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„SPIEGEL ONLINE“ ist Geschichte – nach Zusammenlegung der Redaktionen folgt Zusammenführung der Marken

Der Spiegel Logo, Quelle: Der Spiegel
Der Spiegel Logo, Quelle: Der Spiegel

Nachdem die Verschmelzung der Redaktionen von „SPIEGEL ONLINE“ und dem Print-„SPIEGEL“ im Sommer 2019 vollzogen wurde, folgte gestern nun die Zusammenführung auch der Marken. Der Relaunch der unterschiedlichen Medien (Web, Apps) sowie ein neuer, nunmehr gemeinsamer Markenauftritt, markiere den Aufbruch in die neue digitale Zeit.

Die Umstellung sowohl des Namens wie auch des Brandings kamen alles andere als unerwartet. Bereits seit Ende 2018 wurde an einer umfassenden Neuordnung innerhalb des Spiegel-Verlags und der damit einhergehenden Implementierung einer neuen Redaktionsstruktur gearbeitet. Dass die Zusammenlegung der beiden bislang strikt getrennt arbeitenden Redaktionen sinnvoll ist, darüber war man sich seit Jahren auch auf Seiten der Gesellschafter des Spiegel-Verlags im Klaren. Allein die Widerstände gegen die Umbaupläne waren bislang zu groß, und so scheiterten in den vergangenen zehn Jahren alle Chefredakteure an diesem Vorhaben. Nun jedoch sei die Zeit für die „nächste Generation des SPIEGEL“ gekommen und es folgt in logischer Konsequenz die Zusammenführung der beiden Nachrichtenmarken unter einem gemeinsamen Markendach.

Auszug der Pressemeldung

Wir haben aufgeräumt, umgebaut, ausgemistet – und präsentieren Ihnen heute den neuen digitalen SPIEGEL. Auf allen digitalen Plattformen und in den Apps erscheinen wir in einem neuen Layout. Die neue Seite ist publizistischer Ausdruck der Fusion der Redaktionen von Print und Online: aus SPIEGEL ONLINE wird DER SPIEGEL. Vor drei Jahren haben wir das Projekt “NextGen” gestartet, nicht nur als Relaunch, sondern als Inventur unserer Technik und Routinen. Das neue Layout ist reduzierter und übersichtlicher. Es bietet uns die Möglichkeit, unseren publizistischen Ansprüchen visuell mehr Ausdruck zu verleihen und schafft mehr Orientierung und Lesefreude. Die neue Seite verbindet unsere größten journalistischen Stärken: Tempo und Tiefe.

Spiegel Profilbild – vorher und nachher
Spiegel Profilbild – vorher und nachher

Neue Designsprache

Neben dem Namen und der Technik, die nach 20 Jahren grundlegend modernisiert wurde, ändert sich auch die Optik. Das für das Magazin typische Orange kommt nun auch im Umfeld der digitalen Medien als Primärfarbe zum Einsatz. Rot verschwindet. Alle Hausschriften wurden modifiziert und auf heutige Anforderungen hin optimiert, wie es heißt. Die SpiegelSansWeb, bislang auf Spiegel.de verwendet, macht Platz für die SpiegelSansUI. Hinzu kommen mit der SpiegelSlabCdUI eine Headline-Schrift sowie mit der SpiegelSerifUI eine Schrift, die beim Copy-Text wie auch als Kennzeichnung eines Kommentars/einer Meinung zur Anwendung kommt. Die Darstellung der Texte in Print und Web werden in diesem Zuge vereinheitlicht. Erstmals verfügt Spiegel.de über ein responsives Design, das sich den unterschiedlichen Bildgrößen anpasst.

