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Im US-Bundesstaat Mississippi haben die Menschen eine neue Flagge gewählt

Mississippi Flagge (seit 11/2020), Quelle: Mississippi Department of Archives and History
Mississippi Flagge (seit 11/2020), Quelle: Mississippi Department of Archives and History

Nach einem unfassbar zähen Auszählmarathon wurde am vergangenen Wochenende Joe Biden zum Sieger der US-Präsidentschaftswahl erklärt. Bei dem zeitgleich durchgeführten „Flaggen-Referendum“, gab es in Mississippi bereits viel früher Gewissheit.

Im US-Bundesstaat Mississippi konnten die Menschen am vergangenen Dienstag nicht nur den zukünftigen Präsidenten wählen, im Rahmen einer Bürgerbefragung durften sie zudem über mehrere Bundesstaat-spezifische Maßnahmen abstimmen (Original-Stimmzettel als PDF). Mit einer großen Mehrheit von über 71 % haben die Mississippians für die Einführung der neu designten Flagge gestimmt. Mississippi ist damit der letzte US-Bundesstaat, der die Kriegsflagge der Konföderierten Staaten aus seinen Symbolen tilgt. Für viele Mississippians ist die seit 1894 verwendeten Flagge ein Symbol für die Unterdrückung Schwarzer und für Sklaverei. Mississippi hat mit 38 Prozent hinter Washington D.C. den zweithöchsten Anteil schwarzer Bevölkerung in den Vereinigten Staaten.

In den vergangen Jahren gab es immer wieder Initiativen, die Bundesflagge auszuwechseln. Bereits 2001 konnten die Bürger des Landes per Referendum über ihre Flagge abstimmen. Die Mehrheit sprach sich damals für die Beibehaltung der aktuellen Version aus. Doch die Kritik blieb, und sie wurde stärker. Der Tod des Schwarzen George Floyd und die bereits 2013 gegründete BlackLivesMatter-Bewegung haben die Debatte hinsichtlich des Umgangs mit historischen Symbolen wie der Konföderiertenflagge und den Statuen von Südstaatengenerälen entscheidend befeuert und schließlich die Politik zum Handeln bewogen.

Rasch nahm der Prozess zum Redesign der Flagge an Fahrt auf. Ende Juni dieses Jahres wurde im Landesparlament ein Gesetz (Bill 1796) verabschiedet, mit dem einerseits die sofortige Abschaffung der Flagge als offizielles Symbol des Landes beschlossen wurde und das gleichzeitig die Einsetzung einer Findungskommission zum Inhalt hat. Aufgabe der sogenannten „Commission to Redesign the Mississippi State Flag“ war es, ein Flaggendesign zu finden, das als neue offizielle Flagge von Mississippi zur Anwendung kommt.

Noch im gleichen Monat wurde seitens des Mississippi Department of Archives and History (MDAH), der zuständigen Koordinierungsstelle, die Öffentlichkeit dazu aufgerufen, entsprechende Entwürfe einzureichen. Angesprochen fühlen durften sich all jene, die sich zur Gestaltung einer Flagge berufen fühlen. Teilnahmevoraussetzungen hinsichtlich Beruf, Alter, Wohnort oder Herkunft gab es keine. Vorgaben in Bezug auf die Gestaltung wurden hingegen sehr wohl gemacht, auch zwei Bedingungen waren an das Design geknüpft. Erstens: der Flaggenentwurf darf keine Konföderiertenflagge enthalten. Zweitens: der Text „In God We Trust“ muss auf der Flagge dargestellt sein. Beide Bedingungen sind in dieser Form bereits so im Gesetzestext formuliert. Darüber hinaus wurden den Teilnehmern vier Kriterien hinsichtlich guter Flaggengestaltung mit auf den Weg gegeben, wie sie die North American Vexillological Association (NAVA) seit je her propagiert:
„1. Keep It Simple. The flag should be so simple that a child can draw it from memory.
2. Use Meaningful Symbolism. The flag’s images, color, or patterns should relate to what it symbolizes.
3. Use Two or Three Basic Colors.
4. Be Distinctive or Be Related.“

Ein Preisgeld wurde nicht ausgeschrieben.

