Die Deutsche Bahn hat in dieser Woche bekannt gegeben, alle 280 ICE-Züge mit einem grünen Streifen ausstatten zu wollen. Die Bahn will damit die Klimafreundlichkeit ihrer ICE-Züge betonen. Ein Marketing-Gag, der in die Zeit passt. Ein Kommentar.
Ein roter Streifen auf weißem Grund galt bislang als untrügliches Erkennungszeichen für einen ICE-Zug. Bereits der ICE 1, gebaut ab 1990, war mit einem roten Streifen versehen, der sich über die gesamte Länge des Zuges erstreckt. Auch die neuste Baureihe, der ICE 4, ist anhand der einheitlichen rot-weißen Kontur leicht und aus großer Entfernung zu erkennen. Das soll sich nun ändern.
In Berlin hat Bahn-Chef Dr. Richard Lutz vor wenigen Tagen den ersten Zug präsentiert, bei dem außen ein grüner Streifen angebracht ist. Nach und nach sollen alle 280 ICE-Züge einen grünen Streifen bekommen, allerdings jeweils nur der erste und letzte Wagen. Vorne grün, in der Mitte rot, hinten grün – das wird zukünftig das Profil der ICE-Züge sein. Mit Komplementärkontrast in die Zukunft.
Auszug der Pressemeldung
Die Deutsche Bahn (DB) macht ihre Rolle als Umweltvorreiter auf ihren Zügen sichtbar und verändert dafür das Außendesign ihrer rund 280 ICE-Züge: An den beiden Wagen mit dem markanten ICE-Profil an der Spitze und am Ende des Zuges wird der rote Streifen durch einen grünen ersetzt. […] Ein zusätzliches grünes Stecker-Symbol zeigt, dass alle Fernverkehrszüge mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs sind. […] Der grüne ICE ist das richtige Signal zur richtigen Zeit.“
Plötzlich wollen alle Vorreiter für Klimaschutz sein – der Versicherer Allianz, der Autozulieferer Bosch, Volkswagen, Großbritannien, sogar die CSU. Die Deutsche Bahn begründet ihren Vorreiteranspruch damit, dass alle ICE seit 2018 mit 100 Prozent Ökostrom fahren. Der Verkehrswissenschaftler Alexander Eisenkopf, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen, macht allerdings darauf aufmerksam, dass der Ökoanteil am gesamten Zugverkehr bei 57 Prozent liege. Erst 2038 will die Deutsche Bahn in allen Bereichen mit 100 Prozent Ökostrom fahren.
Im Umfeld von Social Media und in den Medien wird schnell der Vorwurf laut, die Deutsche Bahn betreibe mit der teilweise Umbeflaggung ihrer ICE-Züge Greenwashing. Zur Wahrheit gehört, dass die Deutsche Bahn, wie fast alle anderen Unternehmen auch, in Sachen Klimaschutz noch eine lange Strecke zu gehen hat. Erst 2050 will die Bahn als Unternehmen klimaneutral sein, so der Plan. Für mich ist der grüne Streifen weniger Etikettenschwindel als vielmehr visuelle Geschmacklosigkeit.
Die Idee mit dem grünen Streifen auf ICE-Zügen ist übrigens nicht erst, wie man annehmen könnte, im Zuge der aktuellen Klimaschutzdebatte entstanden, die durch Greta Thunberg und der Protestbewegung „Fridays for Future“ initiiert wurde. Bereits im letzten Jahr fuhr ein ICE mit grüner Sonderlackierung im Rahmen einer Werbetour durchs Land – „Das ist grün“, lautet damals das Motto. Auf dem Cover eines 2018 veröffentlichten Finanzberichtes ist der Zug abgebildet. Im Gegensatz zu diesem Promo-Zug wird der grüne Streifen auf den ICE-Zügen jedoch nicht durchgängig sein.
Rein optisch ist das Grün-rot-grüne Profil eine Zumutung, aber vor allem ist die Teil-Umbeflaggung aus strategischer Sicht alles andere als nachhaltig. Das Image der Bahn lässt sich, wie andere Beispiele verdeutlichen, mit Hilfe eines klischeehaft grünen Anstrichs jedenfalls nicht verbessern. Trotz grünem Hintergrund hat McDonald’s auch heute noch, acht Jahre nach Umstellung auf ein gelbes M vor grünem Grund, mit Image-Problemen zu kämpfen.