Der Spiegel Website – vorher und nachher
Spiegel.de Website – vorher und nachher

Die in der horizontalen Leiste angezeigten Menüpunkte fungieren fortan lediglich als Direktlinks. Die Hauptnavigation klappt nun, bei Klick, von links kommend auf. Aktuell feiert diese Form der Navigation eine Art Renaissance, wie sich anhand zahlreicher Websites ablesen lässt (latimes.com, nytimes.com, volkswagen.de, bundeswehr.de, u.a.). Bisher erschienen Unterpunkte unter dem jeweiligen Menüpunkt, und zwar bei Rollover. Die Kommentare zu Artikeln werden wiederum fortan auf der rechten Seite eingeblendet. Die Darstellung von Icons habe man vereinheitlicht und Abstände und Größen von Schriften optimiert. Hinter allen Designanpassungen stehe das große Ziel, für mehr Überblick und Klarheit zu sorgen. Die Veränderungen sind so zahlreich, dass die Redaktion eine Art Dossier aufbereitet hat.

Begleitet wird der Relaunch der Website von einer Kampagne, mit der aktuell die Dachmarke DER SPIEGEL beworben wird. Unter dem Motto „Wir halten dieser Welt den Spiegel vor“ will sich die Nachrichtenmarke auch im digitalen Raum neu erfinden. Weitere Infos zur Kampagne haben die Kollegen von W&V.

DER SPIEGEL neuer Claim "Wir halten dieser Welt den Spiegel vor", Quelle: DER SPIEGEL
DER SPIEGEL neuer Claim „Wir halten dieser Welt den Spiegel vor“, Quelle: DER SPIEGEL

Das neue Design von Spiegel.de entstand in Zusammenarbeit mit dem Team der SPIEGEL Techlab und der Agentur Make Studio. Für die Launch-Kampagne zum gemeinsamen neuen Markenauftritt zeichnet die Agentur Serviceplan Campaign Hamburg verantwortlich.

Kommentar

Als Anfang der 2010er-Jahre im Zuge des Medienkonsumwandels vor allem US-amerikanische Nachrichtenmarken wie die LA Times ihre digitalen Angebote umfassend neujustiert und auf responsives Design umgestellt haben, befanden sich die allermeisten Verlags- und Medienhäuser hierzulande diesbezüglich noch im Dornröschenschlaf. Gefangen im technischen Korsett waren die Anpassungen auf Spiegel.de in der Regel minimal, oftmals waren sie überflüssig. Lange Zeit schien die defensive Strategie auch aufzugehen. Davon allerdings scheint man sich nun verabschiedet zu haben. Gut so!

Die „neue digitale Zeit“ – sie ist seit vielen Jahren Realität. Mit der nun auch visuellen Zusammenführung der Nachrichtenmarken SPIEGEL ONLINE und DER SPIEGEL vollzieht der Verlag einen längst überfälligen Schritt. Eine Zäsur, die nicht nur das Gesicht der nun „fusionierten“ Nachrichtenmarke DER SPIEGEL verändert, sondern womöglich auch dazu beiträgt das Image wieder aufzupolieren. Denn nicht erst seit dem Relotius-Fälschungsskandal hat DER SPIEGEL ein signifikantes Glaubwürdigkeitsproblem. Auch SPIEGEL ONLINE sah sich in jüngster Zeit der Kritik ausgesetzt, Inhalte mit zu reißerischen Titeln und Texten zu versehen (Click-Baiting), eine Praxis, die beim Spiegel-Verlag-Ableger „Bento“ seit je her Usus ist.

Bereits 2011 habe ich im Zusammenhang mit digitaler Markenführung auf die Notwendigkeit einer einheitlichen Namensführung hingewiesen. Namensanhängsel für digitale Kanäle wie „Online“, „.NET“ oder „.de“ sind von je her Ausdruck einer internen Sichtweise. Nutzer unterscheiden nicht zwischen Print- und Onlinemarke: was den gleichen Namen trägt, gehört zusammen. Das belegen auch die Befragungen, die im Vorfeld zum Relaunch von Spiegel.de durchgeführt worden sind, wie man auf Spiegel.de nachlesen kann. Folgerichtig braucht es auch nur EINE Marke. Namenszusätze wie „Online“ und „.NET“ repräsentieren eine Zeit, in der Verlagshäuser und Print-Redaktionen die Bedeutung digitaler Medien grandios unterschätzt haben. Wohl oder übel werden sich auch die Redaktion von ZEIT ONLINE, FOCUS Online u.a. mit diesem Umstand beschäftigen müssen.