In kurzer Zeit sind knapp 3.000 Entwürfe eingegangen, darunter ebenso Zeichnungen von Kindern wie Entwürfe von professionellen Designern. Einige Teilnehmer nahmen den Aufruf zum Anlass, um Entwürfe mit politischen Botschaften einzusenden. Aus diesem riesigem Fundus haben die neun Kommissionsmitglieder jeweils 25 Entwürfe ausgewählt. Die bei der ersten Sichtungsrunde zu Tage beförderten 147 Designs waren im Anschluss als Online-Galerie öffentlich einsehbar. In weiteren Sichtungsrunden haben die Kommissionsmitglieder mit Hilfe eines Punktesystems zunächst die Top 9 und anschließend die Top 5 ermittelt.

Top 5 Flaggendesigns

Erwähnenswert ist der Umstand, dass die einzelnen Kommissionsmitglieder stets die Möglichkeit hatten, Änderungswünsche an Entwürfen vornehmen zu lassen. Hierzu wurden auch die verantwortlichen Gestalter konsultiert. Im weiteren Prozess konnten Bürgerinnen und Bürger, ebenfalls in einer Online-Galerie, ihre Meinung zu den Top 5 abgeben. Von den Top 5 Entwürfen wurden zur besseren Veranschaulichung für die Kommissionsmitglieder Flaggen hergestellt. Im nächsten Schritt konnten Bürger über zwei dieser Entwürfe online abstimmen, wobei diese Abstimmung für den weiteren Verlauf nicht bindend war (Entwurf 1 und Entwurf 4 der oben aufgeführten Galerie).

The New Magnolia – finale Entwürfe / Reinzeichnung

Mississippi Flagge – finale Auswahl, Quelle: YouTube/Mississippi Department of Archives and History
Mississippi Flagge – finale Auswahl, Quelle: YouTube/Mississippi Department of Archives and History

In der abschließenden Sondierungsrunde mit nunmehr zwei Entwürfen, der vom Designer Micah Whitson entworfenen „Great River Flag“ sowie der „New Magnolia“, entschied sich die Kommission für letztere. Die Magnolie ist seit langem eines der offiziellen Landessymbole; Mississppi trägt auch den Beinamen „The Magnolia State“. Im letzten Schritt erfolgte ein Feintuning des Flaggendesigns (Abb. oben), bei dem Farbwerte, Proportionen, Abstände und die Typographie finalisiert wurden. So wurde beispielsweise noch der Schriftzug von einer serifenlosen Schriftart auf eine Serifenschrift umgestellt. Anfang September entschied sich die Kommission mit 8:1 Stimmen für die Magnolien-Flagge, so wie sie bei dem Referendum den Bürgern zur Abstimmung vorgelegt wurde:

Mississippi Flagge (final), Bildquelle: Mississippi Department of Archives and History
Mississippi Flagge (final), Bildquelle: Mississippi Department of Archives and History

Das Design der neuen Flagge zeigt eine weiße Magnolie auf einem blauen Banner mit roten und goldenen Balken an beiden Seiten. Ein Kreis aus zwanzig Sternen repräsentiert Mississippi als den zwanzigsten Staat der Vereinigten Staaten von Amerika. Im oberen Bereich des Kreises mittig eingebettet ist ein gelber aus fünf Elementen bestehender hervorgehobener Stern, der die ersten Völker / die indigenen Indianerstämme des Landes symbolisiert. Der untere Kreisbogen wird durch die Worte „In God We Trust“ gebildet. Hierzu der Hinweis: die von Wikipedia verwendete Flagge zeigt NICHT die im Referendum verabschiedete Version, denn in der finalen Version ist der Schrifzug in fetten Lettern gesetzt.

Für die „New Magnolia“-Flagge (Abb oben), die seit wenigen Tagen nun die offizielle Flagge des Staates Mississippi ist, zeichnet eine ganze Reihe von Personen verantwortlich. Genau genommen ist die Flagge ein „Mash-up“, ein aus mehreren Entwürfen zusammengetragenes Konglomerat. Für den Grundaufbau zeichnet der Grafiker Rocky Vaughan (Ackerman, Mississippi) verantwortlich. Die in San Francisco lebende gebürtige Mississippian und Webdesignerin Sue Anna Joe entwarf die im Zentrum der Flagge befindliche Magnolienblüte. Kara Giles, eine Mitarbeiterin eines der Kommissionsmitglieder (Robyn Tannehill) steuerte die goldfarbenen Balken bei. Auch die Grafidesignerin Dominique Pugh sowie der Vexillologe und MDAH-Mitarbeiter Clay Moss werden als weitere für das Gesamtdesign Mitverantwortliche genannt. Wobei Clay Moss im Sinne einer Moderation seine Expertise als Flaggenkundler eingebracht hat.

