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Marken-Relaunch für Chantré

Chantré Logo, Quelle: Nordbrand Nordhausen / Rotkäppchen-Mumm
Chantré Logo, Quelle: Nordbrand Nordhausen / Rotkäppchen-Mumm

Die Weinbrandmarke Chantré, seit den 1950er-Jahren in Deutschland bekannt, hat einen Relaunch vollzogen. Von dem veränderten Design der Flaschen mit matt-schwarzem Halsetikett und einem Rumpfetikett in Wellenform würden sich Stammkunden wie auch eine jüngere Zielgruppe gleichermaßen angesprochen fühlen, so das offizielle Presse-Statement zum Relaunch.

Chantré ist eine Marke der Nordbrand Nordhausen GmbH. Die Range umfasst neben Chantré Weinbrand auch Chantré Cuvée Rouge. Das Unternehmen Nordbrand Nordhausen wiederum gehört zum Unternehmen Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien. In den Handel eingeführt wurde die Weinbrandmarke Chantré in Deutschland im Jahr 1953 vom Unternehmer Ludwig Eckes. Angaben der beiden Unternehmen zufolge ist Chantré in Deutschland im Weinbrandsegment Marktführer.

Kurz nach dem 70. Jubiläum präsentiert sich die Marke in neuer Optik. Mit einem Makeover will die Weinbrandmarke Modernität ausstrahlen und auch jüngere Zielgruppen erschließen. Zuletzt wurde das Design der Flaschen 2012 verändert.

Auszug der Pressemeldung

Attraktiv, hochwertig und mit hohem Markenwiedererkennungswert – die Vorgaben an den CHANTRÉ Relaunch waren klar definiert. Im Rahmen einer Marktforschung zum neuen Design des beliebten Weinbrands wurde eines sehr deutlich: Gerne zeitgemäßer und frischer, aber Deutschlands meistverkaufter Weinbrand soll dennoch erkennbar bleiben.

Chantre Weinbrand – vorher und nachher, Bildquelle: Nordbrand Nordhausen, Bildmontage: dt
Chantre Weinbrand – vorher und nachher, Bildquelle: Nordbrand Nordhausen, Bildmontage: dt

Ein in Wellenform gehaltenes Rumpfetikett sowie ein mattschwarzer Flaschenhals sind die beiden auffälligsten Veränderungen im Vergleich zum alten Design. Die Wellenform symbolisiert die Weichheit von Chantré, so die Idee. Auf das bislang mittig platzierte Brustetikett („Der weiche Weinbrand“) wird bewusst verzichtet. Die Reduktion verleihe der Flasche eine hochwertigere Optik. Ebenfalls verzichtet wird auf die Farbe Rot.

Die Bezeichnung „Weinbrand“ ist statt in einem scriptualen Font nun in serifenlosen Großbuchstaben gesetzt, die, ähnlich wie die unverändert gebliebene Typo innerhalb der Wortmarke Chantré, über einen ausgeprägten Strichstärkenkontrast verfügen. Das im Stile eines heraldischen Wappens gestaltete Markenemblem wird fortan einfarbig beige und ohne Goldglanz abgebildet.

Die Chantré-Marken-Website soll demnächst ebenfalls ein Facelift erhalten. Auch in den sozialen Netzwerken stellt sich die Marke Chantré neu auf: ab Februar 2024 wird die digitale Präsenz um einen Instagram-Account ergänzt.

Kommentar

Chantré auf Instagram. Darauf einen Dujardin! In den 1980er- und 1990er-Jahren war Fernsehwerbung für Weinbrandmarken weitaus verbreiteter. Mariacron, Asbach Uralt, Dujardin, Chantré … einer dieser Marken im Vorabendprogramm nicht zu begegnen, war kaum möglich. Im Mittelpunkt des Story-Tellings stand in aller Regel die archetypische Figur eines gut situierten Anzugträgers fortgeschrittenen Alters männlichen Geschlechts, wie Herr Doktor Menke. Auch im TV-Spot von Asbach Uralt ist es ein älterer Herr mit sonorer Stimme, der über die Vorzüge des Weinbrands sinniert, während Gläser schwenkende ältere Männer gezeigt werden.

Mitte/Ende der 1990er-Jahre betraten vermehrt Frauen die von Männern dominierte Weinbrandmarkenwelt, in Nebenrollen, wie bei Mariacron, wo die Ehefrau zuhause in ekstatischer Vorfreude die Rückkehr ihres Gatten von der Arbeit ersehnt, im Negligee vor dem Spiegel zu Kuschelrock-Klängen tänzelnd. In Werbung für Weinbrandmarken wurden stereotype Vorstellungen lange Zeit bedient, und diese verfestigt.

