Für die Michael Stich Stiftung wurden wieder neue Plakatmotiv kreiert. Die aktuelle Print-Anzeigenkampagne wurde diesmal gemeinsam mit der Hamburger Werbeagentur kempertrautmann und dem Fotografen Oliver Lassen entwickelt und umgesetzt.
Der begleitenden Pressemappe ist zu entnehmen: „Schlüsselfaktor der neuen Anzeigenmotive ist das Wissen über die Krankheit und ihre Übertragungswege, denn nur auf diese Weise kann jeder sich selbst und den Partner vor einer Ansteckung schützen.“ Und weiter: „Sie spielen mit Sexualität und Tod, um zwei mit der Krankheit HIV und AIDS einhergehende Tabus zu verbinden.“
Aufmerksamkeitsstark, dabei ästhetisch und weniger mit der Brechstange entwickelt, wie man es den Massenmörder-Motiven des Regenbogen e.V. im letzten Jahr attestieren kann.
- Alle Motive der Kampagne | michael-stich-stiftung.org
Wie viel das bringt ist wie immer schwer zu sagen. Zumindest sind die Motive kreativ.
Manchmal kann bringt einen leider auch nur noch die Brechstange weiter …
Hier wurde das ganze allerdings wesentlich eleganter gelöst und wie ich finde sehr kreativ und einprägsam! Wobei es auch hier einige Motive und Spots wirklich in sich haben. Das ganze wurde aber auf eine Weise umgesetzt, die einen nicht direkt regelrecht ins Gesicht schlägt, wie besagte Massenmörder-Kampagne (womit ich diese nicht runter machen will, sie hat auch ihre Wirkung getan).
die erste Liebe und das mit über 30 Jahren – jüngere Models wären authentischer gewesen…
Die Geschmacklosigkeit der dargestellten Situation stört mich zwar nicht im Geringsten, allerdings frage ich mich, was man sich damit erhofft – so funktioniert Aufklärung nämlich nicht. Das Wesen einer Erkenntnis ist, dass sie aus dem Menschen selbst erwächst. Man kann sie nicht von außen einsetzten, schon gar nicht (wie hier) mit der (wenn auch mit Watte umwickelten) Brechstange. Das Motiv ist von A bis Z schlecht und wird nicht einem seiner Ansprüche gerecht.
1. Es ist ästethisch. Blöde Situation auch – einerseits will man schocken, aber gleichzeitig auch ansprechen. Ausweg aus dem Dilemma: ein geschmackloses Bild, aber so perfekt in Szene gesetzt, das kein bisschen abschreckt.
2. Die Angst vor dem Tod, die hier hervorgerufen werden soll, ist bei den meisten Menschen eine Angst vor dem Sterben an sich, vor dem (möglicherweise schmerzhaften) Vorgang des Sterbens. Möchte man Emotionen auslösen, muss man sie direkt ansprechen. Die Emotion “Angst vor dem Tod” nur über einen Umweg angsprochen. Und dieser Umweg ist lang: zunächst muss man erkennen, dass es sich dort um eine Totenliege in einem Obduktionssaal handelt. Keine Selbstverständlichleit. Da das Pärchen noch lebt, wird ein weiterer Teil Schrecken genommen. Jetzt muss man noch die Bilder aus CSI&Co. hervorkramen, in dem die Toten immer rein, steril und sauber aus dem Kühlhaus gezogen werden. Und bis hierhin ist die Botschaft schon längst durch das ganze rationale Denken gewandert, bevor sie die Emotion überhaupt erreichen konnte. Und man sitzt vor dem Plakat und ist null schockiert.
3. Und schließlich – es geht ja eigentlich um AIDS-Prävention. Tja. Menschen mit der drastischsten aller Konsequenzen abschrecken zu wollen, das ist Stalin-Pädagogik. Der Jugend mit der Androhung des möglichen Todes die Gefahren des ungeschützten Sex verständlichen machen zu wollen, ist wie einem aufmüpfigen Schulkind zu drohen: “Wenn du noch weiter schwätzt, wirst du irgendwann keinen Abschluss haben!” Wow. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, wie ich damals in der Grundschule dann SOFORT meine Klappe gehalten habe. Was konnte ich mir diese abstrakte, extrem weit entfernte Situation gut vorstellen und nachfühlen. Nicht.
Immerhin die erste gute Kampagne der Stiftung seit Jahren.
Also bitte: 2 Nackerte im Leichenschauhaus.
