Mumm, seit 2002 eine Sektmarke der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien, hat ein Redesign erhalten. Beim Material des Etikettes setzt der Hersteller, Verbraucherwünschen hinsichtlich nachhaltiger Verpackungen folgend, auf Papier statt auf Plastik. Der Flaschenhals wird hingehen weiterhin, EU-Vorgaben folgend, von einer Aluminiumfolie umschlossen.
Die letzte umfassende Überarbeitung der Flaschen der Sorte „Mumm Jahrgangssekt“ liegt mittlerweile 24 Jahre zurück. 1998 wurde auf ein Etikettendesign umgestellt, bei dem der Markenname „Mumm & Co.“ freigestellt oberhalb der in einem vergleichsweise kleinen Label enthaltenen Sortenbezeichnung platziert ist („No-Label-Look“).
Die Etiketten bestehen fortan aus Papier statt aus Plastik. Einer Umfrage aus dem März 2021 zufolge (Simon-Kucher & Partners) legten 73 Prozent der deutschen Verbraucher Wert auf nachhaltige Verpackungen. „Diesen Wertewandel hat sich die Marke Mumm zum Anlass genommen, von Plastiketiketten auf nachhaltigere Papieretiketten zu wechseln und reagiert so auf das stetig wachsende Umweltbewusstsein der Verbraucher“, wie es in der offiziellen Pressemeldung heißt.
Auszu der Pressemeldung
Der auffallende Look der Flasche zieht die Aufmerksamkeit des Verbrauchers auf sich. Des Weiteren verleiht das neue Papieretikett, mit dem geprägten Logoschriftzug, der Flasche einen einzigartigen Charakter – die silberne Umrandung des Etiketts sorgt zusätzlich für einen besonderen Glanz und somit für einen hochwertigen Auftritt. Gleichzeitig wird der hohe Markenwiedererkennungswert durch das bekannte Markenlogo beibehalten.
Mit dem im vergangenen Dezember vorgestellten Design rückt der Markenname wieder in das rechteckige Label hinein. Vom Redesign betroffen sind die Sorten „Mumm Dry“, „Mumm Rosé Dry“ sowie „Mumm Extra Dry“. Laut Marktforschungsergebnis generiere die neue Aufmachung „eine Steigerung der qualitativen Wahrnehmung sowie eine wertigeren Positionierung“. Der im Prägedruck aufgebrachte Markenname verleiht dem Produkt eine neue Haptik. Die Differenzierung der Sorten anhand unterschiedlicher Farben ist weiterhin gegeben. Das neue Design sei „modern und minimalistisch“, so der Hersteller.
Seit Januar 2023 wird das neue Design im Handel eingeführt
Kommentar
Manch einer wird sich sicherlich fragen: der Hersteller stellt die Etiketten auf eine nachhaltigere Lösung um, hält jedoch am Einsatz der aus Metall (Aluminium) befindlichen Folienkapsel fest, welche den Korken und den Flaschenhals umschließt? So ist es. Streng nach EU-Vorschrift. Denn in der EU-Verordnung VO (EU) 2019/33 ist vorgegeben, dass der Flaschenhals eines Schaumweins ganz oder teilweise mit Folie umkleidet zu sein hat.
Leider keine Satire: Im Rahmen der Weinkontrolle wurde dem Saar-Winzer Florian Lauer (VDP-Weingut Peter Lauer, Ayl) untersagt, die von ihm produzierten Sektflaschen zu verkaufen, da diese unverkapselt (ohne Folienkapsel) waren und somit nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprachen. Vor dem Verwaltungsgericht Trier wollte Lauer erwirken, dass er die Sektflaschen auch ohne die vorgeschriebene Ausstattung zum Verkauf anbieten kann, denn unter Umweltschutzaspekten sei eine solche Ausstattung samt Folienkapsel nach Ansicht des Winzers eine große Belastung. Lauer hat ausgerechnet, dass eine Sektkapsel einen CO₂-Ausstoß von 48 Gramm zu verantworten habe. Der Verzicht auf die Kapsel bei allen in Deutschland produzierten Sekte könne demnach bei rund 350 Mill. Flaschen im Jahr zu einer CO₂-Einsparung von 16.800 Tonnen CO₂ führen (Quelle). Das Verwaltungsgericht Trier wies den Antrag zurück. In nächster Instanz wird nun das Oberverwaltungsgericht in Koblenz entscheiden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: ein Winzer möchte Müll vermeiden, die staatlichen Weinkontrolleure gestatten es ihm jedoch nicht. Wenn die Folienkapsel im besten Fall ein „hübsches Ausstattungsmerkmal“ darstellt und bereits das Drahtgestell (Agraffe) ausreicht, um den Korken zu sichern, dann gehört die Verwendung einer solchen Folienkapsel hinterfragt. Die metallisch-glänzende Folie ist nach meinem Dafürhalten nicht nur nicht „hübsch“, sie bedingt zudem, ähnlich wie bei den Blisterverpackungen, eine der schlimmsten Verpackungserfindungen überhaupt, eine elendige Fummelei. Womöglich hätte auch der Hersteller Mumm gerne auf dieses vertrackte, obendrein für die Umwelt belastende Ausstattungsmerkmal verzichtet. Nach aktueller Rechtssprechung besteht diesbezüglich offenbar jedoch wenig Handlungspielraum.
