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Das Plakat zum Oktoberfest 2017

Wiesnplakat 2017

Wiesnplakat 2017

Am kommenden Wochenende startet in München das Oktoberfest. Erstmals wurde im Rahmen des alljährlich stattfindenden Wettbewerbs zum Wiesn-Plakat eine Online-Abstimmung durchgeführt.

Seit 1952 schreibt die Landeshauptstadt München als Veranstalterin des Oktoberfests jährlich einen Wettbewerb für das Oktoberfestplakat-Motiv aus. Nachdem sich der Wettbewerb in den letzten 15 Jahren an Studenten aus der Region gerichtet hat, entschied man sich dieses Mal den Wettbewerb offen auszuschreiben. Nutzer von Muenchen.de konnten zudem erstmals ihre Stimme abgeben. Von den insgesamt 143 von Teilnehmern hochgeladenen Entwürfe wurden per Abstimmung die besten 30 ermittelt, die im zweiten Schritt dann von einer Jury bewertet wurden. Die Jury traf also letztlich die Entscheidung.

Der Siegerentwurf kommt in diesem Jahr von Sarah Eigenseher und Hanna Hodžić, Studenten Technischen Hochschule Nürnberg. Auf dem Plakat finden sich die zentralen Wiesnsymbole arrangiert. Die Gewinner dürfen sich über ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro freuen.

Kommentar

Im Vorfeld die Onlinenutzer über eine Abstimmung 30 (!) Entwürfe auswählen zu lassen, um dann letztlich doch der Jury die alleinige Entscheidungsmacht zu überlassen, ist wenig mehr als der Versuch, noch mehr Aufmerksamkeit zu stiften. Die Qualität des Wettbewerbs lässt sich mit einer solchen PR-Maßnahme, wie man sieht, kaum erreichen. Ob die so mündigen Bürger merken, dass sie bei derlei Gestaltungswettbewerben zu reinen Statisten verkommen? Echte Teilhabe/Kollaboration, wie sie etwa Mozilla im vergangenen Jahr mit dem Open-Design-Ansatz ermöglicht hat, ist dann doch noch einmal etwas ganz anderes. Design versus Dekoration.

Dieser Beitrag hat 36 Kommentare

  1. “… schreibt die Landeshauptstadt München als Veranstalterin …”
    Das klingt irgendwie knuffig. :-)

    Zum Plakat: es entspricht dem Zeitgeschmack, ist nicht sonderlich spektakulär, aber ich find’s sehr schön gemacht.
    Nur das (offizielle?) Oktoberfest-Logo sieht in meinen Augen etwas fehl am Platz rein bzw. passt einfach nicht wirklich in das Gesamtbild.
    Könnte jetzt aber auch nicht sagen, was ich damit angefangen hätte.

  2. Ich kann es verstehen uns finde es sogar gut, dass es noch einmal eine Jury gibt. Solche “lasst mal die User entscheiden”-Wettbewerbe laufen sonst schnell aus dem Ruder, wenn man sich an Boaty McBoatface oder Pril mit seinem “schmeckt lecker nach Hühnchen”-Etikett erinnert.

  3. Kann die leise Kritik an der Qualität nicht verstehen. Ist doch eine Eins-a-Tapete! Sollte in jedem Kinderzimmer super kommen!

  4. Durch den Schriftzug mit der DIN könnte das auch die Industriemesse “Bier und Teigwaren 2017 in München” oder sowas sein. Oktoberfestfeeling kommt da irgendwie nicht auf.

    1. Sehe ich auch so, ist doch arg dröge. Mit der richtigen Typo hätte man da schon noch einiges an Flair herausholen können; die DIN war so das trockenste, was möglich war.
      Und zu eng gesetzt ist sie auch noch.

  5. Finde das Plakat sehr schön. Nicht überladen, ohne unnötigen Text und mit Mut zum Freiraum auf dem einfarbigen Hintergrund. Finde die DIN mit ihrer Einfachheit hier passend, sie drängt sich nicht auf und mach einen aufgeräumten Eindruck. Das Wiesn-Logo ist – wie schon geschrieben wurde – nicht der Brüller, stört aber auf dem Plakat nicht allzu sehr.

    Die Abstimmung über den Sieger der Ausschreibung finde ich aber schon etwas unverschämt. Hätte man wenigstens die Top 3 und nicht gleich 30 (!) Entwürfe der Jury vorgelegt, hätten die Wähler zumindest etwas mehr das Gefühl, sie hätten mitentschieden. Dann lieber gleich nur mit Jury.

    1. Gestalterische Freiheit, Ali. Man muß nicht immer alles machen, wie es einem im Typo-Kurs beigebracht wurde. Man muß nur wissen, was man macht.

