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Zwischen Konsens und Aufbegehren – die Plakate zur Bürgerschaftswahl 2015 in Hamburg

Gut zwei Wochen vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg (15. Februar 2015) werfen wir einen Blick auf die Plakatkampagnen der derzeit in der Hamburgischen Bürgerschaft vertretenen Parteien. Wie präsentieren sich SPD, CDU, BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, FDP und DIE LINKE auf ihren Plakaten und welche Themen stehen im Vordergrund?

Bundespolitisch interessant ist die Wahl in Hamburg vor allem in Hinblick auf die Frage, ob die FDP (wieder) und die AfD (erstmals) den Sprung ins Parlament schaffen werden. Aktuellen Umfragen zufolge werden sich beide Parteien wohl strecken müssen, um die 5-Prozent-Hürde zu überspringen. Für die FDP ist es die erste Bewährungsprobe der veränderten Kommunikationsstrategie samt neuer visuellen Identität, zu der auch ein neues Parteilogo gehört. Es ist für die Liberalen für die Freien Demokraten mehr als nur ein Wahlkampf, es ist der Kampf um das Fortbestehen der Partei.

Die SPD Hamburg hingegen tritt mit ihrem Spitzenkandidaten Olaf Scholz als Sieger der vergangenen Wahl an und hofft in „Hamburg weiter vorn“ zu bleiben, so der Slogan, mit dem sie antritt und gleich einmal Besitzanspruch formuliert. Bei der CDU wiederum geht man jede Wette ein, eine „

Dieser Beitrag hat 30 Kommentare

  1. Die Plakate von CDU und der Linken sind wie immer wenig überraschend. Ich finde auch, dass sich die Grünen mal etwas Neues einfallen lassen müssen. Die Idee, mit kuriosen Bildmotiven und Sätzen zu punkten, ist allmählich doch ausgereizt.

    Die neue Farbigkeit der FDP ist nach wie vor gruselig und passt einfach nicht zum Inhalt der Partei. Hier wird leider versucht, ein neues Image durch eine neue Gestaltung zu schaffen. Außerdem geht das Logo auf dem Plakat mit der Bushaltestelle doch etwas unter.

    Die SPD-Plakate gefallen mir da noch am Besten, wenngleich die Pastelltöne nicht so recht passen. Insgesamt hätte die Typografie – passend zu den Motiven – etwas staatsmännischer ausfallen sollen. So wirkt sie recht aufgesetzt.

      1. Ich habe nichts gegen Bild-Text-Kombinationen. Aber die Grünen setzen seit Jahren immer wieder auf mehr oder weniger lustige und originelle Bilder, die mit einem entsprechenden Text meist eine Zweideutigkeit ausdrücken: Kinder nicht hängen lassen mit hängendem Kind dargestellt; grünes Hamburg mit einem gepflanzten grünen Wappen dargestellt etc.

        Ich habe das Gefühl, die grünen Plakate sollen einem immer ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Aber man kann es ja auch mal mit ernsten Aussagen oder einer anderen Bildästhetik versuchen.

  2. Wahlwerbung ist Markenwerbung, schon mal darüber nachgedacht, warum einige Parteien ihrer »DNA« treu bleiben. Die neue farbige Beliebigkeit und die weitgehende Aufgabe des Logos wird der F.D.P. kaum helfen. In Hamburg gibt es eh gerade zwei davon.

    Der Verweis auf die NPD ist der übliche Tiefschlag nach links, das regelmäßige Linken-Bashing.

    1. Das ist kein ‘üblicher Tiefschlag’, sondern eine deutliche Parallele, auf die mMn eine Agentur und auch die Partei durchaus achten müsste. Vor allem, wenn man dann noch Schwarz/Weiss Fotos mit Moiré-Effekt benutzt. Es geht ja nicht darum, die LINKE in eine Ecke zu stellen mit der NPD, es sollte natürlichstes Eigeninteresse der LINKE sein, gar nicht in diese Ecke gestellt werden zu können.

      Ich habe ein ganz anderes Problem mit der Kampagne der LINKE:
      Protestpartei ist das eine. Doch ich sehe bei dieser Kampagne eine unglaublich negative Grundstimmung, die es zwar schaffen wird, ihre, neben den überzeugten Marxisten/Kommunisten und Sozialisten, verbitterte Kernklientel zu mobilisieren, aber eben nicht mehr. Es ist und bleibt die ewige Kapitalismuskritik. Neue Reizpunkte sind Fehlanzeige.
      Ziel einer solchen Kampagne sollte vielmehr sein, die zu erreichen, die einen noch nicht wählen, anstatt die zu bestätigen, die sowieso ihr Kreuz bei einem machen.