Es ist absurd. Auf der einen Seite wirbt der Staat im Rahmen von Kampagnen dafür, Energie zu sparen, Ressourcen möglichst nachhaltig einzusetzen und Müll zu vermeiden. Auf der anderen Seite setzen staatliche Behörden Verordnungen um, die diesen Zielen de facto entgegenwirken. In Deutschland ist die Fixierung auf Verordnungen schon sehr ausgeprägt.
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Weiterführende Links
Danke für den Artikel – das interessanteste (und neue) für mich war der kleine Exkurs ins Schaumweinrecht und das das Hinterfragen eines solchen (in der aktuellen Form).
Zum Produkt:
Ich bin kein Sekttrinker, fand aber die alte Gestaltung recht ansprechend. VIEL wichtiger jedoch ist, dass ein Stück Plastik entfernt wurde. In der Summe eine behutsame und unanstößige Evolution.
Nächster Schritt wär der Verzicht auf Metallic- und Glanz-Gedöns™.
Solche Papierveredelungen sind eine – nicht zu vernachlässigende – Belastung und unnötig. :)
Danke für den Beitrag er war sehr informativ!
Erstmal finde ich es natürlich Gut, dass solche Marken, sei es nur aus kosten- oder marketingstrategischen Zwecken, auf ein Papierlabel umsteigen. Es bleibt trotzdem die Frage ob das Alu an den Sektflaschen noch sein muss.
Zum Design muss ich sagen, dass ich persönlich den Eindruck habe, die Falsche und ich meine somit das Erscheinungsbild auf den ersten Blick, ist um 10 Jahre gealtert. Durch das wegfallen des locker platzierten Schnörkel-Schriftzugs nimmt man der Marke die Jugendlichkeit und Spitzigkeit weg. Nun wirkt es auf mich hochwertiger und edler, etwas reifer und Älter.
Diese Entwicklung ist im Schaumweingeschäft bestimmt garnicht schlecht um sich vielleicht auch preislich bald die etwas höhere Richtung entwickeln zu können.
Die Gestaltung selbst finde ich sehr gelungen aber recht unspektakulär, die alte rechteckige Form wurde wieder übernommen, das prägnante “M” wird als Detail auch wiederverwendet. Hochwertig und Markengerecht, Schön!
Vom gestalterischen gefällt mir das Redesign nicht wirklich und ich kann mich großteils Florian anschließen.
Aber da der Artikel ja auch viel über das ökologische(re) Verpackungsdesign diskutiert: Ich glaube da Mumm einfach nicht und halte es für klassisches Greenwashing. Daniel spricht ja schon an, auf die metalic und glanz Effekte zu verzichten etc. Klar wäre das ein großer Schritt und beides scheint zum (angeblich) hochwertigen Schaumweinsegment zu gehören – aber ginge es einem tatsächlich um ökologisches Verpackungsdesign, hätte man mit der vollen Dröhnung Öko/Natur-Look ja noch viel mehr Distinktion schaffen können. Auch eine Verkürzung der Folienkapsel wäre zwar nur EIN Schritt, aber immerhin einer der nach meiner Milchmädchenrechnung gut 1/3 ausmachen dürfte. Das das scheinbar erlaubt ist, sieht man ja am Winzersekt vom Weingut Wilhelmshof in dem von dir verlinkten Artikel.
Das die
Hmmm, von “Modern und minimalistisch” würde ich bei dem Redesign aber nicht zu sprechen wagen.
Die Leserlichkeit ist – zumindest auf den Fotos – eher zurück gegangen.
Und wenn man schon von Nachhaltigkeit spricht, sind die ganzen verwendeten Veredelungen und Folierungen eigentlich ein Widerspruch, denn das ist ja auch alles Chemie.
[…] ist die Entwicklung weg vom Aluminiumkragen und weg von kunststofflichen und metallisierten Papieren bei weitem keine neumodische Erscheinung. Unter dem Einfluss der […]