Skip to content

The Guardian im neuen Design

The Guardian Logo

The Guardian Logo

Die britische Nachrichtenmarke The Guardian hat seit wenigen Tagen ein neues Design. Sowohl die gedruckte Ausgabe der Tageszeitung, die Website wie auch die Apps wurden optisch grundlegend erneuert.

Die Einführung eines neuen Designs erfolgt im Zuge der Umstellung der Tageszeitung vom bisherigen Berliner- auf das kleinere Tabloid-Format. Ein Wechsel, den in den letzten Jahren zahlreiche Zeitungen vollzogen haben, nicht zuletzt der geringeren Druck- und Produktionskosten wegen, so auch beim Guardian. Bereits im Sommer letzten Jahres wurde die Umstellung auf das in Tabloid-Format angekündigt. Seit 2003 sank die Auflage der Zeitung kontinuierlich von seinerzeit 360.000 auf nunmehr rund 146.000 (Statistik). Die erste Ausgabe im schlanken Format und im neuen Design wird am 21. Januar erscheinen. Mit 2 Pfund pro Ausgabe wird der Guardian der teuerste Tabloid-Titel in Großbritannien sein.

Die Formatänderung wurde darüber hinaus zum Anlass genommen, das Erscheinungsbild der Nachrichtenmarke zu erneuern. Erstmals seit 13 Jahren ändert sich das Logo der Zeitung, das nunmehr in schwarz angelegt ist, statt in der bisherigen Hausfarbe Blau. Texte werden weiterhin in der Guardian Egyptian gesetzt, sowohl im Print wie in digitalen Medien. Die nunmehr zweizeilige und dadurch sichtlich kompaktere Wortmarke „The Guardian“ entstand in Zusammenarbeit mit den Schriftdesignern Paul Barnes und Christian Schwartz, die 2005 bereits für die Hausschrift Guardian Egyptian verantwortlich zeichneten.

Das Redesign erfolgte unter der Leitung von Alex Breuer, Creative Director Guardian News & Media, der ein Inhouse-Team von Kreativen steuerte sowie unter der Mitwirkung von Chris Clarke, Digital Design Director der Agentur Ben Longden.

The Guardian Newspaper – vorher und nachher
The Guardian Newspaper – vorher und nachher

Auszug der Pressemeldung

“Our move to tabloid format is a big step towards making The Guardian financially sustainable and ensuring we can continue to invest in agenda-setting journalism for generations to come.” – Katharine Viner, Chefredakteurin, Guardian News & Media

“The new design has readability at its heart, with a new headline font and a new colour palette as core elements. At the forefront is the bold new masthead, which represents The Guardian’s place and purpose in today’s turbulent news agenda. With a more flexible page layout in print and online and enhanced use of photographic journalism and graphics, our new design is simple, confident and stylish – providing readers with the best possible experience across all our platforms.“ – Alex Breuer Creative Director The Guardian

Kommentar

The Guardian ist eine der weltweit renommiertesten Nachrichtenmarken. Spätestens seit den Snowden-Enthüllungen, die im Mai 2013 über den Guardian-Journalisten Glenn Greenwald an die Öffentlichkeit gelangten, steht The Guardian für Investigativjournalismus und für verlässliche Informationen. Ungeachtet dessen ist die Krise im Print-Geschäft auch am Guardian nicht spurlos vorübergegangen. „Der gefeierte Wächter mit leeren Taschen“, wie es das Handelsblatt schrieb. Die Umstellung auf das Tabloid-Format soll dazu beitragen, die Finanzen in den Griff zu bekommen. Sinken die Verkaufszahlen weiter, könnte die gedruckte Zeitungsausgabe des Guardians, wie zuvor bereits viele andere Printprodukte (Independent, Newsweek, Financial Times Deutschland, Macwelt, Prinz, u.v.a.) ganz vom Markt verschwinden. Seit März 2015 hat der Guardian mit Katharine Viner erstmals seit 194 Jahren eine Frau als Chefredakteurin. Soviel zum Hintergrund.

Mit der Umstellung auf eine schwarze Wortmarke und einer Schrift mit schlankeren, eleganter wirkenden Serifen rückt das visuelle Erscheinungsbild des Guardians ein Stück weit in Richtung der Stilistik, wie sie bei Modemarken wie Giorgio Armani, Dior oder Vogue Anwendung findet. Auch die deutlich kompaktere (positiv!) TheGuardian-Wortmarke verfügt nunmehr über einen großen Kontrast in Bezug auf die Strichstärke. Die Abkehr von der Hausfarbe Blau dürfte es Zeitungskäufern erschweren, den Guardian in den Fächern der Kioske auszumachen. Wie bereits ausgeführt sind Zeitungskäufer eine aussterbende Spezie.

Eine visuelle Neuausrichtung, die bei der Leserschaft nicht nur positive Kritik bekommt. Insbesondere das neue Profilbild/App-Icon kommt aufgrund seines „Military-Look“ nicht gut weg. Weshalb das hier verwendete „G“ im Stile einer Schablonenschrift angelegt wurde, erscheint auch mir fraglich. Womöglich wollte man vermeiden, dass bei Verwendung des Original-G’s, so wie er in der Wortmarke enthalten ist, die dünnen Linien in geringer Darstellungsgröße wegbrechen. Und so hat man sie gleich entfernt. So jedoch erwecken App-Icon und Wortmarke den Eindruck, als repräsentierten sie zwei gänzlich unterschiedliche Marken. Sehr ungewöhnlich, dass ein solch inkonsistentes Design freigegeben wird, zumal der Guardian seit Jahren mit Schriftdesignern kooperiert. Ich denke, hier sollte man noch einmal nachjustieren.