      1. “Es ist und bleibt die ewige Kapitalismuskritik. Neue Reizpunkte sind Fehlanzeige.”

        Es ändert sich ja auch nichts an den Fakten. Weder bei Rente mit 67 noch sonstigen Themen.

        Die makroöknomischen Fehler und Sichten werden Jahr für Jahr weitergetragen. Der Exportüberschussfetischismus wird aufgrund kurzsichtiger mirkookönomischer Ansichten weiter gefeiert.

        Daher. Es ist nichts von dem verbessert/geändert worden, was kritisiert wurde. Also braucht es keine neue Reizpunkte, da ja die alten noch nicht mal erfüllt sind/abgehandelt wurden.

        Der stete Tropfen höhlt den Stein.

  3. Wird es auch noch eine Betrachtung der Plakate der nicht etablierten Parteien geben (AfD, Piraten, NPD, Neue Liberale)? Vor allem die Neuen Liberalen haben mich persönlich mit überraschend stylischem Design beeindruckt. Da kann sich die Mutterpatei, von der sie sich abgespalten haben, die eine oder andere Scheibe von abschneiden.

    1. Das würde den Rahmen sprengen, zumal ich mir als Autor bei Auswahl der genannten Parteien die berechtigte Frage stellen lassen müsste, warum nicht auch die Kampagnen der anderen Parteien (ÖDP, Die Partei, etc.) vorgestellt würden. Der Schnitt bei derlei Wahlplakatbesprechungen orientiert sich stets an der Repräsentanz der Parteien in den jeweiligen Parlamenten.

      @onlime „stylisches Design“ empfinde ich als Widerspruch. Aber natürlich kannst Du gerne meinetwegen Gestaltungsansätze bei Neue Liberale und FDP mit einander vergleichen.

  4. “Schwarz-Rot-Weiß gehört seit langem zur DNA der Partei. So groß die Unterschiede der LINKEN zu rechtsradikalen Parteien – so ähnlich das Farbspektrum zu dem der NPD. Aus markenstrategischer Sicht eine gefährliche Nähe.”

    Und vor allem auch noch die nähe zu arabischen Ländern! Hier werden die Farben der Flaggen des Sudans, Ägyptens, Syrien, Jemen usw. genutzt.

    Jetzt also auch noch Nähe zu Muslimen. ;)

  5. Ich finde es schon merkwürdig, wie schludrig die Parteien mit ihren mühsam eingeführten Corporate Designs umgehen. Die CDU will nicht mehr Schwarz sein, sondern Orange, ist in Hamburg aber lieber Blau (und verwendet den im letzten Jahr totgerittenen Gold-Gegenlicht-Glow).
    Die SPD ist nicht mehr so gern Rot, sondern viel lieber Violett, aber in Hamburg Pink, Türkis und Dottergelb und muss auch für Erstwähler kein Logo mehr zeigen (dabei sollte man Herrn Scholz öfter in Erinnerung bringen, der verschwindet bei seiner Größe hinter jedem Podest).
    Die FDP ist nicht mehr Gelb und Blau, sondern möchte lieber mit dem Design eines x-beliebigen Telekom-Startups von vor fünf Jahren antreten (das Blöde ist, wenn Parteien trendy sein wollen, ist das zumeist schon wieder oll und gewollt – so wie hier).
    Die Linken sehen aus, als ob Politik bei denen gar keinen Spaß macht und verwendet Fotos wie aus alten Stasi-Archiven.
    Die Grünen sind Grün (Hallelujah!!), aber die Bildmetaphern so flach wie ein dreimal überfahrener Crepe.

    In einem Unternehmen würde man für dieses ziellose Mäandern der Corporate-Communications-Abteilung auf die Finger hauen – oder der Agentur. Aber vielleicht kriegt Heimat ja einen Preis so wie für Hornbach – weil die FDP jetzt so entstaubt und funky ist (leider überhaupt nicht mehr seriös … ach wurscht). Ich bin, froh, wenn der Plakat-Overkill meine schöne Stadt wieder verlässt.

    1. Wünsche sich niemand designmäßig Ehrgeizige/r, für eine Partei Design oder Werbung machen zu wollen. Enttäuschung vorprogrammiert, da Ausführsklave der diversen “Kampas”.

