Der Webauftritt der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung wurde vor wenigen Tagen relauncht. Der letzte größere Wechsel erfolgte im Februar 2009 (dt berichtete). Schwerpunkt des Redesigns ist neben der Implementierung eines neuen Navigationskonzepts die Zusammenführung unterschiedlichster Schriftstile und Gestaltungselemente, sodass im Ergebnis ein harmonischeres Interface steht, das sich durch ein angenehmeres Schriftbild auszeichnet. Das zugrundeliegende Screendesign- und Navigationskonzept entstand bereits im Frühjahr 2010 und damit noch unter meiner Leitung als verantwortlicher Designer bei Madsack Online.
Die Gegenüberstellung der beiden Screenshots oben stellt den Umfang der Veränderung nur unzureichend dar. Die Navigationsleiste ist im neuen Webauftritt deutlich aufgewertet. Sie ermöglicht bei Rollover nicht nur den Zugriff auf die zweite Hierarchieebene, sondern auch auf die dritte. Dabei wird im Menü nicht nur – ganz klassisch – die Struktur abgebildet, sondern es werden auch die wichtigsten Themen und Angebote jeweils nach Spalten sortiert in dem hierfür vorgehaltenen Layer dargestellt. Diese Art der „erweiterten Hauptnavigation“ kennt man von The Times, NZ Herald oder hierzulande auch von einem Onlineshop wie Otto.de. Im deutschsprachigen Nachrichtenangebot stellt die neue Navigationsleiste jedoch ein Novum dar, dabei ist ihre Bedienung denkbar einfach. Bestandteil dieses zentralen Navigationsinstruments ist darüber hinaus eine Inhaltsübersicht, die ganz rechts angeschlagen ist und die die obligatorische im Footer untergebrachte Linkliste eigentlich überflüssig machte.
Der Nachrichten-Slider unterhalb der Navigationsleiste kommt nun ohne Flash aus und kann damit auch auf mobilen Endgeräten aus dem Hause Apple ausgegeben werden. Kaum zu glauben, aber bislang war die hier enthaltene große Bildfläche nicht verlinkt. Zu sehen ist das bisherige Konstrukt übrigens noch auf NeuePress.de, das zur Madsack Mediengruppe gehört und technisch das gleiche System nutzt.
Im Vergleich zum Vorgänger, für dessen Designkonzept übrigens die Berliner Agentur KircherBurkhardt verantwortlich zeichnete, erscheinen die Meldungen aus den Ressorts auf der Startseite nun gebündelter und dank Verwendung nur eines Template-Moduls im Aufbau ruhiger. Weniger ist in diesem Fall mehr. Auf Höhe der Ressortbezeichnungen sind zudem die jeweils wichtigsten Unterverzeichnisse aufgeführt. Das kennt man von SpOn, Stern und Anderen. Ähnlich wie über die Hauptnavigation kann der Nutzer so tiefer in die Site einsteigen.
Die Breite des Auftritts bleibt mit 880 Pixeln gegenüber 870 im Vorgänger nahezu unverändert. Geschuldet ist dieser Umstand der Vermarktung. Diese erfolgt nach wie vor zu einem Großteil zentral über die OMS und sieht explizit die Verwendung des rechts angeschlagenen Skyscrapers bzw. des Wallpapers vor. Der Trend geht allerdings auch hierzulande hin zu direkt im Content positionierten Werbemitteln, so wie es bei amerikanischen oder englischen Angeboten schon von je her usus ist und wie es auf Welt.de, Handelsblatt.de und Stern.de auch bereits praktiziert wird.
Fazit
Für ein objektives Fazit fehlt mir offen gesagt die nötige Distanz. Seit meinem Betatest bin ich mit HAZ.de verwachsen. Ob Nachrichtenportal, Forum, Blogs oder die Anzeigenangebote unter HAZ.de – alles trägt zu einem nicht unerheblichen Anteil meine Handschrift. Die größte Herausforderung beim Redesign war es sicherlich, einer komplexen Struktur ein einfaches und dabei ansprechendes Aussehen zu geben, um dadurch den Zugang zu dem umfangreichen Angebot für den Nutzer so komfortabel wie möglich zu gestalten. Ich denke, dass die neue Oberfläche anwenderfreundlicher als der Vorgänger ist und dass der Bedienkomfort mit dem Relaunch verbessert wurde. Ob einem das Design zusagt, ist halt auch eine Geschmacksfrage. Die Stammleserschaft von HAZ.de findet die neue Umgebung gelungen, zumindest urteilt eine knappe Mehrheit so. In aller Regel ist die Kritik auf Seiten der Stammleser ja bekanntermaßen am größten. Schön, dass die neue Oberfläche von der Zielgruppe offenkundig angenommen wird. Verbessern kann man den Auftritt sicherlich auch weiterhin an verschiedenen Stellen. Das Web schläft nicht und einige meiner ehemaligen Kollegen bei Madsack Online, die den Auftritt realisiert haben, auch nicht, oder nur wenig. Schöne Grüße an dieser Stelle. Sieht gut aus.
