vergangenen Dienstag nicht nur den zukünftigen Präsidenten wählen, im Rahmen einer Bürgerbefragung durften sie zudem über mehrere Bundesstaat-spezifische Maßnahmen abstimmen (Original-Stimmzettel als PDF). Mit einer großen Mehrheit von über 71 % haben die Mississippians für die Einführung der neu designten Flagge gestimmt. Mississippi ist damit der letzte US-Bundesstaat, der die Kriegsflagge der Konföderierten Staaten aus seinen Symbolen tilgt. Für viele Mississippians ist die seit 1894 verwendeten Flagge ein Symbol für die Unterdrückung Schwarzer und für Sklaverei. Mississippi hat mit 38 Prozent hinter Washington D.C. den zweithöchsten Anteil schwarzer Bevölkerung in den Vereinigten Staaten.

In den vergangen Jahren gab es immer wieder Initiativen, die Bundesflagge auszuwechseln. Bereits

Dieser Beitrag hat 21 Kommentare

  1. Meiner Meinung nach eine deutliche Verbesserung und innerhalb der unzähligen Flaggen, Fahnen und Symbole, die innerhalb der Vereinigten Staaten aus dem Stand in die gestalterische Spitzengruppe gesprungen.

    https://www.youtube.com/watch?v=pnv5iKB2hl4

    In diesem Ted-Talk wird schön gezeigt, wie hoch die Diskrepanz der Design-Qualität zwischen den amerikanischen Staaten und Städten ist.

  2. Schöner Artikel! Ich finde es auch beeindruckend, wie schnell hier der Entscheidungsprozess gelaufen ist. Ich habe das Ganze Mitte des Jahres auch verfolgt, als der Prozess anlief, habe aber auch eher mit einem langjährigen Prozess gerechnet.

    Das zentrale Motiv finde ich sehr gelungen, wenn auch etwa filigran, womit es sich aber sicher ganz gut in die Runde der US-State Flaggen einfügt. Auch nach wiederholter Betrachtung will mir jedoch die Gesamtkomposition nicht so wirklich gefallen. Die roten Balken finde ich viel zu schwer und zu breit, die farbliche Gestaltung auch als Gesamtkonzept nicht wirklich gelungen.

    In jedem Fall aber eine deutliche Verbesserung gegenüber der gestalterischen tragischen und negativ bedeutungsgeladenen Vorgängerflagge.

  3. Wenn auch politisch ein deutlicher Schritt in die Zukunft (was ich sehr begrüße), keine wirkliche Verbesserung im Sinne der Simplifizierung und Heraldik. Die Grundsätze, die dem Prozess zugrunde lagen sind zwar toll, aber so richtig sehe ich sie hier nicht angewendet. Die Blume ist recht illustrativ, gemeinsam mit den Farbflächen, der Typo und den Sternen tummeln sich hier doch recht viele Objekte auf der Flagge, was die Prägnanz sehr mindert. Und noch was: Wer “In God wie Trust” im Jahr 2020 auf seine Bundesstaaten-Flagge schreibt, hängt wohl doch noch ganz schön der Vergangenheit an und ist nicht um Säkularisierung bemüht und somit eine Identität für alle Bürger*innen zu schaffen.

    1. Wer „In God We Trust“ nur als eine rückständige Floskel fehlender Säkularisierung betrachtet, betrachtet diesen Leitspruch meines Erachtens zu kurz.

      Wenngleich sicherlich der Ursprung als Gottesbekenntnis zu sehen ist, hat dieser Gottesbezug des Leitspruchs deutlich abgenommen und ist heutzutage in den Vereinigten Staaten vielmehr als klares Bekenntnis zur Union der 52 Bundesstaaten zu sehen. Das Motto entstammt der US-amerikanischen Nationalhymne und ist sowohl auf den Dollarmünzen als auch -noten zu lesen. „In God We Trust“ steht insofern der nun abgelegten Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika – die nicht zuletzt auch Ausdruck des damit verbundenen Willen nach Sklavenhaltung war, welchen die Vereinigten Staaten von Amerika ja ablehnten – diametral entgegen. Sicherlich kann der Leitspruch auch kritisch diskutiert werden, und das wird er ja auch in den Vereinigten Staaten, dennoch sollte man seine metaphorische Ebene nicht ausblenden. Nicht grundlos hat das Berufungsgericht der Vereinigten Staaten gleich mehrmals darauf verwiesen, dass diese Worte mehr zeremoniellen Charakter haben.

