Die Fluggesellschaft Utair, hinter Aeroflot und Rossiya drittgrößte Airline in Russland, präsentiert sich seit kurzem im neuen Design. Der Rebranding ist Teil einer Entwicklungsstrategie, mit der die Airline ihren Marktanteil ausbauen will.
Bis 2020 plant Utair seinen Anteil am russischen Luftverkehrsmarkt von derzeit 6,8% auf 10% zu erhöhen. Dank Einführung neuer Flüge im regionalen Markt beförderte die Fluggesellschaft von Januar bis September 2017 rund 5.5 Mio. Fluggäste, 9,8% mehr als im Vergleichszeitraum 2016.
Vor zwei Jahren sah sich Utair noch mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert, nun investiert die Fluggesellschaft in ein neues Erscheinungsbild. Das Corporate Design samt Logo wurde erneuert, ebenso die digitalen Medien. Ein großes „U“ ist nunmehr das Erkennungszeichen der Airline.
Als Erkennungszeichen von Utair fungiert fortan der Großbuchstabe „U“. In der gewählten Form, schräggestellt und mit Farbverlauf, soll das bewusst minimalistisch angelegte Zeichen als Metapher für eine Flugzeugspur am Himmel stehen, so die Idee (siehe Pressemeldung). Auch die Schreibweise des Namens ändert sich: aus „UTair“ wird „Utair“. Die Corporate-Farben Blau und Weiß bleiben erhalten, wobei der Blauton nun kräftiger und satter ist als bislang. Zum veränderten Erscheinungsbild gehört auch ein neues Schriftkonzept. Innerhalb der digitalen Medien kommt die Suisse Int.) zum Einsatz.
Alle Flugzeuge werden sukzessive eine neue Lackierung erhalten. Die Umstellung wird bei einer Flotte von derzeit 65 Flugzeugen einige Monate in Anspruch nehmen. Ende 2018 soll diese abgeschlossen sein. Begleitet wird die Einführung des neuen Erscheinungsbildes von einer Werbekampagne, die derzeit in russischen Städten zu sehen ist.
Verantwortlich für das Redsign zeichnet die Agentur Friends Moscow.
Utair Aircraft – vorher und nachher
Kommentar
Eine feine Arbeit und eine sehr schöne Bildmarke, die dank minimalistischer Formgebung prägnant und einprägsam ist. Wer nach alter Schule sagt, Farbverläufe hätten generell in Logos nichts zu suchen, darf seine Haltung einmal überprüfen. Denn erst der Farbverlauf stellt die metaphorische Verbindung zum Kondensstreifen her, macht aus einem generischen Buchstaben ein einzigartiges Zeichen, das auf überzeugende Weise die Identität der Airline transportiert.
Die Schlichtheit des Designs ist seine Stärke. Je weniger Lack auf den Maschinen aufgetragen wird, desto leichter sind die Flugzeuge und desto weniger Sprit verbrauchen sie. Im Umfeld digitaler Medien kommt hingegen stärker Blau zum Tragen. Ich bin begeistert, auch von diesem Ultramarinblau! Sehr edel sowie Qualität und Zuverlässigkeit vermittelnd. Habe ich schon erwähnt, wie wichtig Farben für das Branding sind?
“Die Schlichtheit des Designs ist seine Stärke. Je weniger Lack auf den Maschinen aufgetragen wird, desto leichter sind die Flugzeuge und desto weniger Sprit verbrauchen sie.” – Dazu würde ich zu gerne mal eine Rechnung sehen, wie viel Sprit so ein Flugzeug ohne Lack spart (und was natürlich immer vollbesetzt fliegt).
Warum berichtet man so ungewohnt euphorisch über ein unspektakuläres Redesign einer problembehafteten Airline? Zudem sich bei mir schon stark “Lufthansa-Abklatsch” als visueller Eindruck festigt.
Die einzige visuelle Verbindung zwischen Utair und Lufthansa ist die typographische Ähnlichkeit innerhalb der Wortmarke. Abgesehen davon bestehen derart viele und große Unterschiede, sei es bezogen auf die Farbgebung, den Aufbau des Logos oder die grundsätzliche Anmutung, dass ein solcher Vergleich schon ziemlich weit hergeholt ist.
Euphorisch ist der Kommentar nun wirklich nicht. Positiv, sehr wohl. Weil nämlich gutes Design aus meiner Sicht nicht heißt, ein visuelles Spektakel abzufeuern. Im Gegenteil. Meiner Meinung nach wurde an den richtigen Stellenschrauben wohldosiert feinjustiert. Dem Design traue ich zu, dass es zehn oder mehr Jahre Bestand haben wird. Das lässt sich bei weitem nicht für alle Arbeiten sagen, die hier im dt vorgestellt werden.
Als Beispiel die Kostenersparnis, die im Zuge des Redesigns bei Germanwings generiert wurde: „Even the new paint job on the planes is about 100 kilograms (220 lbs.) lighter than before, which will save the airline about €300,000 ($395,000) in annual kerosene costs for its entire fleet.“ (Quelle: Spiegel.de).
Wenn ich an einen U-förmigen Kondesstreifen am Himmel denke, habe ich eher negative Assoziationen a la Warteschleife vor dem Landen oder Umdrehen aufgrund eines technischen Defekts.
Langweilig und altmodisch. Hätte eigentlich mit einem Verriss gerechnet und dann steht hier so eine Lobeshymne!?