Der grüne Streifen mag der Bahn zu etwas Aufmerksamkeit verhelfen. Etwas Aufmerksamkeit kann aber wohl kaum das Ziel eines der größten Unternehmens Europas sein. Ziel müsste es sein, die Bahn so konsequent auf Klimaneutralität auszurichten, das es keiner grünen Kosmetik bedarf. Wenn Weiß und Rot, die zentralen Markenfarben der Deutschen Bahn, in der Zukunft einmal synonym für Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit stehen, dann hätte man wahrlich Großes erreicht. Das wäre dann der passende Zeitpunkt, um Vorreiterschaft diesbezüglich zu beanspruchen. Statt Ankündigungen und Versprechen zu machen, Phrasen zu dreschen und grün-getünchte Schein-Inszenierungen vorzunehmen, wäre es besser, Taten für sich sprechen zu lassen. Tue Gutes und rede NICHT darüber – das wäre das richtige Signal zur richtigen Zeit.
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Ich glaube die DB sollte bei anderen Dinge Prioritäten setzen, als bei der Lackierung ihrer Züge.
Ich habe jetzt sieben Mal nachgesehen ob das hier nicht doch der Postilion ist.
Diese sinnlose und hässliche Aktion spielt den Klimawandel-Leugnern in die Hände, die die ganze Öko-Bewegung als substanzlose Hysterie sehen. Eine Informationskampagne und ein simpler grauer Hinweis an den Zügen hätte es auch getan.
Als eine zeitlich begrenzte Kampagne finde ich das ja in Ordnung, aber alle ICE darauf umzustellen, empfinde ich als unpassend. Durch die immer mehr werdenden Mitbewerber wird es mit der Markenerkennbarkeit eh schwieriger. Da wäre eine durchgehende rote LInie bei der DB doch gut.
Laut dem Video wurde das Grün über den roten Streifen foliert, heißt man kann ihn sehr einfach wieder entfernen, wenn man es satt hat.
Mich würde ja mal interessieren, in wie weit die Herstellung der Farbe und der Auftrag der grünen Streifen umweltfreundlich ist, sowie die Entfernung der alten roten Streifen? Entweder ordentlich Müll (Trägermaterial o.Ä. bei Folien) oder Chemikalien (Reinigung bzw. Entfernung der alten Streifen, Lack etc.).
Neben dem offensichtlichen und eher peinlichen Greenwashing könnte ich mir vorstellen, dass der ganze Prozess eher das Gegenteil von Ökologisch ist.. ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Nachtrag: Jetzt erst das Video gesehen.. also ordentlich Müll Dank Trägermaterial ;-)
Da kommt einem immer das Schmunzeln, wenn man derartige Kommentare von Gutmenschen wie dir ließt. Das ist eine unglaublich naive und ignorante Sichtweise. Wenn man deinem Gedankengang folgt, müsste die gesamte Werbebrange eingestampft werden.
@Rubin:
Zum einen heißt es “Branche”, nicht “Brange”. Und zum anderen hinkt dein Argument gewaltig. Es ist ein sehr großer Unterschied ob man Werbung für etwas schaltet oder ob man bestehende Elemente sinnlos runter reißt um sie mit einer anderen Farbe zu überkleben. Das, was DB da macht ist zu 100% Greenwashing – nicht mehr und nicht weniger. Ich will die Kosten dafür gar nicht wissen. Geld verbrennen kann man auch einfacher… wie wäre es stattdessen mit ner Spende?
Bitte nicht, dann wär ich ja arbeitslos. Mir geht es eher um das Gesamtbild, dass sich abzeichnet – Greenwashing und dabei genau das Gegenteil produzieren.
Ich vermute einfach dass schon gewisse Anforderungen an Folien und Lacke gefordert sind, damit diese die alltägliche (Ab-)Nutzung an einem ICE aushalten – meiner Erfahrung mit Werbematerial, Packungen und Druckerzeugnissen nach gibt es hier eher nicht die ideale “grüne” Alternative, sondern es sind relativ robuste Materialien und Chemikalien, die eben nicht sonderlich gut zu entsorgen und abzubauen sind. Wie weit das hier zutrifft, kann ich ohne konkrete Infos natürlich nicht sagen und möchte daher ungerne weiter mutmaßen.