Spiegel.de gewinnt mit dem Relaunch/Redesign in jedem Fall auf der visuellen Ebene an Format, nicht zuletzt des gelungenen Schriftenkonzepts wegen. Besonders angetan bin ich von der Slab-Serife: sie ist prägnant, ausdrucksstark und vor allem ist sie identitätsstiftend. Wie viele andere Nachrichtenangebote wurde SPIEGEL ONLINE als digitaler Ableger, als zusätzlicher Kanal angelegt und in vielerlei Hinsicht stiefmütterlich behandelt – und das sah man dem Portal auch bis zuletzt an. Die nunmehr einheitliche Designsprache unterstreicht die Bedeutung des Digitalen.

Erwartungsgemäß ist die Kritik auf Seiten der Leserschaft größtenteils negativ, da ein solch massiver Wechsel doch bedeutet, dass man sich als Nutzer neu orientieren und zurechtfinden muss. Ich hingegen komme zu einem anderen Ergebnis und bewerte das Redesign überwiegend positiv. Die Umstellung auf eine gemeinsame Markenführung ist nicht nur sinnvoll, sie ist alternativlos.

[Edit 09.01.2019, 15:00 Uhr: der Artikel wurde aktualisiert. Es wurde die Galerie „Relaunch Spiegel.de – Designsystem“ eingepflegt, deren Ansichten von der verantwortlichen Agentur zur Verfügung gestellt wurden.]

Mediengalerie

Relaunch Spiegel.de – neues Designsystem

Video zum neuen Markenauftritt von „DER SPIEGEL“

Weiterführende Links

Dieser Beitrag hat 41 Kommentare

  1. Ich kann die positive Kritik nicht teilen. Die Schriften wirken uneinheitlich in der Anwendung, es ist dem Nutzer keine Struktur erkennbar. In der App ruckelt es beim Seitenaufbau und navigieren stark (was sicher bald beseitigt werden kann). Die Benutzbarkeit leidet weiter darunter, dass man nicht über das Anklicken der Kurztexte zum Artikel gelangt, sondern umständlicher auf Überschrift oder Bild gehen muss. Die Proportionen scheinen aber auch unglücklich zu sein, da der Eindruck entsteht, dass nun weniger an Information geboten wird. “Aufgeräumt” ist mir jedenfalls beim Nutzen nicht als erstes in den Sinn gekommen. Und ich habe hier schon eingerechnet, dass es immer eine Eingewöhnung braucht.

    1. Die Benutzbarkeit leidet weiter darunter, dass man nicht über das Anklicken der Kurztexte zum Artikel gelangt, sondern umständlicher auf Überschrift oder Bild gehen muss.

      Die von Dir genannten Kurztexte (Teaser) waren auch bislang nicht verlinkt (es gab lediglich am Ende ein „mehr…“). Davon abgesehen ist die Fläche bestehend aus Titel und Bild durchweg größer als die der Teaser-Module. Das Argument, es sei umständlicher auf die größere Fläche zu klicken, erscheint mir doch sehr schwach. Die Benutzbarkeit leidet darunter keinesfalls.

      1. Die Benutzbarkeit empfindet jeder anders. Da sollte man sich sehr zurückhalten mit der Wertung über andere und deren Empfinden.

        In der Tat habe ich dasselbe Problem, wie Carsten. Tatsächlich fehlt mir der “weiter” – Button und die direkte Verlinkung zum Forum, Video. Das war ein ganz klarer Link für mich, der mir sagt “klicke hier und du kommst exakt da hin.” Naja, die Link-Strategie ist ja heutzutage so unwichtig geworden bei Designern, dass diese zum Opfer des Designs wird.

        Schade und resultiert darin, dass es wie ein Magazin aussieht. War Ziel der Designer, aber es ist eben eine Website. Das ist ein großer Unterschied.

