Neustadt an der Weinstraße hat ein neues Stadtlogo. Im Herbst 2021 hatte die Stadtverwaltung die Neuentwicklung des Corporate Designs ausgeschrieben. Nun wird das Ende letzten Jahres vom Stadtrat verabschiedete visuelle Konzept umgesetzt und implementiert.
Schon seit längerem hat sich die Stadt Neustadt an der Weinstraße mit dem Thema Corporate Identity / Corporate Design beschäftigt. Ziel des vom Stadtmarketing vor knapp eineinhalb Jahren angestoßenen Prozesses war und ist es, das Profil der Stadt Neustadt an der Weinstraße und seiner neun Weindörfer zu schärfen und die Marke „Neustadt an der Weinstraße“ authentisch und erlebbar zu gestalten, wie es seitens der Stadtverwaltung heißt. Das neue Logo und das damit verbundenen Corporate Design werde dabei unterstützen, das eine klare und attraktive Marke zu etablieren und positionieren.
Im Rahmen einer Ausschreibung setzte sich die Neustadter Agentur bfw tailormade communication gegen 14 andere Mitbewerber durch. Gemeinsam mit der Agentur wurde zunächst ein Markenkern ausgearbeitet. Hierbei habe man auch Analysen und Befragungen von Bürgern berücksichtigt, so die Stadtverwaltung. Von Beginn an habe man Wert darauf gelegt, die Corporate Identity und das neue Corporate Design auf Grundlage von Analysen und strategischen Überlegungen umzusetzen. Auf diese Weise sei sichergestellt, dass das neue Erscheinungsbild gezielt die intendierten Botschaften transportieren und das Bild der Stadt nachhaltig prägen könne.
Das vom ortsansässigen Maler Holger Kratz Anfang der 1990er-Jahren geschaffene Stadtsignet macht Platz für ein Logo, bei dem Wortmarke und Bildmarke getrennt von einander angelegt sind und somit sich nicht mehr überlappen. Das neue Logo kommt zudem ohne Farbverläufe aus und kann sowohl als Positiv- wie auch als Negativform abgebildet werden. In der Bildmarke sind neben Bergsilhouetten zwei historische Bauwerke und Wahrzeichen der Stadt dargestellt, die Stiftskirche und das Hambacher Schloss. Letztgenanntes gilt als wichtige Symbol der deutschen Demokratiebewegung. Bestandteil der Bildmarke ist zudem die Darstellung einer deutschen Flagge, wobei dessen Größe im Logo überhöht ist und nicht den realen Proportionen entspricht.
Auch die Wortmarke wurde neu definiert. Anstelle der Optima, einer Schriftart, die über einen ausgeprägten Strichstärkenkontrast verfügt, kommt nun die Cairo zum Einsatz, gleichzeitig die neue Hausschrift innerhalb des Corporate Designs der Stadt.
Kommentar
Zweifellos eine sinnvolle Maßnahme, das für ein Logo im Grunde viel zu illustrativ gehaltene Motiv durch eine zeitgemäße, variablere und responsive Lösung zu ersetzen. Das neue Logo kann auch digital. Zeichen/Motive mit sich überlappenden Bild-Text-Komponenten, wie im alten Motiv, und dadurch bedingten mäßigen Kontrastverhältnissen sind per se hinderlich, nicht nur im Anwendungskontext digitaler Medien.
Etwas mehr Herzlichkeit und Wärme im Typographischen hätte dem Logo wie auch dem Corporate Design gut getan, wie ich meine. Denn in der Kombination mit der Wortmarke, die in Versalien und der geradlininigen Schriftart Cairo gesetzt ist, welche eine gewisse Ähnlichkeit mit der Normschrift DIN aufweist, wirkt das Logo ein wenig wie eine Trutzburg, uneinnehmbar und unnahbar. Hier hätte ich gerne Varianten mit Gemischtschreibweise und auch Varianten mit anderen Schriftarten gesehen, auch Schriften mit Serifen. Denn Themen wie Natur, Geschichte und Genuss/Wein ließen sich gewiss besser, sinnlicher kommunizieren. „Warmherzigkeit“ und „Naturverliebtheit“, so zwei der fünf Kernwerte der Markenpositionierung der Stadt, vermittelt das Logo allein genommen sicherlich nicht.
