SPÖ richtet sich visuell neu aus
Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ), zuletzt 2017 in Regierungsverantwortung, richtet sich aktuell visuell neu aus. Das Parteilogo wurde modifiziert, und der Umgang mit Typographie neu definiert. Da den SPÖ-Landesverbänden traditionell ein großer Spielraum bei der Ausgestaltung der Markenkommunikation zugestanden wird, scheint eine einheitliche Außendarstellung noch in weiter Ferne.
Seit 2017 ist die SPÖ nicht mehr Teil der Regierung. Im November 2018 übernahm Pamela Rendi-Wagner als Bundesparteivorsitzende. Rendi-Wagner ist die erste Frau in der Geschichte der SPÖ, die diese Position bekleidet. Die nächste Nationalratswahl steht für den Herbst 2024 an. In aktuellen Umfragen steht die SPÖ in etwa gleichauf mit der FPÖ und vor der ÖVP.
Vor gut 25 Jahren hat die SPÖ ihr Parteilogo, in Anlehnung an die „Schwesterpartei“ SPD in Deutschland, auf eine Darstellung mit roter Kachel umgestellt. 2019, unter dem Vorsitz Rendi-Wagners, wanderte der Schriftzug aus der Mitte in den unteren Bereich der Kachel. Auf diese Weise wurde die Verwandtschaft zum SPD-Logo verstärkt. Die SPD wiederum verzichtet seit einigen Jahren, etwa auch im Rahmen des letzten Bundestagswahlkampfs (20…
Mir war gar nicht bewusst, dass SPD und SPÖ – inhaltlich ähnliche Ausrichtung hin oder her – so dermaßen eng mit einander sind, dass sich die eine Schwester beim Design so dermaßen offensichtlich bei der anderen bedient. Gibt es gar eine gemeinsame Entwicklung? Oder reibt sich hier die eine Schwester gerade verwundert die Augen, dass die andere ungeniert abkupfert?
Ich werde diesbezüglich einmal in Berlin bei der SPD nachfragen, in wie weit die visuelle Annäherung koordiniert und abgestimmt ist. Das interessiert auch mich.
Dass die SPÖ ebenfalls gerne in Regierungsverantwortung kommen möchte, ist klar. Und dass auf dem Weg dorthin jüngste SPD-Kampagnen eine Art Vorbildcharakter einnehmen, wird anhand verschiedener Äußerungen seitens der SPÖ deutlich.
Zwischenzeitlich hat die SPD-Zentrale geantwortet und zu der visuellen Annäherung der SPÖ an die SPD Bezug genommen. Ich habe die Antwort am Ende des Artikels eingepflegt.
Vermutlich von BrinkertLück? Die haben ja 2022 den Etat der SPÖ gewonnen und 2021 den fast identischen Auftritt der SPD erstellt. Bisschen einfallslos und wohl die einfachste Kreationsaufgabe ever.
Na ja. Ein Logo macht bekanntlich noch keine Marke. Insofern kann das Ergebnis der Arbeit und die Gesamtleistung der Kreation, wie ich denke, erst beurteilt werden, nachdem auch erste Kampagnen und weitere Anwendungen ausgerollte wurden.
Mit Deiner Vermutung, dass BrinkertLück hier im Spiel war, dürftest Du richtig liegen (Nach Olaf Scholz engagiert auch die SPÖ Brinkertlück als Kampagnen-Agentur).
Fürchterlich! Das Ö ist viel zu breit und rupft das Kürzel vollkommen auseinander. Außerdem ist es total unförmig und wirkt, als sei es einer anderen Schriftfamilie entsprungen, oder noch schlimmer: inhouse dazu konstruiert worden. Vielleicht wollte man so den Blick gezielt auf das Ö lenken, was auch funktioniert, aber leider im negativen Sinne, denn als Ganzes passt es in meinen Augen nicht.
Stimmt, das “Ö” passt überhaupt nicht zum Rest. Es ist nicht nur zu breit sondern erzeugt im unteren Bereich ein riesiges Loch zwischen “P” und “Ö”. Das war in der kursiven Version deutlich besser gelöst, da sich das “Ö” etwas unter das “P” schieben konnte. Und – nur so nebenbei – das “Ö” sieht aus wie das Krümelmonster das nach Keksen schreit.