Es wird niemals alles sauber, umweltfreundlich und nachhaltig sein, aber gerade wenn ich genau diese Punkte kommunizieren möchte, sollte ich dabei nicht das Gegenteil tun.
Ich denke die Kommentarspalte im DT sollte nicht weiter dazu dienen unsere persönlichen Ansichten über Nachhaltigkeit zu diskutieren, daher hoffe ich einfach mal dass nun verständlicher ist, dass ich nicht “naiv” die Ökokeule schwingen wollte, sondern einfach anhand meiner Erfahrung mit (Groß-)druckthemen etwas gefragt und vermutet habe ;-)
Und ob, selbstverständlich darf und soll jeder dt-Leser von der Kommentarfunktion Gebrauch machen, auch um die persönlichen Ansichten zum Themenkomplex Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Umweltfreundlichkeit zu teilen. Selbstredend im Kontext Design, das in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielt. Wenn wir substanziell über Design sprechen wollen, dann können und dürfen wir die zuvor genannten Themen nicht ausklammern.
Und bei „Argumenten“ wie Deinen läuft es dem „Gutmenschen“ eiskalt den Rücken runter ob der Ignoranz gegenüber diesen Themen. Nicht nur, dass Du es scheinbar dufte findest, wenn Firmen sinnlos Kunststoff, Klebstoff, Weichmacher und weiss der Geier was noch alles sinnlos verbraten, Du sprichst auch noch einer kompletten Branche die Fähigkeit ab, das Thema Nachhaltigkeit in seinen Wertekanon aufzunehmen. Natürlich ist die Werbebranche wie so ziemlich jede andere, bis zu einem gewissen Grad auf Ressourcenverbrauch ausgelegt. Aber im Gegensatz zu vielen anderen ist sie auch mit der Freiheit ausgestattet Wertvorstellungen und Handlungsmuster hinterfragen zu dürfen und gegebenenfalls auch zu ändern. Also anstatt polemisch von einem Verbot dieser Branche dampfzuplaudern, weil ein Mitglied dieser Branche seine Umwelt kritisch begutachtet, solltest Du lieber froh sein, dass es Menschen gibt die das tun.
Dieser schamlos unpassende Umgang mit dem Thema Ökologie und auch Design macht mich tatsächlich zugleich traurig und wütend. Nicht nur wird die Welt dadurch hässlicher, als sie vorher war, mit dieser völlig dummsinnigen Ressourcenvergeudung (nicht viel, aber eben dich) wird der Schein gefeiert, in der Substanz nichts erreicht.
Ich hatte gehoffet, wir wären da weiter.
ALs für das Erscheinungsbild der DB mitverantwortlich (wir hatten das von 2002 bis 2008 gemacht bei Edenspiekermann) ist mir das peinlich. Schwächt die Markendarstellung und entbehrt jeden Inhalt
Danke für die klaren Worte von kompetenter Seite!
Obendrein schmeißt die DB hiermit ihre Markenfarbe ausgerechnet für die Farbe ihres einzigen überregionalen Konkurrenten in die Tonne:
Flixtrain/Flixbus.
Viel interessanter ist ja meiner Meinung nach die leise Umstellung des Corporate Designs der DB auf den “Puls”, wie er auch in den Klimaschutz-Print- und Onlinebannern schon eingesetzt wird.
(https://marketingportal.extranet.deutschebahn.com/de/puls)
Ein Artikel von @Achim dazu für mich als nicht-Designer wäre spannend!
Solange sie ihr Logo nicht grün gemacht haben … contenance,
much ado about nothing.
Unterm Strich ist die Bahn tatsächlich schon jetzt etwas grüner als der Pkw-Individualverkehr. Warum soll sie das nicht mal betonen dürfen.
Noch weiter nachliefern (Walk the Talk!) wäre natürlich super.
Über dem roten Streifen ein dünner schwarzer, unter dem roten ein dünner gelber.
Das wäre ein eleganter Schritt für selbstbewusste Darstellung – auch nach Aussen hin. Sowas fehlt, auch gesellschaftlich. Das gibt Halt, ermutigt, macht stolz, siehe in andere Länder.
