Als sich die 204 metallenen Kelchgefäße (je eines pro teilnehmende Nation) im Kreis zur gemeinsamen Fackel vereinen, entsteht ein Bild voller Symbolkraft. Ein Foto, dessen ästhetische Qualität fasziniert. Sicherlich der Höhepunkt innerhalb der Eröffnungsfeier der 30. Olympischen Sommerspiele 2012 in London, die neben vielen sehenswerten Momenten auch einige Längen zu verkraften hatte
Statt belanglosem Geplaudere mit den Experten Christian Keller und Kathrin Boron hätte Kommentator Wolf-Dieter Poschmann gerne auch einen Satz zur Fahnenträgerin des Iraks sagen können, die trug nämlich kein Kopftuch. Wenn wir schon von Symbolik sprechen. So ließ sich Poschmann etwa auch zu der Behauptung hinreißen, die insgesamt 8.000 mit einem Designpreis ausgezeichneten olympischen Fackeln seien „in Rüsselsheim entstanden“. Natürlich ist die Fackel in England entworfen und gefertigt worden.
Schön hingegen, dass die Leistung von Tim Berners-Lee im Rahmen der Eröffnungsfeier gewürdigt wurde. So wird dann doch noch der Bogen vom Bauernstaat und Industrienation hin zur digitalen Gesellschaft gespannt. Welchen Eindruck haben die dt-Leser von der Eröffnungsfeier?
Ich fand den Anfang sehr interessant mit der Darstellung der Entwicklung Englands, das Zusammenschmieden der Olympischen Ringe war sehr hübsch anzusehen und der kleine Gag mit James Bond und der Queen war durchaus unterhaltsam. An einigen Stellen war es jedoch etwas schleppend. Die Entstehung der großen Fackel am Ende war jedoch wieder toll.
Das Geplaudere von Poschmann mit den beiden anderen fand ich stellenweise arg uninteressant.
Tolle Show. Zu langer Einmarsch. Danach nur noch nervende Reden. 3,5 h sind zu lang, das ist doch keine Wagner-Oper. Die Arctic Monkeys waren etwas zu speziell und passten mit ihrem ersten Lied irgendwie nicht hinein. Tolle Fackel.
Die Fackel hat übrigens doch einen Bezug zu Rüsselsheim. Das im verlinkten Artikel erwähnte Unternehmen Tecosim hat seinen Hauptsitz in Rüsselsheim und die haben dort wohl einige Simulationen durchgeführt. Siehe https://m.faz.net/;s=YayUzSQEnN7invksVj8Ue16;fitScript=0/aktuell/technik-motor/olympische-fackeln-spiel-mit-dem-feuer-11822087.html
Ich fand das teilweise zu viel gleichzeitig passierte, man konnte dem Geschehen fast nicht folgen. Aber für mich waren das Erschaffen der olympischen Ringe am Anfang und die Fackel am Ende die besten Momente. Ach ja, und die Performance von Mr. Bean war großartig.
Unkonventionell war übrigens der Einsatz von Musik. Hier mal ruhiger Gesang zu schnellen Tänzern und dort dann rockigere, wenn auch balladeske, Klänge zu den schon fast Traumsequenz-artigen Friedenstauben.
Btw: Bleibt die olympische Fackel jetzt eigentlich in der Mitte des Stadions stehen? Relativ unpraktisch, oder?! Denn dann könnte man ja den Platz dort gar nicht für Sport nutzen.
@Klaus Sicher. Einen Bezug zu Rüsselsheim gibt es, aber eben nicht in der Form, dass die Fackeln dort produziert worden sind.
Interessiert mich nicht im geringsten. weder die feier noch die veranstaltung
Aus der Perspektive erinnert mich das Olympische Feuer irgendwie an Saurons Auge… ;-)
Generell wie Klaus. Ich fand gerade die ruhigen Momente teilweise etwas zu lang. Dazu noch eine absolut nervtötende Moderation. Es hat doch ernsthaft keinen interessiert, zu welcher Kreuzfahrt wer aufgebrochen ist. Dazu kommt, dass beim Einlauf meines wissens nach mehrere, auch große Nationen (z.B. Türkei) übersprungen wurden.
Ansonsten aber eine tolle Feier. Die Flamme wird im übrigen dahin gestellt, wo gestern die Glocke war.
