Jaguar Land Rover (JLR), eine zum indischen Automobilhersteller Tata Motors gehörende Tochtergesellschaft, hat erstmals ein neues Unternehmenslogo erhalten. Die neue Identität sei der nächste Schritt innerhalb der „Reimagine“-Strategie und spiegele die Ambitionen des Unternehmens im Luxussegment wider, so die offizielle Pressemeldung.
Seit 2008 gehören die britischen Automarken Jaguar und Land Rover zu Tata Motors. 2021 hatte der Vorgänger des jetzigen JLR-Chefs Adrian Mardell, der Franzose Thierry Bolloré, die Elektrostrategie des Unternehmens für die kommenden Jahre vorgestellt. Im Rahmen des sogenannten “Reimagine”-Programm wollen die Briten 17 Milliarden Euro in die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte der beiden Automarken investieren. Bis 2030 soll für alle Modellreihen von Jaguar Land Rover eine elektrische Variante verfügbar sein.
Mit der nun präsentieren neuen Markenidentität wolle das Unternehmen, wie es heißt, Unklarheiten beseitigen und die „einzigartige DNA jeder JLR-Marke – Range Rover, Defender, Discovery und Jaguar – in den Vordergrund rücken und die Umsetzung der Unternehmensvision hin zur modernen Luxusmarke beschleunigen“. JLR bekräftigt, dass die Marke Land Rover ein wichtiger Teil der DNA des Unternehmens bleiben werde.
Bislang nutzte Jaguar Land Rover (JLR) als Absender für das Unternehmen die nebeneinander gestellten Markenlogos von Jaguar und Land Rover. Anders als etwa beim Volkswagen Konzern gab es bei JLR kein eigenständiges Corporate Design, um so zwischen Automarken(n) und Unternehmensidentität zu unterscheiden.
Die seit vielen Jahren in der internen wie externen Kommunikation des Unternehmens gebräuchliche Bezeichnung JLR fungiert fortan auch als Unternehmenslogo. Nach Ansicht von JLR verkörpert das neue Logo und die damit verbundene visuelle Identität Eleganz, Modernität und „die zukunftsorientierte Essenz des Unternehmens“.
Kommentar
Von der Gestaltung her, wie auch bezogen auf die Markenpositionierung, in einem Spannungsfeld zwischen Juventus und Yves Saint Laurent. Dass das JLR-Typologo wie das Monogramm einer Luxusmodemarke aussieht, ist beabsichtigt. Die schmalen Balken der Lettern, ihre Betonung auf Vertikalität verleihen der Wortmarke in der Tat, der Intention folgend, eine eleganten, edlen Ausdruck. Das nach links ins Fleisch des „L“ weit hineinreichende Stamm-lose „R“ ist aus handwerklich-gestalterischer Sicht clever gemacht. Das Logo gewinnt dadurch gleichsam an Ausdruck, Eigenständigkeit, Kompaktheit und Raffinesse. Ein starkes zeitgemäßes zugleich zeitloses Design.
Bemerkenswert: 15 Jahre mussten verstreichen, eh das Unternehmen ein eigenständiges Profil erhält. Wie wenig Aufmerksamkeit der Unternehmensauftritt von JLR in der Vergangenheit erhalten hat, lässt sich unter anderem an den Geschäftsberichten und der Finanzliteratur ablesen (PDF 1, PDF 2). Die PowerPoint-Slides als lieblos zu bezeichnen, wäre stark untertrieben. Die Dokumente sind ein Desaster, ein Frontal-Crash. Es bedarf, um eine professionelle visuelle Identität sichtbar werden zu lassen, neben neuer Designvorgaben, so viel scheint klar, auch interne strukturelle Veränderungen, womöglich personelle. Es bräuchte ein verändertes Verständnis in Bezug auf Design und Markenkommunikation. Auch eine reine B2B-Marke wie JLR müsste den Anspruch haben, in ihrer Kommunikation klar, konsistent, zugänglich und visuell ansprechend aufzutreten. Ohne verändertes Verständnis, veränderte Grundhaltung bringt auch das schicke neue Logo nichts.
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Schon chic. Aber noch schöner hätte ich mir das Logo vorstellen können, wenn die Lettern kursiv gesetzt gewesen wären. Der dynamische Jaguar und auch das kursive „Land Rover“ sind nun futsch. Bei einer Automobil-Marke wäre „italic“ vielleicht auch inhaltlich nicht verkehrt. Und ich glaube die Lettern hätten die Scherung ausgehalten. Schräg wäre perfekt.
Ich glaube durch das schräg stellen wird das sehr minimalistisch und nach Modemarke anmutende Logo nicht sehr viel besser. Ich stimme Dir aber zu, dass die Dynamik, komplett auf der Strecke bleibt bei der sehr statischen finalen Version.
Danke Markus, für die Visualisierung!
So ist es. Mit Schrägstellung der Lettern wird das Logo nicht besser, ganz im Gegenteil.