      Da zählt kurzfristige, schnöde optische Aufmerksamkeits-Taktik (neu! immer neu!) mehr als langfristige optische Corporate-Strategie. Vor allem im Regionalbereich (Landeswahlen, OB-Wahlen). So sans. Alles andere ist vergebliche Liebesmüh und nicht realistisch. Besser dann Kunst oder Autoren-Design machen, falls die Bekanntheit denn reicht. Bei den meisten nicht, bei mir auch nicht.

      Gruß
      Der Design-Sklave

    2. Nach längerer Zeit mal ein Kommentar von mir.

      Es ist – denke ich mal – in der heutigen Zeit schwierig sich an feste Corporate Designs zu halten. Es besteht vielmehr ein “Grunddesign” welches sich an die Gegebenheiten, Zeiten und Inhalte anpasst. Behaupte ich jetzt mal so als Laie. ;)

      Zu den Plakaten:
      Man möchte nach dem Feierabend meist schnell mit dem Fahrrad, Auto, Bus, Bahn nach Hause. Da hat man keine Zeit, sich die Plakate länger anzuschauen. Die Plakate müssen daher auffallen. Das tun die hier vorgestellten Wahlplakate der SPD (und die der Piraten) in Hamburg am Besten. Sie haben eine klare Aussage. Kurz. Prägnant.

      Die Plakate der CDU könnten auch TV-Ankündigungen zur neuen Großstadtrevier-Staffel sein und inhaltlich weiß ich nicht immer genau, ob dies Wahlversprechen sind oder eine Aufforderung an die Bürger doch mehr für die Stadt Hamburg zu tun.

      Bei den Plakaten der FDP (und der Linke) weiß man gar nicht wo man hinschauen soll. Es sind, für mich, einfach zu viele Elemente auf dem Plakat. Das Hintergrundbild, Katja Suding, der Text, die sich gegenseitig “beißenden” Farben, das Partei-Logo. Das “Hamburg gibt die Richtung vor” geht einfach unter.

      Insgesamt gesehen steht aber auf fast allen Plakaten das gleiche. Nur halt immer mit anderen Worten. Aber das ist ja hier nicht das Thema :)

      Noch eine allgemeine Frage in die Runde. Sind kursive schräg nach oben gehende Textelemente eigentlich immer noch “in”? Mittlerweile sieht man es ja fast überall.

    3. Zitat: “Ich finde es schon merkwürdig, wie schludrig die Parteien mit ihren mühsam eingeführten Corporate Designs umgehen.”
      Mal abgesehen von gestalterischen Gesichtspunkten.
      Das passt doch bestens zum Verhalten der Parteien nach der Wahl. Zuerst wird “wir machen alles neu und wollen einen Wechsel” propagiert, und am Ende kommt dieselbe Regierung, nur mit einem ausgewechselten “Juniorpartner” heraus.
      => Bund: CDU/SPD statt FDP (R.I.P.!)
      => Hessen CDU/GRÜNE statt FDP (R.I.P.!)
      obwohl ein Richtungswechsel rechnerisch möglich gewesen wäre.
      Da hilft doch auch kein neues Design, kein noch so durchdachtes CI-Konzept und keine gestalterische Finesse, wenn die politische Coporate Identity später durch die “realpolitischen” Entscheidungen der Parteien ins Gegenteil verkehrt werden, um den noch nicht “politikverdrossenen” Wähler zu vergraulen.

  6. Also das die Grünen keine technischen und handwerklichen Schwächen in ihren Plakaten haben, finde ich nicht.
    Die Machart, mit der das Baby aus dem Originalbild rausgeschnitten und vor den grünen Hintergrund gesetzt wurde, wirkt recht billig, wie man an den Baby-Rändern sehen kann. Auch weil das Baby wohl mit hellem Weißlicht beleuchtet wurde, der Hintergrund dafür aber zu stark grün leuchtet, wirkt alles nicht harmonisch. Mit den anderen Motiven ist es teilweise auch so. Von solchen Montagen gibt es weitaus Besseres.
    Die weißen, breiten Pinselstriche sind auf jedem Plakat die gleichen und wurden nur den verschiedenen Texten entsprechend gestreckt oder gestaucht.
    Nach handwerklich sauberer, qualitätiver Arbeit wirkt das unter’m Strich nicht auf mich.