Schöne Flammschale mit einer guten Idee dahinter… Alle 204 teilnehmenden Nationen bilden das Feuer… Schade nur, dass das Feuer nur wenigen Zuschauern zugänglich ist. In den vergangenen spielen wurde die Flammschale so am Stadion angebracht, dass alle Besucher der olympischen Anlage das Feuer sehen konnten.
Im TV wurde eben erwähnt, dass die Flammschale bis zum Beginn der Leichtathletik Wettkämpfe an den Stadionrand verlegt wird…
Ich muss auch sagen, dass für mich das Ganze überhaupt keinen Reiz hat.
Im Anfangsteil zu viel Kleinkram, zu viele Einzelheiten, die sich auf der großen Bühne komplett verloren. Außerdem verstehe ich nicht so recht, warum unbedingt damit angegeben werden musste, dass die Industrialisierung made in UK ganze Landstriche verwüstet hat… und danach geht es gleich mit Kindern in Krankenhäusern weiter. Ne positive Grundstimmung stelle ich mir irgendwie anders vor…
Der popkulturelle Teil war dagegen super, wenn auch mit einigen Längen – und ich habe Monty Pythons und Doctor Who vermisst… Die Episoden mit Mr. Bean und der Queen + James Bond waren herrliche Beispiele für Britischen Humor und Selbstironie und wirkten angenehm sympathisch, generell war das ganze wesentlich cooler und lockerer als die durchgestylte überpefekte Show in Peking. Trotzdem finde ich nach wie vor, dass Sydney 2000 unerreicht bleibt.
Die Inszenierung der Flamme finde ich großartig, es ist aber etwas schade, dass, selbst wenn sie jetzt noch an den Rand geschoben wird, nur innerhalb des Stadions sichtbar ist und nicht auch weithin von außen.
Und wer lässt eigentlich Poschmann immer wieder ins Fernsehen? Der Kommentar war ja mal wieder grausam. Zudem musste uns die deutsche Regie unbedingt noch Bilder von deutschen Sportlern beim Rumstehen zeigen, anstatt die einlaufenden Nationen ins Bild zu nehmen. Wenn sich schon mal alle 4 Jahre lauter exotische Staaten der Welt präsentieren, von denen die meisten Menschen noch nie gehört haben, dann sollen die gefälligst auch gezeigt werden!
Eine Riesenshow, ohne Zweifel!
Und sie kam mir sehr tolerant vielfältig und modern vor. Als Beispiel haben sie bei dem Teil wo sie die TV- und Musikerfolge gezeigt haben, alles an Musik gezeigt, was aus England kommt. Sie hätten auch nur die üblichen Verdächtigen zeigen oder Spielen können. Queen, Andrew Lloyd Webber, Annie Lennox, Elton John…
Und bei der Einspielung der Filme kam so eine Knutschszene und da haben sich (so habe ich das zumindest gesehen) zwei Frauen geküsst. Und ich habe bei der Feier von Griechenland nicht so viele Menschen unterschiedlicher Hautfarbe gesehen.
Schön auch immer wieder, wie viele – gerade aus vielen Insel-Staaten – mit Hut einmarschieren.
Und auch sehr lustig: Die Deutschen in Blau/Pink!!!
Ich bin mal gespannt, was die Deutschen bei ihrer Olympiade auf die Beine stellen und zeigen :-)
Wie? Natürlich kommt Olympia auch wieder zu uns. Ist doch klar! :-) Irgendwann.
@CSMA: Die Türkei war beim Einmarschieren auch dabei. Die Fahnenträgerin war eine große Volleyballspielerin deren Namen ich leider vergessen habe.
Grandioses Gewusel, die erzählte Story ganz gut, aber zuviele Schnitte und zuviel Tempo und Details für einen normal großen TV-Monitor. Das fing schon beim Einspieler an, wo die Kamerafahrt wie irre auf London zuflitzte. Ich dachte die ganze Zeit an Bühnenlogistik, aber es kamen keine Emotionen auf. Mr. Bean und die Popsongs halfen dann. Insgesamt beeindruckend.
Poschi ist nicht berauschend, aber relativ ok. Immerhin Ex-Leistungsportler. Immer noch besser als die ewigen Wie sehr…wie sehr…-Fragenkreise von Steinbrecher und Damen. Denen fehlt jeglicher Pfiff, Kreation, Risiko, Charme – es ist immer, immer das gleiche Fragen-Konzept/Design. Lassen wir das.
Fand ich klasse.