Keiner der insgesamt neun Kommissionsmitglieder verfügt über eine Ausbildung als Designer oder Gestalter. Der zu jedem Zeitpunkt transparente Findungsprozess und die per Video öffentlich gemachten Abstimmungsrunden der Kommission verdeutlichen, wie professionell und gewissenhaft ihre Mitglieder agiert haben.

Bemerkenswert ist insbesondere der vergleichsweise sehr kurze Zeitraum von gerade einmal einem halben Jahr zwischen Einsetzung der Kommission und Annahme des Flaggendesigns durch die Bürger des Landes per Referendum. Dass dieser Entscheid im Rahmen der US-Präsidentenwahl erfolgt ist, hat den Designprozess eindeutig beschleunigt. Zum Vergleich: in Neuseeland führte eine über zwei Jahre andauernde Suche nach einer neuen Nationalflagge letztendlich ins Leere (dt berichtete). Grund genug für die Mississippians, stolz auf das Erreichte und auf ihre neue, in Kollaboration entstandene „In God We Trust“-Bundesflagge zu sein.

Vor allem ist die Flagge ein starkes politisches Signal, das die Mississippians an die US-amerikanische Gesellschaft senden. Denn im Rahmen des Prozesses haben, ungeachtet der Medien, die mit ihrer Berichterstattung zum Teil Spaltung und Polarisierung vorantreiben, Demokraten und Republikaner, Frauen und Männer, Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Religion sowie alte und junge Menschen Hand in Hand miteinander gearbeitet. Ein großartiges Statement, dem viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte als den Tweets und Golfausflügen des scheidenden US-Präsidenten.

Bildergalerie

Weiterführende Links

Update 10.11.2020: Im Nachgang habe ich festgestellt, dass vom MDAH zwei Flaggenversionen veröffentlicht wurden, die, obwohl unterschiedlich, beide als „chosen final flag“ betitelt sind. Die Versionen unterscheiden sich in Bezug auf die verwendete Schriftart. Version 1 (so wie unter dieser URL vom MDAH veröffentlicht und wie in dem dt-Beitrag gezeigt sowie Version 2, die unter dieser URL als AI-Datei zur Verfügung steht. Ich hab einmal die Koordinierungsstelle angeschrieben, um nachzuhaken, welche Version nun die finale ist. Sobald mir eine Antwort vorliegt, gebe ich diese hier weiter.

Dieser Beitrag hat 21 Kommentare

  1. Meiner Meinung nach eine deutliche Verbesserung und innerhalb der unzähligen Flaggen, Fahnen und Symbole, die innerhalb der Vereinigten Staaten aus dem Stand in die gestalterische Spitzengruppe gesprungen.

    https://www.youtube.com/watch?v=pnv5iKB2hl4

    In diesem Ted-Talk wird schön gezeigt, wie hoch die Diskrepanz der Design-Qualität zwischen den amerikanischen Staaten und Städten ist.

  2. Schöner Artikel! Ich finde es auch beeindruckend, wie schnell hier der Entscheidungsprozess gelaufen ist. Ich habe das Ganze Mitte des Jahres auch verfolgt, als der Prozess anlief, habe aber auch eher mit einem langjährigen Prozess gerechnet.

    Das zentrale Motiv finde ich sehr gelungen, wenn auch etwa filigran, womit es sich aber sicher ganz gut in die Runde der US-State Flaggen einfügt. Auch nach wiederholter Betrachtung will mir jedoch die Gesamtkomposition nicht so wirklich gefallen. Die roten Balken finde ich viel zu schwer und zu breit, die farbliche Gestaltung auch als Gesamtkonzept nicht wirklich gelungen.

    In jedem Fall aber eine deutliche Verbesserung gegenüber der gestalterischen tragischen und negativ bedeutungsgeladenen Vorgängerflagge.

  3. Wenn auch politisch ein deutlicher Schritt in die Zukunft (was ich sehr begrüße), keine wirkliche Verbesserung im Sinne der Simplifizierung und Heraldik. Die Grundsätze, die dem Prozess zugrunde lagen sind zwar toll, aber so richtig sehe ich sie hier nicht angewendet. Die Blume ist recht illustrativ, gemeinsam mit den Farbflächen, der Typo und den Sternen tummeln sich hier doch recht viele Objekte auf der Flagge, was die Prägnanz sehr mindert. Und noch was: Wer “In God wie Trust” im Jahr 2020 auf seine Bundesstaaten-Flagge schreibt, hängt wohl doch noch ganz schön der Vergangenheit an und ist nicht um Säkularisierung bemüht und somit eine Identität für alle Bürger*innen zu schaffen.

