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Neuer Markenauftritt für Crumpler

Crumpler Branding

Crumpler, eine 1995 in Melbourne Australien gegründete Taschenmarke, hat seit kurzem einen neuen Markenauftritt. An die Stelle des „Dude“, seit je her das Markenzeichen von Crumpler, rückt ein Typo-Mann. Fans und Kunden hoffen noch, dass es sich bei dem Wechsel um einen schlechten Aprilscherz handelt.

Erstmals überhaupt ändert Crumpler nach 23 Jahren sein Markenlogo. „Es sei sehr schwer, sich von dem kleinen Männchen zu verabschieden, das bei den Fans zu einer echten Kultfigur geworden ist“, wie Poppy Blautzik, Head of Communications bei Crumpler Europe, den Wechsel erklärt. „Wenn wir aber nach vorne blicken wollen und uns mit neuen Generationen von Kunden, digitalen Nomaden und anderen Abenteurern, verbinden wollen, dann müssen wir mit der einen oder anderen Tradition brechen. Und das tun wir nun.“

Auszug der Pressemeldung

„Als wir 1995 mit Crumpler Europe starteten, setzten wir auf Taschen, die Spaß und Energie vermittelten. Im Laufe der Zeit, während die Welt immer weiter zusammenwuchs und sich auch unsere Kundschaft veränderte, haben wir unsere Produkte und die Kommunikation stetig angepasst. Jetzt war es an der Zeit, die Veränderungen auch in der Marke widerzuspiegeln und Crumpler ins 21. Jahrhundert zu holen“, so Crumplers CEO Stephan Göbel.

Gänzlich von der Bildschirmfläche verschwinden soll das bisherige Markenzeichen allerdings nicht. Wie es seitens des Unternehmens heißt, werde man das Dude-Emblem an verschiedenen und überraschenden Stellen der Crumpler-Produkte wiederentdecken. Der Dude bleibe weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Marke und ihrer Geschichte.

Crumpler Logo – vorher und nachher

Nicht wieder zu erkennen: Aus dem verspielt-quirligen, im Comic-Stil gezeichneten Männchen („Dude“) ist eine Typo-Figur geworden, die im direkten Vergleich statisch und streng wirkt. Das Crumpler-Männchen sei jetzt erwachsen und nähme selbstbewusst seinen Platz in der digital vernetzten Welt ein, wie es im Rahmen der Vorstellung des neuen Markenauftritts seitens Crumpler Europe heißt. Der digitale Gegenpart zum traditionellen, handgemachten Markenzeichen, so will Crumpler das neue Typologo verstanden wissen.

Der Markenauftritt wurde in Zusammenarbeit mit einem externem Partner realisiert. Um welche Agentur es sich hierbei handelt, wollte Crumpler Europe auf Anfrage nicht mitteilen.

Kommentar

Crumpler ist insbesondere innerhalb der Designerszene eine beliebte und weit verbreitete Marke. Ich persönlich fand schon immer den Kontrast zwischen technisch-funktionalem Produkt auf der einen Seite und dem locker-flippigen Branding samt Comic-Männchen auf der anderen attraktiv und anziehend. Was gleichermaßen an den Produkten selbst wie auch an der Markenstory liegt. Mit jedem Kauf erwirbt man schließlich nicht nur eine praktische, robuste Tasche, sondern auch ein kleines Stückchen australisches Flair mit reichlich Sonne im Gepäck. Denn beim Kaufen greift das Prinzip der Selbstbestätigung: Ich kaufe, was ich bin respektive was ich gerne sein möchte. Das mag mit ein Grund für den Erfolg der Marke gerade in hiesigen Breitengraden sein.

Fans und Kunden empfinden die Umstellung jedenfalls als einen Verlust und lehnen das neue Logo mehrheitlich ab. Auf Taschen der aktuellen Kollektion ist der neue Schriftzug, da dieser eigenwilliger Weise in schwarz auf grauem Grund gesetzt ist, kaum zu erkennen (siehe Beispiel). Klar ist: mit dem neuen Design und dem Typo-Mann als Markenzeichen ändert sich die Wahrnehmung der Marke Crumpler signifikant.

Der alte Schriftzug war, handwerklich betrachtet, kümmerlich. Und doch transportierte er auf charmante Weise Unangepasstheit und Jugendlichkeit – Attribute, mit denen sich nicht nur Kreativschaffende gerne schmücken. Der neue Schriftzug mit seinen scharf gewetzten Lettern spricht eine gänzlich andere Sprache: stylisch, dynamisch und technisch, was durchaus zu den gleichfalls oftmals technischen Taschen passt.

Es gibt Marken, bei denen man sich wünscht, sie mögen niemals so richtig erwachsen werden. Als Designer und Markenmensch kann ich den Wunsch, sich des infantil wirkenden Männekens zu entledigen, nachvollziehen. Offenbar soll Crumpler in Richtung Fashion-Label weiterentwickelt werden. Als Konsument bedauere ich allerdings den Wechsel, da zentrale Elemente der Markenidentität, wie etwa der Bezug zur australischen Fahrradkurierszene, in diesem Zuge verloren gehen. Der typische Crumpler-Vibe ist dahin. Cheers mate! Vielleicht sehen wir uns, siehe Adidas-Dreiblatt, später einmal in einer Originals-Kollektion.

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Dieser Beitrag hat 18 Kommentare

  1. Ich begrüße den Kontrast zu anderen Taschen, die versuchen so auffällig wie möglich deren gehypte Logos einem ins Gesicht zu zwingen. Das Design dieser Taschen ist gut und eigenständig genug um als Teil der Marke erkannt zu werden.