Ich bin dann zu Eurosport gewechselt weil die deutsche Regie echt unterirdisch war schon fast zu “ich bezogen” und respektlos, man findet immer was ob der oder der anderer nicht erwähnt worden ist, wieso das und das, alles Blödsinn, es war klasse nur die deutsch haben was falsch verstanden, es sind die Sommerspielen nicht die Winterspielen.
Apropos Musik: Habe versucht heraus zu bekommen, wer diese geile Vocal-Trance-Nummer bei dem “Industrialisierung” Sequenzen komponiert hat: And I Will Kiss von Underworld. Wirklich amtliche Muke-sehr epochal…
Hab noch was vergessen- 3 Anmerkungen: 1. Die Eröffnung von London war ok- hat mich aber nicht so ganz getoucht. Wirkte mir teilweise zu wirr und war anstrengend. Das Ende war sehr merkwürdig. Wo war das Ende? 2. Was für die Austragung der Fussball WM Deutschland ist, ist für mich gleichzeitig-was Olympia-Eröffnungsfeiern, angeht Sydney 2000 das Maß aller Dinge. Unerreicht und einzigartig. 3. Was Olympia in Deutschland angeht: Mir stößt dieses Thema seit nunmehr 2 Jahrzehnten extrem mächtig auf. Es kann einfach nicht sein, das eine Nation dieser Größe seit Jahrzehnten “voll in die Röhre” bei diesem Thema schaut. Ohne jegliche Aussicht auf Erfolg irgendwann. Selbst für Winterspiele reichts nicht. Aber die Entscheidungen des IOC sind ohnehin zwischenzeitlich sehr fragwürdig. Da gehts mehr um Politik als um Sport.
“eine Nation dieser Größe”
Es gibt viele, größere Nationen, die hatten noch nie olympische Spiele. Und viele nur unwesentlich kleinere, die hatten auch noch nie olympische Spiele. Deutschland hatte bereits dreimal olympische Spiele und hat sich alle drei Male nun wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.
Nebenbei: Als Steuerzahler finde ich es sehr angenehm, wenn andere Länder auf den Milliarden und der zurückbleibenden überdimensionierten Infrastruktur sitzenbleiben. Das hat ein Ausmaß an Gigantomanie angenommen, das ich für keineswegs mehr erstrebenswert halte.
Also ich weiß es ja nicht…
Man geht in London schon komisch mit der Olympischen Symbolik um… Flamme an… Flamme aus… Schale zieht um… Flamme an… Keiner kann sie sehen in der ersten Woche der Spiele… Naja…
https://www.dailymail.co.uk/news/article-2180965/Olympic-cauldron-extinguished-moved-new-position-stadium-tickets-it.html
Ganz großes Kino!
Hallo
ich fands super: Inszenierung, Musik, Story, Humor, Einmarsch der Nationen bei 120 bpm (damit es nicht so ewig dauert): Fiji-Inseln mit den Bee Gees, und die Chinese laufen mit West End Girls ein.
Das Gewusel in den einzelnen Sequenzen war gewollt; auch, um sich von der sehr durchsortierten Inszenierung der Chinesen zu distanzieren. (1) In Peking trommelten 2008 Trommler in Reih und Glied – und die 1000 Trommler in der Pandemonium-Sequenzin London kamen aus allen Ecken sehr unsortiert ins Stadion.
Ich habe gestern die Pressemappe auf london2012.co.uk gefunden. Hier der Link: https://www.london2012.com/about-us/publications/publication=opening-ceremony-media-guide/
Die stilisierte Cauldron auf dem Cover kann sich sehen lassen. Da gab es sozusagen eine Corporate Identity in der CI an sich. Dieses Design spiegelt sich auch auf dem Cover der CD mit der Musik der Opening Ceremonies wider.
Wer weitere Infos zum Making Of benötigt, sollte im tumblr Blog der Ceremonies nachschauen: Fotos, Videos etc. (2)
Bemerkenswert im Sinne eines “Designs” innerhalb der gesamten Inszenierung fand ich zum einen die musikalischen Bezüge bzw. das wiederkehrende musikalische Motiv: das gepfiffene “Caliban’s Dream”, das auch in And I Will Kiss vorkommt. Zum anderen das nationenweise Hereintragen der einzelnen copper petals, die dann innerhalb der Cauldron-Mechanik zusammengefügt werden. Solche “additiven” Ideen finde ich immer gut.
(1) Vgl. u.a. https://thediplomat.com/china-power/when-politics-become-olympic-art/
(2) https://olympicopeningceremony.tumblr.com/