        Schade ist auch, dass alle bisherigen Kommentare gelöscht wurden. Ich als Forist wäre stinksauer und würde keinen einzigen Kommentar dort mehr lassen. Dass die Kommentare jetzt rechts in einem Overlay aufgehen halte ich für gewagt. Man kann zwar den Haupttext während des Kommentierens sehen, aber es fühlt sich eher wie etwas an, das nicht zur eigentlichen Seite gehört. Das Gefühl spielt hierbei eine große Rolle.

        Nervig, hat nichts mit dem Relaunch zu tun, finde ich die Zustimmung zum “Empfohlener redaktioneller Inhalt” – wegen DSGVO und so. Zerstört den kompletten Lesefluss und wenn ich klciken muss, um einen externen Tweet, Video sehen will, dann hat die EU das ja echt toll hinbekommen. Nciht.

        1. Die Benutzbarkeit empfindet jeder anders. Da sollte man sich sehr zurückhalten mit der Wertung über andere und deren Empfinden.

          Mir scheint, dass hier Benutzbarkeit und Wahrnehmung verwechselt werden. Letztere ist natürlich subjektiv. Erstere hingegen ist anhand konkreter und leicht objektivierbarer Kriterien, wie Kontrastverhältnisse, Größen und Abständen oder Lesefreundlichkeit messbar. Ich habe in dem vorherigen Kommentar zudem keinerlei Bewertung über die persönliche Empfindung getroffen, sondern Gründe genannt, die die Aussage, es sei umständlich auf einen Titel zu klicken, widerlegen. Die Verlinkung von Titel und Bild ist Standard, während die Verlinkung eines Teaser-Blocks optional, designspezifisch und daher weniger verbreitet ist, siehe time.com, washingtonpost.com, latimes.com, wsj.com, tagesspiegel.de, etc. etc.. Abgesehen davon waren Teaser-Blöcke auf Spiegel.de, wie bereits erwähnt, bislang gar nicht verlinkt, weshalb sich durch den Relaunch in diesem Punkt auch nicht die Benutzbarkeit verschlechtert haben kann.

      2. Tatsächlich habe ich das gleiche Problem. Oft entscheide ich mich erst nach dem Lesen des Teasers, den Artikel auch zu lesen. Dabei kommt es immer wieder vor, dass Bild und Überschrift bereits nach oben gescrollt wurden, obwohl ich keine winzigen Bildschirme nutze. Am Rechner ist mein Mauszeiger dann auch eher auf Höhe des Teasertextes. Mit dem “… mehr”-Button kam ich leichter an den Text. Noch besser wäre natürlich, wenn der gesamte Textblock anklickbar wäre. Für mich ist es also auch eine Verschlechterung.

        Dass es auf der Startseite keine Option gibt, wieder nach oben zu springen, ist auch recht nervig.

        Und dass die horizontale Navigation mit den Ressorts nach dem Anklicken eines Beitrags zu einem Breadcrumb wird, halte ich ebenfalls für kritisch und schränkt m. E. die Usability ein.

        Grundsätzlich gefällt mir der neue Auftritt aber durchaus.

      3. Eine kleine Ergänzung von meiner Seite zum Thema Teaser-Links: Ich habe mich beruflich schon öfter mit der Gestaltung von Teasern beschäftigt und dazu auch Usability-Tests durchgeführt. Überraschend fand ich, dass ein abschließender CTA-Link nach dem Teaser-Text (»mehr«, »weiterlesen« etc.) gerne geklickt wird (im Gegensatz zu meiner Gewohnheit, auf die Überschrift zu klicken). Ich erkläre mir das so, dass die Entscheidung zum Öffnen des Artikels häufig erst nach dem Lesen des Teaser-Textes gefällt wird und ein dort platzierter Link also genau im Lesefluss liegt. Somit kann für einige Menschen ein fehlender Mehr-Link schon eine Verschlechterung der Usability bedeuten, weil sie erst den Link zum Artikel suchen müssen. Beim neuen Spiegel wird das noch etwas schwieriger, weil die Headlines der Teaser nicht als klickbare Elemente ausgezeichnet worden sind (siehe auch Jakob Nielsen dazu).

