Die Dresdner Philharmonie, 1871 als „Gewerbehaus-Kapelle“ gegründet, hat mit der Spielzeit 2019/2020 ein neues Corporate Design bekommen. Nachdem die Spielstätte der Philharmoniker in den vergangenen Jahren aufwendig saniert und umgebaut wurde, erfolgte nun die Anpassung auch des visuellen Erscheinungsbildes.
Die Umstellung auf das neue Corporate Design inklusive neuem Logo markiert gewissermaßen den letzten Schritt in einem Transformationsprozess, der im Oktober 2013 mit dem Beginn des Umbaus des Konzertsaals im Dresdner Kulturpalast seinen Anfang genommen hat. Im April 2017 wurde der Konzertsaal mit einem Festkonzert der Dresdner Philharmonie wiedereröffnet.
Seit Januar 2015 verantwortet Frauke Roth die Leitung der Dresdner Philharmonie. Unter Roths Intendanz, kürzlich bis 2022 verlängert, wurde auch ein neues Corporate Design auf den Weg gebracht. Ziel des neuen visuellen Auftritts des Spitzenorchesters mit fast 150-jähriger Geschichte ist es, die enge Symbiose zwischen dem Ensemble und seiner neuen Spielstätte, dem Konzertsaal im Dresdner Kulturpalast, widerzuspiegeln. „Ich denke, dass wir unserem Konzertsaal und der Dresdner Philharmonie ein äußeres Erscheinungsbild geben, das die große Tradition des Orchesters aufnimmt und gleichzeitig in die Zukunft strahlt“, so Roth.
In wenigen Wochen tritt Marek Janowski die Nachfolge von Michael Sanderling als Chefdirigent der Dresdner Philharmonie an. Sanderling, seit 2011 Chefdirigent, geht zum letzten Mal mit der Dresdner Philharmonie auf Tournee – vom 28. Juni bis zum 7. Juli finde acht Konzerte in Japan und Südkorea statt. Janowski möchte den Konzertsaal und das Orchester als Einheit an die Spitze führen, wie es im aktuellen Saisonbuch heißt. Das neue Logo und das neue visuelle Erscheinungsbild bildeten diese enge Verbindung ab.
Das neue Logo nimmt den Grundriss des Konzertsaals auf und stellt als eine Art visueller Klangkörper eine Verbindung zur Musik und dem Orchester als Mittelpunkt des Geschehens her. Die Dynamik der Musik findet sich auch innerhalb der zweidimensionalen Darstellung wieder.
Die Form des Logos kommt als grafisches Element in allen Kommunikationsmaßnahmen zum Tragen, so auch innerhalb der Geschäftsausstattung, dem neuen fast 300 Seiten umfassenden Saisonbuch, sowieso digital, in Bewegtbild-Formaten und auf Abo- und Konzertplakaten.
Realisiert wurde das neue Corporate Design in Zusammenarbeit mit der Agentur Preuss und Preuss (Berlin/Stuttgart).
Kommentar
Kein evolutionärer Schritt, sondern ein revolutionärer. In diesem Fall, da sich die Form der Spielstätte und damit auch die Identität der Philharmonie tatsächlich fundamental verändert hat, ist ein solcher Bruch nachvollziehbar und, mit Blick auf das bisherige Design, auch sinnvoll. Denn so schlüssig die Herleitung für das bisherige „d“-„p“-Noten-Signet – so schnarchig das Ergebnis. Selbst das Logo aus den 1960er-Jahren verfügte über eine größere Eigenständigkeit als das leblos wirkende Vorgängersignet, das in dieser Form 12 Jahre im Einsatz gewesen ist.
Insgesamt ein ausgesprochen ansprechendes Design, das den über die veränderte Architektur beschrittenen Wandel/Neuanfang in eine gelungene visuelle Entsprechung übersetzt. Ein Logo, das in meiner Wahrnehmung in der Tradition von Anton Stankowski und Coordt von Mannstein steht (Signet München 1972). Zeitlos schön. Und trotz statischem Korpus in höchstem Maße dynamisch.
Mediengalerie
Die stachelige Form aus dem Video gefällt mir besser. Nicht so eingezirkelt, nicht so eng. Alles sieht berechnent gut aus. Spaß und Spielfreunde sieht man nicht so ganz.
Joa. Die bewegte Form ist ne coole Basis aus der man hätte mehr machen könnnen. Aber das Logo finde ich ganz allgemein schon eine sehr große Verbesserung zum vorherigen.
Wenn man keine Idee beim Layout hat, macht man Balken, wenn man keine Idee beim Bildlook hast, macht man Duplex.
Die “Philharmonischen Blätter” in der Galerie (mit dem Geiger auf dem Cover) sind eigentlich ein Gegenbeispiel. Da wurde nur auf das alte Design das neue Logo raufgepappt, wie in solchen Übergangsphasen gerne mal vorkommt. Ich gehe davon aus, dass man die ausführliche Umstellung dort erst mit dem Wechsel der Saison vollzieht.
Gut beobachtet.
Gefällt mir sehr gut. Auch wenn die Grundform sehr statisch wirkt, verleihen die strahlenartigen Balken mit ihrem Versatz trotzdem eine gewisse Dynamik. Ich denke, das wird auch in zehn Jahren noch gut aussehen.
Schick, ich mags. Das Konzept, den Saal aufzugreifen drängt sich auf, aber es muss ja nichts Schlechtes sein, diese Vorlage dann auch umzusetzen.