Liebes Designtagebuch,
danke für den Artikel. Und ja: das steht bewusst Absicht dahinter. Gerade auch politische Marken können beim Thema Markenführung sehr viel von anderen Branchen lernen (lokal, regional, national, international).
Das Design für Österreich unterscheidet sich aber dennoch in einem markanten Teil. Mehr dazu in den kommenden Kampagnen ;)
Viele liebe Grüße, Raphael.
Das Ö in der The Sans scheint mir das Problem zu sein, verstärkt durch eine kleine Korrektur des Gestalters. Ich habe mir das Logo jetzt einmal kurz nachgebaut – das Ö ist nicht symetrisch, es kippt leicht nach rechts – was mich wundert. Dem hätte man entgegensteuern müssen. Desweiteren wurden die Ö-Punkte (Trema) etwas vergrößert, sind aber dabei leider etwas nach rechts verrutscht – das verstärkt das kippende Ö. Mit symetrischem Ö sähe das viel harmonischer aus.
Danke! Das schräge Ö ist mir gleich aufgefallen – wollts eben nachbauen.
Mich irritiert am „Ö“ vor allem, dass es aussieht, als sei es unten leicht abgeschnitten, sowohl in „SPÖ“, als auch im direkt daneben stehenden kleineren „Österreich“. Davon abgesehen finde ich das Logo nun deutlich freundlicher, was wahrscheinlich sinnvoll ist, um sich von der politischen Konkurrenz abzusetzen, die häufig weniger freundlich auftritt.
[…] Markendesign nun auch bei A1 dahingehend, dass auf eine umgebende Kachel verzichtet wird. Auch die SPÖ hat sich jüngst von einer Kachel verabschiedet, ebenso Mövenpick, Powerbar und andere Marken. Ein […]
Auch einige Monate nach der Veröffentlichung finde ich den Weg der SPÖ bedenklich. Wenn man die Logos der Bundesländer auch ein wenig vereinheitlichen möchte, fände ich das noch den gelungensten Ansatz – Diversität kann man auch anders ausdrücken. Formal wurden die Details des Logos hier schon richtig benannt (das etwas ungünstige Ö …).
Inhaltlich finde ich die Sache noch viel schwieriger. Es ist kein Geheimnis, dass die SPÖ in den letzten Jahren nicht von großen Erfolgen erzählen kann. Nach meiner Wahrnehmung ging viel vom „sozialen“ Charakter verloren, man ist zur großen Oppositionspartei ohne wirklich eigene Inhalte geworden – Dagegensein ist das Einzige was, was ich mittlerweile noch mit dieser Partei verbinde.
Dass man sich in dieser Position ein neues Gesicht verpassen möchte, scheint logisch, fast schon unausweichlich, dass diese neue Gesicht, aber der deutschen Schwester mehr als nur ähnlich sieht, halte ich für fatal. Man schätzt in Österreich den deutschen Nachbarn sicherlich in vielen Punkten, aber nichts geht über die Eigenständigkeit und die klare Differenzierung zu Deutschland – eigentlich möchte man vieles doch besser oder zumindest anders machen. Es überrascht also sehr, dass man sich im Lager der SPÖ derart an die SPD anlehnt. Für manche mag das neben einer „gesichtslos-anmutenden“ Parteispitze nur der logische Folgeschritt sein, ich finde es hingegen aber sehr schade, dass man sich nicht mehr Eigenständigkeit gönnt.
Zudem finde ich es schade, dass man der heimischen Kreativszene offensichtlich nicht mehr zutraut – gerade von einer österreichischen Partei hätte ich es mir erwartet, dass man mit Agenturen aus Österreich zusammenarbeitet, weniger wegen des Nationalstolzes, viel mehr wegen deren besseren Verständnis der Östereicher·innen und deren Alltag, vor allem aber wegen eines leichteren Storytellings hinsichtlich der Wähler·innen-Gunst.
[…] wird, gilt unter Sozialdemokraten als Erfolgsformel. Die österreichische Schwesterpartei SPÖ hat im Zuge ihrer visuellen Neuausrichtung das Corporate Design, im Einverständnis mit der SPD, adaptiert bzw. sich daran […]