Neben Shinkansen und TGV ist der deutsche ICE seit über 20 Jahren auch eines der bekanntesten Schnellzüge der Welt. Das Marketing ginge viral, deutsche Technik signalstark auch über die Grenzen zu kommunizieren.
Ein grüner Streifen für einen von Hause aus mit Strom betrieben Zug ist dagegen lächerlich.
@steffen: Nein, bitte keine Deutschlandfarben an den Zügen! Die Farbkombi bringt mich leider immer wieder zum würgen (die nächste WM kommt früh genug)…
Aber zur Aktion selbst: Ich muss mich ja outen, dass mir der grüne Streifen aus optischer Sicht richtig gut gefällt. Das rechtfertigt aber leider nicht diese verschwenderische Aktion. Der Umweltaspekt wurde schon zu Hauf angesprochen, schließe mich hier ebenfalls an. Auch auf die Gefahr hin, hier von den Profis Schläge einzufangen, finde ich, manchmal muss Design und Marketing eben hinter der Vernunft anstehen.
Was gefällt dir denn an der kombination Schwarz-Rot-Gelb nicht? Ist doch eine schön in sich übergehende Farbkombination
@Florian Auer: Sicher eine berechtigte Frage, deren Antwort gar nicht so einfach ist… Erinnere mich, dass in einem anderen Artikel im dt dies auch schon mal Thema war. ich glaube, ich komme mit dem schwarz nicht zurecht, oder der Farbkombi allgemein, sie wirkt auf mich hart und doch irgendwie wie ein bunter Hund… Vielleicht liegts daran, dass ich nicht der große Patriot bin und mich eher mit meiner bayerischen Heimat oder meinen Vorfahren aus Österreich identifiziere. – Also ein persönliches psychisches Problem! ;-)
Lächerlich. Nicht nur ist der ICE ein generell schlechtes Beispiel für deutsche Ingenieurskunst. Das ganze Thema “Nationalstolz” hat sich für mich spätestens mit dem Aufkommen der AfD komplett erledigt. Ich schäme mich für mein Land und das was hier gerade passiert. Da brauche ich nicht auch noch nationalstolze Züge.
Bedauerlich – so geht der Bezug zur Logo-Farbe verloren.
Deutscher Bahn fehlen angeblich mehrere Milliarden Euro – Laut einem Bericht des Bundesrechnungshof ist die wirtschaftliche Situation der Deutschen Bahn »besorgniserregend«. Der Konzern wies das Papier der Behörde zurück. “º“º“º https://www.zeit.de/mobilitaet/2019-09/bundesrechnungshof-deutsche-bahn-bericht-finanzierung-bund
Die grüne Streifenaktion ist mehr als unnötig, als Bahnfahrer weiß ich längst dass der ICE (angeblich) nur mit Ökostrom fährt, allen Nicht-Bahnfahrern ist das herzlich egal. Ich fand es schon albern, dass alle BahnCards (2018 glaube ich, war das) auf Grün umgestellt wurden. Mittlerweile sind sämtliche Züge mit Bildschirmen ausgestattet, es hätte genügt, das digital zu kommunizieren und man hätte sich den ganzen Müll durch die Folien und Trägermaterialien sparen können.
Aber die Liebe zur Folie hat die Bahn ja schon vor geraumer Zeit entdeckt: https://www.focus.de/reisen/videos/250-zuege-bekommen-spezialbehandlung-blumen-auf-dem-wc-deutsche-bahn-macht-fruehjahrsputz_id_5408527.html Schon bei dieser Toiletten-“Verschönerung” war ich sprachlos. Die Folien sind kitschig bedruckt und zudem entstehen noch mehr Fugen, an denen sich Schmutz und Bakterien besser sammeln können, denn jede Fuge ist eine Stelle mehr, an der eine leichte Reinigung erschwert wird. Zuverlässigere Toiletten wären sinnvoller gewesen, als diese Folien-Nummer.