        1. Besten Dank für den Kommentar Kim. Ich habe früher auch gerne auf die Untersuchungen von Jakob Nielsen verwiesen. Aber mal ehrlich – das Internet, der Medienkonsum auch auch die Menschen selbst haben sich seit den 1990er-Jahren weiterentwickelt. Nutzer wissen mittlerweile, dass Teaser-Überschriften und die zugehörigen Thumbnails verlinkt sind, und zwar unabhängig von der Formatierung! Seinerzeit empfahl Nielsen, und ich selbst folgte in Artikeln und auch in der Praxis oftmals seinem Rat, Titel vorzugsweise in der Farbe Blau und/oder mit Unterstrich auszuweisen. Glücklicherweise lernt der Mensch dazu. Vieles von dem, was in den 1990er-Jahren notwendigerweise über das Design erklärt werden musste, wie Sensitivität, Funktionalität und Bedeutung, etwa die von Symbolen und Icons, kann heute als gelernt angesehen werden.

          Mein Eindruck ist, dass eine unterstellte Verschlechterung der Usability/Benutzbarkeit oftmals damit zu tun hat, dass wir als Menschen Gewohnheitstiere sind, wie es so schön heißt. Deshalb meiden viele den Aufwand, der mit der Anpassung an eine neue Umgebung verbunden ist. Das ist auch der Grund, weshalb Menschen gerne wieder und wieder an die selben Orte reisen, im Supermarkt vorzugsweise ihre Lieblingsprodukte kaufen und bei der Reise durchs Netz einem festen Trittpfad folgen. Es kann mir keiner erzählen, dass er den Link zur Artikelansicht nicht findet, nur weil jetzt der „mehr“-Link fehlt. Es ist verständlich, dass man diesen Bruch mit dem Gewohnten als störend empfindet. Es braucht jedoch nur wenige Sekunden/Minuten, um sich an das veränderte Interface zu gewöhnen. Offen gesagt bleibt einem auch nichts anderes übrig ;-)

      4. @Achim, vielen Dank für deine Antwort! Klar, die Welt hat sich weitergedreht und das Internet ist nun für die meisten Menschen alles andere als neu, da hast du sicherlich recht. Und der nun fehlende mehr-Link wird bestimmt keinen signifikanten Einfluss auf den Erfolg des Spiegels haben. Die Frage, wie stark ein Unternehmen die Leserschaft umerziehen und dabei einen Verlust von Stammkunden in Kauf nehmen möchte, ist allerdings immer sehr individuell und nicht pauschal zu beantworten. Ein gutes Gegenbeispiel beim Spiegel selbst: Dem Hamburger-Icon trauen sie doch nicht so viel Bedeutungskraft zu, dass es ohne Label für sich stehen darf. Am Ende ist es wie immer eine Abwägungssache.

    2. Der Spiegel hat wohl nun auch gemerkt, das Leser den Text anklicken wollen. Auf jeden Fall wurde es jetzt umgestellt. Deutliches Plus für die Usability. Und ja mich hat das auch extrem gestört.

  2. Also ich habe gestern die App nach Update geöffnet und ich musste sofort sagen: Jawoll!
    DAS ist mal Stil. Mich hat es sofort angesprochen. Das sieht nicht mehr aus wie eine Text-App mit Bildchen und hier und da nem roten Balken. DAS sieht aus wie ein digitaler Spiegel, hab ich mir schon immer gewünscht. Die Slab-Serife finde ich überragend, grenzt sie sich doch super von allen anderen, lieblos zurecht gebretzelten Nachrichten-Apps ab.

    Meine Eingewöhnungszeit betrug bei der ganzen Geschichte ca. 20 Minuten. Und ich vermisse die alte App NULL.

    Geil :-)

  3. Ich würde den Aufbau der Netzversion ebenfalls als geglückt bezeichnen. Übersichtlicher, angenehm lesbare Schrift. Wäre da nicht die unsägliche “Verbildung” des (ehemaligen) Leitmediums, ich würde zurückkehren ;-)

  4. Gefällt mir gut, endlich ist alles eins und sieht nicht mehr aus, als wären es zwei verschiedene Sachen. Außerdem wirkt es frischer und passt sich mehr dem Print an.