Alles klar.
HIV Kampagne schön und gut. Ich hab noch keine einzige Hepatitis C Kampagne auf den Straßen gesehen. Dieses Virus gilt als viel gefährlicher als HIV und es sind mehr Menschen in Deutschland damit infiziert.
Das wollte ich nur mal loswerden an dieser Stelle.
Das Motiv finde ich kreativ und gut. Der Claim ist leider etwas daneben, weil er an der Realität vorbeigeht. Der Ausbruch von AIDS kann heutzutage über einige Jahrzehnte verhindert werden, in denen man Zeit hat sich neu zu verlieben und weitere Personen zu infizieren.
Ich hätte mir ein Model mit etwas größeren Brüsten gewünscht.
@3: “die erste Liebe und das mit über 30 Jahren – jüngere Models wären authentischer gewesen…”
die erste liebe findet heute wahrscheinlich inzwischen mit 14,15 Jahren statt…jünger als auf dem bild dürfen sie vermutlich nicht sein ;-)
Die Kampagne ist radikal, aber richtig so! Von mir aus auch noch härter, hätte da schon was im Ärmel zum ausschütteln!
Klar ist es Verbesserungswürdig, aber ein guter Anfang
Gute Idee, RADIKAL ist was anderes! Ich hätte die beiden noch ein wenig toter dargestellt…, die haben mir zu viel Farbe im Gesicht…
Was sicher nicht außer Acht gelassen werden sollte: Die Kampagne stellt heterosexuelle Partner dar. Und das ist auch gut so. AIDS hat in der westlichen Welt noch immer ein gewaltiges Stigma als “Schwulen-Krankheit”, dass letztlich sicher auch zur weiteren Verbreitung beiträgt (“Wir als ‘normales’ Paar brauchen ja keine Angst haben”).
Das auch im Blog dargestellte Motiv finde ich schon dadurch gelungen, dass es sicher Blicke auf sich zieht (Sex sells – auch in diesem Fall). Das Friedhofsmotiv mit den kopulierenden Statuen finde ich dagegen etwas unscheinbar.
Der Spruch “Wer sich mit HIV infiziert, wird daran sterben.” ist meiner Meinung nach durchaus gelungen. Im Gegensatz zu der zuvor genannten “Stalin-Pädagogik” (ein Vergleich, den ich eh fragwürdig finde) alá “Schwatz nicht, sonst kriegst du keinen Abschluss”, ist diese Aussage nun durchaus wahr und greifbar. Zumal hier KEINE Grundschulkinder angesprochen werden.
Und ob die längere Lebenserwartung das Leben mit der Gewissheit des eigenen, frühzeitigen Todes nun besser macht?
Wie soll AIDS-Prävention denn funktionieren, ohne vor den (drastischen) Folgen zu warnen?
Ich find die Brüste prima. Nicht zu groß, nicht zu klein. Das nennt man wohl einen Eyecatcher. Also das Motiv gewinnt dadurch auf jeden Fall.
Warum haben Männer eigentlich Brustwarzen?
Na ja. Es schockt: ja. Man schaut hin: ja.
Definitiv weniger geschmacklos als die Massenmörder-Kampagne, aber eine Kampagne zu solch einem Thema muss wohl geschmacklos sein um zu schocken.
Obs was bringt ist ne andere Frage.
@Evel Bosso: Damits beim Umoperieren von Mann zu Frau nicht so viel zu basteln gibt. ;)
Zur Kampagne an sich fällt mir nicht viel mehr ein als: Schönes Bild. Schönes Mädchen. Von der Wirksamkeit her gesehen rechne ich der Kampagne nicht viel mehr Stärke an als den Schildern an deutschen Autobahnen. Das mit dem nicht Rasen und so. Ihr wisst bescheid ;)
Da können die Jungs und Mädchen von kempertrautmann allerdings nichts für. Das ist das Problem der Message an sich. Ich denke so eine Präventionskampagne kann nicht viele Früchte tragen, da muss man irgendwie anders ansetzen. Wie? Keine Ahnung. Ärzte und Schulen vielleicht..
Gut finde ich übrigens die Anmerkung von tadayou. Die Darstellung / Richtigstellung, dass AIDS keine “Schwulen-Krankheit” ist kommt auf jeden Fall an. Sehr gut!
PS: Jüngere, Zielgruppenentsprechende Models.. Naja, hätte was verwerfliches, so ein nacktes 16 jähriges Mädchen auf einem Plakat, oder?