Und an noch viel mehr Stellen, lässt das Öko-Bewusstsein der Bahn zu wünschen übrig. So ist man der größte(!) Abnehmer von Glyphosat in Deutschland. Was alles andere als umweltfreundlich ist, beispielsweise ist Glyphosat etwa in Österreich seit Juli verboten. https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2019-08/umweltschutz-deutsche-bahn-schienen-unkrautvernichtung-glyphosat
Zurück zur neuen “grünen Linie” der Bahn. Was mich daran am meisten verwundert, ist dass die Bahn sich mit solchen Oberflächlichkeiten aufhält, es gäbe viel mehr zu tun. Ebenso überrascht es mich, dass die Peter Schmidt Group als Branding Partner für Corporate Design so etwas zulässt. Da hätte ich eine Agentur ebenso in der Verantwortung gesehen, so etwas albernes zu verhindern. Ehrlich gesagt, hatte ich mir von der großen Ankündigungen auf der cxi 2018 wesentlich mehr erwartet – egal wie weit diese Entwicklung nun auch sein mag, der grüne Streifen ist meines Erachtens in grober Fehler und Querschläger! https://www.cxi-konferenz.org/designer-die-sich-ueber-kekse-streiten-oder-einblicke-in-die-design-geschichte-und-die-zukunft-der-db/
100 punkte für den beitrag. alles andere was man dazu sagen kann ist nämlich reichlich irrelevant. greenwashing pur.
Die Grundidee einer neuen Bahn, die diesen neuen Kurs auch optisch zeigt, ist gut. Hier zeigt das Stückwerk, sich nicht über die paar Meter am Steuerwagen hinaus getraut zu haben, jedoch meiner Meinung nach exakt genauso wie halbgar und verkürzt die vorgestellten Pläne sind. Da passt das Design plötzlich wieder richtig gut zur Strategie, Achim.
Absoluter Müll
Ich liebe solch kraftvollen Kommentare ohne jeglichen Gehalt liebe/r HIZLI.
Fast wie auf Facebook. So emotional, so authentisch, so kraftvoll … immer wieder gern. P-)
Nur sind wir nicht auf Facebook
Dein BUZLI.
Ich lese “dt” seit vielen Jahren. Ich habe hier noch nie kommentiert, aber das kann ich jetzt so nicht stehen lassen.
Markenidentität: Ja, das Grün weicht bewusst vom üblichen Corporate Design ab – ist aber als Sekundärfarbe erlaubt. Überall sonst bleibt die Bahn im bekannten Rot-Weiß. An der Marke wird rein gar nichts geändert. Und auch wenn der grüne Streifen erstmal extrem ungewohnt ist und so einige Aufmerksamkeit erregt, ändert sich ja nicht mal das ICE-Zug-Design grundlegend – auf über 90% der Zuglänge bleibt es beim roten Streifen. Für mich kommt die Lackierung ganz deutlich als Sonderaktion rüber.
Vorwurf “Greenwashing”: Mag sein, dass die Bahn allgemein weniger klimafreundlich ist, als sie sich gibt. Trotzdem ist der Vergleich mit McDonalds einfach unpassend. Die Bahn setzt das Grün ja nicht unternehmensweit ein, sondern nur in diesem speziellen Fall. Und sie will damit auch nicht unterschwellig eine diffuse “wir sind nachhaltig/umweltfreundlich/gesund/natürlich”-Botschaft transportieren, sondern sie schreibt relativ unmissverständlich direkt daneben auf den Zug, warum der Streifen jetzt grün ist (“Klimaschützer”+Steckersymbol=Ökostrom). Und das alles tut sie ausschließlich auf den ICEs, die ja tatsächlich mit 100% Ökostrom fahren. Was bitte ist daran Greenwashing?
“Tue gutes und rede NICHT darüber”: Sehr gut, das werde ich Brot für die Welt, Ärzte ohne Grenzen und Unicef antworten, wenn ich mal wieder Werbepost von ihnen bekomme… Echt mal. Die Bahn ist gerade etwas im Aufwind: Mehr Leute als sonst erwägen, mit der Bahn statt mit dem Flugzeug oder mit dem Auto zu fahren, und zwar allein aus Umweltschutzgründen. Diese Aktion zielt genau darauf ab. Für jedes andere Unternehmen wäre das in dieser Situation eine völlig nachvollziehbare Marketingaktion. Warum wäre es für die Bahn ein „richtiges Signal zur richtigen Zeit“, wenn sie diese Gelegenheit nicht nutzen würde?