Abgesehen von der rein ästhetischen Ebene, die freilich stark subjektiven Eindrücken unterliegt und von daher von jedem anders bewertet wird, passt eine schräg gestellte Marke vor allem INHALTLICH nicht zum Absender. Denn, und das hat „Schön Schräg“ in seinem Kommentar nicht bedacht: JLR ist nicht etwa eine Automobilmarke. JLR ist das Unternehmen, das hinter mehreren Automobilmarken steht. Dies ist ein großer Unterschied. Die Kommunikation bei JLR ist zu 100 Prozent auf B2B ausgerichtet, Investoren, Zulieferer, Logistiker, etc.. Und diese Kommunikation unterscheidet sich fundamental von der der Automobilmarken (B2C).
Bei einer Automarke geht es zwar unter anderem auch darum, Fahrspaß und Dynamik zu transportieren. Für ein Unternehmen wie JLR (oder wie die Volkswagen AG, die Toyota Motor Corporation oder General Motors) ist dieser Produkt-spezifische Aspekt allerdings völlig unwichtig, deshalb braucht dieser auch nicht im visuellen Erscheinungsbild kommuniziert werden. Für die hinter Automobilmarken stehenden Konzerne sind ganz andere Dinge entscheidend. Der Fokus und die Ziele sind andere. JLR etwa nennt im Rahmen des jüngsten Finanzreports die vollständige Dekarbonisierung bis 2039 als ein Ziel. Weitere Ziele sind ein auf Nachhaltigkeit beruhendes Wachstum, digitale Transformation, Kunden- UND Mitarbeiterzufriedenheit. Hier geht es also auch um die Sichtbarmachung von Unternehmenskultur. Automobilmarken müssen all dies NICHT in ihrem Markendesign und ihrer Kommunikation zum Ausdruck bringen.
Und noch ein Argument, weshalb eine wie von „Schön Schräg“ vorgeschlagene kursive Letterform hier wenig sinnvoll wäre: Eine so gestaltete Wortmarke/Bildmarke würde der von JLR verfolgten „modern luxury design philosophy“ widersprechen. Eine mit serifenlosen Lettern kursiv gesetzte Wortmarke entspricht nicht dieser Leitidee. Schlanke gerade Lettern sind hingegen eine passende visuelle Entsprechung. Mit Schrägestellung wirkt das Logo, und das lässt sich sehr schön anhand der von Markus eingebundenen Beispiele sehen, als sei JLR ein Logistik- oder Bahnunternehmen, oder wahlweise ein Anbieter aus dem Auto-Tuning-Bereich.
Hallo Markus, hallo Achim!
Als erstes, danke für die schnelle Visualisierung. Hatte auch dran gedacht, das schnell umzusetzen, zumal die Lettern dafür sehr dankbar sind. Ich denke der Aufwand war gering, das Ergebnis schnell erzielt.
Wie immer liegt die Schönheit, oder die Wahrheit im Auge des Betrachters. Danke auch Achim für die ausführliche Begründung. Nur mich überzeugt sie nicht. Auch eine „generelle“ Marke darf durchaus dynamisch und kursiv sein. Die Argumente widersprechen dem nicht. Und in Markus’ Visualisierung finde ich die zweite Version von der Typik her ein einprägsameres, eigenständiges Zeichen, als die „verabschiedete“ Version. Der Diskurs allerdings hat mich sehr gefreut. Wäre ich der/die beauftragte Designer_in gewesen, ich hätte die kursive präsentiert. ;)
Schon ganz elegant und sehr dem Zeitgeist entsprechend. Die Ähnlichkeit des LR zum Logo von Lloyd’s Register finde ich aber zu deutlich.
Besten Dank für den Kommentar Hans.
Ich möchte einmal mit vier rhetorischen Fragen darauf reagieren, und diese auch gleich beantworten, ohne Dir allerdings das Wort abschneiden zu wollen, versteht sich.
1. Ist das „R“ beim LR-Logo in ähnlicher Weise in das „L“ hineingeschoben wie bei JLR? Ja.
2. Nutzersicht: Besteht deshalb Verwechslungsgefahr? Nein.
3. Markenrechtlicher Aspekt: Besteht für JLR als Autobauer eine inhaltliche Nähe zu Lloyd’s Register, einer (weitgehend unbekannten) Schiffs-Klassifikationsgesellschaft? Sodass die beschienene Ähnlichkeit aus Markenschutz-rechtlicher Sicht relevant werden könnte? Nein.
4. Kann heutzutage ausgeschlossen werden, dass Logos, Markenauftritte und Corporate Designs zum Teil gewisse Ähnlichkeiten mit anderen Logos, Markenauftritten und Corporate Designs aufweisen? Nein. Aber selbstverständlich ist größtmögliche Eigenständigkeit und Orginalität ein Ziel im Corporate Design.
Danke Achim für die aufschlussreiche und präzise Einordnung.
Sind die Buchstaben immer freigestellt im Gegensatz zu z.B. Lloyd’s Register?
Ich finde irgendwie, es sieht so eher nach Luxus aus.
LR Health & Beauty (https://www.lrworld.com) kam mir sofort in den Sinn, welches ich immer wieder mal als Logo auf den Autos vor mir kleben sehe. Bei LR sind sogar die schrägen vom L gleich/ähnlich und die Form des R. Jedoch besitzt es – im Gegensatz zu JLR – eine geschlossene Punze beim R. Vielleicht wird die Assoziation noch von der ähnlichen Farbgebung unterstützt.