Als regelmäßiger Leser von HAZ.de ist mir Veränderung positiv aufgefallen.
Allerdings kann ich nach wie vor nicht verstehen, warum auf den Folgeseiten (und in den Fotogalerien) die Bilder so (unnötig) klein sind ?!
Es wirft zudem Fragen auf, warum auf der Startseite andere Schriftarten verwendet werden, als auf den Folgeseiten !
@James, die Bilder sind im Vergleich zum Vorgänger deutlich größer geworden. Schau mal hier:
Auch die Bildformate wurden vereinheitlicht. Innerhalb der Fotogalerien wäre eine Anhebung der Bildgröße sicherlich denkbar. Allerdings würde dann der hier enthaltene „Schnelldurchlauf“ bei Beibehaltung des 4:3-Formats aus dem direkt sichtbaren Bereich verschwinden.
Auch wenn die Hauptnavigation deutlich aufgewertet wurde, was positiv zu bewerten ist, sind meiner Meinung nach 2 Verbesserungsansätze anzumerken, die die momentane Navigation stark negativ beeinflussen:
– Sehr schwerfällige Reaktionen bei Mouseover, so dass das Navigieren wirklich keinen Spaß macht.
– Keine Kennzeichnung von Menüpunkten, hinter denen sich die Aufklapper verstecken. Das ist sehr verwirrend.
Die sonstige Auffrischung des Designs gefällt mir hingegen sehr gut.
Mouseovereffekt ist schlecht umgesetzt und leider viel zu langsam. Insgesamt kommt das Design frischer daher, auch wenn es auf mich ein wenig lustlos wirkt. In Zeiten von immer grösser werdenden Displays hätte ich mir zudem eine zentrierte Seite anstatt einer linksbündigen gewünscht.
Mein Eindruck ist insgesamt positiv. Da die meisten Madsack-Zeitungen den gleichen Baukasten nutzen, kann man bei NP, GT, WLZ … noch das alte System vergleichen. Weißt Du, ob und wann die anderen Zeitungen umgestellt werden, und ob nun auch die von Springer übernommen (DNN, LVZ, KN, LN) dabei sein werden?
Die Reiteroptik gaben dem Angebot etwas persönlicheres, zeichneten es als Madsackangebot aus. Unter praktischen Gesichtspunkten konnte man aber gut darauf verzichten.
Die neue Navigation mit Rollover ist gut umgesetzt. Wie meinen Vorkommentatoren ist mir die neu eingebaute Verzögerung aufgefallen, die ich so, glaube ich, noch auf keiner Nachrichtenseite gesehen habe, aber ich finde sie positiv. Gerade bei einer komplexeren Hauptnavigation ist es ärgerlich, wenn man für eine Millisekunde versehentlich den Rollover-Bereich verlässt, und man dann plötzlich in einem anderen Pfad gelandet ist, in den man gar nicht wollte.
Kritisch anmerken könnte man noch, dass das Schriftartenkonzept nicht ganz schlüssig wirkt. Der Wechsel zu einer Serifenschrift in den Überschriften und im Fließtext gibt dem Angebot aber etwas erwachseneres. Und erinnert mich an den letzten Relaunch von stuttgarter-zeitung.de, wo man sich ein bisschen von der gemeinsamen Optik mit dem Schwesterangebot stuttgarter-nachrichten.de gelöst und auf Serifenschriften gesetzt hat.
Außerdem wird nicht ganz klar, dass der Text unterhalb des Bilderkarussells zum Karussel gehört – da übersieht man leicht eine im Karussell versteckte Topmeldung. Besser wäre gewesen, wie bisher den Text in das Bild zu integrieren, oder auf das Karussell – dessen Mehrwert jenseits von expliziten Fotomedien mir ohnehin nicht ganz klar ist, ganz zu verzichten. Übrigens funktioniert das Karussel auch auf im alten neuepresse.de & Co ganz wunderbar ohne Flash – dieses Manko scheint man bereits schon vor einer Weile abgestellt zu haben.