      1. Mit dem Argument der gestalterischen Freiheit ließe sich demnach jegliche Hudelei rechtfertigen.

        Es geht in diesem Fall gar nicht darum, dass bewusst Gestaltungs- bzw. Normungsregeln missachtet worden wären, um etwa dem Motiv eine Art nonkonformistische, progressive Aura zu verleihen. Mal ehrlich: der (falsche) Bindestrich wurde nicht der gestalterischen Freiheit wegen anstelle des Bis-Strichs verwendet, sondern offensichtlich deshalb, weil man sich des Unterschieds gar nicht bewusst ist. Auch die Jury hat dafür offenbar kein Auge.

        Um Regeln brechen zu können, muss man sie erst einmal kennen. Insofern ist Alis Einwurf berechtigt.

        Lesetipp: Wie man Zahlen gliedert, wird ausführlich im kürzlich im Typolexikon erschienenen Artikel Zahlengliederung beschrieben. Ebenfalls hilfreich: So schreiben Sie Datum und Uhrzeit richtig

      2. @ Achim
        Mit “Man muß nur wissen, was man macht” wollte ich genau das aussagen, was du mit “Um Regeln brechen zu können, muss man sie erst einmal kennen” beschreibst. Ich bin einfach wohlwollend (vielleicht naiv?) davon ausgegangen, dass den Gestaltern ganz klar war, was sie tun und sie sich bewusst für diese Variante entschieden haben.

        In Kombination mit den von @Arti (zu Recht) angemerkten Mängeln, kann es durchaus sein, dass hier gestümpert wurde und ich zu wohlwollend mit den Gestaltern war. Ich reagiere nur durchaus recht empfindlich auf Phrasen à la “Das hat wohl der Praktikant gemacht” oder eben auch “Da hat wohl jemand im (…)-Kurs nicht aufgepasst” etc.

        1. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Du, wie wohl auch viele andere Gestalter, auf derlei Phrasen empfindlich reagierst. Selbst wenn man in der Sache richtig liegt, führt eine Aussage, sobald sie mit einer solchen Phrase gekopellt wird, unweigerlich zum Widerspruch (auf Seiten des Empfängers). Das geschieht deshalb, weil die sachbezogene Aussage mit einem persönlichen Angriff verbunden ist. Auf diese Weise untergräbt man seine eigene Aussage. Möchte man dem eigenen Argument mehr Nachdruck verleihen, wäre es schon dem eigenen Interesse wegen besser, sich rein auf die Sachaussage zu konzentrieren und Persönliches zu meiden.

          Soweit der kleine Ausflug in Sachen Kommunikation/Metakommunikation. Vor dem Hintergrund einer solchen Diskussion, die möglichst fair vonstatten gehen soll, ist das ja nicht ganz unwichtig.

      3. Wunderbar beschrieben, Achim! Der platten Phrase wegen hatte ich direkt das Bedürfnis die Gestalterinnen in Schutz nehmen zu müßen, obwohl mir das Plakat in vielerlei Hinsicht selbst nicht gefällt bzw. ich fachliche Kritik daran zu äußern hätte.

      4. Man könnte auch bemängeln, warum nach »16.« und »3.« kein vernünftiges Leerzeichen ist… Wenn alles nach Vorschrift gienge, bliebe die gestalterische Freiheit doch sehr auf der Strecke. Ich denke, man wollte einfach durch die Reduzierung von Strichlänge und Leerzeichen ein kompakteres Gesamtbild der Datums-Zeile erreichen.

        Danke für die wirklich hilfreichen Links zu den Schreibregeln!

    2. Was ist denn daran nicht korrekt? Weil man keinen Gedankenstrich benutzt hat? Das empfände ich angesichts der Zielgruppe des Plakats als absolut übertrieben. 100 von 100 Betrachtern würden wohl den “Fehler” nicht finden, wenn man sie danach suchen ließe.

      Typografie ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug. Wichtiger als der Weg ist das Ergebnis.

      1. Mit dem Argument, der Laie/Betrachter wird den Fehler nicht entdecken, könnte man nahezu alle gestalterischen Regeln über Bord werfen. Der Punkt besteht darin, auch kleine Feinheiten professionell anzugehen; schließlich gibt es die unterschiedlichen “Bindestriche” nicht, weil sich da mal ein Designer was Lustiges ausgedacht hat, sondern weil es eben der Leserlichkeit zuträglich ist. Das gleiche gilt für die uneinheitlichen und z. T. sehr engen Wortabstände.

        Wer ein reduziertes Plakat (zudem mit erfrischend wenig Text) gestaltet, muss sich nunmal auch an den Feinheiten seiner Arbeit messen lassen.

        Auch wenn es der Stil des Plakates zu sein scheint, hätten m. E. auch die Vektorgrafiken noch etwas Feinarbeit vertragen können. Gemessen an der Wettbewerbssituation finde ich das allerdings nicht weiter schlimm.

        Um aber nochmal auf die Lesbarkeit zurückzukommen: Den Kontrast zwischen Text und Hintergrund halte ich, besonders beim Light-Schnitt, für grenzwertig.
        Sicher, es geht viel mehr um das Motiv und die Stimmung die mitschwingt, was im Übrigen wirklich gelungen ist. Wirkliche Plakatwerbung (im Sinne von “Bekanntmachung/Image”) benötigt das Oktoberfest sicherlich nicht. Wenn das Datum aber doch draufstehen soll, dann für mich gerne schneller erfassbar.