Du nennst es “langweilig und altmodisch”, ich empfinde es viel eher als “prägnant und zeitlos”
Ohne Kontext ist es leider nur ein U das aussieht als hätte jemand mit Powerpoint einen Effekt drübergelegt.
Musste kurz überlegen warum diese wackelige Konstruktion nicht nach rechts wegkippt. Der Verlauf dient hier als optischer Anker und hält es fest. Clever.
„Die Schlichtheit des Designs ist seine Stärke. Je weniger Lack auf den Maschinen aufgetragen wird, desto leichter sind die Flugzeuge und desto weniger Sprit verbrauchen sie.“ Finde ich auch eher lachhaft das als Grund zu nennen.
Hätte man nicht das U mit Verläufen in Utair integrieren können?
So habe ich das Gefühl als ob zwei verschiedene Logos verwendet werden.
Technische Verläufe sind unemotional und definieren eine Fläche nicht sauber. Eigentlich wurde eine gute Chance vertan, ein Logo einfach zu gestalten. Ein U ist schon richtig gut, aber das was die Umwelt schädigt – der Kondenzstreifen – in die Visualisierung zu nehmen ist nicht besonders klug.
Außerdem kommt es nicht darauf an, wenig zu beschriften, sondern wenig und gut.
Bei aller Begründung und Farbe und Verlauf und Spritersparnis: ich sehe auf der Heckflosse ein großes J und kein U (durch den abgeschnittenen vorderen Teil des U). Selbst auf der Website erkenne ich auf den ersten schnellen Blick ein J statt eines U (durch den Verlauf im vorderen Teil). Durch diese Uneindeutigkeit funktioniert das neue Logo deshalb für mich nicht.
Das mit dem J auf dem Flügel hätte ich auch eher bemängelt, ist mir auch so aufgefallen. Auf der Website sieht man auch eher zwei Logos, eins links, eins rechts. Und kein einheitliches Logo.
Bei solider, minimalistisch schöner Wortmarke und Farbigkeit gehe ich problemlos mit, aber dass hier durch den lustlosen Farbverlauf auf schräggestelltem U ein einzigartiges, identitätsstiftendes Zeichen entsteht, wage ich sehr zu bezweifeln. Auf der Webseite steht das starke Zeichen nur in der Landschaft rum, auf der Heckflosse ist das beliebig und schnell vergessen …
Beim Lesen des Kommentares, spätestens ab “Die Schlichtheit des Designs”, hatte ich den leisen Verdacht, dass es sich um Satire handelt und der Autor ausloten will, ob die Leser die Lobeshymnen schlucken. Für mich ist es ein Rätsel, wie man sich mit so etwas zufrieden geben kann – sowohl als Kunde als auch als Designer. Sicher, das Blau ist schön, aber sonst?
Ich sehe auf dem Seitenleitwerk leider auch eher ein J als ein U. Daher finde ich den Ausschnitt auch unglücklich gewählt.
Aber mir gefällt, wie das geneigte U in dem schrägen Seitenleitwerk liegt. Das Zusammenspiel des U-Umrisses und den Kanten vom Leitwerk wirkt sehr elegant. Da können manche Fluglinien, die einfach ihre Schriftmarke oder kreisrunde Logo in die Mitte des Leitwerks knallen, nicht mithalten.
Und ja, die Airlines sparen Sprit, wenn sie ihre Maschinen hauptsächlich weiß – also in der Grundierung – belassen. Auch mit dünnen Farbschichten wären bei diesen großen Flächen schnell so einige Eimer leer (um nicht zu sagen: so einige Tonnen verbraucht). Und das fliegt immer extra mit.
Die australische Virgin-Blue, die es leider nicht mehr gibt, hatte ihre Flugzeuge komplett blutrot angestrichen – denen war das mit dem Spritsparen wohl egal. Auf dem Rollfeld waren die meist recht kleinen Flugzeuge zwischen den großen farblosen Riesen anderer Airlines aber echte Hingucker.
Rote Flieger kriegst du auch bei Air Asia. Nur ob das dann ein Hingucker im positiven Sinne ist?
Noch ein ganz spezieller Hingucker sei erwähnt: Die Schnäbel von Nok Air. Einfach mal googeln und staunen.
Die Leichtigkeit, nach der sie die ganze Zeit suchen…

Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Also meinen trifft es leider auch nicht. Das kursive U neben dem geraden Utair beißt sich schonmal in meinen Augen. Durch den Verlauf sehe ich auch aus der Ferne und natürlich gerade als Ausschnitt auf der Heckflosse nur noch ein J …und wie sieht die andere Seite aus? Dort müsste das »U« ja nach links geneigt sein… Mich kann das Ganze nicht so recht überzeugen.
Mmhh… auf die Kondensstreifen-Bedeutung wäre ich bei der Darstellung des U positiv blau auf weiß ehrlich gesagt nicht so ohne weiteres gekommen. In der negativen Form auf blauem Grund sieht das dann schon anders aus, aber so taucht es ja anscheinend (nach den Beispielen zu urteilen) doch eher selten auf auf – jedenfalls schonmal nicht auf den Flugzeugen…
Von daher bin ich persönlich (obwohl durchaus oft ein Freund des “less is more”) nicht ganz so überwältigt.
https://www.duden.de/rechtschreibung/Branding
Das Branding, das Rebranding.
Geschmäcker sind ja verschieden aber mir ist das “viel zu einfach”. Andererseits war ich am Anfang unsicher handelt es sich hier um U oder doch J?
Das U – eines der schönsten, elegantesten und schlichtesten Logos das ich gesehen habe. Der Schriftzug passt leider nicht dazu.