(Nicht nur) Stadtverwaltungen verwenden gerne Stockmaterial. Was zunächst praktisch und vor allem günstig erscheint, entpuppt sich oftmals als teurer Fehler. Auch in Neustadt an der Weinstraße ist dies Praxis, was schade ist. Mit Fotos, die auch im fränkischen Roth, auf Bravo.de und in kostenlosen Canva-Templates zum Einsatz kommen, dürfte es schwerlich gelingen das Profil als Marke zu schärfen.
Warum nicht auch, wo man doch bereits lobenswerterweise mit lokalen Kreativschaffenden zusammenarbeitet, einen ortansässigen Fotografen in das Branding einspannen und diesen mit der Erstellung wirklich originärem Foto-Artworks beauftragen!? Um auf diese Weise die regionale Verwurzelung der Stadt/Marke zum Ausdruck zu bringen, authentisch, echt, und mit Menschen aus der Region.
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Absolut gelungen!
Ich finde die symbolische Verbindung von Kirchtürmen in der Stadt mit dem (eingemeindeten) Hambacher Schloss durch die umliegenden Weinberge super gelöst. Interessant, dass sich eine Stadtverwaltung für ein touristisch ausgerichtetes Logo entscheidet. Eine überdimensionierte Deutschlandflagge im Stadtlogo, die auf die Wiege der Demokratie in Deutschland verweist, muss man sich erst mal trauen.
Insgesamt eine optisch stimmige Weiterentwicklung, die mir gefällt!
Ja, so zentral die Deutschlandflagge im Stadtlogo zu setzen, ist einerseits machbar, andererseits dezent gelungen (” … muss man sich erst mal trauen”).
Gefällt mir gut. Die Fahne hätte einen ticken kleiner sein können.
Schlimm hingegen (und etwas altbacken) finde ich die weiße Fläche hinter dem Logo, die auf einigen Designs angewendet wird. Im Video sieht man wunderbar das es auch ohne funktioniert.
Es würde mir sehr gefallen, wenn… ja wenn nur dieser Goldton (und mit Abstrichen auch das Rot) nicht wäre. Besonders bei der Deutschlandfahne wirkt der Goldton für mich zu dunkel, zu “dreckig”. Hätte es etwas mehr Richtung Gelb nicht auch getan?
Während ich das gerade schreibe, wird mir unten das neue Warschauer Logo angezeigt. Ja, das wäre doch ein schöneres Gold/Gelb mit einem passenden Rot!
Schöne Vereinfachung. Aber: Hätte es die Deutschlandflagge gebraucht? Und: Das Gold transportiert sich in meinen Augen nicht – wirkt schmutzig.
Die durchweg positiven Kommentare verstehe ich nicht. Ich bin zwiegespalten. Die Illustration der Bildmarke ist zwar sehr geradlinig über auch sehr individuell. Aber die Anordnung der Schrift zur Bildmarke ist fragwürdig. Wieso nicht einfach eine Zentralachse? Bei den Elementen hätte ich 2 Varianten gemacht. Zentralachse mit Bildmarke, Wortmarke und Claim und zusätzlich eine Variante mit der Bildmarke neben der Typo. Wieso dieses sperrige Konstrukt?
Ich ebenso wenig.
Finde aber generell gut, dass es unterschiedliche Auffassungen gibt.
Sehr aufgeräumt und fast streng. Das Gefühl von Naturverbundenheit und Warmherzigkeit sucht man aber vergeblich. Auch der Punkt mit den Bildern ist ja fast zum schämen. Ich finds gelungen aber das “Herz der Weinstraße” braucht mehr Gefüüüüühl.