    1. Sehe ich genauso.
      Ich möchte eine schöne Tasche oder ein schönes Kleidungsstück tragen und nicht mit riesigem Logo auf der Brust (oder Tasche) als Werbeträger rumlaufen.

      Desweiteren fand ich das alte Logo nie schön, vermisse es also nicht. Dass das Männchen nun durch Typo-Elemente “wiederauferstanden” ist, wirkt wie ein schlechter Kompromiss. Als hätte man sich nicht getraut, es ganz wegzulassen.

  2. Jede Marke passt sich der “aktuellen” hippen & modernen Bewegung an, während das von Ihnen empfundene “hip & modern” schon wieder alt ist. Stattdessen ist doch längst wieder der nostalgische Handmade-Look mit Liebe zum Detail im Fokus. Zumindest empfinden das viele in meinem Bekannten-Kreis und auch Gestaltern & Fotografen die ich kenne. Vielleicht nehme ich das mit meinen 26 Jahren aber auch anders wahr.
    Aber allgemein finde ich den Trend von Marken, sich immer dem neuesten Gestaltungstrend zu unterwerfen fragwürdig: Eine schlichte Typografie mit einem leichten Touch von Individualität (bspw. angeschrägte Abstriche), wenn möglich eine zentrierte Ausrichtung der Elemente und die Farben bis auf ein Minimum reduzieren. Alles sieht mittlerweile wie der typische Instagram-Feed eines Modebloggers aus. Mit Individualität und dem Wiedererkennungswert einer Marke, ganz zu Schweigen von einer Darstellung des Treueversprechens einer langjährigen Markentradition hat das meiner Ansicht nach nicht viel zu tun. Da kann ich dann auch direkt zum stylischen Underdog greifen – wo in den meisten Fällen die Qualität auch mehr als gut ist. Fehlt eigentlich nur noch, dass Zalando sich von ihrer orangenen Bildmarke löst und sich auch im schwarz-weißen Modewald wie ASOS, Pull&Bear, Crumpler etc. verliert.

  3. Ich fand das alte Logo sooo hässlich, dass ich mir daher nie eine Tasche von der Marke gekauft hätte. Das neue sieht toll aus. Ich guck jetzt mal in den Onlineshop. :D

  4. Sehr schick! Anscheinend kann man die Taschen dann ab jetzt also kaufen.

    Die alten bunten Taschen waren nach meinem Empfinden zwar qualitativ hochwertig, aber definitiv die unattraktivsten auf dem Markt. Ich wäre  n i e  auf die Idee gekommen, auch nur eine Tasche zu kaufen. Ich war immer Freund von incase Produkten, weil sie von Anfang an genau das machen, was ich von einer Tasche erwarte: hochwertig und schlicht sein. Eine Tasche (vor allem wenn man als Mann nur eine besitzt) sollte zu jedem Outfit passen und sich nicht durch wilde Farbkombinationen in den Vordergrund drängen und zusätzlich auch noch ein infantiles (Danke Achim, für das perfekt passende Wort) Logo prominent platziert präsentieren.

    Jeder der sich über das neue Design aufregt, sollte sich vielleicht einmal überlegen, ob nicht der neue Crumpler-Stil, sondern der eigene nicht mehr so wirklich zeitgemäß ist. In Zeiten in denen Menschen immer noch kurzärmlige Hemden (manchmal sogar auch mit Krawatte!) tragen, würde mich dies nicht wundern. Ich bin kein “Fashionblogger” und eigentlich interessiert mich Mode nichtmal. Aber Kleider machen nunmal Leute. Das war früher schon so und wird auch immer so sein. Es brauch keine teuren Marken, aber einen gewissen Geschmack sollte man auch beim Griff in den Kleiderschrank besitzen. Und da sollte man sich nicht ärgern oder gar aufregen, wenn das Unternehmen, dem ich meine teuersten elektronischen Geräte schutz-technisch anvertraue, mich zumindest teilweise ebenfalls davor beschützt, auszusehen, als hätte die blinde Mutter einem am Vorabend die Sachen rausgelegt.

  5. Bitter, wie Crumpler die Marke zu einem technoiden Me-Too gemacht hat – das was die Marke mal ausmachte (das Humorige, das Kreative gegen den Strom, das Individuelle, dass Unkonforme) ist jetzt weg. Stattdessen der Versuch einer 118 “Berlin-Hipster-Style-Marke” die vor allem nicht auffallen will und im 21. Jahrhundert immer höchste Performance gibt – wo früher die Marke auffiel durch unkonventionellen Humor, dass sie einen Ausweg aus der Mühle ist jetzt nur noch Ernsthaftigkeit im geklonten Berliner-Hipster-Himmel zu sehen. Für die Zalando E-Commerce Sklaven. Crumpler hat einige seine Stores mittlerweile dichtgemacht und im Stadtleben fällt sie weniger auf – kein Wunder – Crumpler möchte jetzt nicht mehr auffallen. Das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit: Verpennt. Wo sind die Taschen aus recycltem Kunststoff wie bei Bellroy? Vom bunten ins Einheits-Schwarz – so ist das halt, wenn es um schnelle Gewinnmaximierung und Risikoaversion gehen muss. Das Logo zu modernisieren war sicher mal fällig – zu dumm, dass man einen “lieben-bunten-Spinner” gegen einen “konformen Roboter” ausgetauscht hat – Marke kaputt. Mir hat mal einer von Crumpler gesagt, dass die Marke das höchste Gut wäre und er kurzfristigen Gewinn niemals tauschen würde gegen den Wert der Marke – tja, hat er dann wohl doch anders gemacht.

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