Dank Deinem Archiv (es ist schon der dritte haz.de-Relaunch, über den Du berichtest) kann man sehr schön die Evolution des Angebots sehen. Unglaublich, wie dröge noch Mitte der 2000er sich die Zeitung (wie viele andere) im Netz präsentiert hat.
Wie ich finde, ist der Look nicht ganz zeitgemäß, was meiner Meinung nach bei eigentlich fast allen Nachrichtenseiten der Fall ist. Während das restliche Web sich optisch weiterentwickelt und neue Design-Ideen aufnimmt, kleben gefühlte 98% der News-Portale immer noch am linken Rand des Browserfensters und präsentieren sich wenig leserlich (z.B. meistens zu geringe Schriftgröße/zu geringe line-height).
Wer sehen will, wie eine solche Seite 2011 aussehen sollte, schaue sich bitte ZEIT ONLINE an.
@Achim,
danke für Deinen Hinweis. Ich meinte jedoch nicht die Bilder auf der Startseite sondern auf den Folgeseiten, wo (unnötigerweise) eine kommentier/druck/textgrößen-Funktion der Vergrößerung der Bilder im Wege steht.
Is richtig, die Navi reagiert vergleichsweise träge. Ich selbst würde mir auch eine schnellere Reaktionszeit wünschen. Allerdings glaube ich, dass sie in diesem Fall tatsächlich sehr vielen Lesern in ihrem Nutzungsverhalten entgegenkommt. Zu den von freiwild eingeworfenen positiven Attributen sei unbedingt noch ergänzt, dass auch die sehr großzügig gefasste Aktivzone eben dazu beiträgt, dass ein versehentliches Abrutschen vor allem bei der horizontalen Mausbewegung vermieden wird. Nichts ist frustrierender als horizontale Navigationsleisten, bei denen die Schutzzone zu gering ist wie etwa bei derwesten.de oder aerztezeitung.de.
@James Ah ok. Offenbar hat man sich dazu entschieden, auf Artikelebene nur noch ein Modul einzusetzen, das ein kleines Bildformat vorsieht. Bislang war hier auch ein auf Satzspiegel-Maß enthaltenes Bildformat im Einsatz (zu sehen ist dieses noch im Auftritt vom goettinger-tageblatt.de (GT)), das ebenfalls das gleiche CMS-System nutzt, wie freiwild richtigerweise anmerkte.
Und um Deine Frage noch zu beantworten freiwild: Technisch wird es so angelegt sein, dass NP, GT, etc. ebenfalls auf das neue Navikonzept aufspringen könnten. Das ganze läuft nach dem “Will-auch-haben-Prinzip“ sprich, Gutes und Bewährtes wird gerne von den anderen zu Madsack zugehörigen Nachrichtenangeboten übernommen. Ob und wann etwas übernommen wird, wird in den jeweiligen Redaktionen entschieden. Dazu kann ich nichts sagen. So wie ich das einschätze, ist es eher unwahrscheinlich, dass etwa LVZ auf die neue Linie einschwenken wird. Die ehemaligen Springer-Marken sind doch recht eigenständig.
Ich sehe dasselbe Problem wie “wayne”, die online Versionen der Zeitungen, sehen meist sehr ähnlich aus, versuchen nichts gewagtes, sondern setzen Änderungen meist minimal um. Die neue HAZ Seite mag mir aber definitiv besser gefallen als die alte. Sofort negativ aufgefallen allerdings die Veränderung vom Header, die neuen Werbeflächen oben, finde ich überhaupt nicht angenehm beim Betrachten.
Die Gestaltung der Sidebar finde ich dann allerdings wieder sehr hübsch. Einige grafische Elemente, wirken auf mich hochwertig und werten das ganze auf.
Gesamthaft definitiv ein Fortschritt, allerdings sind meine Favoriten im News Bereich ganz klar, Focus und Zeit online.
Seit ihr auch für die Breite des Portals verantwortlich gewesen? Offenbar ist es dem Werbeblock zu verschulden, dass dem User nur trostlose 882 px bleiben, in die gerade mal zwei Spalten hineinpassen. Schade, ansonsten siehts gut aus!
@Daniel Deine Frage findest Du im Artikel beantwortet.