      Speziell für Mississppi gibt es noch hinzuzufügen, dass bereits seit 2014 dieses Motto auch das offizielle Siegel des Bundesstaates prägt.

      1. Danke für deine fundierten Ausführungen dazu, Torsten. Auch wenn ich diesem Slogan weiterhin sehr kritisch gegenüber stehe, begrüße ich deinen tiefergehenden Einblick, im Sinne einer fachlichen Diskussion hier, sehr. Schön btw, dass das jetzt hier wieder möglich ist :)

  4. Ich kann mich nur anschließen. Dass so eine Veränderung ohne größere Reibereien gemacht werden konnte, ist schon sehr erstaunlich und erfreulich. Gerade in den momentan politisch so aufgeladenen USA. Hier schein kommunikativ sehr viel sehr richtig gemacht worden zu sein.

  5. Wenn ich an die Entwürfe für eine neue Flagge von Neuseeland zurückdenke, frage ich mich, ob das in Zukunft Schule machen könnte, endemische Pflanzen auf Flaggen oder Wappen zu bringen.

      1. Zusätzlich kann man sich auch mal in Deutschland mal auf Kommunaler Ebene umsehen: da finden sich einige Pflanzen in der Heraldischen Verwendung. Auf die Schnelle fallen mir da der Kreis Wesel (Silberne Kopfweide)und die Stadt Viersen (Drei silberne Mispelblüten) am Niederrhein ein. Irgendwo ist mit Sicherheit auch noch ein Papagei versteckt.

  6. Eine völlig überladene und viel zu kleinteilige Flagge. Wer kann denn diesen Text an einem 5 m hohen Flaggenmast überhaupt lesen? Der klitzekleine goldene Stern, der etwas symbolisieren soll – oder wohl eher entschuldigen – ist sogar noch in 5 Teile unterteilt. Und ob die Schrift Serifen hat, ist ebenfalls nicht mehr von Belang, die kann man vermutlich nicht mal sehen, wenn man direkt davor steht. Die Magnolie finde ich auch nicht gelungen, sie sieht für mich überhaupt nicht heraldisch aus, sondern eher wie ein Clipart aus den 90ern. Ich finde, die Flagge ist ein schlimmer Murks, der nur verdeutlicht, das Design und Geschmack nicht demokratisch sein darf, weil die Qualität darunter leidet, wenn jeder noch mal seine persönlichen Details dazu geben muss. Das Schlimmste daran ist aber, dass es die Amerikaner eigentlich besser wissen. Sie haben selbst in der Vergangenheit festgestellt, dass die meisten State-Flags genau unter diesen Themen leiden: Kleinteiligkeit und Schriften. Mit wenigen ausnahmen wie Arizona und Texas muss man leider feststellen, Flaggen haben die Amerikaner nicht gut drauf, die hätten sich also lieber etwas mehr Zeit genommen, statt die gleichen Fehler zu wiederholen.

    1. Und ob die Schrift Serifen hat, ist ebenfalls nicht mehr von Belang

      In Bezug auf die Wahrnehmung einer Flagge aus 5, 10 oder 50 Metern mag dies keine Bedeutung spielen. Für die Menschen, die sich die Flagge ins Wohnzimmer hängen, als Wimpel auf den Schreibtisch stellen oder einen Hoody mit der Flagge tragen, ist dies sehr wohl von Belang. Es gibt bei einer solchen Flaggendarstellung unendlich viele Anwendungsfälle. Das Medieninteresse bezüglich der Flagge war/ist enorm und reicht weit über Mississippi hinaus. In Web, TV, Print wurde die Flagge in Großansicht abgebildet. Deshalb zählt jedes Detail! Für die Kommissionsmitglieder, und vermutlich auch für viele andere Mississippians, macht es sehr wohl einen Unterschied, ob die Lettern auf der Flagge in einer Groteske oder Serifenschrift gesetzt sind.