Ich wäre Adressat einer Marketingaktion, denn ich habe die Wahl, ob ich Auto fahre oder Bahn, wenn ich nach Frankfurt oder München muss. Diese Aktion wird mich eher davon abschrecken, öfter Bahn zu fahren:
a) Wenn ich den grünen Streifen sehe, habe ich mich schon entschieden. Ich stehe am Bahnsteig; die Fahrkarte ist bezahlt. Jetzt will ich angenehm reisen und pünklich ankommen. Das Unternehmen, dem ich den Auftrag dafür erteilt habe, belästigt mich stattdessen mit Eigenlob („Sie haben sich gut entschieden“, „Sie werden es bestimmt nicht bereuen!“).
b) Der grüne Streifen wirkt, als wäre darunter noch immer die alte, gewohnte Lackierung verborgen. Etwas zu verbergen, das immer noch da ist; das erweckt Misstrauen.
Nur kurz zum Thema “gerade etwas Aufwind” – ich bin treuer Bahnfahrer seit Jahren und erreiche regelmäßig den Comfortstatus, sprich, ich bin oft mit der Bahn unterwegs. Ich kann nur sagen, dass die Bahn seit Jahren gut gefüllt ist! Mag sein, dass ich auf beliebten Strecken unterwegs bin, aber das wäre dann quer durch Deutschland so … Vor und nach Feiertagen habe ich auch beobachtet, dass die leute sogar in der 1. Klasse(!) stehen müssen, weil es so voll ist. Ich gebe zu, dass der Bahn wahrscheinlich häufiger sehr (negativ-)kritische Stimmen entgegengebracht werden, es kann aber sehr gut daran liegen, dass die Bahn in den letzten Jahren sehr, sehr viel verschlafen hat. An einigem mag die Politik Schuld haben, an vielem mehr gebe ich sie aber Bahn-Chefs wie Mehdorn, deren planerische Weitblick durch Rendite-Wünsche wohl stark eingeschränkt war.
Jetzt weiß ich, wo die große Menge Geld hinfließt, die ich monatlich wohl oder übel fürs Zugfahen bezahlen muss.
Wie schon in den vorherigen Kommentaren geschrieben, diese Aktion ist absolut unnötig und peinlich. Schade, wie hier ernste gesellschaftliche Probleme mit ein bisschen grün übertüncht werden.
Ich hoffe schadenfroh auf ironische Graffitis in passender Farbgebung.
Das Design ist anders, aber die Mondpreise bleiben. Die effektivste Möglichkeit, etwas für den Umweltschutz zu tun, wäre, endlich zumutbare Fahrpreise anzubieten.
Mit dem aktuellen Angebot wird kein Bus oder PKW von der Straße geholt. Statt Selbstbeweihräucherung wäre ich für Maßnahmen, die WIRKLICH etwas bringen.
Von diesem Musterbeispiel des Greenwashings abgesehen (wozu hier schon treffend argumentiert wurde) dachte ich auch an die grässliche Wirkung, wenn nun ein ICE mit dem grün-rot-grünen Seitenstreifen in den Bahnhof einfährt. Diese Farbkombination ist so unpassend wie katastrophal für die Außenwirkung. Und wie auch auf dem Bild zu sehen, passt der ICE nun überhaupt nicht mehr zu den anderen Zügen der DB, die sich zuvor zumindest in der Farbkombi rot-weiß konsequent ähnelten. Und das, wo doch ein einheitliches Flottendesign natürlich bei allen Verkehrsbetrieben angestrebt wird.
Man hätte es wirklich bei (hübsch gestalteten) Hinweistafeln belassen sollen.
PS: Ich war übrigens immer schon der Meinung, dass sich das ICE-Triebkopfdesign von Beginn an an den “Galileo”-Shuttles bei Star-Trek orientiert hat. Seitlicher roter Zierstreifen auf weißem Grund mit schwarz getönten Scheiben inklusive. Gleiches gilt für die Transrapidmodelle ab 1990.
Diese Aktion ist so grenzdebil dämlich dass es kaum in Worte zu fassen ist. Sowohl in gestalterischer als auch in marketingtechnischer Hinsicht. Gleichzeitig ist es aber auch symptomatisch für die deutsche Politik (mit der die Bahn ja recht eng verbandelt ist). Stückwerk allerorten und es geht nur noch darum, “Aufmerksamkeit zu erregen”, sprich man haut irgendwelche Halbsätze raus, die gerade in den Zeitgeist zu passen scheinen und hofft, damit irgendwie irgendwo in der Bevölkerung zu punkten. Ganzheitliche, durchdachte Konzepte? Eine echte Strategie wie Umweltschutz, Wirtschaftswachstum, Mobilität und der Wohlstand in Deutschland vereinbar sein könnten? Davon ist nichts zu sehen. Man kann wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln und das grüne Stück Folie auf den ICEs repräsentiert all das für mich auf exemplarische Weise. Es lässt einen ungläubig staunend zurück. Kaum zu fassen.