  7. Also mir gefällt die SPD am besten obwohl ich finde dass die Leserlichkeit nicht immer gegeben ist. Vielleicht hätte eine dünner weißer Rahmen gut getan?

    Die CDU-Motive finde ich zwar ziemlich langweilig aber das Blau finde ich besser als das Bundesorange.

    Die Grünen finde ich okay, aber auch nicht herausragend.

    Von der der FDP hätte ich mir designtechnisch etwas anderes erhofft. Leider doch sehr konventionel und langweilig; sieht nich nach Neuanfang aus.
    Ich hätte den Begriff “Freiheit” in den Mittelpunkt gestellt und würde vrrsuchen jüngere Wählerschichten anzusprechen. Mit dem Untergang der Piratenpartei liegt deren Wählerschaft mehr oder weniger brach. Freiheit, Bürgerrechte, weniger Überwachung und Progressivismus sollten meiner Meinung nach im Fokus stehen, aber das ist vielleicht meinem eigenem Wunschdenken geschuldet und meiner Sehnsucht nach einer Sozialliberalen Partei. Ich schweife ab.

    Die Linke ist für mich am schwächsten. Ich sehe zwar nicht doe Gefahr dass die Partei mit der NPD verwechselt wird, besonders da die Letztere sich scheinbar im Niedergang befindet, allerdings finde ich die Plakatgestaltung als zu hart, pessimistisch und martialisch.
    Ich finde die Linke sollte signalisieren dass sie es besser kann als die SPD. Ich vermisse etwas die Lebensfreude in den Motiven. Da machen es die Grünen besser.

  8. Ich finds schade dass im Text sogar darauf hingewiesen wird, dass es mit afd und linken spannend wird und dann hast du nur die linke analysiert

  9. “So groß die Unterschiede der LINKEN zu rechtsradikalen Parteien – so ähnlich das Farbspektrum zu dem der NPD.”

    Sooo groß sind die inhaltlichen Unterschiede gar nicht. Was dem Rechten sein Nationalgefühl, ist dem Linken die Angst vor der Globalisierung. Was dem Rechten die Sorge vor billigen Arbeitskräften aus Rumänien, ist dem Linken der Kampf für höhere Mindestlöhne. Was dem Rechten der Pegida-Spaziergang, ist dem Linken die Friedenswinter-Demo. Was dem Rechten die Skepsis gegenüber TTIP, ist dem Linken die Skepsis gegenüber TTIP.

    Und wer einmal Plakate von der Linken und der NPD am selben Laternenmast übereinander hängen sah, weiß, daß Achim mit seinem Hinweis auf die bedenkliche visuelle Nähe nicht ganz unrecht hat.

    Letztlich ist es wie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts: Die Extremen von rechts und links konkurrieren zunehmend um dieselbe Klientel.

  10. […] 15.46 Uhr: Bunte Hunde, halbe Köpfe, zweideutige Namen: Einige Parteien lieferten mit ihrer Eigenwerbung im Wahlkampf ideale Steilvorlagen für Satiriker. Der Hamburger Wahlbeobachter Martin Fuchs hat wieder die schrägsten “Wahlplakate from Hell” gesammelt. Und während einige Plakate schon für sich amüsant anzusehen sind, wurden andere von dritter Hand “verschönert” – die besten Adbustings präsentiert Urbanshit. Eine fachliche Analyse der verschiedenen Wahlkampagnen bietet das designtagebuch.de. […]

  11. Von allen SPD-Granden ist mir Scholz einer der Sympathischsten. Er ist Scholz! Und kein “Clown von”. Was hier besonders durch die gut gemachten Schwarzweiß-Fotos unterstrichen wird. Die sich wohltuend abheben von der Kunterbuntheit der Köpfe auf den anderen Parteiplakaten. Mal sehen, ob die beim nächsten Wahlkampf auch noch so aussehen. Allerdings, ja, die Schrift wirkt zu klotzig…

  12. ja, altes Thema, ich weiss…

    Aber bisher ist wohl noch niemandem aufgefallen, dass das Foto von Frau Suding irgendwie aussieht als würde sie gerade einer in Hamburg (geruechteweise) weitverbreiteten Taetigkeit im aeltesten Gewerbe der Welt nachgehen, und zwar Outdoor… Oder liegt meine Phantasie da ob der Uhrzeit und des Wochenendes total daneben?

    Was bei der Wahl rauskam, sehen wir ja vor Ort gerade sehr deutlich – Koenig Olaf laesst bitten… :/

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