      Wichtig ist vor allem, dass die Flagge sowohl von nahem wie auch aus der Entfernung eindeutig als die des Bundesstaates Mississippi identifiziert werden kann. Das scheint mir in diesem Fall gegeben. Darüber hinaus ist es wichtig, das eine Flagge, etwa über ortsspezifische Symbolik, identitätsstiftend wirkt, sich Menschen also mit der Darstellung identifizieren können. Wenn man sich anschaut, wie rasch die Flagge offenbar Einzug in das Leben der Mississippians gefunden hat, dann kann man auch hier einen Haken dahinter machen. Rein gestalterisch betrachtet mag eine Flagge wie beispielsweise die von Texas, die sehr reduziert und dadurch enorm prägnant ist, über eine höhere Qualität verfügen. Ästhetik ist jedoch, in Sachen gutes Flaggendesign, lediglich ein Kriterium von vielen (siehe Gute Flaggen, Schlechte Flaggen (PDF)). Abgesehen davon ist die Farbgebung der Mississippi-Flagge eigenständiger als etwa die der texanischen.

      Völlig einer Meinung bin ich hingegen in Bezug auf die Aussage, dass die meisten Flaggen der US-amerikanischen Staaten überladen sind bzw. kein gelungenes Design aufweisen. Und ja, auch mir persönlich ist die Magnoliendarstellung zu illustrativ. Allerdings wäre eine abstrahierte Darstellung als Draufsicht aller Wahrscheinlichkeit weniger eigenständig. In dieser Form ist die Blütendarstellung meines Wissens im Kontext Flaggendesign einzigartig.

  7. Sehr schöne Flagge und die Umsetzung reibungslos. Well done! Mehr kann ich dazu nicht sagen.

    Da kommt in mir doch glatt wieder der Wunsch auf, dass sich auch Deutschland über ein frisches Erscheinungsbild gedanken machen könnte, aber das gehört hier ja nicht her. ;-)

    1. Die Flagge der BRD ist ja vergleichsweise jung. Die Farbwahl unterscheidet sich stark von den sonst übernutzten Farben Rot-Weiß-Blau. Und der historische Bezug zu Schwarz-Rot-Gold ist auch annehmbar. Des Weiteren halte ich es für sehr vorteilhaft, wenn man eine Flagge auch als Zierstreifen einsetzen kann, ohne, dass man sie reduzieren muss (siehe z. B. Fußballtrikots). Ein “frischeres Erscheinungsbild” für Deutschland vermisse ich daher nicht.

      Da komm ich zu einem neuen Kritikpunkt bei der Mississippi-Flagge: Wenn sie im Wind weht und Falten wirft, kann man die filigranen Parts nicht mehr wirklich erkennen. Das halte ich bei einer Flagge für ein ziemliches Manko. Und wann werden mal Flaggen in voll aufgespannter und fixierter Form genutzt?

  8. Ob die Kommissionsmitglieder sich wohlfühlen, oder die Entwicklung schnell ging ist unerheblich. Was hinten rauskommt ist hier jedenfalls kleinkariert. Der Verein der Blumenfreunde wäre gut bedient mit dieser Flagge.
    Eine große Lösung, eine Vision der Zukunft oder eine simple Farbigkeit wäre allenthalben besser geeignet, als ganz viele zufriedenzustellen. Wenn nicht viele gegen die Flagge sind, ist es ein halbherziger und wenig spektakulärer Entwurf. Aber Kommissionen haben noch nie spektakuläres hervorgebracht. Es sind immer zuviel Angsthasen darunter.

    1. Mich würde dann doch mal interessieren was genau mit “kleinkariert” gemeint sein soll ebenso bin ich gespannt darauf was eine “große Lösung” oder gar “Vision der Zukunft” hier bedeuten möge und ob diese Wörter im Kommentar sogar ein reales Fundament haben? Da bin ich wirklich mal auf eine konkretere Erläuterung neugierig.

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