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Neues Design für Norwegische Krone

Norges Bank BanknotenDrei Entwürfe: Enzo Finger, The Metric System, Snøhetta (von links nach rechts)

Die Norges Bank, die Zentralbank von Norwegen, hatte Anfang des Jahres einen Designwettbewerb ausgeschrieben. Acht Agenturen/Designer wurden dazu eingeladen, Entwürfe für neue Banknoten zu erarbeiten. Dass sich nicht einmal der Sieger des Wettbewerbs uneingeschränkt freuen darf, dafür sorgte die Entscheidung der Jury, die vor wenigen Tagen bekannt gegeben wurde.

Davon träumt wohl jeder Gestalter. Die eigene Arbeit tagtäglich in den Händen von Millionen Menschen, für viele Jahrzehnte, im ganzen Land. Acht norwegische Designbüros wurde die Ehre zuteil, an dem von der Zentralbank Norwegens ausgelobten Wettbewerb mitzuwirken. Sieger des Wettbewerbs wurde Enzo Finger, ein gebürtiger Schweizer, dem die Verwirklichung dieses Traums allerdings verwehrt bleiben wird. Denn nicht die von ihm entworfenen Banknoten (siehe Abb. unten) wird man zukünftig in den Geldbörsen der Norweger finden, sondern die Entwürfe zweier anderer Agenturen.

Die Jury entschied sich für eine Kombination aus zwei unabhängig von einander entstandenen Entwurfslinien – ein Albtraum wiederum für viele Designer. Das eigene Konzept vom Auftraggeber zerpflückt! Was solls, werden sich die Agenturen The Metric System und Snøhetta gedacht haben. Sie dürfen nun das beste daraus machen und gemeinsam an der Feinjustierung der Entwürfe arbeiten. Sicherlich ein spannender Prozess, den gerne auch Finger fortgeführt hätte.

Auch in Bezug auf die Gestaltung selbst ist die Juryentscheidung durchaus mutig. Ähnlich mutig wie das Konzept, das kürzlich die Veranstalter der Kieler Woche präsentierten, als diese den siegreichen Plakatenwurf für die im kommenden Jahr stattfindende Segelveranstaltung vorstellten. Auch Snøhetta entwickelte in ihren Entwürfen eine Art Pixel-Look, eine auf Rechtecken basierende abstrahierte Darstellung.

Die Einführung der neuen Banknoten ist für 2017 geplant. Alle Entwürfe, auch der anderen Agenturen, sind in dem folgenden PDF (3MB) zu sehen.

Siegerentwurf

Banknoten – Entwurf Enzo Finger

Entwurf The Metric System

(Vorderseite wird weiterentwickelt, in der Abb. oben)
Banknoten – Entwurf The Metric System

Entwurf Snøhetta

(Rückseite wird weiterentwickelt, in der Abb. unten)
Banknoten Entwurf Snøhetta

Mediengalerie

Weiterführende Links

Update November 2017: Das finale Design der Geldscheine, wie sie in Norwegen seit Mai 2017 sukzessive eingeführt werden. Weitere Infos unter: norges-bank.no

Dieser Beitrag hat 20 Kommentare

  1. Fotomotive für Banknoten könnte ich mir etwas kurzlebig vorstellen “” und besonders das Motiv des 100-Kronen-Scheines erinnert mich an ein Stimmungsmotiv von Fotolia.
    Der Gedanke, zwei Konzepte miteinander zu verbinden, verbietet sich tendenziell wenn es um Design geht, einfach weil die Ergebnisse oft zu Mittelmaß neigen; in diesem Fall macht er in meinen Augen aber Sinn, da den stimmigen (konkreten) Motiven von The Metric System ein modernes Pendant gegenübergestellt wird.

  2. Bei den Pixelscheinen könnte ich mir auch vorstellen, dass die bei Fälschern gut angekommen wären, weil das wohl für die so einfacher sein könnte, sowas nachzubauen.

  3. Ja aber wozu einen Wettbewerb mit Sieger, wenn dieser dann nicht gut genug für die Umsetzung zu sein scheint? Wurde Fingers Entwurf zum Sieger gewählt nach Kriterien, die eine Umsetzung ausschließen? Das verstehe einer …

  4. da hatte der gewinner wohl eine begeisternde präsentation gehalten und erst später hat man gemerkt, dass andere entwürfe viel schöner sind.

    nach dem wettbewerb stürzten sich alle medien auch auf das konzept von snøhetta (pixel), vielleicht ließ das den irrtum erkennen.

    am besten wäre die umsetzung von dem entwurf von snøhetta ohne die geringste änderung.

  5. Ich finde die Entscheidung vollkommen richtig. Die Pixelseite von snøhetta ist stark, die andere Seite aber eher schwach. Mittelmäßiges Design durch Vermischung von Entwürfen ergäbe sich ja vor allem, wenn auf derselben Seite zwei Entwürfe miteinander verschmolzen sind. So sind sie aber getrennt, und man hat zwei sehr unterschiedliche Motive auf einer Banknote.