  5. “26 webseitenübergreifende Tracker deaktiviert” sagt mir der Brave-Browser. Das wurde scheinbar nicht neu verhandelt oder ausgemistet. Die Startseite macht 320 Requests, es werden 6.1 MB übertragen und 19.1 MB Resourcen angefordert. Die Seite ist nach 21.15 s fertig. Es gibt beim Accessability-Test 134 Issues (Axe Broser Plugin) und Performance wird vom Chrome mit 22 von 100 bewertet. Das sind üble Zahlen – und ich finde sowas sollte auch bei einer Designreview einer Webseite Beachtung finden.

    1. Der neue Auftritt wurde in house entwickelt und während der Entwicklung eines so großen Produktes fallen Performance-Themen natürlich auf.
      Jedoch wiegen bei solchen Entscheidungen die Ideale der Programmierer und Designer weniger als die Meinung der Geschäftsführung. Und die sehen eher den Verkauf von Userdaten und Werbeeinnahmen, als einen Performancegewinn. Leider.

      Wenn man die Werbung und die Tracker wegblockt, hat man allerdings eine erfreulich performante Seite. :)

      1. Ein Missverständnis :) Mit Entwicklung meinte ich die Webentwicklung. Das Design ist eine Zusammenarbeit der Agentur und der Inhouse-Grafik.

    2. @Mirko Ich gebe Dir absolut recht, dass Performance auch in die Bewertung eines Relaunchs einfließen sollte. Wie sich am Titel erkennen lässt, befasse ich mich in diesem Fall allerdings mit einem Marken-Relaunch, der etwas weiter greift, daher auch die Hinweise auf die Umstrukturierungen innerhalb des Unternehmens.

      Abgesehen davon traue ich offen gesagt den von Dir genannten Daten nicht so recht. Wie bei allen Browser-Plugins sind derlei Daten stets abhängig von der eigenen zur Verfügung stehenden Bandbreite. Zum Vergleich: Pingdom kommt (über den Server in Frankfurt) auf 440 Requests, einer Datenlast von 7.9 MB und einer Ladezeit von 5 Sekunden – gerade letzterer Wert unterscheidet sich doch signifikant von der von Dir genannten Zahl. Klar ist aber, und in diesem Punkt teile ich Deine Auffassung, dass die Performance sicherlich nicht ideal ist.

  6. Grundsätzlich finde ich den neuen Auftritt gelungen. Alles etwas dezenter, die Schriften sind schöner (hatte Spiegel Online nicht lange Jahre Verdana?) und die Ähnlichkeit mit dem gedruckten Magazin ist höher.

    Leider werden aber auch heute noch keine typographischen Anführungszeichen, keine Gedankenstriche und auch keine diakritischen Zeichen verwendet. Das mag zum Start von Spiegel Online in den 1990er Jahren technisch bedingt sinnvoll gewesen sein. Über 25 Jahre später sollte man doch in Zeiten, in denen selbst ⚽︎ oder ☂︎ als Zeichen möglich sind, sich von der Schreibmaschinenromantik verabschieden und eine vernünftige Zeichensetzung hinbekommen. Und Nicht-Deutsche Namensschreibweisen respektieren.

  7. SPIEGEL ONLINE war ein Online-Leitmedium – einen Status, den der Spiegel schon vor langer Zeit verloren hat. Insofern wurde hier die stärkere Marke getötet.

