Der Zoo Moskau legt sich ein neues Erscheinungsbild zu. Anlass hierfür ist das 150-jährige Bestehen des Zoos, der damit der älteste zoologische Garten Russlands ist. Gestaltungskonzept für die neue visuelle Identität bilden aus Tierabbildungen generierte Muster, aus denen auch gleich mehrere Logos des Zoos hervorgegangen sind.
Entwickelt wurde das Erscheinungsbild, das neben den üblichen gedruckten und digitalen Medien auch ein Leitsystem beinhaltet, von RIA Novosti, was schon verwundert, ist RIA Novosti doch zunächst einmal eine Nachrichtenagentur, wenn auch eine der größten Russlands. Designkompetenz vermutet man hier nicht in erster Linie, im Gegenteil. Wenn Nachrichtenhäuser „in Design machen“ kann das schon einmal wie bei flinq seltsame Blüten treiben. Aber zurück zum Thema.
Der Kreation vorausgegangen sei, wie es in der Pressemeldung heißt, ein langjähriger Prozess. Zunächst wurden mehrere Studien in Auftrag gegeben, Interviews mit Experten geführt sowie Befragungen mit potenziellen Besuchern durchgeführt. Ziel sei es gewesen, mit Hilfe des neuen Erscheinungsbildes eine offene, transparente und einfache Kommunikation mit den Besuchern des Zoos zu erreichen, die zugleich ansprechend wirkt und dabei informativ ist.
Dass die Ornamentik in osteuropäischen Ländern auch heute noch, auch im Kommunikationsdesign, gelebte Kultur ist, drückt sich unter anderem im Design zur Fußball-WM 2012 in Polen/Ukraine aus. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch das auf Mustern basierende Design des Zoos von Moskau, zumindest zum Teil. Zwar ist eine durchaus gefällige Gestaltung entstanden, die professionell und präsentationstauglich aufbereitet wurde, allerdings erscheint (mir) die Verwendung der Muster innerhalb des zentralen Absenders, dem Logo, wenig zielführend. Eben weil das Gestaltungskonzept auf der Verwendung der, zugegeben originären, Muster beruht, hätte man innerhalb der Logokreation auf die Darstellung eines solchen Musters verzichten können. Prägnant ist keines der gezeigten Logos. Die Wortmarke wurde übrigens in der Museo gesetzt.
Sicherlich eine der interessantesten Redesigns in diesem Jahr, das stark polarisieren dürfte.
Weiterführende Links:
У МоÑковÑкого зоопарка поÑвилÑÑ Ð½Ð¾Ð²Ñ‹Ð¹ фирменный Ñтиль | moscowzoo.ru
РИРÐовоÑти разработало фирменный Ñтиль Ð´Ð»Ñ ÐœÐ¾ÑковÑкого зоопарка | ria.ru
Das Signet erschien auch mir auf den ersten Blick wenig prägnant. Die Muster und Ornamente in den Anwendungen finde ich allerdings sehr ansprechend. Wenn die russische Bevölkerung einen so starken Bezug zur Ornamentik hat finde ich gut, wenn Designer gerade bei Intitutionen wie dem Zoo darauf eingehen. Auch die Pläne etc. sind ganz ordentlich.
Kleine Korrektur: Die Wortmarke ist nicht aus der Museo gesetzt. “ºÐ·Ð¾Ð¾Ð¿Ð°Ñ€Ðº“¹ sieht für mich aus wie Archer von Hoefler & Frere-Jones (wobei mir nicht bekannt war, dass es eine kyrillische Version gibt). Die Schrift der kleinen Texte drumherum kann ich nicht identifizieren, aber Museo ist es nicht.
„зоопарк“ wurde, anders als der Rest, nicht in der Museo gesetzt. Ich hab mal bei Hoefler & Frere-Jones – Danke für den Hinweis – bezüglich der kyrillischen Version angefragt.
Die Gestaltungsvarianten wirken frisch, sind jeweils “eigen” und in den Formen und Farbüberlagerungen angenehm verspielt – da bewegen sich freundliche Wesen. Und wenn hier, wie erwähnt an russische Ornamentik angeknüpft wird, so ist das eine schöne Referenz, die etwas (etwas!) modern übersetzt ist, ein wenig “tapetig” noch, da in diesem Werbeschaukasten. Aber warum nicht: In der oft winterlich kalten Stadt etwas Wohnzimmerwärme. Für uns “Fernere” könnten die kulturellen Bezüge neugierig machen und einladend wirken…
Von H&FJ bekomme ich per E-Mail bestätigt, dass es die Archer nicht in kyrillischer Version gibt. Insofern ist die genannte Wortmarke nicht in der Archer gesetzt, wenn auch die Ähnlichkeit nicht zu leugnen ist.
Ja, aber sie basiert klar auf der Archer. Ich habe mal die drei Buchstaben, die auch (in teilweise anderer Funktion natürlich) in der lateinischen Archer vorkommen, mit denen in der Wortmarke verglichen. Das sind exakt die Buchstaben der Archer. Die anderen Buchstaben wurden dann offenbar (nicht schlecht sogar) im Stil der Archer dazugezeichnet.
Die anderen Teile der Wortmarke (“ºÐ¼Ð¾ÑковÑкий“¹ und “ºÐ¾Ñнован в 1864 году“¹) sind übrigens aus der Schriftart Circe von Paratype gesetzt. Vielleicht nimmst du die Erwähnung der Museo mal raus und ersetzt sie durch diese Informationen.
@margit, du attestierst: “Auch die Pläne etc. SIND GANZ ORDENTLICH.” Ja, sollte man nicht meinen…
@ Hartwig Ammann – Du schriebst: “Ja, sollte man nicht meinen …” Wie meinst du das?