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Deutschlandradio funkt unter neuem Namen

Wie bereits im Herbst letzten Jahres angekündigt hat Deutschlandradio vor wenigen Tagen eine umfassende Neupositionierung seiner Programme vorgenommen. Mit veränderten Namen kommen auch neue Programmlogos zum Einsatz. Ziel sei es, die Programme als Familie erkennbar zu machen.

Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen laufen ab sofort unter den Namen Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova. Deutschlandradio als Betreiber der Programme und Dachorganisation bleibt namentlich erhalten. Die Modernisierungsmaßnahmen umfassen neben der Umbenennung der Programme die Überarbeitung des Corporate Designs, die Neugestaltung der verschiedenen Webpräsenzen sowie der Entwicklung und Implementierung eines neuen Audiodesigns. Die Kosten für die Neupositionierung werden mit eine Million Euro beziffert.

Auszug der Pressemeldung

„Es gibt immer mehr Ausspielwege, auf denen wir besser erkennbar sein müssen. Deshalb brauchen wir eine Absendermarke für die ganze Familie.” Deutschlandfunk als Gütesiegel sei dabei die folgerichtige Entscheidung“, so Deutschlandradio-Intendant Dr. Willi Steul. Programmdirektor Andreas-Peter Weber betont, dass die Umbenennung das Ergebnis des inhaltlichen und strukturellen Modernisierungsprozesses in den letzten Jahren sei. „Wir heißen anders. Und bleiben gut. Es geht uns bei den neuen Namen um Auffindbarkeit und Orientierung. Im Netz ist die Zukunft, dort gibt es immer mehr Anbieter und dort wollen wir für alle gut wahrnehmbar sein.“

Laut Media Analyse 2017 wird Deutschlandfunk mit seinem bundesweiten Nachrichten- und Informationsangebot täglich von 1,6 Millionen Hörern gehört. 540.000 Menschen hören täglich Deutschlandradio Kultur (jetzt „Deutschlandfunk Kultur“). Agenturpartner für strategische Markenkommunikation und Corporate-Design-Entwicklung des Deutschlandradio ist Stan Hema (Berlin). Bei der Entwicklung des neuen Audiodesigns haben zahlreiche Redakteure aus allen Abteilungen des Deutschlandfunk mitgewirkt. Umgesetzt wurde das Audiodesign von der Berliner Firma Audiowerk

Deutschlandradio Logos – vorher und nachher

Deutschlandradio Logos – vorher und nachher, Bildquelle: Deutschlandradio, Bildmontage: dt
Deutschlandradio Logos – vorher und nachher, Bildquelle: Deutschlandradio, Bildmontage: dt

Kommentar

Wie sich anhand der bisherigen, eher generischen Optik von Deutschlandradio ablesen lässt, bestand in der Tat Handlungsbedarf, das Erscheinungsbild der Programme zu optimieren. Inwieweit mit der vollzogenen sprachlichen wie optischen Bündelung erreicht wird, die Wiedererkennbarkeit der zugehörigen Programme zu verbessern, hängt nicht zuletzt von der Implementierung des neuen Konzeptes ab. Mein Eindruck ist, dass es diesbezüglich noch einiges zu tun gibt.

Eine Woche nach Austausch der Logos in den Webauftritten erfolgt beispielsweise die Benennung der Programm-Streams noch nach veralteter Namenskonvention. Die eingepflegten Logos und Favicons sind zudem unscharf. Einzigartigkeit vermitteln die fünf Balken, die ein „D“ bilden, zudem nur bedingt. Die Bildmarke ähnelt dem ebenfalls aus Balken bestehenden Logo des Tschechischen Rundfunk (ÄŒeský rozhlas), der sich vor vier Jahren einen neuen Markenauftritt zugelegt hatte. Ein aus fünf Segmenten bestehendes „D“ als Bildmarke nutzt auch die Firma Dekton.

Als wirklich kontraproduktiv empfinde ich den Retro-Look, den Deutschlandradio nach wie vor in Bezug auf seine Apps und Mediathek anwendet. Der museale Scharm, den diese in Anlehnung an den legendären SK1 von Braun nachempfundene Lautsprecherfront-Lochoptik verströmt, dürfte eine Positionierung als zeitgemäße Radiomarke erschweren. Ich denke, dass sich Deutschlandradio keinen Gefallen tut, wie ein altes Radio auszusehen. Radioromantik gepaart mit skeuomorphistischer Formensprache prägen den Markenauftritt derzeit noch sehr stark und stehen nach meinem Empfinden im Widerspruch zum selbst formulierten Anspruch hinsichtlich zeitgemäßer Optik.

Mediengalerie

Weiterführende Links

Update 11. Mai 2017: Von der Agentur Stan Hema wurde weiteres Bildmaterial zur Verfügung gestellt (siehe unten). Im Artikel finden sich nun zudem weitere Hintergrundinfos zum Projekt, in denen Mathias Illgen, Geschäftsführer von Stan Hema, die Aufgabenstellung und den Prozess beschreibt.

Dieser Beitrag hat 29 Kommentare

  1. Danke Achim fürs Nachhaken und die neuen Bilder zum Rebranding. Nun ergibt das Streifen-Logo Sinn und alles wirkt stimmiger. Da stehen uns ja noch einige Anpassungen (zum Beispiel der Website) bevor. Finde das neue Design gewöhnungsbedürftig, traue ihm aber großes Potenzial in Sachen Ästhetik, Wiedererkennbarkeit und Einzigartigkeit zu. Kombiniert mit den Fotos erscheinen mir die unterschiedlichen Streifen auch nicht mehr ganz so kühl und technisch.
    Vielleicht kannst du noch etwas mehr zum neuen Audiodesign herausfinden? Außer einem YouTube-Video, das ein einziges Soundlogo (der Sendung Informationen am Morgen im DLF) vergleicht sowie den neuen Nachrichten-Openern habe ich nichts gefunden. Am 2014er-Sounddesign von DRadio Wissen hat sich, soweit ich weiß, nichts außer dem Namen und der weiblichen Stationvoice geändert.

      1. Hallo Moritz, danke für deinen Hinweis. In meinem Satz meinte ich „Sinn“ im Sinne von: Das Streifenlogo ist jetzt (mit dem zusätzlichen Bildmaterial) kein völlig fremdes Element mehr, das nicht zum Rest passt, sondern erscheint als sinnvoller, passender Bestandteil einer einheitlichen Designsprache (deine Formulierung: „nette Deko“), deren Grundlage unterschiedlich dicke, waagrechte Streifen bilden. Das Logo ergibt im grafischen Kontext Sinn.

        Was die Streifen inhaltlich bedeuten, kann ich dir nicht sagen. Ich assoziiere damit (im Umfeld Radio) die Stufen eines Lautstärkepegels, Equalizerbalken, Tonlängen in einem MIDI-Score, gespannte Saiten, Takt, Rhythmus, Unterteilungen, „Leitlinien“, … Was fällt dir dazu ein?

        Je abstrakter ein Logo, desto schwieriger ist es, seinen inhaltlichen Sinn zu erkennen. Das macht ein Logo aber nicht unbedingt schlecht. Die Bildmarken von Montblanc, BMW oder Google Chrome funktionieren auch wenn man nicht weiß, dass es sich dabei um einen verschneite Bergspitze, einen Flugzeugpropeller oder einen – ja was eigentlich? – handelt.

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