Das Theater Bonn musste vor wenigen Monaten eine bittere Pille schlucken. Die Stadt strich dem Theater vor dem Hintergrund klammer Kassen die Zuschüsse um 3,5 Millionen Euro. Verbunden mit einem personellen Wechsel an der Spitze des Hauses erfolgt nun zur im Herbst beginnenden Spielzeit 2013/2014 die Einführung eines neuen Erscheinungsbildes, das es selbstverständlich nicht umsonst gibt und deshalb die erwartungsgemäße Steilvorlage für die Boulevard-Journaille liefert: „Der 100.00-Euro-Irrsinn“.Dass der Kölner Express nicht zwischen einem einzelnen Logo und einem kompletten Erscheinungsbild unterscheidet, muss man ihm nicht vorhalten. Das wenig differenzierte Schreiben über Kommunikationsdesign in der (lokalen) Berichterstattung hat eine gewisse Tradition. Natürlich macht es einen Unterschied, ob das Gesamtportfolio an Kommunikationsmedien und -maßnahmen (Plakate, Flyer, Fahnen, Schilder, Aufsteller, Anzeigen, Geschäftspapiere, die digitale Präsenz inkl. Webauftritt) erneuert wird oder tatsächlich nur ein Logo. In diesem Fall jedenfalls wurde weit mehr in Auftrag gegeben als nur ein Logo. Dies nur vorweg schickend.
Plakate | Quelle: Theater Bonn
Gewissermaßen eingeläutet hatte das neue Erscheinungsbild der angesprochene Wechsel an der Spitze. Klaus Weise, bis vor kurzem Intendant des Hauses wollte die besagte Kürzung nicht hinnehmen. Für einen Großteil der Künstler und Schauspieler bedeutete die Einsparung die Kündigung. Dr. Bernhard Helmich übernahm zum 01. August dieses Jahres das Amt des Generalintendanten. Er ist davon überzeugt, dass auch „weiterhin gutes Theater möglich sei“. Als wichtiges Ziel seiner Intendanz formuliert er: „Wir wollen uns um ein junges Publikum bemühen.“ Dies zu erreichen, ist vor allem auch die Aufgabe des neuen Erscheinungsbildes.
Programmbroschüre Oper | Quelle: Theater Bonn
Marketingdirektor Fritz Frömming erklärt, dass „nach über 10 Jahren erfolgreicher Arbeit nun ein Neustart in allen Sparten abgebildet werden sollte“, so die an die Kreativen gerichtete Aufgabe. Womit sich auch die klar vom bisherigen Erscheinungsbild abweichende Farbgebung erklärt. Mit rot als neuer Hausfarbe und einem in einer Kreisfläche gekippten „T“, das gleichsam als „B“ oder als Verbildlichung der drei Sparten interpretiert werden kann, soll die visuelle Ansprache auch an ein junges Publikum gelingen. Der im Vorgängerlogo enthaltene Namenszusatz „Oper Schauspiel Tanz“ entfällt.
Entworfen hat die neue Gestaltungslinie die Agentur LMN Berlin. Der Relaunch der Website ist für Anfang September geplant.
Weiterführende Links
Ich sehe kein Theater sondern ein Logo für eine Spielekonsole (X-Box als Vorbild?). Die Anwendungsbeispiele wirken sehr beliebig, es fehlt eine visuelle Leitidee, die die Identität des Theaters spiegelt.
Mich nervt es sonst eigentlich, wenn sich manche jedes Mal über Verläufe in Logos beschweren,
aber hier finde ich es echt unangebracht…
RTL III macht einfach Spaß…
Ob das jetzt allerdings eine Verbesserung ist, wage ich zu bezweifeln (aus meiner Sicht)…
Also mein erster Gedanke war Tennis… :/
(wahrscheinlich weil die Bildmarke farblich an weiße Linien auf einen Sandplatz erinnert…)
Mit viel Phantasie kann man im Logo die Bühne links und rechts die 2 Zuschauerblöcke sehen. Naja mir gefällt das Logo nicht so recht. Den Verlauf finde ich störend, da er die klare Formsprache zerstört und eher an ein Tortendiagramm erinnert.
Die Plakate Flyer usw. sind trash chic, aber das Logo, alleine stehend? Für mich (auch durch den Verlauf) unnötig 90er-Jahre-Style und dazu sehr austauschbar. Da war das alte Corporate Design inklusive gewöhnungsbedürftigem Matsch-Grün doch sehr viel eigenständiger und auffallender. Schade.
Für mich als Bonner wirklich ernüchternd. Ein Rückschritt in allen Belangen und leider wieder ein Design, das nicht vor Ort umgesetzt wurde. Gerade kulturelle Einrichtung sind doch besonders in der Region verankert.
Schade!
TANGA!