Mir erscheint das Plakat geschmacklos aber nicht schockierend. Dafür dauert es, wie schon angemerkt, zu lange, ehe man realisiert hat, wo sich die beiden befinden. Die Aussage ist dabei nicht einmal eindeutig. So ein Kühlhaus würde ich doch eher mit zweifelhaften und vor allem unnatürlichen Toden assoziieren. Dass sich DORT zwei offensichtlich gesunde Menschen aneinander schmiegen hat eher einen Beigeschmack von Nekrophilie. Oder sind dort 2, wie Romeo und Julia, vereint im Tod?
Grausig ist doch, wie ebenfalls schon bemerkt, auch nicht der Tod an sich, denn den wird man wohl kaum vermeiden können, sondern das Leben mit der Immunschwäche-Krankheit.
Die simple Botschaft “Wer sich mit HIV infiziert, wird daran sterben” wird der Komplexität des Problems nicht gerecht.
Ich frage mich auch, an welche Zielgruppe sich diese Kampagne richtet. Die Ästhetik erscheint mir jedenfalls viel zu sauber für Jugendliche, die gerade die “erste Liebe” erleben
In dem Leichenschauhaus/Kühlhaus sind die gesunden Menschen, weil sicherlich dargestellt werden soll, wie schnell es gehen kann. Der Claim sagt ja ‘DEINE ERSTE LIEBE …’. Dementsprechend zeigt das Plakat, wie schön und romantisch alles bei dieser Liebe ist und wie ‘gesund’ man da auch aussehen kann. ABER es kann eben schneller gehen, als es manche denken, und schon ist man dem Tode etwas näher.
Nun geht es nach heutigen medizinischen Stand zwar nicht von heute auf morgen. Aber anstecken kann man sich schon von heute auf morgen. Und leider wissen das die wenigsten jungen Menschen. Und leider denken immernoch zu viele Heteros, dass sie das nicht treffen kann und sie nur verhüten müssen, um nicht schwanger zu werden.
Ich finde die Kampagne recht gelungen. Es ist immer schwierig bei diesem Thema den Spagat zu finden. Entweder ist es zu lustig oder es ist zu schockierend. Alles dazwischen ist dann langweilig. Dementsprechend muss man ein Motiv wählen, das einerseits ansprechend ist – andererseits dann doch wieder skuril ist, weil man erst auf den zweiten Blick erkennt, was dort eigentlich gezeigt wird.
Warum bitte sollten die beiden Personen blass sein??? Sie sind noch nicht tod! Sie sind gerade bei der ‘ersten Liebe’. Da ist noch alles rosig. Es kann halt nur dort hingehen, wenn man nicht aufgeklärt ist und aufpasst.
Spannend, wie sehr bei “dt” Kommentaren Gewicht auf Typographie gelegt wird, aber ein dermassen schreckliches Photoshop-Desaster unkommentiert durchkommt. Bei diesem Bild stimmt ja gar nix! Besteht da eine gewisse einseitige Berufsblindheit?…
Ich gebe “Alex” recht. Gaaaaanz komische Optik.
Und “derder” gebe ich auch recht (3. v.o.) obwohl ich natürlich weis, warum die Models so alt sind.
Und im Ernst: Tragt ihr solche Unterwäsche???
Mir ist das Motiv zu clean und sorry, ich bin nicht schockiert.
habe zuerst gar nicht kapiert, dass die im Leichenschauhaus stecken. baaaah. Ich dachte die stehen in so einer Art Spacedeko, Raumschiff irgendwas.
Der Begleittext “Wer sich mit HIV infiziert, wird daran sterben.” ist gut gewählt. Viele Youngsters glauben heute nämlich, dass sich HIV heilen oder mit Medikamenten gut behandeln lässt. Ich denke, Kampagnen müssten vermehrt auch Fakten liefern, damit die Leute auch begreifen, auf welche Gefahren sie sich einlassen. Kommunikationstechnisch für mich ein gutes Plakat.
Nur mal so: Muss denn erkannt werden, dass die beiden in einem Leichenschauhaus liegen? Für mich ist das ja eher ein nettes Gimmick. Das Motiv und der Spruch würden doch ebenso funktionieren, wenn die beiden im Bett liegen würden – erst ein Hingucker, der Aufmerksamkeit erregt und dann der erklärende Text dazu.