Mich befremdet der zunehmende Dilettantismus, mit dem grundsätzlich jegliche Diskussion in jeglichem, sich bietendem, Forum auf die immer gleiche Weise in Gemecker vom verhätschelten Stammtisch der Fliesentischbesitzer ausartet.
Es geht hier um Design, nicht um Hineinsteigern in vermeintlich riesige Probleme im ach so “armen Deutschland”, in dem der soziale Code des Miteinander für viele daraus zu bestehen scheint bei jeder Gelegenheit total überzogen über das eigene Land zu jammern, so wie sich Briten bei jeder Gelegenheit ausführlich über das Wetter unterhalten.
Es geht nicht um die böse Drosselkom, nicht um Bahnfahren in vollen Zügen genießen, nicht um die da oben, schon immer gearbeitet, Kontrollverlust, Abzocke, Umvolkung oder was auch immer den weißen deutschen Mann mittleren Alters stundenlang in Webforen beschäftigt.
Es geht um Design. Sofern der Autor dieses Blogs nicht schon vollständig mit den Nerven runter ist würde ich ihm empfehlen Kommentare nur noch nach Moderation und Freigabe zuzulassen.
In dem Sinne möchte ich mich auch für mein offtopic Post entschuldigen. Aber es ist einfach nicht mehr auszuhalten.
Ich frage mich, wie viel Plastikmüll durch die Umfolierung wieder entsteht.
Dabei geht es nicht nur um die Streifen selbst, sondern auch das Transport- und Trägermaterial vor der Beklebung.
Wirklich peinlich. Stattdessen einfach die Preise zu verringern wäre schlauer gewesen.
Auf so etwas kommen wohl nur die Bahn-Vorstände Pofalla und co.
Erinnert mich an die finnische bahn (VR), die vor einigen jahren von rot/weiß auf grün/weiß umgestellt hat, das aber konsequent. Bei den meisten loks und reisezugwagen überwiegend weiß, bei den Vectron-lokomotiven (die ältere, noch in der Sowjetunion gebaute elektroloks ersetzen) überwiegend grün.
Grün-weiß-rot erinnert dagegen an billigpizzeria und nicht an ein hochwertiges personenfernverkehrsmittel.
Was mich am erscheinungsbild der ICEs stört, ist etwas anderes: Sie werden sehr bald dreckig. Schon beim ICE-V von 1985 wurde der überwiegend lichtgraue anstrich damit argumentiert, dass die züge künftig öfter gewaschen werden sollten – was in der praxis offensichtlich dann doch nicht gelingt. Züge sind nun mal zwischen bremsstaub, stromabnehmerabrieb und mückenschwärmen unterwegs und das ist auf weiß am ehesten sichtbar (auch wenn es lichtgrau ist). Zu dampflokzeiten war die abhilfe, recht bald auf einen schwarzen einheitsanstrich umzustellen (bzw. dunkelgrün für die meisten reisezugwagen), so finster muss es nicht mehr sein, aber wenn die regelmäßige reinigung schon nicht gewährleistet werden kann, es gibt etliche weniger schmutzempfindliche farben als fast-weiß.
Normalerweise lese ich “nur” die Artikel und Kommentare mit Interesse, Erkenntnisgewinn und manchmal auch mit Begeisterung bzw. Betrübnis. An dieser Stelle möchte ich dann doch mal mit-Forieren!