  8. Das ist das erste Mal, dass ich mich über ein Redesign nicht des Designs wegen ärgere, sondern wegen dem, was das gewechselte Design aussagt.
    Grundsätzlich ist alles handwerklich gut gemacht, ich habe keine Usability-Probleme, und dass spiegel.de jetzt nicht mehr aussieht wie eine Website aus den 90ern, das ist alles ganz fein.
    Aber wie Nate über mir schon angedeutet hat, hat der Spiegel selbst seit Jahren ein Problem mit der Akzeptanz, schon vor Relotius nahm das seinen Lauf.
    Spiegel Online war Jahrelang eigentlich DIE Anlaufstelle für Nachrichten im Web. Auf einmal wurden die Artikel immer mehr in Richtung “Boulevard” verschoben, die politischen Artikel wurden tendenziöser geschrieben, alles hin auf Klicks und Reichweite ausgelegt, teilweise mit denselben Themen auf zig Artikel aufgeteilt. Die guten Artikel hinter einer Paywall. Das ist ja soweit an sich okay, aber Spiegel Online war halt mal eine gute News-Seite, die sukzessive kaputt gemacht wurde.
    Und jetzt hat man das Design des angeschlagenen Spiegels über die Online-Variante gestülpt, was für mich zumindest jetzt beide Medien noch uninteressanter macht.
    Ich weiß nicht ob es anderen auch so geht, aber ich finde mit diesem Design hat man ein noch vor fünf Jahren gutes Onlineportal endgültig gekillt.

  9. Kleiner Rechtschreibfehler entdeckt: statt “strickt getrennt” sollte es “strikt getrennt” heißen.

  10. Zum grundsätzlichen Design habe ich keine grosse Emotionalität, ich denke daran werde ich mich schnell gewöhnen und es wirkt vielfach überdacht. Ich finde einige Dinge auch sehr toll. Im Forum endlich halbwegs anständig filtern zu können war überflüssig, mir erscheinen auch die Ladezeiten geringer.

    Insgesamt aber bin ich aktuell sehr unzufrieden und kann mich auch nach einigen Tagen noch nicht mit den Neuerungen anfreunden, v.a. nicht nicht mit der App. Der Hauptgrund: Gefühlt scrolle ich bei allem mindestens doppelt so lange. Ich hab mich immer für einige Ressorts im Besonderen interessiert, und fand hier den schnellen Überblick auf der Startseite in der unteren Hälfte gut. Um dahin zu kommen, dauert es nun deutlich länger. Der “Anfangsbereich” bis zu den Kollumnen ist länger und für mich, auf Grund der fehlenden Kategorisierung und neuer Elemente (“Nachrichten”,”Highlights” (was ist das?)) inhaltlich unübersichtlicher geworden, v.a. in der App. Zudem gibt es keine Vorschautexte mehr zu den Ressortartikeln, was zu deutlich mehr klicken und daher geraubtem Komfort führt.

    Ähnliches gilt, wenn man ein Artikel (im Browser) anklickt. Banner, Menüleiste, Überschrift und “Social Media Bar” nehmen bei mir um die 50% des Bildschirmes ein, für quasi keine Information. Dann folgt das Foto und nicht einmal dieses kann ich komplett sehen ohne zu scrollen. Sieht einigermassen schick und clean aus, ist aber unpraktisch.

    Zuletzt stört mich in der App die Leiste der Schlagzeilen ganz oben. Für mich gehört ganz oben die wichtigste Meldung hin. Gerne überlasse ich dem Spiegel dafür die Entscheidung. Überhaupt nicht gerne sehe ich dazu einen automatisierten Schlagzeilen Ticker, der mich gerade informiert, dass Windows 7 nicht mehr supportet wird.

    Konzeptionell/gestallterisch ist mir zudem nicht klar, warum manche Kolumnisten ein S/W Comic Foto haben und andere aber ein normales Foto. Vermutlich regelmässige vs. sporadische Kolumnisten? Allgemein auch schade, dass es in der App nicht mehr die schönen short links zu den Artikeln gibt, sondern nur noch, wie auch sonst überall üblich, die Gigant-Rattenschwanz-Links von 3 Zeilen länge. Ich denke das hat Web-Analysis/Tracking-Gründe?

    Ich würde mir sehr wünschen, dass Spiegel hier in naher Zukunft bei einigen Details nochmal nachbessert, oder gewisse Individualisierungsmöglichkeiten zulässt. Ich empfinde es bei meinem Nutzungsverhalten aktuell nicht als Erleichterung in der Benutzung.

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