Viel wichtiger als ein “ansprechendes” Logo ist, ob weiterhin gutes (auch überregional geschätztes) Theater für das Publikum gemacht wird. Hoffen wir’s.
Dass die Presse das gerne vereinfachend als Honorar nur für ein Logo hinstellt, … ist ärgerlich.
Ich frag mich aber trotzdem als Fachmensch, warum das
Gesamtportfolio an Kommunikationsmedien und -maßnahmen (Plakate, Flyer, Fahnen, Schilder, Aufsteller, Anzeigen, Geschäftspapiere, die digitale Präsenz inkl. Webauftritt)
100.00,00 EUR Agenturhonorar kosten muss. (Der Druck geht vermutlich extra.)
Happiger Preis.
Diese gedrittelte rote Schmerztablette …,
da fass ich mir nochmal extra an den Kopf …
(“Bittere Pille” fürwahr)
Schade!
SIGNET:
Fällt durch. Wirkt zu sehr kopflastig konstruiert.
1. Eindruck: ein “K”
2. Eindruck: hmmm – kann nicht sein – “K” macht keinen Sinn – muss wohl gedacht sein als angeschnittenes “T” und “B” (45° bzw. – 45° gedreht).
3. Eindruck: das funktioniert nicht
Unabhängig davon ist der Farbverlauf gerade mit der Grundfarbe ROT eine Katastrophe:
– bei GRÜN hätte man schön frisch verlaufend ins GELB gehen können.
– bei BLAU wäre ein Verlauf ins Cyan recht schick
– bei ROT bietet sich nur was ORANGE/GELBES an, was schnell mal eher billig/agressiv wirken kann
Hier wurde das ROT einfach aufgehellt in Richtung ALTROSA – wirkt sehr stumpf.
Den Verlauf hätte man sich komplett sparen können.
TYPO:
ist auch nicht grade der Burner. Z.B.: passend zum Signet hätte besser ein Font gepasst, dessen “O” kein leichtes Oval, sonder straight kreisrund ist…
@Vroni: die vorherige Gestaltung wurde 10 Jahre genutzt, vielleicht kostet es 100.000€ durch Hinzurechnen der Nutzungsrechte über den gesamten Zeitraum? Also quasi z.B. 20.000€ Entwurfsvergütung und dann kommen die Faktoren für Nutzungsrechte hinzu?
100.00? 100.000!
@ Floda
Tippfehler.
Bei soviel Nullen …
Das alte Logo war ja sehr “Allianzig”?
Unabhängig von der Gestaltung des Logos und des Corporate Designs, frage ich mich ob es nötig ist mit jedem Intendantenwechsel ein neues Corporate Design zu gestalten!? Eitelkeiten einzelner Personen scheinen hier im Vordergrund zu stehen. Eine konsequente Markenbildung und -führung sieht anders aus. Klar, der Wechsel der Führungsspitze fällt den Zuschauern sonst nur spät oder garnicht auf bzw. nach zwei/drei Jahren, wenn die den Laden richtig aufgeräumt haben. Aber dafür gibt es auch andere Möglichkeiten. Und das für die Hälfte des Budgets.
Das Berliner Ensemble z.B. Hat seit seiner Gründung das gleiche Signet, welches über die Jahre nur Vorsichtig angepasst wurde. Diese Veränderungen dienen der Marke und nicht dem Paukenschlag für einen neuen Indendanten. Die Nivea Wortmarke ist auch immer gleich geblieben. Ganz egal wer den Konzern führt.
Mal abgesehen von dem fehlenden Fingerspitzengefühl: Für 100.000€ hätten ein bis zwei Mitarbeiter ein weiteres Jahr einen Job gehabt.
Das Theater in Bonn musste zahlreiche Arbeitsplätze von Künstlern und Schauspielern streichen. Ist das der richtige Zeitpunkt, ein neues Erscheinungsbild zu installieren? Zudem ist dieses Erscheinungsbild meines Erachtens mehr ein Rückschritt, denn ein Fortschritt. Das Logo erinnert an Spielkonsolen und die grafische Gesamtgestaltung soll durch pseudokreative Kritzeleien künstlerisch aufgewertet werden. Sehr traurig!
Was soll dieses Lambda in der Kugel?
Und wieso kann man immer für solch eine Kampagne mit einem Logo, dass mit MS Power Point auch hergestellt werden kann, so viel Geld verlangt?
Ich verstehe diesen Simplifizierungswahn nicht. Auch wenn in den Plakaten nicht zum Ausdruck kommt.
Ist für mich nicht stimmig
@Sebastian: Es ist so was von egal, wie das Logo gemacht wurde. Ob mit Paint, PowerPoint oder Sand auf Stein. Die Wirkung ist entscheidend.
Deine Argumentation erinnert mich an die von Design-Laien.
@Caspar (wenn auch sehr spät) Nichts gegen Design-Laien, immerhin sind sie die Zielgruppe.