Vorweg: ich bin kein Fan der DB. Aber – ich bin Fan des Schienenverkehrs. Für diesen möchte ich kurz in die Bresche springen. Zum Design werde ich mich zum Schluss auch noch äußern (Schlussendlich ist das hier ja der “Designblog”)
Also: Greenwashing ist für die Bahn an dieser Stelle nicht nötig. Es ist mit Abstand das “grünste” Verkehrsmittel auf diesem Planeten, wenn es um den Transport von Menschen und/oder Gütern über mittlere bis lange Distanzen geht. Schadstoffemissionen; nur gut befüllte Reisebusse können da mithalten (siehe; https://www.umweltbundesamt.de/bild/vergleich-der-durchschnittlichen-emissionen-0) Flächenverbrauch; auch hier muss der Bus schon mit 40% ausgelastet sein um vergleichbar Platzsparend zu sein (siehe; https://www.zukunft-mobilitaet.net/78246/analyse/flaechenbedarf-pkw-fahrrad-bus-strassenbahn-stadtbahn-fussgaenger-metro-bremsverzoegerung-vergleich/) Das dieses Potenzial auch noch mittels verschiedener Mittel (nachhaltige Materialien, 100% saubere Antriebe, höhere Fahrgastkapazitäten, konkurrenzfähige Preise, etc.) drastisch verbessert werden kann, ist m.E. eher als positives Signal für die Zukunft zu sehen. Mit fortschreitender verbesserter Ökobilanz kann das grüne Kabel ja dann immer länger werden, bis es 2038 (besser eher) dann einmal ganz umläuft.
Womit ich jetzt auch beim Design angekommen wäre;
Vorweg: mir gefällt es.
Das Band behält durch seinen eher grellen Grünton, und dem damit verbundenen Kontrast zum weiß der Wagen, seinen Signalcharakter, somit sticht auch mit dieser Farbe jeder Zug am Bahnhof und auf freier Strecke hervor und wird gut wahrgenommen. Auch der Aufwand bei der Integration in die Gesamt-CI dürfte nicht so groß sein, und daher auch nicht allzu viele Ressourcen verbrauchen.
Als Zeichen für ökologische Transportalternativen, gerade in den derzeitigen Diskussionen um das Klima, die Erderwärmung und unsere zukünftige Mobilität, finde ich den Streifen sehr gelungen. Es ist ein relativ leiser aber deutlicher Hinweis auf das Potenzial was dort auf der Schiene schlummert.
Jetzt müssen nur noch die Betreiber merken, dass noch einiges mehr nötig sein wird, um die Menschen zum Umsteigen zu bewegen (siehe Kritik der meisten meiner Vorredner-Schreiber)
Danke
Birscher
Wie mein Lehrer in der Mittelstufe immer sagte: „Das tangiert mich eher peripher.“
Die Züge sind meist zu dreckig, da macht etwas grüne Folie oder rote Farbe am Triebkopf auch keinen Unterschied. Das größere Problem des DB Fernverkehrs (ich bin eigentlich ein großer Anhänger und sehr regelmäßiger Nutzer) sind die neuen ICEs, die total unbequem und atmosphärisch eine Katastrophe sind. Viel zu grelles Licht, Rückenlehnen, die einem den Blick ins Abteil versperren und Sitze, die sich nicht mehr verstellen lassen (für große Menschen unfassbar unbequem). Jedes Mal, wenn ich am Bahnsteig stehe und ein neuer ICE fährt ein, sinkt meine Laune merklich, weil ich weiß, was für eine miese Zeit mir bevorsteht. Ein absolutes Highlight dagegen ist es, wenn ich meine Termine so legen kann, dass ich mit dem ECE der SBB ab Frankfurt oder nach Frankfurt fahren kann – SO werden Züge gebaut, kluge Tische, eine Kabine, die „Weitsicht“ zu lässt, wo man sich nicht vorkommt wie in einer Legebatterie und Sitze, die sich stufenlos von aufrecht in fast horizontal verstellen lassen, dazu noch die typischen klappbaren Alstom-Tische. Siemens sollte sich da was abschauen. Neue ICEs = Ryanair, Alstom ECE = Business-Class.
[…] September hatte die Deutsche Bahn ihre teilweise mit einem grünen Streifen versehenen ICE-Züge der Öffentlichkeit präsentiert, um auf diese Weise die vermeintliche Klimafreundlichkeit des […]
[…] Mit den neuen BahnCards vollzieht das Unternehmen eine Abkehr hinsichtlich des zuletzt auch an den Zügen verstärkten Einsatzes der Farbe Grün. Die neuen BahnCards 25 und 50 sind komplett in rot gehalten, während die BahnCard 100 einfarbig […]