Mir scheint es nicht so, als würde diese Kampagne wirklich beabsichtigen zu schockieren – eher in Erinnerung rufen. Ob die Wirkung für die Zielgruppe nun besser ist als die Massenmörder-Motive? Kann ich nicht beantworten, mir gefällt das leichte Understatement hier jedenfalls besser.
Oh und “Photoshop-Desaster” ist irgendwie auch ein ziemlich inflationärer Begriff. Die beiden sind retuschiert, klar. Vielleicht wäre mehr Natürlichkeit schöner. Aber da ist doch nun wirklich noch nichts dermaßen entstellt, dass die beiden kaum noch als Menschen zu erkennen sind.
Leute,
warum mäkelt Ihr? Bringt eine Kampagne erst einmal so spitz auf den Punkt. Dann versucht, den Schlagschatten aadressatengerecht noch härter zu setzen. Will sehn, wers schafft!
Meint der
Nicht-Designer
Langweilig und gequält. Mit Gewalt nach einem “kreativen” Hingucker gesucht. Schade.
Mir gefielen die Vorjahresmotive und auch diese finde ich gut. Auch wenn ich nicht unbedingt zur Zielgruppe gehöre. Ich hatte das Glück, nach der Erfindung der Pille und vor der Verbreitung von AIDS meine Sturm- und Drangjahre gehabt zu haben.
Die heutige Jugend beneide ich keineswegs um dieses Damoklesschwert. Deswegen finde ich jegliche Aufklärung unterstützenswert. Und gerade die Stich-Stiftung kommt nicht mit dem Holzhammer um die Ecke. Und da bei uns JCDECAUX die “Stadtmöblierung” innehat, werde ich wohl wieder etwas Kurzweil an der Haltestelle haben. Bin gespannt, ob die sich trauen, das Friedhofsmotiv zu plakatieren.
Die Botschaft kommt gut rüber und ist typographisch klasse umgesetzt. Ein Hingucker.
Was wirklich stört, ist der von der Agentur adaptierte (“mainstream”?) Modegeschmack – wer soll sich damit identifizieren? Ihr Höschen geht ja noch so gerade, aber: String ist ja wohl wieder eher en vogue. Bei ihm spottet das Unterleibsleibchen jeder Beschreibung: diese enganliegenden Schlüpfer (und hier auch noch in grässlichem Cyanton) waren vielleicht Ende der 90er “hip”. Mittlerweile völlig abgesagt.
Trend verpennt. Und das macht es irgendwie peinlich.
Also auf mich wirkt das Design viel zu romantisch. Wenn das die erste Liebe, und auch die letzte sein soll…schreib ich mich ein.
Geschockt fühl ich mich dadurch nicht, eventuell auch durch die “Internet-Abhärtung”.
Die Kampagne reduziert zu stark und wird der Realität nicht gerecht. Es ist zwar richtig aufzuklären, HIV = Tod geht aber zu weit. HIV ist nach wie vor lebensbedrohlich, aber zu einer chronisch behandelbaren Krankheit geworden. HIV Positive müssen sich heute unlängst um ihre Rente sorgen, was heißt, dass sie eine ähnlich hohe Lebenserwartung wie vermeintlich gesunde Menschen haben. Vermeintlich, weil auch an Arteriosklerose oder Bluthochdruck (Volkskrankheit Nr.1. ) kann man mit 50 oder 60, ja gar früher sterben. Mein Beitrag soll HIV nicht verharmlosen, Aufklärung muss sein. Ich wünsche mir mehr Empathie für HIV Positive, die ihr Leben sehr erfolgreich gestalten, oftmals sogar erfolgreicher als Gesunde, weil sie aufgrund der neuen “Herausforderung” einen stärkeren Antrieb entwickeln. Die Fortschritte, die seit dem erstmaligen Auftreten von HIV gemacht wurden, sind enorm, wenn auch die Heilung NOCH nicht möglich ist. Das Plakat schürt Angst und sagt nicht die ganze Wahrheit. Die ist aber im Umgang mit einem so wichtigen Thema notwendig. Aufmerksamkeit lässt sich nicht nur mit Angst und negativen Bildern erreichen. Witz und Phantasie helfen auch, siehe Kampagne der BZgA. Im Übrigen haben offene Raucherbeine auch keine nennenswerte Erfolge im Kampf gegen den Qualm gebracht.
[…] Quelle hier klicken für Quelle hier klicken für Quelle hier […]