      2. @David: “Mit dem Argument, der Laie/Betrachter wird den Fehler nicht entdecken, könnte man nahezu alle gestalterischen Regeln über Bord werfen.”

        Ja, ganz genau! Weg damit. Wer als Gestalter die Frage nach der Zielgruppe des Produkts mit “Gestalter” beantwortet, hat m.E. einen sauberen Schuss in den Ofen abgefeuert. Für wen sind denn Plakate, wenn nicht für die Menschen, die daran vorbeilaufen? Jedenfalls nicht für sich selbst auf die Schulter klopfende Designer. Alles richtig gemacht? Oder doch nur korrekt?

        Ein Plakat, das alle “Gesetze” der Gestaltung (wer legt das eigentlich verbindlich fest?) einhält, mag gestalterisch stimmig sein. Nur: wen interessiert das? Den Gestalter? Der ist aber nicht der Kunde. Und der wiederum ist nicht die Zielgruppe.
        Nehmen wir mal die aktuellen Wahlplakate der Linken: die sind gestalterisch etwas ….holperig…. aber sie zünden. Sie haben Wiedererkennunsgwert und sie verbinden das Thema optisch und textlich. Die Plakate der SPD mögen “wohlgeformter” sein, aber sie sind strunzbieder. Schaut sich keiner an, was da in der knallroten Box steht.

        “Der Punkt besteht darin, auch kleine Feinheiten professionell anzugehen; schließlich gibt es die unterschiedlichen „Bindestriche“ nicht, weil sich da mal ein Designer was Lustiges ausgedacht hat, sondern weil es eben der Leserlichkeit zuträglich ist.”

        Also ich müsste schon mein gesamtes Potential an gutem Willen ausschöpfen, um einem um ein paar Prozente längeren Bindestrich die Fähigkeit zuzuschreiben, die Lesbarkeit eines ganzen knallbunten Oktoberfest-Plakats *messbar* zu erhöhen. Die Verwendung des Wortes “Professionalität” geht schon mit einer immensen Strapazierung dessen einher. Ein Gedankenstrich würde an der Stelle auch nichts besser machen, sondern lediglich das “Gesetz” zu dessen Selbstzweck erfüllen.

        Und das wiederum halte ich für unprofessionell, wenn Gestalter etwas für Kunden entwerfen, das sie sich eigentlich nur am liebsten selbst an die Wohnzimmerwand hängen würden.
        Gestalterische Grundsätze sind ok, richtig und gut, aber an “Design-Paragrafen” um ihrer selbst Willen zu kleben nützt niemandem.
        Es wird ja nicht umsonst häufig die “gestalterische Freiheit” in den Mund genommen, also muss man sie auch mal umsetzen. Und wenn man nur mal fünfe gerade sein lässt.

        Der Bürger, der sich das Plakat ansehen und aufs Oktoberfest gehen soll, schreibt sein Datum sicher auch mit einem Bindestrich. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass die meisten den Unterschied überhaupt kennen. Das formal Falsche wird durch ständig falschen Einsatz also irgendwann wieder richtig.

  6. Hmmm – g’hört des so? Ich setze nach einem Punkt eigentlich immer ein ganzes Leerzeichen. Nach „16.“ scheint das nur ein halbes Leerzeichen zu sein und nach „3.“ noch weniger. Das macht es nicht besser lesbar. Und warum die Datumszeile nicht genau so breit sein durfte wie „Oktoberfest München“ erschließt sich mir auch nicht.

  7. An sich ganz hübsch – hätte auch schief gehen können. Wie die Kieler Woche ab und an. Auch wenn sicherlich so gewollt, hätten die arrangierten Elemente etwas mehr Illustrationsdetail und einen “eigenen Schliff” vertragen können. So könnte es auch eine Collage von Clip Arts oder Stockmaterial sein. Schrift passt. DIN passt eigentlich immer, aber die sieht man in letzter Zeit einfach zu oft…

  8. Ich frag mich gerade, warum beim Brezel die Lücke unten nen weißen Hintergrund hat und keinen blauen. Da ist schließlich kein Objekt dahinter zu sehen wie beim Griff oben links.

    1. Weil das der “Einschnitt” in den Brezelteig ist, der dafür sorgt das die Brezel hier beim Backen auseinander geht :-)

      1. Wäre ich nicht ich, sondern ein verbitterter kopfschüttelnder Senior, würde ich jetzt das allmähliche Wegsterben des Allgemeinwissens bei nachfolgenden Generationen beklagen.

        Ich will nicht alt werden. :(

      2. Erklärt aber nicht, warum die Brezn ohne Salz auskommen muss…

        Ich persönlich finde das ein ausnehmend fades Motiv und daher so gar nicht passend zu der in jeder Hinsicht brüllend lauten und bunten Wiesn.
        Die Kalligrafie auf dem herz ist allerdings sehr schön!

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