    Ich hätte gerne solche Banknoten hier :)

    Dass der Sieger nicht mehr beteiligt ist, ist allerdings traurig – da auch seine Entwürfe überzeugen.

  6. Mich würde tatsächlich auch sehr interessieren, warum man jemanden zum Sieger kürt, aber zwei andere Entwürfe für die Umsetzung auswählt. Vielleicht könnte man den Beitrag noch um eine Erläuterung hierzu ergänzen? :-)

    1. Ohne jetzt mit den Juroren gesprochen zu haben…
      Ich denke, dass die Jury das beste Gesamtpaket zum Sieger gemacht hat, die beste gestalterische Leistung, handwerklich wie konzeptionell und inhaltlich. Ich halte das durchaus für nachvollziehbar. Wenn die Jury die Vorderseite von Snøhetta und die Rückseite von The Metric System als gänzlich unpassend erachtet – so ist die Entscheidung jedenfalls zu werten –, dann kann sie im Prinzip gar nicht anders*. Offenbar wurde hier zwischen der gestalterischen Gesamtleistung und dem am besten geeigneten Konzept unterschieden. Kein Teilnehmer hat nach Auffassung der Jury das am besten geeignete Konzept geliefert – dafür ist nun die Jury selbst verantwortlich. Gewissermaßen sind es die Juroren, die das finale Konzept schnüren bzw. es auf den Weg bringen, was den Stellenwert der Jury innerhalb des Entstehungsprozesses freilich nochmals ungemein aufwertet.

      *Natürlich könnte man auch zwei Gewinner küren. Aber wie sähe das wohl wieder aus, wenn man die Hälfte dessen, was von beiden Gewinnern entwickelt wurde, einstampfte?

  7. Ich finde den Entwurf von Snøhetta und The Metric System deutlich besser als den Sieger-Entwurf! Ich denke es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Insgesamt finde ich den 100-Kronen-Schein von The Metric System am stärksten. Allerdings ist der Kontrast zwischen den feinen Linien des Entwurfs in Kombination mit den doch sehr kräftigen Pixeln auf der Rückseite von Snøhetta etwas heftig, aber vielleicht wird das bis zum fertigen Entwurf ja noch behoben.

  8. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – so das Sprichwort. Die Geldscheine hier stellen eher eine Frage: was soll ein Bild dort, wo nichts zu sagen ist? oder nichts gesagt werden soll?

    Aus den meisten Entwürfen spricht der Wille, niemandem weh zu tun. Das gelingt, um den Preis, auch niemanden zu begeistern und auf Dauer die Nerven der Betrachter zu betäuben. Sie gleichen darin der Tütensuppe aus dem Supermarkt dem Gedudel im Hotel-Fahrstuhl und dem Gefasel der Sprecher im Gute-Laune-Radio.

    Die Rückseite des Snøhetta-Entwurfs gibt eine bessere Antwort: da ist kein Bild mehr; nur noch ein hohles Zeichen – vergleichbar dem Besetzt-Ton in der Telefon-Leitung, der nie mehr sein will, als ein technisches Geräusch, dessen Funktion sich darin erschöpft, unterscheidbar zu sein von den anderen Geräuschen in der Leitung.

  9. Hat der Sieger zu seinem Entwurf auch gleich die passenden Hochformat-Portemonnaies gestaltet? Es würde mich nicht wundern, wenn es auch an dieser merkwürdigen Idee des gedrehten Formats lag, dass das Konzept nicht umsetzbar erschien.

    1. Ja, genau, das ist es! Wegen dem Hochformat wurde es nicht genommen! Deswegen gibt es auch nirgends auf der Welt und in keiner anderen Währung Hochformat-Banknoten!

  10. Fragwürdig ästhetische Schwarz-Weiß-Bilder auf einem Geldschein? Nein, wirklich nicht! Das läßt Norwegen trostlos wirken und die Scheine wertlos.
    Die Pixelgrafik wirkt auf den ersten Blick total cool und modern, auf Dauer könnte es aber etwas quälend sein, wenn man instinktiv ergebnislos versucht, eine Abbildung dahinter zu erkennen.

    Ansonsten finde ich alle Entwürfe total schön! Sie unterstreichen die typischen Landesidentitäten, wirken hochwertig und modern. Und besser als ernstblickende Portraits aus Königshäusern oder der Politik sind sie allemal!
    Einzig allein die Abbildung eines (vermutlich gerade gefangenen) Fisches lässt mich zweifeln – ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Abbildungen eher auf Ablehnung stoßen. Viele Menschen zarteren Gemüts verbinden damit Ekel, Geruch und Grausamkeit.

    1. Naja, spätestens auf den zweiten Blick erkennt man dann doch den Leuchtturm, das Schiff und das Boot. Klar, wir dt-Leser tun uns leicht, ham wir doch die anderen Entwürfe, die uns die Mechanik klarmachen.
      Aber: instintiv ergebnislos find ich super.
      PS: Ich dachte übrigens, dass hier bei uns mittlerweile schon jeder Euro hat.

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