Mit einer Kritik hinsichtlich der Zeitungsausgabe halte ich mich bis zum Erscheinen selbiger zurück. Der Journalist Amol Rajan von der BBC hat sich bereits ausführlich mit dem neuen Zeitungsdesign des Guardians beschäftigt.

Mediengalerie

Weiterführende Links

Dieser Beitrag hat 14 Kommentare

  1. Wieder mal ein Beispiel unnötigen, visuellen Suicids. Vorher war es eine markante, gut eingeführte Marke, die sich optisch abhob. Nicht zuletzt durch den blauen Balken, der die Zeitung am Kiosk leichter identifizierbar machte. Das ganze Desaster gipfelt im neuen App-Icon. Schrecklich!

  2. Der blaue Balken fehlt auch mir zur Wiederkennung im Urwald des Zeitungsstandes. Durch den Zweizeiler entsteht wegen dem größeren Weißraum seitlich des »The« zwar wieder mehr Blickfang auf die Marke selbst, es musste aber zwangsweise noch eine kleine Meldung neben dem Logo platziert werden, das gefällt mir persönlich nicht so. Ja und warum das G im App-Symbol eine Schablonenschrift sein muss, erschließt sich mir überhaupt nicht. Aber das wurde ja bereits mehrfach bemängelt. Die wahren Kritiker werden die Leute sein, die das Blatt regelmäßig lesen und auch mit Änderungen im Inhalt zurecht kommen müssen.

    1. PS (gerade vergessen): Die Werbung, in der die leere weiße Fläche – bezogen auf das neue Format der Zeitung – das Zentrum des Bildes verdeckt, finde ich aber gar nicht so schlecht.

  3. Das neue Layout wird bereits seit Montag, 15. Januar 2018, genutzt. Am Sonntag, 21.01., erscheint erstmalig die Schwester-(Sonntags-)Zeitung “The Observer” im neuen Layout. Hinzu kommt “The Guardian Weekly” am 19.01.

  4. Schön ist, dass die Irrwege der 90er und 00er weitgehend rückgängig gemacht wurden. Dem sehr funktionalen und doch gefälligen Design der 1980er kommt der neue, alte Guardian damit wieder sehr nahe.

    Eine Zeitung ist halt keine Website und keiner braucht eine Zeitung im Webdesign, dann geh ich gleich in”s Web, statt die Nachrichten von Gestern auf Papier zu lesen. Wenn eine Zeitung heute ein Alleinstellungsmerkmal hat, dann die Haptik. Mal keine Autoplay Videos, dynamische Layouts bzw einfach mal nicht auf einen Bildschirm schauen.

    Daher ist auch der Wechsel des Formats eine gute Idee. Ich hoffe, dass sich auch hierzulande endlich handliche Formate durchsetzen. Die Zeiten, in denen Formate synonym für verschiedene redaktionelle Qualitätsklassen stehen, sind einfach vorbei.
    (Ja SZ, ich meine dich.)

    1. Eric, dann wechsle doch zu einer Tageszeitung, die den Wechsel längst gemacht hat: Frankfurter Rundschau. Da bekommst Du zusätzlich auch am Sonnabend (Samstag in Süddeutschland) eine Tageszeitung, nicht eine Tralala-Wochenzeitung.
      Ich hätte ja gerne wieder eine Zeitung mit Format, da passt einfach mehr rein, die Spaltenbreite passt besser zur Sprache, die Laufrichtung stimmt, mit mehreren Büchern ist sie zudem handlicher.

  5. Neues Format o.k.
    Kastenförmiger Website-Look weg o.k.

    Aber der Kopf, meiner Seel’- und darin das arme schöne kultivierte Brand!

    Das bunte, mal freigestellte mal runde, mal scherenhafte Anreißer-Gewurschtel darin – passt nicht so recht. Das ist sehr nervös, sehr pop-rosa und macht das edle, nun entfärbte Brand kaputt. Vollkommen zerfetzt wirkender Head. Unschön.

  6. schlimm. am schlimmsten ist das grosse “T”, vermutlich haette das neue logo mit einem “t” wesentlich schoener ausgesehen. ueberhaupt sieht das grosse “T” wie gebastelt aus. brrrr

  7. Ich fand das neue Design auf den ersten Blick entsetzlich und daran hat sich bei mir bis jetzt auch nichts geändert. Der alte Colorcode war immer das Besondere in allen Medien, der Zeitgeist ist schwarzweiss – nun auch hier. Besonders die App und die responsive Website sind so hässlich – ich kann mir das gar nicht mehr anschauen.

    1. Ich muss leider zustimmen: insbesondere die App wirkt unter Verwendung der fetten “pseudo-edel-fashion”-Schrift laut, zugestopft und letzten Endes weniger seriös. Das sieht m.E. nicht mehr nach dem rationalem, gern auch kritischem „Qualitätsjournalismus“ aus, den man ja bislang gern (und auch zu recht) mit dem Guardian verbunden hat und der sich speziell auch im alten App-Design souverän und angemessen präsentiert hat.
      Das grauenhafte App-Icon setzt dem Ganzen dann leider noch die Krone auf – das zuvorige kleine „g“ im üblichen Guardian-Font, weiß im blauen Kreis, war abgeklärt, „cool“ und in höchstem Maße angemessen und prägnant. Das neue ist mit seinem protzigen Manschettenknopf-Design im Quasi-Military-Stil ein einziges Trauerspiel. Bin super enttäuscht!

  8. Um mal auf die Details einzugehen:
    Die Spationierung zwischen dem h und e ist zu eng.
    Warum ist »ua« und »ia« nicht gleich gekernt? Es ist doch der selbe Weißraum zwischen den Buchstaben!
    Desweiteren hätte ich statt einer schwarzen Wortmarke zumindest wieder die Blautöne beibehalten, um nicht völlig unterzugehen.

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen