Die Deutsche Bank feiert dieser Tage das 40-jährige Jubiläum ihres Firmenlogos. Der „Schrägstrich im Quadrat“, wie das vom deutschen Grafikdesigner Anton Stankowski geschaffene Zeichen genannt wird, ist seit 1974 das visuelle Erkennungszeichen des größten Kreditinstituts Deutschlands.
Bereits im Juli 1972 wurde die Logogestaltung ausgeschrieben. Anton Stankowski setzte sich schließlich mit seinem Entwurf, der in einem geschlossenen Quadrat verlaufenden, aufsteigenden Diagonale, gegen sieben andere Gestalter durch.
Als das finale Logo zwei Jahre(!) später schließlich der Öffentlichkeit präsentiert wurde, titelte etwa die BILD-Zeitung: „Skandal: Maler verdient mit fünf Strichen 100.000 Mark“. Besser geworden ist seitdem die Berichterstattung über Kommunikationsdesign nicht. Nach wie vor ist die Bedeutung von Corporate Design in großen Teilen der Gesellschaft schwer vermittelbar, was auch daran liegt, dass Designprozesse zu wenig sichtbar gemacht werden, in erster Linie von den jeweiligen Unternehmen selbst. Hinter den „fünf Strichen“ steckte freilich ein über viele Monate währender Prozess, bei dem die unterschiedlichsten Zeichen und Logos entstanden, wie auch das Video ansatzweise aufzeigt; nach meinem Geschmack hätte es gerne ausführlicher und detailreicher sein dürfen. Immerhin widmet die Deutsche Bank ihrem Firmenzeichen ein solches Special (,anstatt ein Redesign vorzunehmen, das sich pr-technisch deutlich besser verwerten ließe).
In einem entsprechenden Artikel wird auf der Website der Deutschen Bank an die Entstehungsgeschichte des Firmenlogos erinnert: Deutsche Bank-Logo feiert 40. Geburtstag (deutsche-bank.de)
Und das Twitter-Logo der Deutschen Bank? Das gefeierte “Quadrat”… mit abgerundeten Ecken m(
@1 Florian: Das liegt aber daran, wie twitter Profil-Bilder abschneidet und plaziert… ;)
Keine Anlage der Deutschen Bank war jemals lohnender als diese 100.000 Mark. Bin ein Riesenfan (vom Logo nicht von der Bank).
Was ist eigentlich an der Geschichte dran, dass der »Schrägstrich im Quadrat« gar nicht für die Deutsche Bank entworfen wurde, sondern zunächst für einen anderen Wettbewerb entstanden ist? Gibt es darüber gesicherte Quellen?
danken müssten wir – neben den designern – vor allen auch den weitsichtigen meschen, die hinter solchen ausschreibungen stehen und die danach in der tragweite unbekannte entscheidungen zu treffen haben. überhaupt den mut zu fassen um (für damalige verhältnisse soweiso) etablierten erscheinungsbildern eine absage zu erteilen und einen möglichen wichtigen schritt in richtung ‘neuen ufern’ zu tun – das ist grossartig.
…setzte sich “gegen” sieben andere Gestalter durch.
Nenn mich ruhig “Monk”, aber ich kann nicht anders… :-)
Mein Dozent hat mal erzählt, dass das logo aus der Ideenkiste von Stankowski kam und eigentlich fürein dt. Luftfahrtunternehmen gedacht war (sollte Ursprünglich ein Heckleitwerk darstellen). Die lufthansa wollte das nicht und hat sich für Aschers Kormoran entschieden…. bin ich da richtig informiert?
Dank Dir Monk. Ist korrigiert!
@Tridimi Wie meinen? Aschers Kormoran?
Der Lufthansa-Kranich (die Ur-Fassung) wurde 1918 von Otto Firle entworfen.
Danke für den lesenswerten Artikel, den ich gleich auf der Facebookseite von SAWI gepostet habe (https://www.facebook.com/sawi.schweiz). Das Quadrat könnte man aber auch als “abgeschlossenes System” auffassen, dann würde es nicht mehr unbedingt nur für “Sicherheit”, sondern eher auch für “Geschlossenheit” und “Abgrenzung” stehen.
Dein Gedanke, Noé, ließe sich noch weiter spinnen. Geschlossenheit, Abgrenzung, Ausgrenzung, Abschottung… im Grunde genommen ist ein Jeder von der positiven Entwicklung des Marktes abgeschottet.
Ein schöner Erfolg für unseren geschätzten BDG-Kollegen Stankowski, der seinerzeit empörte Zurufe bei der Präsentation, dass so ein Zeichen ja schnell gemacht sei, souverän mit dem Satz konterte: »Dafür habe ich ja auch 40 Jahre geübt!«.
Hallo,
ich war vor einiger Zeit in einer Stankowski-Austellung in Stuttgart, die Führung dort erzählte auch das dieses Logo für Lufthansa gezeichnet wurde und für die Deutsche Bank nur weiterverwertet wurde.
Und so ein Bullshit kann natürlich nur von der Bild-Zeitung kommen. Wenn einer von den Redakteuren auch so ein prägnantes Logo für ein Unternehmen hinbekommt, können die auch gerne 100.000 DM bekommen ;).
Grüße
Das Deutsche-Bank-Logo ist in der Tat ein Geniestreich. Es sieht nach einfachen “fünf Strichen” aus, tatsächlich ist die zugrunde liegende Geometrie aber etwas komplizierter, und es verkörpert das Bankprinzip “stabiles Wachstum” perfekt. Wenn doch nur die real existierende Deutsche Bank so wäre wie ihr Logo: einfach, ehrlich, kreativ, transparent, nachhaltig…
Nein, das Logo war nicht für Lufthansa gedacht, sondern für den Flughafen Stuttgart.
“Wir bieten den Rahmen für krumme Geschäfte”
Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare zum Deutsche Bank Logo. An möglichen Spekulationen zur ursprünglichen Entstehung möchten wir uns gar nicht beteiligen, das eine oder andere Wissenswerte hier aber gerne noch mitgeben. Wie Christian Büning bereits richtig zitiert hat, hatte sich Anton Stankowski schon jahrzehntelang mit Formen des Konstruktivismus beschäftigt. Stankowski, der auch in den Jahren nach der Einführung des Logos 1974 an der Gestaltung unserer Briefbögen, Visitenkarten und der Außenwerbung mitwirkte, entwarf unter anderen auch die Firmensignets von Rewe, Viessmann und Iduna. Der Grafiker, Maler und Fotograf gilt als Pionier des Grafik-Designs und „Altmeister des Konstruktivismus”. Er studierte an der Folkwangschule in Essen und entwickelte Anfang der dreißiger Jahre in Zürich die „konstruktive Grafik”. 1951 gründete Stankowski in Stuttgart.sein eigenes grafisches Atelier. Dort erarbeitete der Künstler mit seinen Partnern mehrere tausend Formen und Zeichen; so manches lässt sich inzwischen in einem Firmensignet wiederfinden. Stankowski erhielt zahlreiche Ehrungen u.a. den Ehrenpreis des Deutschen Künstlerbundes, den Harry-Graf-Kessler-Preis. Weiterhin rief er die Anton-Stankowski-Stiftung ins Leben. Sie fördert „Wanderer zwischen beiden Welten”, zwischen Auftrags- und freier Kunst.
Dieses Logo bedarf keiner Quartalsnachbesesserung. Es ist zeitlos.
Anton Stankowski war ein Gebrauchsgrafiker, einer der NICHT zwischen Kunst und Design trennte. “Ob Kunst oder Design ist egal – nur gut muss es sein.” Stankowski
Er trat in den Kreis der Ulmer Schule (Professur an der hfg Ulm) ein um Max Bill, Otto Aicher und Inge Aicher-Scholl. “Wir wollen fachliches Können, kulturelle Gestaltung und politische Verantwortung zu einer Einheit verbinden (…) eine neue demokratische Erziehung junger Menschen und deren kultureller Integration ermöglichen.” Gestaltung ist eben Haltung und keine Gewinnmaximierung. Ein weiteres gestalterisches Highlight Stankowskis ist für mich das Plakat für die Kieler Woche 1962.
[…] Der „Schrägstrich im Quadrat“ wird 40 […]
[…] von ungefähr verläuft die Diagonale im Logo der Deutschen Bank, Anfang der 1970er Jahre von Anton Stankowski entworfenen, von links unten nach rechts oben. Dabei […]
[…] vor einiger Zeit abgelegt. Der diagonale Doppelstrich stellt einen direkten visuellen Bezug zum Schrägstrich des Mutterkonzerns Deutsche Bank […]
Die Lobhudeleien sind nicht nachzuvollziehen.
Fakt ist, dass ein relativ einfacher (und wenig in die Tiefe gedachter) Entwurf die finanziellen Relationen sprengt, die für die Arbeit gerechtfertigt wären. Ich kann das beurteilen, bin selbst Grafiker. Ich weiß sehr wohl um die hohe Kunst und die Bedeutung von CI. Dazu braucht man keine Belehrung. Auch eine kreative Leistung, die einem kreativen Geist entspringt und deren Wert sowie dessen Umsetzung braucht keine Rechtfertigung. Das Honorar muss aber dem tatsächlichen Aufwand, damit meine ich den gestalterischen Aufwand, die gesamte geistige Vorarbeit entsprechen und dieser nicht völlig zuwiderlaufen.
Ein gutes Logo muss fachlich den 3 Qualitätsanforderungen entsprechen: Übersichtlichkeit (d. h. einfacher Wiederkennungswert), Bezug und Ästhetik. Bis auf den ersten Punkt ist keiner der Kriterien wirklich erfüllt. Die Entlohnung ist also auch in dieser Hinsicht nicht gerechtfertigt.
Auch der Hinweis auf die berufliche Qualifikation bzw. die fachliche Ausbildung des Gestalters, wie von manchen idolverehrt anmutenden Kommentatoren ehrenrettend vorgebracht wurde, sind keine Rechtfertigung und Beweis für “Können”. Es zählt nur das Resultat.
Ich selbst habe ein ähnliches Logo in den 70er Jahren entworfen, VOR Stankowski, wäre aber nicht im Traum darauf gekommen, einen derartigen Betrag in Rechnung zu stellen. Dummheit, werden manche einwenden, aber ich bekämpfe seit langem die überbordenen Honorarabrechnungen der Werbeagenturen (durch eigene aggressive Preisgestaltung).
Das Jubiläum zu begehen ist also völlig verfehlt.