    1. Wer „In God We Trust“ nur als eine rückständige Floskel fehlender Säkularisierung betrachtet, betrachtet diesen Leitspruch meines Erachtens zu kurz.

      Wenngleich sicherlich der Ursprung als Gottesbekenntnis zu sehen ist, hat dieser Gottesbezug des Leitspruchs deutlich abgenommen und ist heutzutage in den Vereinigten Staaten vielmehr als klares Bekenntnis zur Union der 52 Bundesstaaten zu sehen. Das Motto entstammt der US-amerikanischen Nationalhymne und ist sowohl auf den Dollarmünzen als auch -noten zu lesen. „In God We Trust“ steht insofern der nun abgelegten Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika – die nicht zuletzt auch Ausdruck des damit verbundenen Willen nach Sklavenhaltung war, welchen die Vereinigten Staaten von Amerika ja ablehnten – diametral entgegen. Sicherlich kann der Leitspruch auch kritisch diskutiert werden, und das wird er ja auch in den Vereinigten Staaten, dennoch sollte man seine metaphorische Ebene nicht ausblenden. Nicht grundlos hat das Berufungsgericht der Vereinigten Staaten gleich mehrmals darauf verwiesen, dass diese Worte mehr zeremoniellen Charakter haben.

      Speziell für Mississppi gibt es noch hinzuzufügen, dass bereits seit 2014 dieses Motto auch das offizielle Siegel des Bundesstaates prägt.

      1. Danke für deine fundierten Ausführungen dazu, Torsten. Auch wenn ich diesem Slogan weiterhin sehr kritisch gegenüber stehe, begrüße ich deinen tiefergehenden Einblick, im Sinne einer fachlichen Diskussion hier, sehr. Schön btw, dass das jetzt hier wieder möglich ist :)

  4. Ich kann mich nur anschließen. Dass so eine Veränderung ohne größere Reibereien gemacht werden konnte, ist schon sehr erstaunlich und erfreulich. Gerade in den momentan politisch so aufgeladenen USA. Hier schein kommunikativ sehr viel sehr richtig gemacht worden zu sein.

  5. Wenn ich an die Entwürfe für eine neue Flagge von Neuseeland zurückdenke, frage ich mich, ob das in Zukunft Schule machen könnte, endemische Pflanzen auf Flaggen oder Wappen zu bringen.

    1. Flaggen mit Darstellungen von in der jeweiligen Region typischen oder gar emdemischen Pflanzen sind weit verbreitet: Olivenzweig (Zypern), Mate-Strauch (Paraná, Brasilien), Vermont (Kiefer), Kanada (Ahorn), Saskatchewan (Lilium philadelphicum), Libanon (Libanon-Zeder), Mexiko (Opuntien Kakteen), u.v.a., siehe Gallery of flags with plants

      1. Zusätzlich kann man sich auch mal in Deutschland mal auf Kommunaler Ebene umsehen: da finden sich einige Pflanzen in der Heraldischen Verwendung. Auf die Schnelle fallen mir da der Kreis Wesel (Silberne Kopfweide)und die Stadt Viersen (Drei silberne Mispelblüten) am Niederrhein ein. Irgendwo ist mit Sicherheit auch noch ein Papagei versteckt.

  6. Eine völlig überladene und viel zu kleinteilige Flagge. Wer kann denn diesen Text an einem 5 m hohen Flaggenmast überhaupt lesen? Der klitzekleine goldene Stern, der etwas symbolisieren soll – oder wohl eher entschuldigen – ist sogar noch in 5 Teile unterteilt. Und ob die Schrift Serifen hat, ist ebenfalls nicht mehr von Belang, die kann man vermutlich nicht mal sehen, wenn man direkt davor steht. Die Magnolie finde ich auch nicht gelungen, sie sieht für mich überhaupt nicht heraldisch aus, sondern eher wie ein Clipart aus den 90ern. Ich finde, die Flagge ist ein schlimmer Murks, der nur verdeutlicht, das Design und Geschmack nicht demokratisch sein darf, weil die Qualität darunter leidet, wenn jeder noch mal seine persönlichen Details dazu geben muss. Das Schlimmste daran ist aber, dass es die Amerikaner eigentlich besser wissen. Sie haben selbst in der Vergangenheit festgestellt, dass die meisten State-Flags genau unter diesen Themen leiden: Kleinteiligkeit und Schriften. Mit wenigen ausnahmen wie Arizona und Texas muss man leider feststellen, Flaggen haben die Amerikaner nicht gut drauf, die hätten sich also lieber etwas mehr Zeit genommen, statt die gleichen Fehler zu wiederholen.