Alle genannten Weinbrandmarken erlebten in den letzten 30 Jahren einen massiven Umsatzrückgang. Der Umsatz von Chantré etwa ist im Zeitraum 1990 bis 2022 um mehr als die Hälfte zurück gegangen. Bei anderen Marken war der Rückgang um ein vielfaches stärker. Wie auch der Marktanteil von Weinbrand, Cognac und Armagnac am Spirituosenmarkt insgesamt in Deutschland stark rückläufig ist. Insofern ist die Herausforderung seitens Hersteller groß, jüngere Zielgruppen überhaupt für den Weinbrandmarkt zu erschließen.

Asbach Uralt beschreitet seit einigen Jahren den Weg des Image-Wechsels, vom Altherrengetränk hin zur Szene-Mix-Spirituose, gewissermaßen auf Marketing-Spuren der erfolgreichen Transformation von Jägermeister. „Premixed Longdrinks“ und „Low- and No-Alcohol Cocktails“ sind gefragt. Mit Chantré scheint man, so deute ich jedenfalls das Redesign, einen anderen Weg gehen zu wollen: gezielt in Richtung Premium. Tatsächlich wirkt die neu gestaltete Flasche, auch dank Verzicht auf kleinteilige Gestaltungselemente, wertiger, mehr im jetzt.

Ob aus den 32 Followern auf Instagram eine substanzielle, kaufkräftige Community erwächst, wird sich zeigen. Bei Asbach Uralt dauerte die Aktivierung von 24.100 Followern dreieinhalb Jahre. Tradierte Weinbrandmarken aufmischen, die Kommunikation so auszurichten, dass das Produkt nicht nur von der Stammklientel als attraktiv und relevant angesehen wird, dürfte eines der dicksten Bretter sein, die sich im Marketing bohren lassen.

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Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Ich würde sagen: Auftrag erfüllt, routiniert gemacht ohne Überraschung. Produkt hat klar gewonnen, Verzicht auf so viel Gold im Etikett ist super. Ist ein eher konservatives Produkt, eine Idee hätte allerdings nicht geschadet.

  2. Der Wortmarke fehlt irgendwie ein gewissenhafte Reinzeichnung. Das fängt bei beim Kerning an (C HANTRÉ). Und auch in der Bildmarke hakt es etwas wie ich finde. Der Detailgrad im Kopf- und Brustbereich will irgendwie nicht zum Rest passen.
    Für eine solch hochwertig anmutend wollende Gestaltung vielleicht noch nicht so überzeugend.

  3. Blutleer. Handwerklich ist hier alles richtig gemacht worden, aber das Ergebnis wirkt emotionslos und langweilig. Wie Erik schon geschrieben hat – eine Idee wäre hier dringend angebracht gewesen. Was ist die Story? Was will uns das Produkt mitteilen? Gerade eine jüngere Zielgruppe möchte “entertained” werden. Für ein Produkt, dass kaum beworben wird, sollte es selbst “seine Geschichte” erzählen. Nichts ist hier was irgendwie im Kopf hängen bleibt.

  4. Hab direkt aus Solidarität einen follow dagelassen auf insta. :)

    Für mich sieht es jetzt aus wie eine Lidl oder Aldi Eigenmarke. Den Schriftzug kann man beliebig ersetzen, es würde gut und gewollt Premium aussehen, aber generisch und austauschbar.

    1. Du nimmst mir die Tasten aus der Tastatur. Für mich sieht es ebenso direkt nach Aldi Eigenmarke aus. Das optische Qualitätsversprechen ist deutlich gesunken.

  5. Als Jahrgang 89 kann ich mich an Werbung mit gutsituierten Herren nicht erinnern.
    Stattdessen assoziiere ich Chantré mit dem Gegenteil: Minifläschchen im Kassenbereich von Discountern. Zwischen ähnlich kleinen Gebinden vom Eigenmarke-Kräuterlikör und Billigvodka.

    All das Redesign bringt herzlich wenig, wenn man sich nicht von dieser Schmuddelecke im Supermarkt verabschiedet.

  6. Für mich ein deutlicher Gewinn. Ich erkenne im Design die Weichheit die mir das Produkt suggerieren möchte. Ein deutlich gelungenes Redesign und schön im Regal zu sehen.

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