Insgesamt eine klare Verbesserung, gefällt mir grundsätzlich gut! Meine erste Assoziation war allerdings eher Richtung (Schrauben-)mutter und damit sehr technisch/konstruiert und könnte auch für ein Ingenieurbüro o.ä. stehen (das Blau und die auch sehr technisch anmutende Schriftfamilie neben der Serifenfont tuen ihren Teil). Die versetzten Linien in Kreisform finde ich aber eine schöne Idee den Klang im Raum zu visualisieren und kommt animiert sehr gut rüber. Die Farbgebung finde ich etwas unterkühlt – würde mich interessieren, worauf die basiert.
Fehlt nicht viel und die Imker-Innung sieht das neue Logo als “Wabe” und die Fotografen als “Verschluß”…
Musik die ich mit so einem Logo in Verbindung bringe, möchte ich lieber nicht hören…
Die “Wabe” sitzt ganz und gar nicht “dynamisch” sondern fett auf ihrem dicken Hintern. Aber, eine musikalische Assoziation habe ich dann doch: “Xylophone”…
Das Logo kann man aber auch als Flagge von “einem Land vor unserer Zeit” verstehen…
Dort dann einen schönen Tag noch!
Mir ist die Begeisterung nicht verständlich. Ich sehe genauso viel Bewegung wie in Otl Aichers Münchener Logo: keine. Es ist wie dieses völlig leblos, einfach mit Zirkel und Lineal konstruiert.
Auch die Herleitung vom Saal ist eher an den Haaren herbeigezogen. Das Orchester sitzt in Dresden nicht wie vom Logo suggeriert in der Mitte, sondern am Rand.
Aber die Typographie passt zu Dresden in ihrer Behäbigkeit (Dresdner Philharmonie) und modischen Altbackenheit und Technokitschigkeit (die Überschriften).
Sehr schön: die Differenzierungen in den Programmheften bei den Angaben zum Programm. Komponisten, Stücke, Ausführende sind gut zu unterscheiden.
Ja, Johannes, “mit Zirkel und Lineal konstruiert”, so sehe ich das auch und vermutlich waren da mit Preuss&Preuss noch die Architekten des Hörsaals im Boot. Ich vermisse die “künstlerische Reife” und die “künstlerische Freiheit”…zur Behäbigkeit siehe meine Anmerkung zur “Wabe” von oben…
Schönen Tag noch!
Ich finde es ausnehmend gelungen und auch in der nicht-animierten Form kein bisschen statisch, und das, obwohl es mit dem Zirkel konstruiert ist.
Für meinen Geschmack kommen aber insgesamt bei den oben gezeigten Anwendungsbeispielen zu viele verschiedenen Schriften zum Einsatz.
Insgesamt stelle ich fest, dass sehr viele Philharmonien sehr interessante und ansprechende Wort-Bild-Marken, bzw. Designs haben. Vermutlich liegt es am künstlerischen Verständnis solcher Häuser.
Hübsch. Erinnert mich an das Hertie-Logo von 1913.
Für mich eine Mischung aus Treppenhaus, Mediamarkt und James Bond. Zugegeben, das klingt schon etwas böse… Objektiver betrachtet finde ich die Strahlen und Zwischenräume etwas zu eng platziert, das ganze Gebilde zermatscht bei kleiner Darstellung und erinnert dann an eine ungleichmäßige Sechskant-Mutter. Durch diesen Effekt fehlt für mich einfach die Leichtigkeit und damit der Bezug zur filigranen klassischen Musik. Die Umsetzung auf den Druckerzeugnissen finde ich aber ganz gelungen.
Also ich dachte als erstes an die Kölner Philharmonie. Und als zweites an Hertie (altes Logo).
Bevor ich den Kommentar gelesen hatte kam mir auch schon Otl Aicher und München 1972 in den Sinn. Dieser Eindruck verstärkte sich als ich dann noch die Plakat-Beispiele sah.
Insgesamt aber sehr ansprechend.
Ein Logo was unpraktikabel ist, da es nicht in kleiner Form funktionieren kann, da es zum Moireeffekt kommt, das finde ich ganz schön gewagt. Optisch sind die Sachen okay, ich kann den komplementär Farben Stil allerdings nicht mehr sehen.
Das Logo ist wirklich top, leider fällt für mich der Rest des CDs aber dagegen etwas ab. Sieht recht einfalls- und kunstlos aus. Uninspirierte Farbkombinationen und Typos. Da wäre auf Grundlage der Bildmarke noch viel Luft nach oben gewesen.
Preuss und Preuss machen in berlin k(r)lasse kultur-plakate. nur dieses cd hätten sie vor ort besser zbsp. schech.net überlassen sollen… hat was von hygiene-museum rave.
Finde die Idee des Logos sehr gut. Bin mir selbst aber nicht sicher ob man noch mehr an der Balance der Strahlen feilen sollte, da evtl. die Dynamik verloren geht. Kleine Größen sind bestimmt eine Aufgabe aber dieser (optische) „Weichzeichnereffekt“ bzw. „Verlaufseffekt“ … find ich richtig klasse. Hat dadurch eine tolle Tiefenwirkung. Good Job!
Ich frage mich gerade, was mit meiner visuellen Wahrnehmung nicht stimmt. Das Logo gefällt in schwarz-weiß. Die blau-weiße Version verursacht bei mir aber eine visuelle Überforderung, die bei mir schon fast in die Übelkeit übergeht… xD Das betrifft zumindest das Bild am Anfang des Artikels.
Vielleicht kann mir das jemand erklären? :)
Auf den dargestellten Medien tritt dies natürlich nicht mehr auf. Diese Medien beeindrucken ebenso, wie die Herleitung des Logos.
Ich glaube es liegt am Schatten: auf der s/w-Version ist ein Schatten, der die Linien trennt und quasi einen 2D-Effekt generiert. Auf der blauen Variante fehlt dieser Schlagschatten.