Seit kurzem gibt es in unserem Nachbarland ein neues Label, mit dem in Frankreich produzierte Waren ausgezeichnet werden sollen. Das Label geht auf eine Initiative der Vereinigung „Pro France“ zurück, einem Zusammenschluss von Unternehmen und Berufsorganisationen, deren Ziel es ist, das Ansehen französischer Produkte im In- und Ausland weiter zu verbessern. Dass Franzosen ihre Sprache per Gesetz (Loi Toubon) vor Lehnwörtern und vor allem vor Anglizismen schützen, ist bekannt. Und so wählte man statt der üblichen Bezeichnung „Made in France“ die in Französisch verfasste Auszeichnung: „Origine France Garantie“. Gott mag zwar in Frankreich leben, der Teufel ist allerdings ein Eichhörnchen und so blieb bislang unbemerkt, dass das neue Label selbst in gewisser Weise ein Importprodukt „Made in Switzerland“ ist.
Das in drei Farben vorgehaltene Logo kann ab sofort von jedem Unternehmen auf Antrag genutzt werden, dass in Frankreich Produkte herstellt, zusammensetzt oder montiert. Der Wert des auf diese Weise entstandenen Produktes muss außerdem mindestens zu 50% aus einer Aktivität stammen, die in Frankreich stattfand, so der Wortlaut der Bedingung zur Verwendung des Labels.
Bereits im letzten Frühjahr begann die Planung zur Einführung eines solchen Labels, zu dieser Zeit noch unter der Bezeichnung „Made in France”. Die Verwendung der französischen Sprache innerhalb des Labels dürfte das Ergebnis von Befragungen an die Unternehmen sein, die während der letzten 12 Monate durchgeführt wurden. Ein Markenzeichen, mit dem die Qualität von französischen Waren betont werden soll und das in englischer Sprache angelegt ist, kam für sie ganz offensichtlich nicht in Frage. Ob diese allerdings wissen, dass die Schrift, die im Logo zum Einsatz kommt, nicht französischen Ursprungs ist? Der Schweizer Hans Eduard Meier hat die „Barbedor“ im Jahr 2002 1987 entworfen. Man könnte also sagen, in jedem mit dem Label gekennzeichneten französischen Produkt steckt also auch ein kleines bisschen Schweiz.
Da befürchte ich aber, dass das Wort “Garantie” ohne tatsächliches Garantieversprechen in Deutschland nicht dem Verlangen nach lauteren Wettbewerb entspricht. Da sind Abmahnungen und Gerichtsverfahren vorprogrammiert.
… die Barbedor wurde meines Wissens bereits 1984 entworfen …
Ansonsten: Vive la France!
Langweilig. Austauschbar. Unkreativ.
Schade!
Die Schrift funktioniert für mich, um “Frankreich” als Assoziation zu erzeugen. Irgendwie sehe ich sofort eine Baskenmütze, ein Baguette und eine DS vor Augen. Passt doch zu dem traditionellen Selbstbild der Grande Nation.
@Mortymer Ich hab eben noch einmal nachgeschlagen. Im Typeface Catalog wird sie mit der Jahreszahl 1987 geführt, was eindeutig näher dran ist, als die Angabe im Artikel, die ich sogleich korrigiert habe. Dank Dir!
Die Schrift sieht billig aus, das Logo zu universell und hat kaum Wiederkennungswert. Ich frage mich, warum eine solche “Arbeit” hier Platz findet.
Mein Kommentar: https://tinyurl.com/3joo46e
Sacre bleu, non! C’est pas agréable oder so. Erstens werden unsere Produkte irgendwann wohl nur noch aus Labels bestehen, wenn überall Blaue Engel, V-Labels, Bio-Erzeugnis, Demeter, EU-Bio, Franzmann-Garantie und so weiter draufpappt. Und zweitens, dieses Label betreffend: C’est complètement francais – langweilig, spröde und selbstverliebt. Dass die Franzosen sich der Globalisierung ihrer Sprache konsequent entziehen finde ich ja noch sehr charmant. Aber diese damit einhergehende Arroganz missfällt Nicht-Franzosen.
Also: Inhaltlich wie optisch nichts Besonderes mit leichtem Hang zum Augengegrusel.
Drei Sachen von meiner Seite:
1. Eine (kleine!) Rechtschreibkorrektur, lieber Achim: bitte kürze das “dass” im ersten Satz nach dem zweiten Bild (“(…) ein Produkt, dass in Frankreich (…)”) um ein S, da es sich hier um ein Relativpronomen handelt.
2. Zur Schrift (und zum Kommentar #4 von FrankBee): Das stimmt, ich habe aber noch eine Schrift entdeckt, die diese typische Assoziation erzeugt (und sich bestimmt auch auf einer Weinflasche wiederfindet). Hier allerdings auf einem Flugzeugdesignvorschlag auf aviation-designs.net für Air France, das ich jedoch nicht wiederfinde. Aber es war eine geschwungene Schrift, so wie eine (angedeutete) Handschrift. (Wenn ichs doch noch mal finden sollte, füge ich den Link noch mal bei…)
Bei aviation-designs.net gibt es auch noch andere gute Schrifttypen. Da sind sowieso ziemlich gute Designer am Werk!
3. Zum Schluss eine Frage: Gibt es eigentlich ein aktuelles (offizielles) “Made in Germany”-Logo?
Grüße
Ranico
Update zu Punkt zwei in meinem Kommentar (# 9):
Habe es doch wiedergefunden:
Französische Schrifttype auf Air France Designvorschlag
Grüße, Ranico
Deine Flugzeugaffinität in allen Ehren, aber dass die Schrift nun typisch französisch wirkt, liegt wohl eher daran, dass das Wort “France” in ihr geschrieben steht. :-)
Die Franzosen haben zwar sehr viel länger gebraucht als viele andere Länder – aber nun ist es vollbracht…
“Vive Montréal ! Vive le Québec!” – “Vive le Québec libre! Vive le Canada français ! Et vive la France!” [Charles de Gaulle in Montreal am 24. Juli 1967]
naja, wenigstens sprechen gewisse schweizer französisch
Was ist an diesem Label französisch? Wenn dort drei andere Worte stehen würden könnte es für alles mögliche stehen. Frankophile Assoziationen weckt das jedenfalls nicht bei mir.
[…] Tagebuch Design zauważa że krój zastosowany w znaku ma pochodzenie szwajcarskie – „Barbedor” zaprojektowaÅ‚ Hans Eduard Meier, ale to w koÅ„cu zgodne z zaÅ‚ożeniem – co najmniej poÅ‚owa produktu ma być wytworzona we Francji. […]
Heutzutage werden die franz. Sprachschützer von den sehr lauten und unerbittlich austeilenden Ultra-Globalisten traktiert. Auch so mancher Linke sieht für sich die (historisch ihm übertragene) Lebensaufgabe auch noch das letzte deutsche Wort aus dem Duden zu tilgen. In 100 Jahren werden die Historiker aufarbeiten, weshalb unsere Kultur in der englischen aufgegangen (aufgefressen, übernommen, erobert, plattgewalzt) wurde, die Franzosen aber wie eh und je ihre eigene Sprache, Wurzeln und Kultur haben. Wir in DE verkommen zur Aussenstelle der Amerikanisten und ich finde das Schleichende an diesem Prozess EXTREM zu kotzen.
[…] oder nur unzureichend durch Richtlinien geregelt. Nachdem vor drei Jahren Frankreich sein Label „Origine France Garantie“ erneuert hatte, nun also eine entsprechende Entwicklung in […]