    1. Und ob die Schrift Serifen hat, ist ebenfalls nicht mehr von Belang

      In Bezug auf die Wahrnehmung einer Flagge aus 5, 10 oder 50 Metern mag dies keine Bedeutung spielen. Für die Menschen, die sich die Flagge ins Wohnzimmer hängen, als Wimpel auf den Schreibtisch stellen oder einen Hoody mit der Flagge tragen, ist dies sehr wohl von Belang. Es gibt bei einer solchen Flaggendarstellung unendlich viele Anwendungsfälle. Das Medieninteresse bezüglich der Flagge war/ist enorm und reicht weit über Mississippi hinaus. In Web, TV, Print wurde die Flagge in Großansicht abgebildet. Deshalb zählt jedes Detail! Für die Kommissionsmitglieder, und vermutlich auch für viele andere Mississippians, macht es sehr wohl einen Unterschied, ob die Lettern auf der Flagge in einer Groteske oder Serifenschrift gesetzt sind.

      Wichtig ist vor allem, dass die Flagge sowohl von nahem wie auch aus der Entfernung eindeutig als die des Bundesstaates Mississippi identifiziert werden kann. Das scheint mir in diesem Fall gegeben. Darüber hinaus ist es wichtig, das eine Flagge, etwa über ortsspezifische Symbolik, identitätsstiftend wirkt, sich Menschen also mit der Darstellung identifizieren können. Wenn man sich anschaut, wie rasch die Flagge offenbar Einzug in das Leben der Mississippians gefunden hat, dann kann man auch hier einen Haken dahinter machen. Rein gestalterisch betrachtet mag eine Flagge wie beispielsweise die von Texas, die sehr reduziert und dadurch enorm prägnant ist, über eine höhere Qualität verfügen. Ästhetik ist jedoch, in Sachen gutes Flaggendesign, lediglich ein Kriterium von vielen (siehe Gute Flaggen, Schlechte Flaggen (PDF)). Abgesehen davon ist die Farbgebung der Mississippi-Flagge eigenständiger als etwa die der texanischen.

      Völlig einer Meinung bin ich hingegen in Bezug auf die Aussage, dass die meisten Flaggen der US-amerikanischen Staaten überladen sind bzw. kein gelungenes Design aufweisen. Und ja, auch mir persönlich ist die Magnoliendarstellung zu illustrativ. Allerdings wäre eine abstrahierte Darstellung als Draufsicht aller Wahrscheinlichkeit weniger eigenständig. In dieser Form ist die Blütendarstellung meines Wissens im Kontext Flaggendesign einzigartig.

  7. Off topic:
    Aktuell sehe ich keine Artikel mehr, die man nur mit dem Abo lesen kann.
    Hat sich diesbezüglich was geändert?

  8. Sehr schöne Flagge und die Umsetzung reibungslos. Well done! Mehr kann ich dazu nicht sagen.

    Da kommt in mir doch glatt wieder der Wunsch auf, dass sich auch Deutschland über ein frisches Erscheinungsbild gedanken machen könnte, aber das gehört hier ja nicht her. ;-)

    1. Die Flagge der BRD ist ja vergleichsweise jung. Die Farbwahl unterscheidet sich stark von den sonst übernutzten Farben Rot-Weiß-Blau. Und der historische Bezug zu Schwarz-Rot-Gold ist auch annehmbar. Des Weiteren halte ich es für sehr vorteilhaft, wenn man eine Flagge auch als Zierstreifen einsetzen kann, ohne, dass man sie reduzieren muss (siehe z. B. Fußballtrikots). Ein “frischeres Erscheinungsbild” für Deutschland vermisse ich daher nicht.

      Da komm ich zu einem neuen Kritikpunkt bei der Mississippi-Flagge: Wenn sie im Wind weht und Falten wirft, kann man die filigranen Parts nicht mehr wirklich erkennen. Das halte ich bei einer Flagge für ein ziemliches Manko. Und wann werden mal Flaggen in voll aufgespannter und fixierter Form genutzt?

Kommentare sind geschlossen.

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