Das in der Nähe von Bordeaux gelegene Château Lafite-Rothschild zählt zu den berühmtesten Weingütern der Welt. Aus Anlass des 150. Jahrestages der Übernahme des Weingutes durch die Familie Rothschild wurden erstmals die Flaschenetiketten der Weine geändert.
Die Weine des Château Lafite-Rothschild genießen bei Kennern höchstes Ansehen. Rund um die französische Gemeinde Pauillac wächst an den Ufern der Gironde in der Region Médoc ein Spitzenwein, der Liebhaber in der ganzen Welt hat und regelmäßig bei Auktionen Höchstpreise erzielt. Das Weingut Lafite ist seit dem Jahre 1868 im Besitz der Familie Rothschild. Zentrales Erkennungsmerkmal aller seitdem unter der Marke Château Lafite-Rothschild produzierten Flaschen ist eine zeitgenössische, im Kupferstichverfahren angefertigte Darstellung des Châteaus, die jedes Etikett ziert. Erstmals seit 150 Jahren wurden die Flaschenetiketten nun geändert.
Die Änderung ist so subtil, dass sie wohl nur von den Wenigsten wahrgenommen wird. Erst bei genauem Hinsehen ist zu erkennen, dass die zeitgenössische Darstellung des Châteaus um ein winziges Detail ergänzt wurde: ein schwebender Heißluftballon. „Wir dachten, es wäre eine gute Idee, sich etwas vorzustellen, das am Himmel schwebt und auf das die Frauen blicken könnten“, begründet Saskia de Rothschild die Anpassung. „1868 waren Heißluftballons die absoluten Symbole für Modernität und Abenteuer. Im Jahr 2018 sehen wir sie immer noch fliegen, aber sie sind nun eher ein Symbol für Verlangsamung und dafür, sich stetig zu bewegen. Ohne Eile. Genau das ist seit 150 Jahren unser Verständnis bei Lafite: die Zeit überdauernd und auf die Zukunft ausgerichtet. Saskia de Rothschild leitet seit März 2018 das berühmte Weingut.
Der von dem Illustratoren-Duo Black Adder gezeichnete Heißluftballon enthält die Buchstaben „CL“, gleichsam die Abkürzung für „Château Lafite“ und die römischen Ziffern für die Zahl 150. Auch auf den Flaschen des 2018er-Jahrgangs wurden die Initialen, anstelle des „Château Lafite-Rothschild“-Logos, in rot eingeprägt.
Kommentar
In Zeiten, in denen Unternehmen zuweilen im Jahresrhythmus ihr komplettes Erscheinungsbild austauschen oder bei Marken Verpackungs-Redesigns vorgenommen werden, ist ein seit 150 Jahren nahezu unverändertes Aussehen eines Markenproduktes schier unglaublich. Dagegen verblasst selbst der seit 130 Jahren kaum veränderte Coca-Cola-Schriftzug.
Dass Château Lafite-Rothschild, wie viele andere Lebensmittelmarken, ein Rebranding vollzieht und dabei eine neue visuelle Identität erhält, ist für diese Luxusmarke im Grunde unvorstellbar. Es käme einem Bruch mit der Tradition des Hauses Rothschild gleich. Insofern braucht es andere kreative Mittel, will man die Markenkommunikation beleben. Die Erweiterung der Château-Zeichnung um einen Ballon ist eine brillante Idee, mit der die Marke als „auf der Höhe der Zeit“ präsentiert wird. Der Ballon ist ein Kontrapunkt zum heutigen hektischen Treiben und ein effektvolles Statement in Sachen Slow-Food. Ein Symbol, das perfekt zum Credo des Weingutes Château Lafite-Rothschild passt.
Das Neue ist besser. Und aufgezeigt wird damit das Veränderungen im Kleinen genauso gut oder besser die Firmenkommunikatin beflügeln können.
Eigentlich kommuniziert man dadurch ja nur: Wir verändern nichts.
Wieso das? Es wurde ja etwas verändert.
Als Sonderedition zum 150. Jahrgang finde ich den Ballon sehr charmant. Als dauerhafte Änderung bin ich mir nicht so sicher. Das CL passt sich imho nicht recht in den ansonsten naturalistischen Stich ein. Es wirkt nachträglich aufgesetzt.
Nachdem solche Flaschen ja hauptsächlich Sammlerstücke sind, macht man die Unterscheidung zwischen älteren und neueren Jahrgängen analog zu den z.B. Meissen Schwertern leichter. Möglich, dass die Vor Ballon Jahrgänge wertvoller werden und die Nach Ballon Jahrgänge eher weniger wertvoll.
Generell hätte ich für so eine kleine Änderung auch nicht das, wie Achim schreibt, sehr einzigartige Prädikat „seit 150 Jahren unveränderte Markenzeichen“ aufgegeben.